Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

den Gebäuden verbundenen Nebenarbeiten, wie Wasser- 
versorgung, Kanalisation, Terrainbefestigung u. s. w., 
bedeutendere Kosten erfordern als in deutschen 
Städten, da das zu bebauende Terrain vollständig 
wüst ist und jeder Vorbedingung zum Bauen, wie 
man gewohnt ist, sie in Deutschland fast überall zu 
finden, ermangelt. 
Außer diesen Wohngebäuden, welche fast alle 
durch private Thätigkeit ihrer Eimvohner mit hüb- 
schen Gärten umgeben wurden, sind im Jahre 1893 
ferliggestellt: das Hauptmagazin, ein 60 Meter langes 
Gebäude, welches die Kammern der Schutztruppe, 
die Ausrüstungsgegenstände für Expeditionen des 
Gouvernements und die Wohnungen für die in den 
Räumen desselben thätigen Beamten enthält. An der 
einen Schmalseite befindet sich der Flottillenhof und 
für die Bestände der Flottille zwei Fachwerkschuppen 
mit Gipsdielenverkleidung. In dem einen derselben 
befinden sich die Spritzenräume. An der anderen 
Schmalseite erstreckt sich der Bauhof mit seinen 
Materialienschuppen, einem kleinen Wohnhaus für 
die Baubeamten und den Werkstätten für die ver- 
schiedenen Handwerkszweige. An diesen schließt sich 
der Zollhof mit der Zollniederlage an. Vor dem 
Zoll ist eine Quaianlage mit großen Erdmauern, 
zwischen denen sich eine aus Korallenmauerwerk her- 
gestellte schiefe Ebene befindet, auf welcher die auf 
die untere Plattform aus den Dhaus und Leichtern 
geschafften Waaren auf die obere Plattform vor dem 
Zollschuppen befördert werden. 
Die beiden Gebäude des Forts in Dar-es-Salaäm 
sind für Büreau= und Wohnzwecke ausgebaut worden. 
Im Erdgeschoß des Hauses B sind Gefängnißzellen 
für Europäer eingerichtet. Ein Gefängniß für Ein- 
geborenc befindet sich in der Ausführung. 
Eine neue Schaurihütte neben der Station, in- 
mitten gärtnerischer Anlagen, ist vollendet worden. 
Ein neuer Stall für 60 Maulthiere ist in der Aus- 
führung begriffen, die Vorarbeiten für die Anlage 
von Reparaturwerkstätten der Flottille sind begonnen. 
Für die Wasserversorgung der Stadt ist durch 
Anlage neuer Brunnen in moderner Weise Sorge 
getragen. Die früheren arabischen Kesselbrunnen, 
welche in der Stadt vorhanden waren, versiegten 
in der trockenen Zeit regelmäßig. Nach der Heraus- 
sendung von deutschen Brunnenarbeitern ist diesem 
Uebelstande dadurch abgeholfen worden, daß die 
Brunnenchlinder, aus Cementkonkret in eiserner Form 
hergeslellt und mit Falzen aufeinander gepaßt, in die 
Erde bis auf tiefc, wasserführende Schichten gesenkt 
wurden. Die Herstellung der Cylinder ist einfacher, 
die Arbeit des Senkens leichter und die Gesammt- 
kosten billiger als die Herstellung gemauerter Kessel- 
brunnen. Es sind über zehn Brunnen mit Pump- 
vorrichtungen in der Stadt entstanden. Davon 
enthalten leider zwei brackiges Wasser. Es sollen 
diese beiden durch Tiefbohrung weitergeführt werden. 
Die Tiese der Brumnen ist durchschnittlich über 
zehn Meter, und das Wasser musi durch Druckpumpen 
278 
  
gefördert werden. Die Bevölkerung empfindet die 
Anlage derselben als eine Wohlthat. Nach Fertig- 
stellung von genügend vielen Brunnen in Dar-es- 
Saläm sollen die Brunnenmacher die anderen Küsten- 
stationen mit neuen Brunnen versehen und dann im 
Verein mit den neu auszuführenden Karawanenwegen 
allmählich mit der Anlage von Wasserstellen im 
Innern vorgehen. 
Ein Versuch, Mauerziegel in Dar-es-Saläm zu 
streichen, muß als gelungen betrachtet werden. Die 
hergestellten 20000 Ziegel sollen beim nächsten Neu- 
bau ihre Verwendung finden. 
Die Aufstellung eines Holzschneidewerks mit 
Dampfbetrieb, wozu die Maschine einer wracken 
Dampfpinasse von der Flottille bereits hergestellt ist, 
wird vorbereitet. Im Anschluß daran ist die An- 
lage eines größeren Lagers einheimischer Rohhölzer 
in Simba-Uranga an der Rufidjimündung verfügt 
worden und soll der Verarbeitung einheimischer Hölzer 
zu Bauzwecken größere Aufmerksamkeit als bisher 
geschenkt werden, da die aus Deutschland importirten 
dem hiesigen Klima gegenüber nicht so beständig und 
viel zu theuer sind (der Kubikmeter deutsches und 
schwedisches Holz kostet zur Zeit 75 bis 78 Rupien). 
An den übrigen Küstenplätzen sind folgende Bau- 
arbeiten während des Jahres 1893 zur Ausführung 
gelangt: 
Tanga. Unterhaltung des Forts, Aufstellung 
und Durchführung eines neuen Bebauungsplanes für 
die Stadt anläßlich der neuen Usambara-Eisenbahn- 
anlage; ein neues Pulverhaus ist begonnen, ein 
Kohlenschuppen fertiggestellt. Die Arbeiten für die 
Anlage einer neuen, etwa 300 Meter langen Lan- 
dungsbrücke sind vorbercitet und dürften in wenigen 
Monaten zum Abschluß gelangen. 
Pangani. Die Arbeiten haben sich bisher auf 
Reparaturen und Unterhaltung der Station beschränkt. 
Eine Kaserne in Eingeborenenbauart für 60 Askaris 
und eine ebensolche für 24 Polizeiaskaris sind in 
Ausführung begriffen. Ein neues Pulverhaus ist 
ausgeführt worden. 
Saadani. Durch Ableitung des neben der Station 
befindlichen Flusses, welcher das Fort durch Ab- 
waschung der Uferböschung gefährdete, ist mittelst 
eines Durchstiches nach dem Meere vorerst Abhülfe 
geschaffen. Eine neue Brunnenanlage versorgt die 
Station mit frischem Wasser. 
Der bauliche Zustand des Forts ist ein schlechter. 
Sein Bestand dürfte in nicht allzu langer Zeit in 
Frage gestellt sein. Ein Umbau erscheint unter 
Berücksichtigung des baulichen Zustandes ausgeschlossen. 
Bagamoyo. Die Arbeiten für den Neubau 
einer Zollanlage, welche den Bedüfnissen eines er- 
weiterten Betriebes Rechnung trägt, sind begonnen. 
Dieselben sollen so gefördert werden, daß die Neu- 
aulage bis zur nächsten grosßten Regenzeit fertiggestellt 
ist. Ein neues Pulvermagazin ist erbaut worden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.