Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

— 279 — 
Die Privatbauthätigkeit der Stadt hat sich be- 
Ein neues Postgebäunde ist durch 
deutend gehoben. 
einen indischen Unternehmer fertiggestellt. 
Kilwa. Die Bauthätigkeit hat sich beschränkt 
auf den Ausbau eines alten Gebäudes für die Po- 
lizeiaskaris, Reparaturen und Unterhaltung der 
Kasernen und des Forts, Anlage eines Viehstalles, 
Fertigstellung einer neuen Schaurihütte. 
Lindi. Das Fort mit den Stationsgebäuden ist 
ganz ausgebaut worden, sämmtliche Häuser haben 
neue Dachstühle mit Wellblechabdeckung erhalten. 
Auf die Wasserabführung der Dächer ist Werth ge- 
legt durch Anlage neuer Kanäle. Die Arbeiten sind 
der Vollendung nahe. Ein neues Pulverhaus ist in 
der Ausführung begriffen. 
Mikindani. Die Verbindung der Station mit 
der Stadt ist durch eine neue massive Brücke wieder 
hergestellt. Die übrigen Bauarbeiten haben sich nur 
auf die Unterhaltung des Bestehenden bezogen. 
Die Zollbauten an der Küste und auf 
den Inseln. 
Die Bauarbeiten für die kleinen Zollnebenstationen 
beschränkten sich in erster Linie auf den zweckmäßigen 
Ausbau der vorhandenen Gebäude, gewöhnlich Häuser 
in Negerbauart, weil diesen Zollämtern meistens Inder 
und Goanesen vorstehen, welche sich im Allgemeinen 
der Lebensweise der Eingeborenen angepaßt haben. 
Nur wo deutsche Beamie die Geschäfte führen, ist 
den vermehrten Bedürfnissen derselben Rechnung ge- 
tragen worden. So ist auf der Insel Chole durch 
Ausbau einer alten portugiesischen Ruine ein zweck- 
mäßiges Gebäude geschaffen. Für Mohoro ist ein 
Holzhaus auf Pfählen mit einer größeren Zollhaus- 
anlage, welche durch den Akida gebaut wird, in der 
Ausführung begriffen. Für Kwale sind die Vor- 
bereitungen eines kleinen massiven Wohnhauses in 
die Wege geleitet. Ebenso befindet sich in Moa ein 
kleines zweistöckiges Gebäude für einen deutschen 
Zollbeamten. 
Die Leuchtthurmbauten an der Küste. 
Von den fünf Leuchtthürmen an der Küste und 
auf den vorgelagerten Inseln sind zwei bis auf 
Anbringung der Beleuchtungsapparate, welche aus 
Deutschland bezogen werden, fertiggestellt. Es sind 
dies die 22 Meter hohen Thürme auf den Inseln 
Ulenge bei Tanga und Außermakatombe bei Dare-es- 
Saläm. Zwei weitere, ein 22 Meter hoher Leucht- 
thurm auf Ras Mkumbi der Insel Mafia und ein 
17 Meter hoher auf der Insel Süd-Fanjore bei 
Kilwa, sind in der Ausführung begriffen und werden 
in etwa vier Monaten fertiggestellt sein. Der fünfte 
Thurm auf dem Festlande bei Ras Kanzi ist aus 
Mangel an verfügbaren technischen Kräften noch nicht 
begonnen. 
  
Die inneren Stationen. 
Der Ausbau der inneren Stationen hat mit den 
baulichen Maßnahmen der Küste nicht gleichen Schritt 
halten können. Die Schwierigkeit, geeignete Mate- 
rialien an den verschiedenen Orten oder in deren 
nächster Umgebung zu finden, der Mangel geschulter 
Arbeitskräste, welche ungern von der Küste ins 
Innere gehen, das Fehlen geeigneter technischer Hülfs- 
kräfte und vor Allem die gänzliche Unzulänglichkeit 
der zur Verfügung stehenden Mittel gegenüber den 
durch die Entsernung vergrößerten Hindernissen mußten 
hemmend darauf einwirken. Auch war es natur- 
gemäß, daß an den Ausbau der Stationen im Innern 
erst gedacht werden konnte, nachdem man als erste 
Etappe festen Fuß an der Küste gefaßt hatte. So- 
dann konnte an den Ausbau einer Station erst ge- 
dacht werden, wenn die Gewähr gegeben war, daß 
sie als fester Punkt inmitten der fluktuirenden afrika- 
nischen Bevölkerung sowohl in handelspolitischer wie 
auch militärischer Hinsicht für eine absehbare Reihe 
von Jahren anzusehen ist. Solche Stationen sind 
hauptsächlich die an alten Centren der unzähligen 
Karawanenstraßen, welche Afrika durchziehen, gelegenen 
und die militärischen Centren mit ihren Etappen 
innerhalb unruhiger Landschaften, welche dauernd im 
Zaume zu halten sind. Zu den letzteren gehören die 
Stationen des Kilimandjarogebieles, Moschi, Massinde, 
Marangu und einige Grenzstationen des Südens, zu 
den ersteren Mpwapwa und Tabora. 
In Kilossa und Moschi ist mit Ziegelbrennen 
vorgegangen worden. Einige Tagereisen von Kilossa 
soll Kalkstein vorhanden sein; doch fehlen noch ge- 
naue Nachrichten darüber. 
Bis jetzt haben die Stationschefs den Ausbau 
ihrer Wohnhäuser selbst geleitet. Es ist deshalb nicht 
zu verwundern, wenn sie Klagen über die geringe 
Dauer ihrer Bauwerke immer wieder vernehmen 
lassen, nach welchen ein eintägiger Regen oft genügt, 
um die Arbeit von Monaten in Frage zu stellen. 
Nur in Moschi und Marangu ist ein Techniker mit 
der Bauleitung betraut, und es treffen gerade dort 
verschiedene günstige Verhältnisse zusammen. 
Die Arbeiterbevölkerung. 
An der Küste setzt sich das Arbeiterpersonal aus 
allen möglichen Rassen und Stämmen fast dreier 
Welttheile zusammen. Die Hauptmasse der gewöhn- 
lichen Arbeiter ohne Handfertigkeit stellen die Ein- 
geborenen Afrikas, am meisten zur Zeit der Kara- 
wanen die Trägerstämme, die an der Küste auf neue 
Trägerdienste wartend sich häufig zur Arbeit melden. 
Ihre Leistungsfähigkeit ist sehr gering. Ueber Lasten- 
tragen, Heranschleppen von Baumaterialien u. s. w. 
geht sic selten hinaus. Die Ausnuß#ung ihrer körper- 
lichen Kräfte ist fast immer abhängig von der Geduld 
und Behandlungsweise ihrer Ausseher. Sie sind 
scheu und furchtsam und gehen, wenn sie genügend 
verdient haben, bei sich bietenden Gelegenheiten ins 
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.