Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

281 
Wir behalten uns vor, auf die Thätigkeit der 
beiden Forscher des Näheren zurückzukommen. 
Der auf botanischem Gebiete so verdiente Samm- 
ler Holst — der inzwischen zu unserem größten 
Bedauern an der Küste der Dysenterie erlegen ist, 
— hatte am 8. März die Station verlassen. Dadurch 
werden die Arbeiten in dem neu angelegten Versuchs- 
für den erst 
garten leider unterbrochen werden, 
und Sumpf unsschlossen, hat der Platz leine Brise. 
Spaete wird versuchen, durch Schlagen einer Lichtung 
die Luft zu verbessern. Bereits hat derselbe mit dem 
kürzlich eine größere Sendung seitens des hiesigen, 
botanischen Gartens abgegangen ist. 
die Sämereien u. s. w. durch die Missionen am Kilima- 
ndjaro verwendet werden können. 
-amerun. 
Ueber die Stationen des Schutzgebietes Ramerun. 
Ein vom 31. März datirter Bericht des Gouver- 
neurs v. Zimmerer spricht sich über die Lage auf 
den vorgeschobenen Stationen, wie folgt, aus: 
i. Rio del Rey-Station, Leiter Clauß. Soeben 
von einer Bereisung des Rio del Rey-Gebietes in 
seiner ganzen Breitenansdehnung zurückgekehrt, gereicht 
es mir zur besonderen Freude, zu berichten, daß Zoll- 
assistent Clauß der ihm gestellten Aufgabe, im Man- 
groveschlamm und mit Hilfe desselben einen festen 
Doch werden 
Grund anzulegen und auf demselben die nöthigsten 
provisorischen Bauten aus Bambu (Naphiazweigen) 
und Mangrovestämmen zu errichten, über Erwarten 
gerecht geworden ist. 
Der für die Zollstation ausersehene Platz wird 
nach einiger Zeit gesunder werden als derjenige ist, 
auf welchem die nebenanstehende schwedische Faktorei 
errichtet ist, denn der Grund ist fester, wird sich 
wenig senken, und die See= und Landbrisen haben 
freieren Zutritt. 
Die Station ist mit Munition und Reis zur 
Genüge versehen. 
2. Lobe= (in Calabarsprache Ndobe-) Station, 
Leiter Spaete. Um nach Lobe zu kommen, giebt 
es zur Zeit zwei Möglichkeiten: entweder man fährt 
von der Rio del Rey-Station mit der schwedischen 
Dampfbarkasse quer durch die Krieks nach der Ekundu- 
faktorei und von da per Boot oder Kanu nach Lobe, 
was unter günstigsten Verhältnissen, Benutzung von 
Ebbe und Fluth, Vermeidung von Gegenstrom und 
Schlammbänken in 14 bis 15 Stunden gemacht 
werden kann; oder man fährt mit dem kleinen, auf 
Holzheizung zugeschnittenen Dampfer „Luda“ der 
Ambasbai-Trading-Kompagnie von Victoria über die 
Barre bei Bamosso und dann per Boot oder Kanu 
nach Lobe in 6 bis 7 Stunden. Der letztere Weg 
wird gewählt werden, um Spaete von Victoria zu 
verproviantiren. 
Die Station Lobe liegt da, wo eine schmale feste 
Landzunge an den eng und seicht verlaufenden Lobe- 
kriek heranreicht, und eine kleine Hütte als schwedische 
Faktorei angegeben ist. Rings von hohem Walde 
  
ihm eigenen Geschicke aus Bambus und Mangrove- 
stecken ein luftiges Wohnhaus, ein Vorrathshaus, 
Arbeiterhäuser, Kaserne, Gefängniß und dergleichen 
im Viereck um das Wohnhaus herum hergestellt und 
alles umzäunt. 
Jch habe Spaete Proviant zugeführt; Gewehre 
und Patronen besitzt derselbe reichlich. 
Spaete sieht sehr wohl aus. 
Welche Bedeutung der Station beizumessen ist, 
kann vollständig erst nach längerem Bestehen derselben 
übersehen werden. Sie ist in erster Linie wichtig 
für den Handelsweg, welcher sich von den westlich 
des Kamerunberges gelegenen Gebieten nach dem Rio 
del Rey hinzieht. Ich habe Spaete beauftragk, In- 
sormationsreisen in das Gebiet zwischen Ndian und 
den Fällen des Croßflusses zu unternehmen, da die 
Kenntniß unseres Grenzgebietes gegen das Gebiet 
des Nigerküsten-Protektorats eine noch sehr unvoll- 
kommene ist. 
Das Bezirksamt Victoria ist angewiesen, die 
Stationen Lobe und Rio del Rey via Bamosso — 
Lobe zu versehen. Durchschnittlich alle 14 Tage 
läuft „Luda“ nach Bamosso. 
3. Station Idia, Leiter Lieutenant v. Brau- 
chitsch. Diese Station ist mit Allem versehen und 
im regsten Verkehr mit dem Gouvernement. Während 
der trockenen Jahreszeit kann sie, weil der Kwakwa 
nicht passirbar ist, uur von Malimba aus mit Lebens- 
mitteln versehen werden. 
4. Station Yaünde, Leiter Zenker. 
5. Station Lolodorf, Leiter Nette. 
Beide Stationen sind reichlich mit Waffen und 
Munition versehen. » 
Zur Zeit ist Nette in Kribi, Zenker hier. Letterer 
wird in wenigen Tagen, mit Allem was er wünscht 
ausgerüstet, die Rückreise antreten. Ich habe Zenker 
einen weiteren Gehülfen beigegeben, weil er eine 
Reise zu den Uelles machen und eventuell dort eine 
provisorische Station anlegen will. Zenker hat hier 
Studien im Observiren unter Beihülfe des Lieute- 
nants Deimling vom Vermessungskommando ge- 
machk. Nette wird sich in Kribi verproviantiren. 
In dem System der Verproviantirung habe ich eine 
Aenderung eintreten lassen. Bisher war die Für- 
sorge für die Stationen hier in Kamerun centralisirt, 
und alle Wünsche mußten erst hierher berichtet und 
dann von hier aus befriedigt werden. Das ist bei 
der seltenen Verbindung Kameruns mit Kribi un- 
durchführbar. Ich habe daher die Sorge für Aus- 
rüstung und Verproviantirung der beiden Stationen 
dem Bezirksamte Kribi als der Kopfstation über- 
tragen und nur die nachträgliche Genehmigung des 
Veranlaßten einzuholen demselben zur Pflicht gemacht. 
Demnach werden die direkten Proviantsendungen 
nach Kribi vergrößert werden.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.