Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Ertrag der Kaffee= und Kakaokultur. 
Angebracht wird es sein, einige Zahlen über den 
Erlrag der Kaffee= und Kakaobäume in St. Thome 
zu geben, es muß aber bemerkt werden, daß man 
sich hier einer mehr extensiven als intensiven Kultur 
befleißigt, man arbeitet auf schnellen, weniger auf 
dauernden Erfolg, deshalb steht der Ertrag pro 
Einheit unter dem anderer Länder. 
Es sind in St. Thomé heute ungefähr 280 
Quadratkilometer mit Kaffee und Kakao bepflanzt; 
nach verschiedenen Jahresmitteln giebt 1 Hektar bloß 
450 Kilogramm Produkt, 1 Quadratkilometer also 
45 Tonnen. — Auf Monte Casé wird dieses Mittel 
überschritten, diese Pflanzung hat im Betriebe 520 
Hektar Kaffee und 280 Hektar Kakao, im Ganzen 
800 Hektar und erntet im Durchschnitt 700 Tonnen, 
400 Tonnen Kaffee und 300 Tonnen Kakao. 
1 Hektar giebt daher im Mittel 875 Kilogramm 
und 1 Kaffecpflanzung 770 - 
1 - Keakaopflanzung 1070 
Arbeiter rechnet man auf 1 Hektar 0,7 bis 0,8, 
auf 1 Quadrakkilometer also 70 bis 80, diese machen 
aber auch die Neupflanzungen mit, jährlich 50 bis 
60 Hektar. 
Ein Hektar hat durchschnittlich 625 Kaffeesträucher 
oder 400 Kakaobäume, man pflanzt also in 4 Mcter 
resp. 5 Meter Entfernung; die nöthigen Bananen 
und Schattenbäume verringern die oben angegebenen 
Zahlen. Zwei Setzlinge, welche man immer in ein 
Loch pflanzt, gelten als eine Pflanze. Beim Kakao 
macht man das Land möglichst rein und pflanzt 
Bananen als Schattenspender, beim Kaffee jedoch 
durchforstet man nur den Urwald kaum zur Hälfte 
und schlägt nach 2, 3 und 4 Jahren, je nach Wachs- 
thum des Kaffees, nach; gewiß ist dies gegen die 
Regeln der Gartenbaukunst, hat aber hier nicht zu 
übersehende Vortheile, denn: 
1. kann man gleich im 1. Jahr sehr viel pflanzen, 
2. wachsen die Pflanzen rascher. 
Die oben angegebenen Zahlen auf das Victoria- 
gebiet angewandt, müssen die dort vorhandenen 
600 Quadratkilometer aubaufähigen Landes nach 
dem allgemeinen Ergebniß der Insel St. Thomé 
27 000 Tonnen Produlte geben, und nach dem Beispiel 
von Monte Casé 52500 Tonnen— 105.000 000 Pfund. 
Die ökonomischen Verhältisse in Kamerun müssen 
als sehr günstig für Plantagenanlagen bezeichnet 
werden, es sei erwähnt, daß 
1. das Land noch sehr billig ist, 
2. falls die bisherigen Bestrebungen, die Ein- 
geborenen des Schutzgebietes zu geregelter Arbeit zu 
erziehen, weiter von Erfolg begleitet sind, Arbeiter 
mit der Zeit leicht und nicht theuer erhältlich sein 
werden; 
3. in absehbarer Zeit keine Ausfuhrabgaben auf 
die kolonialen Produkte erhoben werden; 
4. nur geringe Eingangszölle auf den zum 
Plantagenbau nöthigen europäischen Erzeugnissen 
liegen; 
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5. die Verwerthung von Nebenprodukten: Mais, 
Bananen, Palmöl, Palmwein, Zuckerrohr, Ingwer u.s. w., 
namentlich in den ersten Jahren, die Ausgaben be- 
trächtlich vermindern hilft. — 
Stellen oder Plätze anzugeben, welche bei etwaiger 
Anlage einer Plantage in erster Reihe zu bevorzugen 
seien, ist, bei den noch nicht beendeten Grundbuch- 
eintragungen und den Ansprüchen Einzelner, welche 
Land zu besitzen angeben, wohl hier nicht am Platze. 
Anlagekapital. 
Die Anlagekosten einer Pflanzung in einem Land- 
komplex von 800 bis 1000 Hektar, von welchen 
500 Hektar in intensiven Betrieb genommen werden 
sollen, muß man sich wie folgt vorstellen: 
I. Einmalige Ausgaben: Mark 
1. Landankaof 100 000") 
2. Erste Installation. 25 000 
3. Werkzeuge, Utensilien, Maulthiere. 10000 
4. Samen und Pflanzen. ’ 10000 
Summe 145 000 
II. Jährliche Ausgaben: 
1 Administratror. 129000 
1 Schreiber und Magazinverwalter 4 000 
5 Aufseher à 1800 Mark . 9 000 
1 Zimmermann. . .. 2 400 
1 Krankenwärter 1 500 
400 Arbeiter à 380 Mark 142 000 
Generalunkosten, Arzneien 2c. 15 000 
Summe 185 900 
Rechnet man nun, daß die Einnahmen bis Ende 
des 4. Jahres zu Verbesserungen, Bauten u. s. w. 
ausgegeben werden, so betragen die Ausgaben am 
Ende dieser Periode 888 600 Mark. — Diese 
Schuld mit Zinsen wird nun durch den Werth der 
Produlte getilgt bis zum 10. oder 11. Jahre, die 
schuldenfreie Pflanzung kann dann 200 Tonnen Kaffee 
und 260 Tonnen Kakao produziren, deren Reinertrag 
an 200 000 Mark reichen wird. 
Besteigung des Kamerungebirges. 
Vom 24. Februar bis 10. März hat der stell- 
vertretende Gouverneur in Begleitung des Regierungs- 
arztes Dr. Plehn und des Konsuls Spengler 
aus Sao Thomé eine Besteigung des Kamernn- 
gebirges ausgeführt, bei welcher die Dörfer Boana, 
Soppo, Buca, Mapanya und Bonjongo besucht und 
eine Höhe von 10000 Fuß erreicht wurde. Die 
Besteigung des Gipfels wurde durch Erkrankung 
mehrerer Träger unter dem Einfluß der niedrigen 
Temperakur verhindert. 
  
  
*) Die Kosten für Landerwerb werden erheblich unter 
dem Anschlage bleiben.
	        
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