poration und einem Magazin der englischen Ma-
rine. Hier trafen wir die der genannten Gesellschaft
gehörige, in Reparatur befindliche „Domira“, einen
noch ziemlich neuen, aber sehr verwahrlosten und
ausgefahrenen Schraubendampfer, der fast nach jeder
Reise einer bedeutenden Reparatur unterworfen
werden muß.
Am 10. ankerten wir auf der Rhede von Fort
Johnston; eine etwa 100 Meter lange Barre mit
nur 2½⅛ bis 3 Juß Wasser schließt für den „Her-
mann von Wissmann“ den Eingang zum Fluß. Das
englische Kanonenboot „Pioneer“ lag segelfertig auf
der Rhede und begab sich gleich nach unserem Ankern
zu einer Rundltour um den See fort. Wir fuhren
mit dem Schiffsboot in den Fluß hinein und trafen
auf der deutschen Station den Kapitän Berndt und
den Maschinisten Seidel, die für den Dampfer
„Hermann von Wissmann“ hierher geschickt waren.
Die Station besteht aus einem aus Lehm aufgeführten
Wohnhause mit drei Zimmern, einem kleineren Hause
für die stationirten Baharias und ist mit einem
flachen Graben und einem lleinen Bambuszann um-
geben. Sie hat ungefähr 70 Schritt im Geviert
und liegt 20 Schritt vom Fluß entfernt.
Angrenzend liegt die Faktorei der Alrican
Lakes Trading Corporation, ihr gegenüber auf
dem rechten Ufer ein großes Dorf Namens
„Mponda“. Die „Festung“ selbst liegt etwa
20 Minuten weiter stromaufwärts. Einige Mi-
nuten von ihr entfernt ist ein Komplex von
Wohnhäusern und Magazinen für die Marine auf-
gebaut. Die Gegend ist absolut flach und sumpfig
und soll sehr ungesund sein, außerdem verhält sich
die Bevölkerung den Engländern gegenüber feindlich.
Von dem ältesten Seeoffizier, Lieutenant Commander
Robertson, erfuhr ich manches Interessante, so zum
Beispiel, daß die Portugiesen beabsichtigen sollten,
von der Mpombabai, einem sehr guten Hafen südlich
vom Rovuma, eine Eisenbahn direkt nach dem Nyassa
zu bauen, und daß die Strecke bereits tracirt sei;
daß an einem am Fluß gelegenen Orte Namens
Leonda Unruhen ausgebrochen seien; daß der Kom-
missar H. H. Johnston in nächster Zeit auf Ur-
laub gehe und von dem Vizekonsul Charp vertreten
werde.
Am 12. kam das von einem Deckoffizier befehligte
englische Kanonenboot „Dove“, ein Naddampfer,
nach Fort Johnston und sollte am nächsten Tage
nach Mpimbi zurückdampfen. Von dem Kapitän
Robertson wurde uns die Mitfahrt angeboten,
was wir um so lieber annahmen, als im Stahlboot
„Liebert“ der Platz durch den kranken Unteroffizier
Mergarten bereits sehr in Anspruch genommen
wurde.
Am 13. gingen wir also mit der „Dove“ strom-
abwärts, das Stahlboot „Liebert“ im Schlepp, bis
nach der bereits erwähnten Station Leonda der Ad-
ministration, wo wir festmachten. Lconda ist ein
sumpfiger, niedrig gelegener, aus ein paar Hütten
306
bestehender schmußiger Plat, der von 3 Sikhs, etwa
8 Maknas und 3 Somalis unter Führung eines
Mr. Wiggers besetzt ist.
Am 14. kamen wir in Mpimbi an und gingen
von dort mit dem „Liebert“ nach Matope weiter,
wo eine Station der Alrican Lakes Trading
Corporation sich befindet. Von hier aus gingen
wir die beiden folgenden Tage durch theilweise
sumpfiges Land, welches allmählich in leichte Wald-
steppe übergeht, auf breitem, gut gehallenem Wege
nach Blantyre — Mandala —, wo wir in einem
Hause der Alrican Lakes Trading Corporation
Unterkommen fanden. Der Unteroffizier Mergarten,
der schwer krank in Blantyre ankam, wurde im
Hause des Dr. Scott auf das Froeundlichste auf-
genommen und verpflegt. Blantyre ist eine Schöpfung
der Scotch church Mission und liegt in gesunder
und fruchtbarer Gegend. Es hat eine sehr schöne
Kirche, breite Alleen, gute Häuser, Werkstätten,
Schulen, Stallungen u. s. w. und reiche Garten-
anlagen, in denen fast sämmtliche europäischen Gemüse
und allerlei tropische Früchte wachsen.
Etwa 20 Minnten von Blantyre entfernt liegt
Mandala, die Hauptstation der African Lakes
Trading Corporation, bestehend aus sechs ver-
schiedenen großen Wohnhäusern, Magazinen, Stal-
lungen und einem im Bau begriffenen Hotel. Der
Manager der Gesellschaft ist Mr. Low Monteith
Fotheringham, ebenso wie alle übrigen Angestellten
ein Schotte.
Ferner befindet sich in Mandala eine Faktorei
des Herrn Scharrer („Kubula stores"), einige
Plantagen der Gebrüder Buchanan, eine Faktorei
des Italieners Lamagna, Post, Konsulat und
Dienstgebäude. Das Land rings umher ist hügelig
und soll von außzerordentlicher Fruchtbarkeit sein;
zum größten Theil ist es im Besitz des genannten
Herrn Scharrer.
Leider war es mir nicht möglich, nach Zomba,
dem Siß des Kommissars M. H. Johnston, zu
kommen, weil tagtäglich die Nachricht vom Ankommen
eines Dampfers in Katunga erwartet wurde. Dies
verzögerte sich jedoch bis zum 26., wo wir dann
den Marsch nach Katunga antraten, welches wir,
meist in der Maschila (Hängematte) getragen, am
Abend desselben Tages erreichten. Herr v. Eltz war
schon am 24. nach Zomba abgereist, um eine Land-
besitzangelegenheit mit dem Kommissar Johnston
zu regeln.
In Katunga befindet sich eine Station der
African Lakes Trading Corporation, sowic eine
von Scharrer, beide auf dem linken User des
Schire, während etwas weiter stromanfwärts auf
dem rechten Ufer Chukwaba, der Sib der Admini-
stration, liegt. Wie überall ist die Umgegend sumpfig,
niedrig und ungesund.
Der Weg von Mandala nach Katunga führt
sanft bergab und ist breit und eben, so daß Ochsen-