Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

poration und einem Magazin der englischen Ma- 
rine. Hier trafen wir die der genannten Gesellschaft 
gehörige, in Reparatur befindliche „Domira“, einen 
noch ziemlich neuen, aber sehr verwahrlosten und 
ausgefahrenen Schraubendampfer, der fast nach jeder 
Reise einer bedeutenden Reparatur unterworfen 
werden muß. 
Am 10. ankerten wir auf der Rhede von Fort 
Johnston; eine etwa 100 Meter lange Barre mit 
nur 2½⅛ bis 3 Juß Wasser schließt für den „Her- 
mann von Wissmann“ den Eingang zum Fluß. Das 
englische Kanonenboot „Pioneer“ lag segelfertig auf 
der Rhede und begab sich gleich nach unserem Ankern 
zu einer Rundltour um den See fort. Wir fuhren 
mit dem Schiffsboot in den Fluß hinein und trafen 
auf der deutschen Station den Kapitän Berndt und 
den Maschinisten Seidel, die für den Dampfer 
„Hermann von Wissmann“ hierher geschickt waren. 
Die Station besteht aus einem aus Lehm aufgeführten 
Wohnhause mit drei Zimmern, einem kleineren Hause 
für die stationirten Baharias und ist mit einem 
flachen Graben und einem lleinen Bambuszann um- 
geben. Sie hat ungefähr 70 Schritt im Geviert 
und liegt 20 Schritt vom Fluß entfernt. 
Angrenzend liegt die Faktorei der Alrican 
Lakes Trading Corporation, ihr gegenüber auf 
dem rechten Ufer ein großes Dorf Namens 
„Mponda“. Die „Festung“ selbst liegt etwa 
20 Minuten weiter stromaufwärts. Einige Mi- 
nuten von ihr entfernt ist ein Komplex von 
Wohnhäusern und Magazinen für die Marine auf- 
gebaut. Die Gegend ist absolut flach und sumpfig 
und soll sehr ungesund sein, außerdem verhält sich 
die Bevölkerung den Engländern gegenüber feindlich. 
Von dem ältesten Seeoffizier, Lieutenant Commander 
Robertson, erfuhr ich manches Interessante, so zum 
Beispiel, daß die Portugiesen beabsichtigen sollten, 
von der Mpombabai, einem sehr guten Hafen südlich 
vom Rovuma, eine Eisenbahn direkt nach dem Nyassa 
zu bauen, und daß die Strecke bereits tracirt sei; 
daß an einem am Fluß gelegenen Orte Namens 
Leonda Unruhen ausgebrochen seien; daß der Kom- 
missar H. H. Johnston in nächster Zeit auf Ur- 
laub gehe und von dem Vizekonsul Charp vertreten 
werde. 
Am 12. kam das von einem Deckoffizier befehligte 
englische Kanonenboot „Dove“, ein Naddampfer, 
nach Fort Johnston und sollte am nächsten Tage 
nach Mpimbi zurückdampfen. Von dem Kapitän 
Robertson wurde uns die Mitfahrt angeboten, 
was wir um so lieber annahmen, als im Stahlboot 
„Liebert“ der Platz durch den kranken Unteroffizier 
Mergarten bereits sehr in Anspruch genommen 
wurde. 
Am 13. gingen wir also mit der „Dove“ strom- 
abwärts, das Stahlboot „Liebert“ im Schlepp, bis 
nach der bereits erwähnten Station Leonda der Ad- 
ministration, wo wir festmachten. Lconda ist ein 
sumpfiger, niedrig gelegener, aus ein paar Hütten 
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bestehender schmußiger Plat, der von 3 Sikhs, etwa 
8 Maknas und 3 Somalis unter Führung eines 
Mr. Wiggers besetzt ist. 
Am 14. kamen wir in Mpimbi an und gingen 
von dort mit dem „Liebert“ nach Matope weiter, 
wo eine Station der Alrican Lakes Trading 
Corporation sich befindet. Von hier aus gingen 
wir die beiden folgenden Tage durch theilweise 
sumpfiges Land, welches allmählich in leichte Wald- 
steppe übergeht, auf breitem, gut gehallenem Wege 
nach Blantyre — Mandala —, wo wir in einem 
Hause der Alrican Lakes Trading Corporation 
Unterkommen fanden. Der Unteroffizier Mergarten, 
der schwer krank in Blantyre ankam, wurde im 
Hause des Dr. Scott auf das Froeundlichste auf- 
genommen und verpflegt. Blantyre ist eine Schöpfung 
der Scotch church Mission und liegt in gesunder 
und fruchtbarer Gegend. Es hat eine sehr schöne 
Kirche, breite Alleen, gute Häuser, Werkstätten, 
Schulen, Stallungen u. s. w. und reiche Garten- 
anlagen, in denen fast sämmtliche europäischen Gemüse 
und allerlei tropische Früchte wachsen. 
Etwa 20 Minnten von Blantyre entfernt liegt 
Mandala, die Hauptstation der African Lakes 
Trading Corporation, bestehend aus sechs ver- 
schiedenen großen Wohnhäusern, Magazinen, Stal- 
lungen und einem im Bau begriffenen Hotel. Der 
Manager der Gesellschaft ist Mr. Low Monteith 
Fotheringham, ebenso wie alle übrigen Angestellten 
ein Schotte. 
Ferner befindet sich in Mandala eine Faktorei 
des Herrn Scharrer („Kubula stores"), einige 
Plantagen der Gebrüder Buchanan, eine Faktorei 
des Italieners Lamagna, Post, Konsulat und 
Dienstgebäude. Das Land rings umher ist hügelig 
und soll von außzerordentlicher Fruchtbarkeit sein; 
zum größten Theil ist es im Besitz des genannten 
Herrn Scharrer. 
Leider war es mir nicht möglich, nach Zomba, 
dem Siß des Kommissars M. H. Johnston, zu 
kommen, weil tagtäglich die Nachricht vom Ankommen 
eines Dampfers in Katunga erwartet wurde. Dies 
verzögerte sich jedoch bis zum 26., wo wir dann 
den Marsch nach Katunga antraten, welches wir, 
meist in der Maschila (Hängematte) getragen, am 
Abend desselben Tages erreichten. Herr v. Eltz war 
schon am 24. nach Zomba abgereist, um eine Land- 
besitzangelegenheit mit dem Kommissar Johnston 
zu regeln. 
In Katunga befindet sich eine Station der 
African Lakes Trading Corporation, sowic eine 
von Scharrer, beide auf dem linken User des 
Schire, während etwas weiter stromanfwärts auf 
dem rechten Ufer Chukwaba, der Sib der Admini- 
stration, liegt. Wie überall ist die Umgegend sumpfig, 
niedrig und ungesund. 
Der Weg von Mandala nach Katunga führt 
sanft bergab und ist breit und eben, so daß Ochsen-
	        
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