Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

ginger und le Roi von Bagamayo bezw. Sansibar 
aus zum Kilimandjaro. Mit Herrn v. Eltz zu- 
sammen gehen sie um den Berg herum bis Madschame, 
da diese Landschaft in erster Linie zur Begründung 
einer Station ausersehen war. Indessen die Ein- 
geborenen stellen sich ihnen bewaffnet gegenüber; es 
kommt zu einer Scene, bei der es nur dem Da- 
zwischentreten des jetzigen Häuptlings Schaugali, 
damals noch eines Knaben, gelingt, das wehrlose 
Häusfchen vom Tode zu retten. Fast noch schlechter 
ergeht es ihnen bei Sina von Kiboscho, einen ganzen 
Tag lang hängt hier das Richterschwert über ihren 
Häuptern. Des Landes verwiesen, gelangen sie zu 
Mandara nach Moschi und finden bei diesem schon 
darum eine freundlichere Ausnahme, weil Sina, sein 
verhaßter Nebenbuhler, sich ihnen feindlich gezeigt 
hat. Da in Moschi aber bereits die englische Mission 
wirkt, ist auch hier ihres Bleibens nicht; sie ziehen 
weiter nach Kilema und finden endlich eine Stätte, 
die Fumba bereit ist, gegen eine angemessene Ent- 
schädigung abzutreten. Während der Bischof und 
P. le Roi zur Küste zurückkehren, bleibt P. 
Gommenginger in Moschi. Die gegen Sina ge- 
richtete Wissmann-Expedition findet ihn dort vor, 
sehnsüchtig die Karawane erwartend, die ihm Hülfs- 
kräfte, P. Rohmer und Bruder Blanchard, sowie 
das zum Bau nöthige Geräthe, Vorräthe u. s. w. 
heraufführen soll. Wie sich später herausstellt, ist 
dieselbe in Masinde zurückgehalten, da die Massai 
die Wege gesperrt haben. Im März 1891 bringt 
Kompagnieführer Johannes die Karawane herauf, 
indem er von Kahe direkt nach Kilema marschirt. 
Es wird nun emsig geschafft, und noch im Laufe 
desselben Jahres stehen die Missionsgebäude fertig 
da. Indessen die Hoffnung, sich jetzt ungestört ihrer 
friedlichen Thätigkeit hingeben zu können, erfüllt sich 
nicht. Es folgte die Zeit der Kämpfe, in denen 
v. Bülow und Wolfrum fielen und welche mit 
der Expedition des Freiherrn v. Scheele ihren Ab- 
schluß fanden. 
Hatten die wackeren Leute auch eine Zeit der 
Unruhe und Sorge verbracht, so war es für sie 
doch keine Zeit der Unthätigkeit gewesen. Für die 
Dschaggakinder war ihnen Ersaß durch Massai ge- 
worden. Die Viehseuche, der mit einem Schlage fast 
Tausende von Rindern zum Opfer gefallen waren, 
hatte bei diesem gefürchteten Volke eine Hungersnoth 
erzeugt, die jeder Beschreibung spottet. Massenhaft 
brachten sie ihre Kinder in die Dschaggalandschaften 
und verkauften und verschenkten sie an Jeden, der 
sie haben wollte. Eine größere Zahl fand ihren 
Weg in die Mission. Ich sah jetzt gegen 00, 
zwischen 4 und 12 Jahren stehend, sich munter 
umhertummeln, und sie haben Grund zu dieser 
Fröhlichkeit, werden sie doch verpflegt, gekleidet, 
unterrichtet und zu Menschen herangezogen, die neben 
Beten auch arbeiten gelernt haben. Man rühmt 
ihnen im Allgemeinen eine größere Intelligenz nach 
als den Dschaggakindern, wenn auch einzelne von 
  
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diesen, wie der Sohn Fumbas, Mabruku, zu den 
besten Schülern zählen. Die Taufe empfangen Alle 
erst, wenn nach menschlicher Voraussicht Garantie 
geboten ist, daß sie nicht mehr in den Unglauben 
zurückfallen werden. 
Schon früh am Morgen, während aus dem 
Schulsaal frommer Gesang zum Preise Mariens, 
begleitet von den sanften Tönen eines Harmoniums, 
an mein Ohr tönt, mache ich mich auf den Weg, 
um womöglich noch vor Eintritt der größten Mittags- 
hibe Moschi zu erreichen. Ein Seitenpfad führt 
mich auf die Hauptstraße und bald stehe ich vor der 
tiefen Einsenkung, in der der Mus, der westliche 
Grenzfluß Kilemas, brausend nach abwärts eilt. 
Eine Brücke, wie alle übrigen am Kilimandjaro erst 
unter dem Einfluß der wiederbefestigten deutschen 
Herrschaft entstanden, bringt mich und meine kleine 
Karawane trockenen Fußes hinüber. Daun heißt es 
aufwärts klimmen auf die Kirnaberge, zwei durch 
einen Sattel verbundene Erhebungen, deren Ostabfall 
sich durch seine absolute Kahlheit weithin kenntlich 
macht. Schon oft hatte ich mich, von der wissen- 
schaftlichen Station aus hinüberschauend, gefragt, 
worauf denn diese Baumlosigkeit begründet sei, da 
doch eine unmittelbar dahinter gelegene Bergkette, 
die sich als hoher Grat fast bis zum Kibofuß hinauf- 
zieht, von unten bis oben bewaldet ist. Jeßzt, wie 
ich trotz der frühen Stunde schweißtriefend hinauf- 
steige und den grasigen Hang mit Steppenpflanzen 
bedeckt finde, löst sich mir das Räthsel. Die Kirua- 
berge bestehen aus ungemein durchlässigem Tuff und 
die Steilheit des Abfalls, die alle Niederschläge 
schnell dem Mue zuführt, kommt hinzu, um nur 
solchen Gewächsen Existenzbedingungen zu gewähren, 
die durch ihren Bau großer Trockenheit begegnen 
können. In Uebereinstimmung damit steht, daß die 
Westseite, zu der ich den Saktel überquerend gelange, 
in ihrer sanften Abdachung reich mit Bäumen be- 
standen ist. Solche verleihen auch weiterhin der 
Landschaft Kirua, an deren Spiße der Häuptling 
Kitungati steht, einen sonst am Berge nicht gewöhn- 
lichen Charakter. Es ist ein waldiges, wenig be- 
bautes Gebiet, von muldenartigen, auf der Sohle 
grasbedeckten Thälern durchzogen und darum land- 
schaftlich reizvoller als das bananenreiche Marangn 
und die östlich daran grenzenden Sultanate. Ich 
nehme mir denn auch Zeit, auf dem schönen, breit 
ausgeschlagenen Wege gemächlich fortzupilgern und 
an einem Wässerchen eine längere Nast zu machen. 
Askaris, natürlich ohne Ordnung und von ihren zer- 
lumpten Boys begleitet, ziehen lärmend vorüber. 
Dann folgt ein Leichenzug. Auf einer Bahre, die 
zwei Dschaggas auf ihren Schultern tragen, liegt 
eine todte Ziege. Weiber kommen und gehen, die 
einen, um allerlei Lebensmittel, Bananen, Bohnen, 
Uimbi, Butter, nach Kilema zu Markte zu bringen, 
die anderen mit hohen Krantbündeln beladen, die sie 
für das Vieh geschnitten haben. Wohl eine Stunde 
lang lasse ich Alles wic in einem Panorama an mir
	        
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