ginger und le Roi von Bagamayo bezw. Sansibar
aus zum Kilimandjaro. Mit Herrn v. Eltz zu-
sammen gehen sie um den Berg herum bis Madschame,
da diese Landschaft in erster Linie zur Begründung
einer Station ausersehen war. Indessen die Ein-
geborenen stellen sich ihnen bewaffnet gegenüber; es
kommt zu einer Scene, bei der es nur dem Da-
zwischentreten des jetzigen Häuptlings Schaugali,
damals noch eines Knaben, gelingt, das wehrlose
Häusfchen vom Tode zu retten. Fast noch schlechter
ergeht es ihnen bei Sina von Kiboscho, einen ganzen
Tag lang hängt hier das Richterschwert über ihren
Häuptern. Des Landes verwiesen, gelangen sie zu
Mandara nach Moschi und finden bei diesem schon
darum eine freundlichere Ausnahme, weil Sina, sein
verhaßter Nebenbuhler, sich ihnen feindlich gezeigt
hat. Da in Moschi aber bereits die englische Mission
wirkt, ist auch hier ihres Bleibens nicht; sie ziehen
weiter nach Kilema und finden endlich eine Stätte,
die Fumba bereit ist, gegen eine angemessene Ent-
schädigung abzutreten. Während der Bischof und
P. le Roi zur Küste zurückkehren, bleibt P.
Gommenginger in Moschi. Die gegen Sina ge-
richtete Wissmann-Expedition findet ihn dort vor,
sehnsüchtig die Karawane erwartend, die ihm Hülfs-
kräfte, P. Rohmer und Bruder Blanchard, sowie
das zum Bau nöthige Geräthe, Vorräthe u. s. w.
heraufführen soll. Wie sich später herausstellt, ist
dieselbe in Masinde zurückgehalten, da die Massai
die Wege gesperrt haben. Im März 1891 bringt
Kompagnieführer Johannes die Karawane herauf,
indem er von Kahe direkt nach Kilema marschirt.
Es wird nun emsig geschafft, und noch im Laufe
desselben Jahres stehen die Missionsgebäude fertig
da. Indessen die Hoffnung, sich jetzt ungestört ihrer
friedlichen Thätigkeit hingeben zu können, erfüllt sich
nicht. Es folgte die Zeit der Kämpfe, in denen
v. Bülow und Wolfrum fielen und welche mit
der Expedition des Freiherrn v. Scheele ihren Ab-
schluß fanden.
Hatten die wackeren Leute auch eine Zeit der
Unruhe und Sorge verbracht, so war es für sie
doch keine Zeit der Unthätigkeit gewesen. Für die
Dschaggakinder war ihnen Ersaß durch Massai ge-
worden. Die Viehseuche, der mit einem Schlage fast
Tausende von Rindern zum Opfer gefallen waren,
hatte bei diesem gefürchteten Volke eine Hungersnoth
erzeugt, die jeder Beschreibung spottet. Massenhaft
brachten sie ihre Kinder in die Dschaggalandschaften
und verkauften und verschenkten sie an Jeden, der
sie haben wollte. Eine größere Zahl fand ihren
Weg in die Mission. Ich sah jetzt gegen 00,
zwischen 4 und 12 Jahren stehend, sich munter
umhertummeln, und sie haben Grund zu dieser
Fröhlichkeit, werden sie doch verpflegt, gekleidet,
unterrichtet und zu Menschen herangezogen, die neben
Beten auch arbeiten gelernt haben. Man rühmt
ihnen im Allgemeinen eine größere Intelligenz nach
als den Dschaggakindern, wenn auch einzelne von
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diesen, wie der Sohn Fumbas, Mabruku, zu den
besten Schülern zählen. Die Taufe empfangen Alle
erst, wenn nach menschlicher Voraussicht Garantie
geboten ist, daß sie nicht mehr in den Unglauben
zurückfallen werden.
Schon früh am Morgen, während aus dem
Schulsaal frommer Gesang zum Preise Mariens,
begleitet von den sanften Tönen eines Harmoniums,
an mein Ohr tönt, mache ich mich auf den Weg,
um womöglich noch vor Eintritt der größten Mittags-
hibe Moschi zu erreichen. Ein Seitenpfad führt
mich auf die Hauptstraße und bald stehe ich vor der
tiefen Einsenkung, in der der Mus, der westliche
Grenzfluß Kilemas, brausend nach abwärts eilt.
Eine Brücke, wie alle übrigen am Kilimandjaro erst
unter dem Einfluß der wiederbefestigten deutschen
Herrschaft entstanden, bringt mich und meine kleine
Karawane trockenen Fußes hinüber. Daun heißt es
aufwärts klimmen auf die Kirnaberge, zwei durch
einen Sattel verbundene Erhebungen, deren Ostabfall
sich durch seine absolute Kahlheit weithin kenntlich
macht. Schon oft hatte ich mich, von der wissen-
schaftlichen Station aus hinüberschauend, gefragt,
worauf denn diese Baumlosigkeit begründet sei, da
doch eine unmittelbar dahinter gelegene Bergkette,
die sich als hoher Grat fast bis zum Kibofuß hinauf-
zieht, von unten bis oben bewaldet ist. Jeßzt, wie
ich trotz der frühen Stunde schweißtriefend hinauf-
steige und den grasigen Hang mit Steppenpflanzen
bedeckt finde, löst sich mir das Räthsel. Die Kirua-
berge bestehen aus ungemein durchlässigem Tuff und
die Steilheit des Abfalls, die alle Niederschläge
schnell dem Mue zuführt, kommt hinzu, um nur
solchen Gewächsen Existenzbedingungen zu gewähren,
die durch ihren Bau großer Trockenheit begegnen
können. In Uebereinstimmung damit steht, daß die
Westseite, zu der ich den Saktel überquerend gelange,
in ihrer sanften Abdachung reich mit Bäumen be-
standen ist. Solche verleihen auch weiterhin der
Landschaft Kirua, an deren Spiße der Häuptling
Kitungati steht, einen sonst am Berge nicht gewöhn-
lichen Charakter. Es ist ein waldiges, wenig be-
bautes Gebiet, von muldenartigen, auf der Sohle
grasbedeckten Thälern durchzogen und darum land-
schaftlich reizvoller als das bananenreiche Marangn
und die östlich daran grenzenden Sultanate. Ich
nehme mir denn auch Zeit, auf dem schönen, breit
ausgeschlagenen Wege gemächlich fortzupilgern und
an einem Wässerchen eine längere Nast zu machen.
Askaris, natürlich ohne Ordnung und von ihren zer-
lumpten Boys begleitet, ziehen lärmend vorüber.
Dann folgt ein Leichenzug. Auf einer Bahre, die
zwei Dschaggas auf ihren Schultern tragen, liegt
eine todte Ziege. Weiber kommen und gehen, die
einen, um allerlei Lebensmittel, Bananen, Bohnen,
Uimbi, Butter, nach Kilema zu Markte zu bringen,
die anderen mit hohen Krantbündeln beladen, die sie
für das Vieh geschnitten haben. Wohl eine Stunde
lang lasse ich Alles wic in einem Panorama an mir