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Die Einführung ostasiatischer Arbeiter auf unsere
Kaffeeplantagen hat sich als eine durchaus nützliche
Maßnahme erwiesen, und die von uns zu dieser
Anschaffung gemachten erheblichen Aufwendungen
haben durch den Erfolg ihre volle Rechtfertigung
gefunden. Der Gesundheitszustand der Chinesen und
der Javanen auf den Usambara-Höhen war durchweg
gut; der Aufenthalt ist ihnen schließlich so behaglich
geworden, daß eine beträchtliche Anzahl von ihnen
sich neuerdings über die ursprüngliche, im August
ablaufende zweijährige Kontraktszeit hinaus auf
weitere drei Jahre verpflichtet hat. Die Größe
unseres Betriebes hat uns dennoch die Nothwendig-
keit neuer Kulibezüge auferlegt. Infolge der dankens-
werthen Bemühungen der kaiserlichen Regierung ist
in London die Genehmigung zur Ausfuhr von
600 Kuli von Singapore nach Deutsch-Ostafrika aus-
gesprochen worden; dadurch vermag unser eigener
Bedarf und derjenige der Deutsch -Ostafrikauischen
Plantagengesellschaft und der Usambara-Kaffeebau-
Gesellschaft Befriedigung zu finden. Neben den Ost-
asiaten beschäftigen wir auf den Plantagen eine
große Menge von eingeborenen Schwarzen; von
einem Verlaß auf die regelmäßige Thätigkeit der-
selben kann leider noch immer nicht die Rede sein,
indessen lernen sie den Werth der Arbeitsgelegenheit
doch offenbar mehr und mehr schäteen.
Unsere Baumwollschamba Kikogwe, gegenüber
Pangani, schreitet in der Erweiterung ihres Arbeits-
feldes befriedigend fort; die Beurtheilung ihres Pro-
duktes, wie es von den Sträuchern kommt, ist an-
dauernd eine sehr günstige. Da entsprechendes
Personal auf unseren anderen Anstalten entbehrlich
wurde, so haben wir im Berichtsjahre auch an die
Begründung einer Kokosnußschamba bei Muoa, der
nordöstlichsten Rhede des deutsch-ostafrikanischen Ge-
biets, herantreten können. Eine solche Anlage ver-
spricht erst nach einer längeren Reihe von Jahren
die ersten Resultate; auf der anderen Seite halten
sich aber die erforderlichen Aufwendungen in ver-
hältnißmäßig engem Rahmen. Die unter unserer
Kapitalbetheiligung ins Leben gerufenen Pflanzungen
des Herrn v. Saint Paul-Illaire in Tanga, auf
denen vornehmlich Vanille und Kautschuk (Manihot
glaziovüg) erzeugt wird, sind in langsamem Fort-
schreiten begriffen; wir haben auf diesem Be-
theiligungskonto pro 1893 einen Betrag von 9666
Mark abgesetzt.
Die mit uns eng lürte Eisenbahngesellschaft für
Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie) hat ihre Arbeiten
mit aller Energie fortgesetzt, und es scheint die Hoff-
nung berechtigt, daß eine kleine Theilstrecke von
Tanga aus schon im laufenden Jahre, die Strecke
Tanga-Muhesa im Jahre 1895 zur Eröffnung ge-
langen wird.
Unsere Münzausprägungen sind im Jahre 1893
nicht umfangreich gewesen. Die Währungsmaßnahmen
der indischen Regierung vom Juni 1893 haben die
Zukunft des Währungs= und Münzwesens auch von
Ostafrika aus ganz ins Unsichere gestellt, und wir
haben uns daher von großen Engagements in effek-
tivem Silbermaterial thunlichst fernhalten zu sollen
geglaubt. Insgesammt sind in 1893 88 000 Ein-
rupiestücke und 3500 Zweirupiestücke zur Aussendung
nach Deutsch-Ostafrika gelangt. Unsere Zweir#pie-
stücke sind als erste Münzen dieser Art überhaupt
ausgeprägt worden; wir sind darum zunächst mit
der Quantität sehr vorsichtig zu Werk gegangen,
haben aber neuerdings über die Aufnahme der Stücke
in Deutsch-Ostafrika sehr günstige Berichte empfangen.
In Betreff der Kupfermünzen ist die weitere Ein-
führung von indischen und von Sansibar-Pesas in
das deutsch-ostafrikanische Gebiet verboten worden,
nachdem wir uns verpflichtet hatten, während einer
Umtauschfrist für die vorhandenen fremden Stücke
unsere eigenen zu geben. Im Hinblick darauf haben
wir schon 1892, um allen Anforderungen gewachsen
zu sein, unsere Anstalten mit außerordentlich großen
Mengen eigener Pesas ausgerüstet. Die Präsentation
fremder Pesas zum Umtausch ist aber eine sehr ge-
ringfügige gewesen.
Der Abschluß der Mehrzahl der Faktoreien pro
1893 weist einen Gewinn auf, welcher allerdings
durch die hohen Unkosten bei der Generalvertretung
Sansibar aufgezehrt wird. Immerhin schließt die
Sansibar-Gesammtbilanz mit einem Verlust von nur
5663,8 Rupien. — Das Kursdifferenz-Konto zeigt
gegen die Vorjahre ein etwas erfreulicheres Bild.
Wir haben diesmal einen Verlust von nur 4185 Mark
zu verzeichnen, obgleich der Rupiekurs in 1893 er-
heblich weiter gewichen ist, und obgleich unser dies-
maliger Bilanzkurs 1,17 Mark gegen 1,25 Mark
in der vorigen Bilanz lautet. Infolge des jüngst
stattgehabten abermaligen Sturzes der Rupie ist
allerdings der Rupiekurs heute noch unter 1,17 Mark;
wir glauben daher, bei dem unten folgenden Vor-
schlage, betreffend die Gewinnvertheilung, die Legung
einer besonderen Kursreserve vorsehen zu sollen.
Das Haupt-Gewinn= und Verlustkonto Berlin
weist einen Gewinn von 286 277 Mark auf. Der-
selbe soll folgendermaßen verwendet werden: Zur
Rücklage 15 297 Mark, auf Kursrücklage-Konto
60 000 Mark, auf Delkrederekonto 80 000 Mark,
auf Feuerschadenrücklage-Konto 30 000 Mark, 5 pCt.
Dividende auf 1 873 000 Mark Vorzugsantheile mit
25 pCt. Einzahlung 23 412 Mark, Vortrag auf
neue Rechnung 77 568 M.
Schwefelquellen bei Canga.
Ein Gutachten des Pharmakologischen Iustituts
zu Halle a. S. über die im Hinterlande von Tanga
gelegenen Schwefelquellen besagt: