Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Die Einführung ostasiatischer Arbeiter auf unsere 
Kaffeeplantagen hat sich als eine durchaus nützliche 
Maßnahme erwiesen, und die von uns zu dieser 
Anschaffung gemachten erheblichen Aufwendungen 
haben durch den Erfolg ihre volle Rechtfertigung 
gefunden. Der Gesundheitszustand der Chinesen und 
der Javanen auf den Usambara-Höhen war durchweg 
gut; der Aufenthalt ist ihnen schließlich so behaglich 
geworden, daß eine beträchtliche Anzahl von ihnen 
sich neuerdings über die ursprüngliche, im August 
ablaufende zweijährige Kontraktszeit hinaus auf 
weitere drei Jahre verpflichtet hat. Die Größe 
unseres Betriebes hat uns dennoch die Nothwendig- 
keit neuer Kulibezüge auferlegt. Infolge der dankens- 
werthen Bemühungen der kaiserlichen Regierung ist 
in London die Genehmigung zur Ausfuhr von 
600 Kuli von Singapore nach Deutsch-Ostafrika aus- 
gesprochen worden; dadurch vermag unser eigener 
Bedarf und derjenige der Deutsch -Ostafrikauischen 
Plantagengesellschaft und der Usambara-Kaffeebau- 
Gesellschaft Befriedigung zu finden. Neben den Ost- 
asiaten beschäftigen wir auf den Plantagen eine 
große Menge von eingeborenen Schwarzen; von 
einem Verlaß auf die regelmäßige Thätigkeit der- 
selben kann leider noch immer nicht die Rede sein, 
indessen lernen sie den Werth der Arbeitsgelegenheit 
doch offenbar mehr und mehr schäteen. 
Unsere Baumwollschamba Kikogwe, gegenüber 
Pangani, schreitet in der Erweiterung ihres Arbeits- 
feldes befriedigend fort; die Beurtheilung ihres Pro- 
duktes, wie es von den Sträuchern kommt, ist an- 
dauernd eine sehr günstige. Da entsprechendes 
Personal auf unseren anderen Anstalten entbehrlich 
wurde, so haben wir im Berichtsjahre auch an die 
Begründung einer Kokosnußschamba bei Muoa, der 
nordöstlichsten Rhede des deutsch-ostafrikanischen Ge- 
biets, herantreten können. Eine solche Anlage ver- 
spricht erst nach einer längeren Reihe von Jahren 
die ersten Resultate; auf der anderen Seite halten 
sich aber die erforderlichen Aufwendungen in ver- 
hältnißmäßig engem Rahmen. Die unter unserer 
Kapitalbetheiligung ins Leben gerufenen Pflanzungen 
des Herrn v. Saint Paul-Illaire in Tanga, auf 
denen vornehmlich Vanille und Kautschuk (Manihot 
glaziovüg) erzeugt wird, sind in langsamem Fort- 
schreiten begriffen; wir haben auf diesem Be- 
theiligungskonto pro 1893 einen Betrag von 9666 
Mark abgesetzt. 
Die mit uns eng lürte Eisenbahngesellschaft für 
Deutsch-Ostafrika (Usambara-Linie) hat ihre Arbeiten 
mit aller Energie fortgesetzt, und es scheint die Hoff- 
nung berechtigt, daß eine kleine Theilstrecke von 
Tanga aus schon im laufenden Jahre, die Strecke 
Tanga-Muhesa im Jahre 1895 zur Eröffnung ge- 
langen wird. 
Unsere Münzausprägungen sind im Jahre 1893 
nicht umfangreich gewesen. Die Währungsmaßnahmen 
der indischen Regierung vom Juni 1893 haben die 
  
Zukunft des Währungs= und Münzwesens auch von 
Ostafrika aus ganz ins Unsichere gestellt, und wir 
haben uns daher von großen Engagements in effek- 
tivem Silbermaterial thunlichst fernhalten zu sollen 
geglaubt. Insgesammt sind in 1893 88 000 Ein- 
rupiestücke und 3500 Zweirupiestücke zur Aussendung 
nach Deutsch-Ostafrika gelangt. Unsere Zweir#pie- 
stücke sind als erste Münzen dieser Art überhaupt 
ausgeprägt worden; wir sind darum zunächst mit 
der Quantität sehr vorsichtig zu Werk gegangen, 
haben aber neuerdings über die Aufnahme der Stücke 
in Deutsch-Ostafrika sehr günstige Berichte empfangen. 
In Betreff der Kupfermünzen ist die weitere Ein- 
führung von indischen und von Sansibar-Pesas in 
das deutsch-ostafrikanische Gebiet verboten worden, 
nachdem wir uns verpflichtet hatten, während einer 
Umtauschfrist für die vorhandenen fremden Stücke 
unsere eigenen zu geben. Im Hinblick darauf haben 
wir schon 1892, um allen Anforderungen gewachsen 
zu sein, unsere Anstalten mit außerordentlich großen 
Mengen eigener Pesas ausgerüstet. Die Präsentation 
fremder Pesas zum Umtausch ist aber eine sehr ge- 
ringfügige gewesen. 
Der Abschluß der Mehrzahl der Faktoreien pro 
1893 weist einen Gewinn auf, welcher allerdings 
durch die hohen Unkosten bei der Generalvertretung 
Sansibar aufgezehrt wird. Immerhin schließt die 
Sansibar-Gesammtbilanz mit einem Verlust von nur 
5663,8 Rupien. — Das Kursdifferenz-Konto zeigt 
gegen die Vorjahre ein etwas erfreulicheres Bild. 
Wir haben diesmal einen Verlust von nur 4185 Mark 
zu verzeichnen, obgleich der Rupiekurs in 1893 er- 
heblich weiter gewichen ist, und obgleich unser dies- 
maliger Bilanzkurs 1,17 Mark gegen 1,25 Mark 
in der vorigen Bilanz lautet. Infolge des jüngst 
stattgehabten abermaligen Sturzes der Rupie ist 
allerdings der Rupiekurs heute noch unter 1,17 Mark; 
wir glauben daher, bei dem unten folgenden Vor- 
schlage, betreffend die Gewinnvertheilung, die Legung 
einer besonderen Kursreserve vorsehen zu sollen. 
Das Haupt-Gewinn= und Verlustkonto Berlin 
weist einen Gewinn von 286 277 Mark auf. Der- 
selbe soll folgendermaßen verwendet werden: Zur 
Rücklage 15 297 Mark, auf Kursrücklage-Konto 
60 000 Mark, auf Delkrederekonto 80 000 Mark, 
auf Feuerschadenrücklage-Konto 30 000 Mark, 5 pCt. 
Dividende auf 1 873 000 Mark Vorzugsantheile mit 
25 pCt. Einzahlung 23 412 Mark, Vortrag auf 
neue Rechnung 77 568 M. 
Schwefelquellen bei Canga. 
Ein Gutachten des Pharmakologischen Iustituts 
zu Halle a. S. über die im Hinterlande von Tanga 
gelegenen Schwefelquellen besagt:
	        
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