Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Farbstosses verwandl wird, wie dies in Bengalen 
meistens geschieht. Hier bestimmt der Zamindar 
seinen Nayats einen Tag zur Ernte, nach der die 
abgeschnittenen Stauden schnell ohne Zeitverlust auf 
die Fabrik gebracht werden. Das Verfahren der 
Indigobereitung ist für das getrocknete und frische 
Kraut das gleiche. Die Indigopflanzen werden zuerst 
in einem großen Bottich, dem „Steeping Vat“, auf- 
gestapelt und unter Wasser gesetzt, worauf bald eine 
Fermentation eintritt. Es kommt nun Alles darauf 
an, diese zu überwachen und zur gehörigen Zeit die 
nun grünlich gefärbte Flüssigkeit, welche den Farbstoff 
in sich aufgenommen hat, in den zweiten Bottich — 
das „Beating Vat“ genannt — abzulassen. In diesen 
steigen nun 15 bis 20 Arbeiter hinein und halten 
siundenlang die Flüssigkeit durch Ausschlagen mit 
Rudern und Schaufeln in Bewegung. Es hat dies 
den Zweck, die Luft mit der Flüssigkeit in innige 
Berührung zu bringen, um so einen chemischen Prozeß 
einzuleiten, wonach das in der Indigopflanze ent- 
haltene Indigoweiß in Indigoblau übergeht. Dieses 
scheidet sich im „Beating Vat“ allmählich ab, nach- 
dem die Arbeiter dasselbe verlassen haben, und zwar 
in Form eines feinen Pulvers, das in der Flüssig- 
keit, die noch durch einströmendes Wasser vermehrt 
worden, suspendirt bleibt und so mittelst einer Saug- 
pumpe durch mefrere. Kolirtücher, welche Verunreini- 
gungen zurückhalken, hindurch in einen geräumigen 
Kessel gebracht wird. Hier siedet die Flüssigkeit 
längere Zeit hindurch, wobei sie von volatilen, flüch- 
tigen und ferner von sich abscheidenden organischen 
Stoffen (Albumen) befreit wird. Außerdem ver- 
ringert sich das Volumen. Schließlich wird der 
Indigofarbstosf auf großen feinmaschigen Tüchern, 
welche die Flüssigkeit absickern lassen, gesammelt und 
kommt nun in eine Presse, welche ihn zu einer festen 
kompakten Masse zusammenpreßt, die man in die 
bekannten Würfel zerschneidet. Bevor der Indigo 
exportirt werden kann, hat derjelbe noch einen 
Trockenprozeß in großen luftigen Räumen und einen 
„Sweatingprozeß" in einem völlig verschlossenen 
Schuppen durchzumachen, wobei er seine Farbe und 
seinen eigenthümlichen metallischen Glanz erhält. Die 
Kisten, in denen der Farbstoff schließlich zum Ver- 
schisfen gelangt, werden gewöhnlich aus dem Holze 
des Mangobaumes gefertigt. 
Durch Ablassen der Flüssigkeit vor Eintritt des. 
Fermentationsprozesses in das „Beating Vat“ wird 
unter sonstigem analogen Verfahren anstatt des blauen 
der grüne Indigo gewonnen. 
Der alljährlich in immer größeren Mengen im- 
portirte Alizarinfarbstoff hat sich als ein mächtiger 
Konkurrent des Indigo erwiesen und denselben für 
manche Zwecke der Färberei völlig entbehrlich ge- 
macht. Troßdem aber zeigt der Export in Indigo 
keine Abnahme, sondern vielmehr im Gegentheil be- 
ständige Zunahme, was die bleibende Bedentung des 
wichtigen Farbslosses dokumentirt. 
  
Der Expork betrug in den Jahren: 
1891/92: 125 327 Ent. im n Werthe von z 1 140 353 Rup. 
793 9 
  
  
  
  
  
  
  
  
1892/93: 126 703 
1893/94: 131 399. - - 41 # 281 
und vertheilte sich in dem letzten Jahre, wie folgt: 
» Werth 
Nach: Cwt. in Nupien 
England 52 578 15 700 571 
Frankreich 11 0011 925 319 
Oesterreich 11 038223 401 
Deutschland 1257-24752049 
Italien 2541 953 159 
Rußland 1 435 591 263 
Aegypten 13 233363 464 
Amerika. 12 1311 377336 
Persien 56 6ß2211 410 463 
Asiatischer T Türkei. 3429 1101078 
Anderen Ländern. 47691363 188 
Zusammen 131 399 41 821 281 
HHWVerth 
Von: Cwt. in Rupien 
Kalkutta 76398 28683810 
Bombay 9 823 2520 727 
Kurachee 2 422 351 780 
Madras . . 12 751 10 264 587 
Rangnon 5 377 
Zusammen 131 309 41 821281 
  
  
2. Curcuma. 
Die Curcumapflanze, Curcenma longa, eine 
Gewürzlilie (Scitaminee), deren getrocknetes Rhizom, 
die Droge des Handels, sowohl als Gewürz und 
Arzneimittel, als auch als Farbendroge ausgedehnte 
Verwendung findet, hat für Europa lediglich als 
Farbemittel Bedeutung. Man verwendet sie meistens 
mit Indigo oder Alizarin zusammen. Es werden 
jedoch immer mehr mineralische Farbstoffe vorgezogen, 
da die durch Curcuma hervorgebrachten Farbentöne an 
Unbeständigkeit leiden. Der Export ist denn auch 
seit der Mitte der siebziger Jahre bedeutend zurück- 
gegangen, wenn er auch in den letbten Jahren, 
wahrscheinlich infolge der Verwendung der Curcuma 
als Fälschungsmittel für Senf und der nenerlichen 
Benußung als Gewürz, wieder einige Fortschritte 
zeigt. Der Export betrug: 
1876/77: 123 824 Cwi., im Werthe von 1 050 000 Nup. 
1888/89: 43325 - : 205 654 
1889/90: 36 790 200 81 
90·9 8250 241 548 
1891/92: 4 391 547 
1892/93: 59 907 - -7312721 
1893/94: 68 559 - - 7600 184 
Die Curcuma wird besonders in Bengalen, in 
Madras, in der Präsidentschaft Bombay, im Panjab
	        
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