Krankheiten und pathologische Beeinflussung des Or-
ganismus; c) die gesunden Gegenden der Tropen;
Höhenlage, insulare Gebiete; Sonderstellung von
Queensland. 5. Der Rasseneinfluß und die indivi-
duelle Disposition: a) Farbige Nassen; b) europälsche
Rasse; c) individuelle Disposition. 6. Akklimati-
sationsbedingungen einzelner Gegenden der Erde nach
der Statistik Amerikas, Afrikas, Asiens, Australiens.
7. Tropenuhygiene.
Gestützt auf seine eigenen Erfahrungen und eine
reichhaltige internationale Fachlitteratur setzte der
Verfasser die Beobachtungen und Urtheile, welche
bisher auf dem Gebiete der Akklimatisation und
Tropenhygiene gewonnen sind, zu einem klaren und
anschaulichen Bilde in jedem der genaunten Kapitel
zusammen. Jedem Kapitel ist ein Verzeichniß der
verwendeten einschlägigen Litteratur beigefügt. Die
einzelnen Arbeiten und Werke sind fortlaufend nume-
rirt; in den Text der Kapitel sind die Zahlen an
den entsprechenden Stellen eingefügt, so daß man
leicht den Titel der angezogenen Arbeit im Ver-
zeichniß auffinden kann. Von besonderem Interesse
in den Zusammenstellungen und Ausführungen des
Verfassers erscheinen die Erklärungen der physio-
logischen Eigenthümlichkeiten des Europäecrs in den
Tropen. Daß alle diese Erklärungen — so z. B.
Tropenanämie, Folge des geringeren Sauerstoffgehalts
der Tropenluft (Moore), bezw. der größeren Spannung
des atmosphärischen Wasserdampfes (Treille) — noch
auf schwachen Füßen stehen, betont der Verfasser mit
Recht. Mit um so größerer Freude muß die Aus-
sicht begrüßt werden, daß bald neue Arbeiten über
die physiologischen Veränderungen, welche der Orga-
nismus des Europäers in den Tropen erfährt, er-
scheinen werden. Die Bedeutung der Malaria für
die Akklimatisationsfähigkeit des Europäers in den
Tropen stellt der Verfasser nochmals mit Wieder-
holung einer seiner 30 Heidelberger Thesen (62. Vers.
d. Naturf. u. Aerzte, Heidelberg 1889) in den Worten
sest: „Die Alkklimatisationsfähigkeit des Europäers für
die Tropen fällt im Wesentlichen zusammen mit der
Frage der Akkommodationsfähigkeit gegenüber der
Malaria.“ An der Richtigkeit dieser These dürfte
wohl Niemand mehr zweifeln.
Die Beurtheilung des tropischen Höhenklimas be-
grenzt Verfasser in der Hauptsache dahin, daß die
infektiösen Einflüsse der Malaria, Dysenterie, des
Gelbfiebers u. sf. in Höhen von 12000 bis 16u000 Fuß
gänzlich fortfallen, während sie in Höhen von 3000
bis 12000 Fuß einen vorwiegend milden Charakter
anzunchmen pflegen.
Die für den Europäer hervorragend günstigen
klimatischen Verhältnisse des nördlichen Theiles des
australischen Festlandes, namentlich Queenslands,
schildert und erklärt Verfasser besonders.
Bei Besprechung des „Nasseneinflusses und der
individuellen Disposition“ stellt Verfasser den Satz
auf: „Für die afrikanische Rasse scheint die fast voll-
kommene Immunität für Malaria und Gelbfieber
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als Thatsache betrachtet werden zu müssen, nachdem
besonders Boudin und Corre dafür eingetreten sind.“
Diesem Satze stehen bezüglich der Malaria die in
Ostafrika und Kamerun gemachten Erfahrungen und
sich immer wiederholenden Beobachtungen gegenüber:
Sudanesen und Somalis erkranken in Ostafrika ebenso
wie der Europäer an allen Formen des ostafrika-
nischen Malariafiebers bis zum perniziösen Fieber.
Auch die Eingeborenen Ostafrikas haben unter Mala-
riafieberanfällen ebenso wie die in Ostafrika lebenden
Araber zu leiden. Die entsprechenden Erfahrungen
sind aus Kamerun bekannt.
Daß die Afrikaneger leichter chirurgische Eingriffe
überstehen und einen schnelleren und glatteren Wund-
verlauf zeigen, kann wohl Jeder, der in Afrika ge-
wesen, bestätigen. Aus der Besprechung der Akkli-
matisationssähigkeit der weißen Rasse ist der Satz
bemerkenswerth, „daß die Kreuzungen mit den ein-
geborenen Rassen nach dem Urtheil aller hervorragenden
Forscher ganz wesentlich dazu angethan sind, die
Aktlimatisation der weisben Rasse zu erleichtern“. Von
den Bemerkungen über individuelle Disposition dürfte,
abgesehen von der alten Erfahrungsthatsache, daß
Frauen das Tropenklima schlechter vertragen als
Männer, die, wie folgt, wiedergegebene Beobachtung
von besonderem Interesse sein: „Greise halten sich
häufig vorzüglich gut; sie bekunden, wie es sich mir
an einigen Beispielen gezeigt hat, eine besondere
Widerstandskrast gegenüber der Malariainfektion.“
Im Schlußkapitel „Tropenhygiene" sind die
leitenden Gesichtspunkte für Kleidung, Wahl des An-
siedelungsplatzes, Hausanlage, Lebensweise und Er-
nährung zusammengestellt. Besonders sympathisch
berührt der Schlußabschnitt des Kapitels: „In jeder
Malariagegend sollte die Fürsorge für die Kranken
gleich von vornherein in genügender Weise berück-
sichtigt und vorbereitet werden; nichts ist schlimmer
und rächt sich schwerer als mangelhafte Vorsorge für
die Abwartung und Verpflegung der Kranken, wäh-
rend auf der anderen Seite in einem Malarialande
keine wohlthätigeren Einrichtungen zu denken sind
als gut ausgestattete Hospitäler.“
Daß dieser Forderung des Verfassers ganz be-
sonders in don deutschen Kolonien und Schugebieten in
werkthätigster Weise und mit großem Erfolge entsprochen
wird, muß Jeder mit größter Dankbarkeit anerkennen,
der an dem Werke deutscher Kolonisation mitarbeitet.
Die Schrift Schellongs ist als höchst werth-
voller Beitrag zu unserer kolonialen Litteratur zu
betrachten und verdient wegen ihres wissenschaftlichen
und praktischen Interesses Verbreitung in allen kolo-
nialen Kreisen. Dr. Kohlstock.
Conrad Weidmann: Deutsche Männer in Afrika.
Lexikon der hervorragendsten deutschen Afrika-
forscher, Missionare u. s. w. Mit 64 Portraits
in Lichtdruck. Lübeck, Nöhring. 1894. 194 S. 80.
Das Buch entspricht einem wirklichen Bedürfniß.
Die Zahl der in Afrika thätig gewesenen Männer