Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Unmittelbar hinter der genommenen Stellung 
war dichtes Buschwerk, was eine Verfolgung sehr 
erschwerte; während derselben wurde noch ein Ma- 
vudjemann erschossen und einer verwundet. 
Auf dem Rücken des Berges standen vereinzelte 
Häuser, die verbrannt wurden. 
Um 10 ½ Uhr wurde der Rückmarsch nach dem 
Lager angetreten, da eine weitere Verfolgung wegen 
des absolut unübersichtlichen Terrains aussichtslos war. 
Nachdem wir Mavudje zerstört hatten, wurde an 
demselben Tage der Rückmarsch nach Kilwa angetreten, 
wo wir am 12. Juni eintrafen. 
Katurwissenschaftliche Lammlungen. 
Aus Usaramo ist von Dr. Stuhlmann dem 
Königlichen Museum für Naturkunde eine neue 
Sammlung zoologischer Obiekte übersandt worden. 
Die Sendung enthielt: 
30 
    
3 in Alkohol, 
4 
1 4 
4 einzelne, 
4 
163 
50 Reptilien und Amphibien, 
181 Fische in 17 Spezies, 
750 Schmetterlinge in Düten, 
300 andere Insekten in Diüten, 
7 Orthopteren in Alkohol, 
20 Termiten in Alkohol, 
20 Hymenopteren in Alkohol, 
20 Raupen in Alkohol, 
1 Puppe in Alkohol, 
20 Gläser mit Spinnen, 
10 Gläser mit Vielfüßlern, 
210 Krebse, 
20 Mollusken, 
20 Regenwürmer. 
Die Thiere sind mit Ausnahme der trockenen 
Insekten gut konservirt, letztere sind etwas von Raub- 
insekten angefressen. Unter den Säugethieren befindet 
sich eine zum ersten Male für die ostafrikanische 
Küste nachgewiesene Art und mehrere seltene andere 
Arten. Unter den Vögeln sind zwei aus Deutsch- 
Ostafrika noch nicht bekannte Arten, von welchen 
eine bezüglich der Zugverhältnisse der afrikanischen 
Vögel von besonderer Wichtigkeit ist; außerdem be- 
findet sich eine Reihe noch nicht bekannter Jugend- 
kleider darunker. Die Fischsammlung hat besonderen 
Werth, weil sie die Fischfaung des Kingani ziemlich 
erschöpsend darstellt. Aus diesem Flußgebiet waren 
bisher noch leine Fische in unserem und auch wohl 
in keinem anderen Museum vertreten. Die Jusekten 
bilden troh mancher Mängel eine willkommene Be- 
reicherung unserer Sammlung. Die Krebse sind neu 
für Ostafrika und waren sehr erwünscht, da wir aus 
dem dortigen Gebiete noch keine besaßen. 
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Deuschreckenplage. 
Nach einem Berichte des Kaiserlichen Gouver- 
neurs in Dar-es-Saläm vom 2. Juli d. Is. sind 
von vielen Küsten= und Innenstationen des Schutz- 
gebietes Nachrichten über Schädigungen der Ernte 
durch große Heuschreckenschaaren und eine bereits 
vorhandene oder demnächst zu befürchtende Hungers- 
noth eingetroffen. 
Der Gouverneur hatte schon rechtzeitig für Be- 
schaffung von Nahrungsmitteln, insbesondere von 
Reis, in größerem Umfange Sorge getragen und 
die zur Bekämpfung der Hungersnoth erforderten 
Kredite bewilligt erhalten. 
Der Gouverneur beabsichtigt, nach Möglichkeit 
die Nahrungsmittel nicht unentgeltlich zu vertheilen, 
sondern billig zu verkaufen bezw. für Arbeit als 
Lohn zu zahlen. Er verspricht sich hiervon wohl- 
thätige Folgen, indem durch den erheblich gesleigerten 
Andrang der Eingeborenen zur Arbeit nützliche 
Werke, wie Wegebauten, mehr als bisher gefördert 
werden können. 
  
Ramernn. 
Ueber die Frage der Seidenraupenzucht 
hat Dr. Preuß, der Leiter des botanischen Gartens 
zu Victoria, folgendes Gutachten abgegeben: 
Die Frage, ob die Zucht des in Europa ein- 
heimischen Seidenspinners, Bombyx mori, und seiner 
Raupe im Kamerungebiete möglich wäre, läßt sich 
ohne praktische Versuche weder verneinen noch be- 
jahen. In ersterer Linie schon deshalb nicht, weil 
die wichtigste Vorfrage, ob die Futterpflanze, der 
Maulbeerbaum, Morus alba bezw. M. nigra, im 
Kamerungebiete gedeihen würde, nicht entschieden ist. 
Denn der Maulbeerbaum ist meines Wissens noch 
nirgends in Westafrika kultivirt worden. Daß dieser 
Baum in Ostafrika ein ihm zusagendes Klima ge- 
funden hat, besagt noch nicht, daß er auch im 
Kamerungebiete günstige Bedingungen für sein Fort- 
kommen finden wird, obgleich das Letztere anzunehmen 
ist. Sollte seine Kultur im Küstengebiete nicht ge- 
lingen, so dürfte zunächst das Kamerungebirge eine 
bessere Garantie für ein sicheres Gelingen darbieten, 
desgleichen das höher gelegene Innere (Yaunde). 
Zunächst ist also auf Anpflanzen des Maulbeer= 
baumes Bedacht zu nehmen, und ich habe mich mit 
Herrn Professor Engler, Direktor des botanischen 
Gartens in Berlin, deswegen ins Benehmen geseßt. 
Die Frage der Schädlinge, wie Ameisen, Ich- 
neumoniden u. s. w., läßt sich gleichfalls nicht ohne 
Weiteres erledigen. Zwar kann man durch geeignete 
Vorrichtungen den Ameisen, schwerer schon den Ich- 
neumoniden und Fliegen erfolgreich entgegentreten 
und sie von den Zuchtapparaten fernhalten, aber 
Jeder, der einmal in den Tropen Raupen gezüchtet 
hat, weiß, wie auseerordentlich groß die Zahl ihrer 
Feinde und Krankheiten ist. Naturgemäß würden
	        
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