Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

die Krankheiten bei der importirten Seidenraupe um 
so leichteres Spiel haben, als die Naupe schon Mühe 
haben würde, dem veränderten Klima Stand zu 
halten. Möglich wäre es allerdings, daß die Krank- 
heiten, denen die Raupe in Europa unterworfen ist, 
hier fortbleiben. 
Vortheilhafter wäre es auf alle Fälle, wenn man 
einen im Schutgebiete einheimischen Seidenspinner 
ausfindig machen könnte. Ich habe mich mehrere 
Jahre hindurch in Westafrika auf das Eingehendste 
mit der Aufzucht von Naupen, besonders von Bom- 
byciden, beschäftigt, und es ist mir oft ausgefallen, 
von wie außerordentlich großer Festigkeit die Cocons 
waren, welche dieselben webten. Ob eventuell eines 
oder das andere seidehaltig gewesen ist, daran kann ich 
mich nicht mehr erinnern, da ich damals darauf nicht 
achtete, sondern lediglich entomologische Sammlungen 
machte. Die meisten jedoch wären allerdings zur 
Gewinnung von Seide unbrauchbar gewesen, da die 
Raupen ihre Haare, Vorsten und eventuell sogar 
Stacheln hineinzuweben pflegen, welche von großer 
Sprödigkeit sind und jede Berührung der Cocons 
höchst unangenehm empfinden lassen. 
Herr Hauptmann Richelmann erwähnt ge- 
legentlich die Saturnia pyretorum und Antherea 
Mylitta aus China bezw. Ostindien sowie überhaupt 
Vertreter des Genus Attacus und Antherea als 
Seide produzirende Arten, jedoch kann ich von allen 
mir bekannt gewordenen Saturniden Westafrikas, 
deren ich etwa dreißig Arten gezüchtet habe, wovon 
21 dem Kamerungebiete angehören, nur bemerken, 
daß sie fast niemals eigentliche Cocons machen. Die 
Raupen von Antherca, Bungea, Imbrasia gehen 
meist zur Verpuppung in die Erde. Die Arten von 
Philosamia spinnen sich zwischen Blättern ein. 
Nur eine Art von Antherea (2) mit gelber Grund- 
farbe, welche ich in großer Anzahl auf der Barombi- 
station züchtete, und die auch bei Vickoria vorkommt 
(ihr Name ist mir nicht gegenwärtig; sie befindet sich 
im naturhistorischen Museum in Berlin), hängt ihre 
grünen stacheligen Puppen in einem leichten Nehwerk 
von braunen, glänzenden, starken, seideartigen Fäden 
im Gebüsch auf. Dieses Netzwerk dürfte leider wohl 
zu wenig Seide liefern, um eine Aufzucht der Raupe 
rentabel zu machen, obgleich stets eine größere An- 
zahl von Puppen an demselben Strauche zu hängen 
pflegt. Eine andere Saturnide, aus Busa, Orthogo- 
nioptilum, macht ganz leichte Cocons. 
An ein Einführen indischer Seidenspinner in das 
Kamerungebiet ist nicht zu denken. 
Ich habe mich in letterer Zeit aus Mangel an 
Zeit fast gar nicht mehr mit dem Gegenstande be- 
schäftigen können. Jedoch habe ich noch zwei recht 
interessante Objekte erlangen können. Nr. 1 ist das 
Cocon der Naupen bezw. Puppen von Enstonia 
reticulata. Wenigstens halte ich die Art dafür und 
habe sie unter diesem Namen dem naturhistorischen 
Museum in Berlin früher mehrfach eingesandt. 
Ich habe diesen häufigen kleinen Spinner, welcher 
  
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im ganzen Kamerungebiete und eventuell ganz 
Westafrika heimisch zu sein scheint, denn ich fing ihn 
auch in Sierra Leone, öfters gezüchtet, besonders auf 
der Barombistation und in Busa. Die zahlreichen, 
gesellig lebenden Raupen machen gemeinschastlich ein 
einziges großes Gespinnst, welches bisweilen kopfgroß 
wird. In diesem Cocon, welches sie an Zweigen 
befestigen oder um dieselben herumweben, leben sie 
noch als Raupen, denn ich habe östers Raupen in 
den Cocons konstatirt. Man braucht hier also ein 
eventuelles Einweben der Haare in das Cocon nicht 
zu fürchten, wenn man die Thiere zu richtiger Zeit 
abtödtet, bevor sie sich verpuppen. In welchem 
Altersstadium die Raupen das Cocon fertigen, kann 
ich nicht sagen, da ich stets die großen Cocons 
vorfand. 
Das zweite Cocon stammt von Edea her. Ich 
selbst habe es nicht gesammelt und kann über seinen 
Ursprung nichts sagen. Zur Feststellung seines 
Werthes wäre eine sachverständige Untersuchung in 
Deutschland erforderlich. 
  
Katurwissenschaftliche Kammlungen. 
Von dem Leiter der Yaundestation Zenker ist 
dem Königlichen Museum für Naturkunde eine 
Sammlung zoologischer Objekte zugegangen. 
Die Sendung enthielt: 
33 Säugethierfelle mit Schädeln, 
2 - ohne Schädel, 
3 Skelette, 
4 Säugethierschädel, 
3 Säugethierenibryonen, 
100 Vogelbälge, 
2 Vogelnester, 
12 Reptilien bezw. Amphibien, 
isch, 
9 Molluskenspezies zum Theil in 
zahlreichen Exemplaren, 
200 Schmetterlinge in Düten, 
200 Wanzen in Diten, 
150 - genadelt, 
20 Orthopteren, 
eine größere Anzahl Käfer, 
9 Dipteren, 
14 Hymenopteren, trocken, 
3 Gläser Ameisen, 
5 -Spinnen und Tausendsüßler, 
18 Würmer. - 
Die Konservirung fast aller Stücke ist sehr gut 
und mit großer Sorgfalt ausgeführt, nur der Zu- 
stand der Würmer ist nicht ganz gut, und die Wanzen 
in Düten sind in zu dünnes Papier gehüllt; auch 
sind die Papierdüten zu klein, infolge dessen haben 
viele Insekten an den Beinen und Fühlern Schaden 
gelitten. 
Der wissenschaftliche Werth der Sendung ist ein 
sehr hoher. Die meisten Thierklassen werden durch
	        
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