Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

wenigen, zum Theil von den Walumbwa zerstörten 
Dörfern besteht, kam er nach Kwa Kitoto, dem 
Stapelplatz mehrerer großer Elfenbeinkarawanen. In 
zoologischer Beziehung konnte der Reisende bis hierher 
"eststellen, daß die Grenze der Verbreitung des Zebra 
bei Kwa Kissero in Schirati verläuft. 
Bei Kwa Kitoto ist die Fauna sehr reichhaltig. 
Viele Elefanten, von denen einer erlegt wurde, 
Wasserböcke, Senegal-Antilopen, Somali-Kuhantilopen, 
Niedböcke, Suaras und Kudus wurden beobachtet. 
Außerdem brachte der Aufenthalt dort die Entdeckung 
zweier sehr interessanter Affen, erstens der von Dr. 
Stuhlmann zuerst gefundenen Weißohr-Meerkatze, 
welche wahrscheinlich das gesammte tropische Wald- 
gebiet bewohnt, und der Rothstirn-Meerkatze, welche 
man bisher nur vom weißen Nil und Congo frangais 
kannte. Leider mußte der in zoologischer Beziehung 
sehr erfolgreiche Ausenthalt in Kwa Kitoto ab- 
gekürzt werden, weil die Pocken in der Karawane 
ausbrachen, Neumann selbst schwer fieberlrank wurde 
und die Askari revoltirten und sich weigerten, nach 
Uganda zu marschiren. Auf dem Marsche nach Kwa 
Mumija, wo der englische Lieutenant Villers und 
zwei Missionare residiren, hatte die Karawane durch 
einen Bienenschwarm, der das Vieh überfallen hatte, 
noch viel zu leiden. Von dort beabsichtigte Neu- 
mann nach Fort Kampalla bei Mengo in Uganda 
zu marschiren, um vom englischen Gonverneur Colonel 
Conwiles die Erlaubniß zu erhalten, in englischem 
Gebiete zu reisen. Die letzte Nachricht stammt vom 
2. Mai aus Kwa Massala am Siofluß in der Nähe 
des Victoria-Nyansa. " 
  
Die Ramsapschen Routenaufnahmen 
während der Expedition des Gonverneurs Oberst 
v. Schele nach dem Nyassasce sind von Dr. Kiepert 
und seinen kartographischen Mitarbeitern mit An- 
spannung aller Kräfte in dem kurzen Zeitraum von 
sieben Wochen zu einer vierblätterigen Karte des 
ganzen Gebieles zwischen der Küste von Bagamoyo 
bis Lindi und dem Nyassases verarbeitet worden, in 
welcher auch das sämmtliche unveröffentlichte Material 
anderer deutscher Reisenden, vor Allem die neuesten 
Aufnahmen Dr. Stuhlmanns in Usaramo, serner 
die Aufnahmen von Lieutenant Böhmer, Lientenant 
Fromm, Kompagnieführer Herrmann, Kapitän 
Prager, Stationskontroleur Schmidt II. u. s. w 
sowie die Angaben der älteren Reisenden Aufnahme 
gefunden haben. Die Karte, deren Blätter je 65 Cen- 
timeter lang und 45 Centimeter hoch sind (Maßstab 
1:500000,), befindet sich angenblicklich in Autographie 
und wird in den nächsten Heften der „Mittheilungen“ 
zur Ausgobe gelangen. Dieselbe dürfte infolge der 
vorzüglichen Leistungen von Kompagnieführer Ramsay 
berusen sein, in Bezug auf die Umgestaltung des 
Kartenbildes von Deutsch-Ostafrika im Süden ebenso 
umstürzend und grundlegend zu wirken, wie es die 
Stuhlmannschen und Baumannschen Aufnahmen 
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im nördlicheren Theile gethan haben. Hervorgehoben 
sei besonders die erheblich von der früheren Aufnahme 
des Grasen J. Pfeil abweichende Gestaltung des 
oberen Ulangalaufes, — der Ulanga wird um einen 
vollen Grad nach Osten verschoben —, die theilweise 
Aussüllung des großen weißen Fleckes auf allen bis- 
herigen Karten von Deutsch-Ostafrika zwischen dem 9. 
bis 11. Grad füdl. Br. und 35. bis 39. Grad östl. 
L. von Gr. sowie der Nachweis eines bisher auf 
den Karten unbekannten, ziemlich erheblichen, 
etwas nördlich von Kilwa mündenden Flußlaufes, 
des Mandandu oder Mto Dlüngwera. 
  
Kamerun. 
Besleigung des Rleinen Ramerunberges. 
Premiierlieutenant Haering hat in der Zeit vom 
1. bis 4. d. J. in Begleitung des Leiters der 
Dibundja- Flaere des Herrn Linnell, eine Bereisung 
der Küste von Dibundja bis Victoria und eine Be- 
steigung des Kleinen Kamerunberges unternommen. 
Der Weg. von Dibundja führt zunächst um das 
felsige, ungangbare Kap Dibundja im Bogen durch 
dichten Wald hindurch, später passirten die Reisenden 
die Dörser Muange, Isongo, Vete-Vete, Bakingili, 
und kamen nach Umgehung einer flachen, sandigen 
und offenen Bucht nach Batoki. Von hier ging es 
in langsamem Ausstieg in nordöstlicher Richtung in 
das Innere, und wurde erst das Dorf Ekonye, 
dann das Dorf Bassa erreicht, wo die Expedition 
übernachtete. Nach 2 ¼ stündigem Marsch, unter 
sietigem Anstieg traf man am nächsten Tag in 
Boando ein, welcher Ort sehr zerstreut liegt, so daß 
män eigentlich Ober-, Mittel= und Unter-Boando 
unterscheiden könnte. Die Wasserpläße sind stunden- 
weit vom Dorf entfernt. Mit zwei bereitwilligst 
gestellten Führern unternahm die Expedition am 
3. Mai um 6¼ Uhr morgens die geplante Be- 
steigung des Berges, dem nach 8SO. zu ein langer, 
flachgewölbter Bergrücken vorgelagert ist, der fast bis 
zu seiner höchsten Erhebung begangen wurde. Der 
Pfad führte durch dichten Urwald und war fast 
völlig verwachsen, sehr unangenehm waren die vielen 
kleinen aus dem Bodenhervorragenden Lavabrocken; nur 
an zwei Stellen wies er starke Steigungen auf. 
Um 9 Uhr passirte man, nachdem man in die Re- 
gion des Buschwaldes gekommen war, einen kleinen 
Wasserlauf. Der Bergrücken wird von dem Massiv 
des Kleinen Kamerunberges durch eine breite und 
flache Mulde getrennt. Das Massiv ist sehr steil 
und mit dichtem Gebüsch bewachsen. Nach starkem 
Klettern erreichte die Expedition einen knapp 3 m 
breiten, nur mit kniehohem Strauchwerk spärlich be- 
wachsenen Grat, 6 m unterhalb des mit hohem Ge- 
büsch bewachsenen Gipfels, der sich wegen der 
morschen Beschaffenheit der sast senkrechten Lava- 
wände, die ihn bilden, ohne besondere Hülssmittel 
als nicht besteigbar erwies. Eine weite Fernsicht 
 
	        
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