Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

4. Euer Hochwohlgeboren brechen in den ersten 
Julitagen in Begleitung des Gärtners Zorn und 
der dortigen Arbeiter mit dem beweglichen und leben- 
den Inventar der Station, soweit gebrauchs= und 
transportfähig, auf und marschiren nach der Station 
Misahöhe im Agomegebirge. Ob es sich im Be- 
dürfnißfalle empfiehlt, in Bismarckburg Hülfsträger 
anzunehmen oder dort Lasten zurückzulassen, welche 
gelegentlich durch hiesige Träger abgeholt werden 
können, muß ich Ihrem Ermessen überlassen. 
5. Der Gärtner Zorn bleibt bis zum Ablauf 
seines Kontraktes als Hülfsassistent auf der Station 
Misahöhe, wo er dem Befehl des dortigen Chefs 
Dr. Gruner untersteht. Ich beauftrage Sie, dem 
p. Zorn in meinem Namen die erforderliche An- 
weisung zu ertheilen. 
6. Die Weyarbeiter bleiben bis zum Ablauf 
ihrer kontraktlichen Zeit auf Misahöhe als Arbeiter, 
sosern sie nicht zu Ihrer Weiterreise zur Küste 
vorläufig nöthig sind. Vorziehen würde ich, wenn 
wenigstens ein Theil derselben gleich dort bleibt und 
Sie die nöthigen Hülfsträger in Agome annehmen. 
Das Nähere auch hicrüber überlasse ich Ihrer nach Rück- 
sprache mit Dr. Gruner zu treffenden Entschließung. 
7. Das sämmtliche mitgeführte Inventar ist der 
Station Misahöhe gegen Empfangsbestätigung des 
dortigen Leiters zu übergeben, mit Ausnahme der 
nachbezeichneten Gegenstände: 
a) Pferde, Maulthiere, Esel; 
b) einige wissenschaftliche Instrumente, welcher Sie 
zur Vornahme weiterer Landesaufnahmen und 
geographischer Bestimmungen bedürfen; 
etwa zum Versenden geeignete wissenschaftliche 
Sammlungen und ethnographische Gegenstände; 
Gegenstände, welche nach übereinstimmender 
Ansicht Ihrer und des Dr. Gruner besser 
an der Küste Verwendung finden. 
8. Von Misahöhe begeben Sie sich über Lome 
nach Klein-Popo und Sebbe; Ankunft und Abmarsch 
von Lome wollen Sic mir telegraphisch melden. 
In Lome bitte ich Sie, in dem neuen Regierungs- 
gebäude zu wohnen; als die dem dortigen Amts- 
vorsteher gegenüber erforderliche Legitimation dient 
dieses Schreiben. 
9. Falls der eingetretenen Regenzeit halber Reisen 
in der dortigen Gegend brauchbare wissenschaftliche 
Ergebnisse nicht versprechen, oder sonstige Gründe 
dafür vorhanden sind, ermächtige ich Sie, die Auf- 
lösung der Station und die Abreise von dort auch 
schon vor dem oben angegebenen Zeitpunkt zu 
bewerkstelligen. 
Ich darf von Ihrem bisher erfolgreich bewährten 
Eifer erwarten, daß Sie auch auf der Herreise die 
wissenschaftliche und geographische Erforschung des 
Landes Sich zur Aufgabe machen und insbesondere 
durch sorgfältige Aufnahme selbst schon begangener 
Routen weitere werthvolle Beiträge zur Kenniniß 
der durchreisten Gegenden liefern werden. 
  
ae 
— 
r 
  
428 — 
Deutsch-Südwelkafrika. 
Major Leutweins vorgeben gegen Witbooi. 
Aus den bis zum 17. Juni d. Is. reichenden 
Berichten des Majors Leutwein über die letzten 
Unternehmungen der Schuskruppe ist Folgendes zu 
entnehmen: 
Nachdem Major Leutwein die Meldung er- 
halten hatte, daß die Witboois sich wiederum in der 
Nanklust festgesetzt hätten, aus welcher sie bereits 
zweimal verlrieben worden waren, brach er mit dem- 
jenigen Theil der Truppe, der nicht zur Besehung 
der neu errichteten Militärstationen abkommandirt 
war, unverzüglich aus dem Lager von Tsugaos auf 
und traf am 4. Mai mit eltwa 90 Mann und 
10 Bastards vor der Nankluft ein, woselbst er Befehl 
ertheilte, von Windhoek 20 Reiter und 30 Bastards 
zur Verstärkung heranzuziehen. Er berichtet über 
die Oertlichkeit, wie folgt: 
„Witbooi befindet sich gegenwärtig in einem aus 
der Ebene 200 bis 300 m steil aufsteigenden Ge- 
birge von etwa 60 km Länge. Der Abschluß 
nördlich und südlich wird durch mehr oder weniger 
enge Flußthäler hergestellt, welche die Gebirgswand 
in der Richtung nach dem Meere durchbrechen. Bei 
einer Breite von etwa 40 km endigt sie westlich 
an den Dünen, östlich ragt sie aus einer Hochebene 
empor, auf welcher sich auch unser Lager befindet. 
Im Inneren ist die Gebirgswand von zahlreichen 
Schluchten und Klüften durchsetzt, die anscheinend 
reichlich Wasser und Weide enthalten. Eingänge 
besitzt dieselbe nach allen vier Richtungen. Der 
Haupteingang befindet sich auf der Ostseite. Seine 
Fortsehung heißt eben die Naauklof, in welcher 
Witbooi seine Werft aufgeschlagen hat. Ihre Breite 
ist ziemlich bedentend, aber 800 m hinter der Oeffnung 
und etwa 2 bis 3 km vor der Werft ist sie durch 
eine Gebirgswand abgesperrt, die nur eine schmale 
Thalöffnung für Wasser und Weg läßt. Die Berge 
rechts und links des Eingangs steigen unvermittelt 
steil an, und kann ich bei deren Anblick unseren 
Mauuschaften meine stillschweigende Anerkennung nicht 
versagen, daß sie dieselben in dem Gesecht am 
31. Jannar erstiegen haben und zwar, wie ich aus 
Schilderungen an Ort und Stelle entnommen, lediglich 
mit einigen Osffizier= und Unteroffizierpatronillen. 
Die Hottentotten haben sich übrigens die damals zu 
Tage getretenen schwachen Stellen gemerkt und 
überall Schanzen errichtet, so gut sie es ver- 
stehen. Die ganze Stellung, die Witbooi augen- 
scheinlich zu vertheidigen beabsichtigt, ist 3 bis 4 km 
lang und rechts und links durch besonders hohe 
Berge in Verbindung mit kleineren Schluchten be- 
grenzt. Ihr Platz ist ungefähr da, wo auf der 
Karte des Kolonialatlas das erste „S#“ des Wortes 
Groß-Namaland steht. Nebenbei bemerkt, ist die Karte 
für die dortige Gegend durchaus ungenau. — Eine 
einzige grose und wesentliche Schwäche hat Witboois
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.