Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

päischen Plantagen sind in den letzten sechs Jahren 
fast um das Sechsfache vergrößert worden, 1891 
umfaßte der unter europäischer Leitung bebaute Boden 
1250 Acres, 1894 7300 Acres, auf dem vorzugs- 
weise Kaffee kultivirt wird. Der Anbau von Kaffee 
hat sich in den letzten Jahren sehr günstig entwickelt 
und berechtigt zu den besten Hoffnungen. Schon 
jetzt hat der Nyassa-Kaffec auf dem Londoner Markt 
eine besondere Preisnotirung. Das Hauptverdienst 
an der Entwickelung dieses wichtigen Exportartikels 
gebührt den Gebrüdern Buchanan, welche schon 
eine Reihe von Jahren im Nyassalande ansässig sind. 
Nach stlatistischen Angaben sind auf den Plantagen 
im Nyassalande schon jetzt mehr als 5.000 000 Kaffee- 
bäume gepflanzt worden. Auch der Handel hat sich 
in diesem südlichen Seengebiet sehr günstig entwickelt, 
während 1891 nur 8 englische Dampfer und etwa 
14 Segelschiffe den Verkehr auf dem Schire und 
Nyassasee vermittelten, sind jetzt bereits 14 englische 
Dampfer und etwa 100 Segelschiffe in Thätigkeit.“) 
Infolge der günstigen Entwickelung der Kolonien 
haben sich auch die Einnahmen des Kommissariats 
in den letzten Jahren bedeutend vermehrt, obwohl 
die Zölle und Abgaben verhältnißmäßig geringe sind. 
Im ersten Verwaltungsjahre (1890—91) beliesen 
sich die Einnahmen auf 1700 Pfd. Sterl., 1892—93 
auf 4700 Pfd. Sterl. und 1893— 94 auf 9000 Pfd. 
Sterl. Aus dem eben angeführlen Zahlenmaterial 
ist ersichtlich, welchen Ausschwung Britisch-Nyassaland 
in den letzten Jahren genommen hat, nachdem sich 
kapitalkräftige Gesellschaften und Privatleute der Ent- 
wickelung der Kolonie und der Ausbeutung ihrer 
Naturschätze mit Ernst und Eifer gewidmet haben. 
M. Johnston, welcher schon seit einer Reihe 
von Jahren in den verschiedensten afrikanischen Ge- 
bieten thätig ist und über einen großen Schaß von 
Erfahrungen verfügt, hat sich um die Entwickelung 
von Nyassaland ein bleibendes Verdienst erworben. 
  
Postdienst in Britisch-Ostafrita. 
Nach dem Muster der deutschen Verwaltung, 
welche regelmäßige Postverbindungen der Innenstatio- 
nen mit der deutschen Küste ins Leben gerufen hat, 
hat die Imperial British East Africa Company einen 
regelmäßigen Postdienst zwischen Mombas und Ki- 
kuye, 350 Meilen von der Küste, eingerichtet. Die 
Postboten sind Wakambas. Die 350 Meilen wurden 
zuletzt in 13 Tagen von ihnen zurückgelegt. 
Imperial British Cast Africa Tompany. 
Am 31. Juli d. Is. hat die fünfte Generalversammlung 
der Gesellschaft stattgesunden. Nach dem dabei mit- 
*) Im Jahe 1890 belie sich die Gesammt-Ein= und 
Aussohr auf 2 SlIerl., während sie in diesem 
00 3 sarn 50 2E Höhe von 100 000 Pfd. Sterl. 
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getheillen Geschäftsberichte haben sich die Zolleinkünfte 
des Gesellschaftsgebietes von 158 077 Rupien im 
Jahre 1890 auf 257 860 Rupien im Jahre 1893 
gehoben. Trotz dessen haben die Kosten der Ver- 
waltung und besonders des Vorgehens in Uganda 
das Vermögen der Gesellschaft beinahe ausgezehrt 
und eine Aussicht auf augemessene Einnahmen besteht 
nicht, da infolge des Beitritts des Sultaus von 
Sansibar zur Kongoakte ein Wachsen der Zolleinkünfte 
an der Küste ausgeschlossen ist. Die Gesellschaft hat 
trotz dessen ihr an die britische Regierung unter dem 
20. Juni 1893 gerichtetes Anerbieten auf Abtretung 
ihres gesammten Besitzs gegen angemessene Eutschä- 
digung zurückgezogen. Sie fordert gegenwärtig Erlaß 
der ihr bisher jährlich obliegenden Zahlung der Pacht 
für die Küstenplätze an den Sultan von Sansibar 
und Ersatz ihrer für Uganda aufgewendeten Aus- 
gaben. 
  
Boerentreck zum Ugamisec. 
Mr. Isaak Bosman ist Ende Inni d. Is. mit 
30 Boerenfamilien zum Ngamisee aufgebrochen. Die 
Leute sollen Proviant für 1 bis 1 ½ Jahrc mit sich 
führen, aber sehr wenig Pferde und Vieh. Die 
Trekker, welche im letzten Jahre nach Chansies ge- 
zogen sind, leiden dort Mangel an Lebensmitteln 
und Stoffen und versuchen, sich solche jetzt aus Mase- 
king zu besorgen. 
Einfuhr-zoll in Mozambiquc. 
Im März 1893 ist in Mozambique ein neuer 
Zolltarif in Kraft getreten. Die gesammte Kolonic 
ist danach in drei verschiedenartig behandelte Zoll- 
gebiele getheilt. Im nördlichen Theile, von der 
Nordgrenze bis cinschließlich Ibo, und dem südlichen 
von Lourenzo Marquez werden Werthzölle von meist 
5 pCt. des Werthes erhoben. Nur Gewehre und 
Alkohol sind mit einem höheren Satze belastet. Im 
mittleren Theile der Kolonie, welcher Mozambique, 
Parassato, Antonio Ennes, Quelimane und Inham- 
baue umfaßt, gilt ein bedeutend höherer Tarif, der 
theilweise bis 100 pCt. vom Werthe beträgt. Der 
Zweck der Maßregel ist, zu verhindern, daß der 
Handel im Norden und Slüden sich zu sehr nach 
den fremden Nachbarkolonien zieht. Die Exportzölle 
sind in der ganzen Kolonie die gleichen und betragen 
bei Elfenbein 10 pCt., Sesam 4 pCt., Wachs 5 pCt., 
Gummi 8 PéCt., Kopal 6 pCt. Nach zuverlässigen 
Nachrichten wird der beabsichtigte Zweck nicht erreicht. 
Der Handel von Mozambique und Quelimane und 
der Verkehr im Innern sollen sehr leiden. England 
zahlt für Waaren, die nach Britisch-Chinde gehen, 
nur 3 pCt. Das Gebiet der Companhia de Mo- 
zambique zwischen Juhambane und Quelimane mit 
Beira als Hauptstadt hat dieselben Zölle wie Mo- 
zambique zu tragen und wird als Ausland betrachtet.
	        
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