Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

großen Einbäumen sogar Schwierigkeiten macht. Der 
Fischreichthum scheint mir nicht zu bedeutend zu sein; 
Krokodile und Neiher mögen wohl manchen Schaden 
machen. 
Die Haussas sind meist große schlanke Leute, 
Männer und Weiber. Einen kleinen Haussa trifft 
man nie. Die Weiber tragen alle verhältnißmäßig 
viel Kleidung. Das Hüfttuch reicht fast immer bis 
auf die Knöchel, vielfach wird auch ein langes, male- 
risch um die Schultern gefaltetes Kopftuch getragen. 
Als Schmuck dient eine an einer dunkelrothen Schnur 
um den Hals getragene Messingmünze oder ein drei- 
eckiger Achat; das rechte Nasenloch ist hin und wieder 
zur Aufnahme einer Koralle durchbohrt. Die Männer 
tragen über der fesartigen Mütze den Turban, mit 
großer Sorgfalt gewickelt, und, um das Kinn ge- 
bunden, die bekannte weite Tobe, mit der sie sich bei 
der in Kete herrschenden starken Hitze beständig Luft 
zufächeln, weite Hosen und Sandalen, die sie beim 
Erscheinen vor dem Häuptling ablegen. Doch sah 
ich auch hohe, bis an die Hüften reichende, gestickte 
Stiefel, die zu Pferde von den Grosen getragen 
werden. 
Meine Anwesenheit in Kete war dem Fetischmann 
Mosomfo von Kratji ein großes Aergerniß. Er 
kam eines Tages mit großem Pomp unter Trommel= 
klang und in Begleitung von wohl hundert Gewehr- 
trägern nach Kete, um so recht seine Macht zu zeigen. 
Ich schenkte diesem Besuch keine Beachtung, weil ich 
mich durchaus nicht in die Verhältnisse Kratjis ein- 
mischen wollte und konnte. Darauf begab sich 
Mosomfo auf die umliegenden Dörfer und hetzte dort 
die Leute gegen mich auf, doch erfuhr ich davon bei 
Zeiten. Eines Nachts hörte man von ferne seine 
Kriegstrommel und Doppelschelle schlagen, die Haussas 
benachrichtigten Sofo, ich wachte von dem Hin= und 
Herlaufen der Boten auf, und ehe die Kratjis Kete 
erreicht hatten, war Alles auf den Beinen. Ich hatte 
am selben Tage zwei Kratjis wegen verschiedener 
Gewaltthätigkeiten festgenommen und dieselben noch 
in Gewahrsam. Ich ließ nun Mosomfo sagen, daß 
ich für den Fall eines etwaigen Angriffs seinerseits 
die beiden Gefangenen als Geiseln betrachten würde. 
Darauf verstummte die Kriegstrommel, die Kratjis 
hielten zunächst eine Verathung und die meisten, bei 
denen nun wohl der Schnapsrausch verflogen sein 
mochte, zogen sich zurück. Als ich bald darauf mit 
einigen Mann durch die Stadt ging, war Alles ruhig. 
Ich sandte aber noch in derselben Nacht Boten nach 
Kratjti an den Häuptling und forderte Erklärung 
über das Vorgefallene. Er erklärte mir, daß er von 
dem Vorgang nichts wisse, und machte mir am 
nächsten Morgen einen Entschuldigungsbesuch, und 
auch Mosomfo schickte zu mir und erklärte, es hätte 
sich nur um einc Fetischfeier gehandelt. 
Am 26. April verließ ich Kete auf dem Kling- 
schen Wege, der uns anfangs durch Erdnuß= und 
Maisfelder und auch durch mehrere Dörfer führte. 
Zur Linken begleitete uns, drei oder vier Kilometer 
452 
  
entfernt, ein Höhenzug, doch führte unser übrigens 
recht guter Kiesweg nur durch ebenes Gelände. Gegen 
Mittag erreichten wir das aus zwei Theilen bestehende 
Padji, das schon dicht von Haussas besetzt war, und 
blieben in diesem etwa 90 Hütten zählenden Orte. 
Schon vor Sonnenaufgong brachen wir am fol- 
genden Morgen auf und durchschritten bald darauf 
den Oti, wobei ich das Unglück hatte, mit dem Pferde 
vom jenseitigen hohen Ufer rücklings in den Strom 
zu stürzen, ohne daß jedoch Roß oder Reiter dabei 
Schaden nahm. Der Marsch bot nichts Bemerkens- 
werthes. Die Wasserläuse waren fast alle trocken; 
nach links hatten wir eine Zeit lang einen weiten 
Ueberblick über die Ebene bis zum Horizont. Gegen 
1 Uhr hielten wir an einem spärlichen, lehmigen 
Wasserlauf, der so mit Kaulquabben angefüllt war, 
daß ich solche sogar in meinem Thee vorfand. Mit 
uns lagerte hier eine sehr starke Haussa-Karawane 
mit vielen Packeseln, Pferden und Buckelrindern, 
doch boten die zahlreichen Karawanenhütten genug 
Platz für Alle. Wir konnten Lebensmittel aller Art 
von den Haussas, die vollständig Markt abhielten, 
kausen. 
Vom Marsch des folgenden Tages will ich nur 
erwähnen, daß der Dshebu oder Kebu, wie ich ihn 
neunen hörte, nicht, wie auf der Karte angegeben ist, 
nach Süden, sondern vielmehr nach Norden zum 
Tshai fließt. 
In Dutukpenne mußte ich leider einen Tag Halt 
machen, weil verschiedene Klagen gegen einige West- 
Adeliorte mein Einschreiten nöthig machten. 
Am 1. Mai marschirten wir in südwestlicher 
Richtung ab, überschritten wiederum den Kebu, durch 
dessen Uferwald eine frische Elefantenfährte führte, 
und gingen so, uns immer mehr vom Gebirge ent- 
sernend, durch die Niederung, bis wir gegen 3 Uhr 
am Uane Biwak bezogen. 
Am folgenden Tage kamen wir wieder an jenen 
Fluß Pellema, an dem wir schon, ehe wir Atafi er- 
reichten, gelagert hatten, marschirten etwa 1½ Stun- 
den auf dem damals begangenen Wege und bogen 
dann nach Südosten ab. Schon gegen 10 Uhr er- 
reichten wir das nur 25 Hütten zählende Dambabi, 
das noch etwa vier Kilometer von dem Gebirge im 
Osten entsernt ist. Ich wurde hier ganz besonders 
freundlich ausgenommen und beschenkt. 
In südöstlicher Richtung gingen wir am folgen- 
den Tage schräge auf das Gebirge los. In dem 
Dörschen Dumadu mußte ich lange halten, weil so- 
gleich wahre Massen von Bananen, Maniok und 
Yams zum Geschenk herbeigebracht wurden. Man 
bedauerte nur, mir keine Ziege oder Schaf geben zu 
können, denn die zahlreichen Leoparden und Löwen 
ließen das Halten von Vieh nicht zu. In dem nahen 
Dörschen Kunda mußte ich fast mit Gewalt die Leute 
daran verhindern, mir wiederum Allerlei zu schenken, 
wodurch immer ein beträchtlicher Aufenthalt verursacht 
wird. Gleich hinter Kunda beginnt das Gebirge 
und zwar mit so steilem und unwegsamem Aufstieg,
	        
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