wie ich ihn auf keiner anderen Stelle des Gebirges
getroffen habe. Dabei marschirten wir fast vier Tage
durch Wald, und nichts ist geeigneter, Führer und
Träger mißmuthiger zu machen, als ein Gebirgsmarsch
durch Wald, wo die Schwierigkeit, vorwärts zu
kommen, besonders groß ist. Sehr ermüdet bezogen
wir um 3 Uhr Biwak am Flusse Pa. Ueber die
Formation des Gebirges kann ich nichts angeben.
Der dichte Wald gestattete keinen Ueberblick, und bei
dem sich fortwährend windenden Pfade war auch
unsere Marschrichtung schwer sestzustellen.
Am nächsten Tage ging es im Walde abwechselnd
bergauf und bergab in südöstlicher Richtung weiter.
Drei Mal kamen wir an den Asuoko, blieben aber
immer auf seinem rechten Ufer und erreichten gegen
Mittag das zwar verlassene, aber noch mit allen
Geräthen, wie Töpfen, Schemeln, Netzen u. s. w.,
ausgerüstete Dorf Dodo.
Am 5. Mai überschrikten wir den etwa 40 Meter
breiten Afuoko, kamen aber erst bei dem Weiler Dapa
aus dem Walde und hielten gegen Mittag in dem
unbedeutenden Dörschen Pampayos.
Am nächsten Toge wandten wir uns nach Süden.
Als wir endlich aus dem Walde heraustraten, sahen
wir das Gebirge, das gerade zu unserer Linken eine
Lücke aufwies, uns in einer Entfernung von etwa
vier Kilomeler begleiten. Bald darauf erreichten wir
das reichlich von Händlern besuchte Dorf Ahamausu.
Alle diese Tribudörfer sind nur klein und unbedeu-
tend. Einige theils runde und theils eckige Hütten,
dazwischen die großen, hüttenartigen Thongefäße zur
Aufnahme des hier viel gebauten Reis und drei oder
vier höchst einfache Ställe für die Ziegen und Schafe
zum Schutz gegen nächtliche Raubthiere. Ueber Let-
tere wurde mir viel geklagt, und ich mußtte mein
Pferd stets an meiner Hütte festbinden, statt es vor
dem Dorfe grasen zu lassen. Hierbei sei bemerkt,
daß auch zur Station mehrfach das Gerücht von der
Ueberhandnahme der Raubthiere kam. Auf Bovis
Farm wurde neulich ein Leopard geschossen, der vom
Kopf bis zur Schwanzspitze 2,60 Meter maß, und
gestern erlegte Akumasi am Gibia eine Löwin. Das
Anyangadorf Okbandc ist auch durch ein Löwenpaar
heimgesucht worden, welches nach und nach 10 Mann
zerrissen hat, so daß die Bewohner in Massen aus-
zuwandern anfingen, und zwischen Kratji und Dutuk-
pennc hat ein Löwe vier Mann einer dort nächtigen-
den Haussa-Karawane zerrissen. Doch das beiläufig.
In Ahamausu fand ich für die Küstenhändler be-
sondere überdachte Feuerstellen eingerichtet, in denen
sie zu nächtigen pflegen. Der Schunggel mit Pulver
und Gewehren wird immer noch stark betrieben, und
wenige Tage vorher hatte ich noch fünf Faß Pulver
und neun Gewehre beschlagnahmen können.
Nachdem wir am folgenden Tage trotz Führers
den Weg im Walde verloren hatten, kamen wir, meist
in west-östlicher Richtung marschirend, gegen 9 Uhr
an das Gebirge. Der Weg nach Kebu führt nicht
durch die Lücke, welche ich auf dem Marsche von
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Pampayos (oder auch Pampawiä genannt) nach
Ahamausu für den Paß nach Kebu gehalten hakte,
auch nicht durch eine andere etwas weiter sidlich
gelegene Lücke, sondern hoch über den Kamm des
Gebirges. Dieses ist nur etwa bis zu zwei Dritteln
seiner Höhe bewaldet, dann kommt man auf den
kahlen Kamm, der einen freien Ueberblick gestattet.
Die Kette, auf der wir uns befinden, sällt steil nach
Westen ab. Nach Osten geht sic in lanter einzelne
Bergkuppen über, die nach Süden zu an Höhe ab-
nehmen. Weiter nach Osten senkt sich dann dieses
Bergland zum 20 Meter breiten Wawa, zu dem auch
das weiter östlich gelegene Gelände abfällt. Zahl-
reiche Waldstreifen deunten die zum Wawa aus dem
Kebulande kommenden Wasserläufe an. Um 3½ Uhr
nachmittags erreichten wir den Weiler Blumfu, dessen
männliche Bevölkerung bei unserem Erscheinen sofort
zu den Waffen griff, doch gelang es mir leicht, die
Leute zu beruhigen.
Schon eine halbe Stunde vor Sonncnaufgang
marschirte ich am 8. Mai von Blumfu ab. Wir
kamen durch die Dörfer Pente und Kottora und
erreichten schon vor Mittag Tshapuyi, den Wohnort
des von Stabsarzt Wolf eingesetzten Häuptlings
Kwaku. Kebu ist ein sehr stark gewelltes und reich
bewässertes Hügelland. Es ist dicht bevölkert und
weist ziemlich große Dörser auf. Felder mit Hütten
und Thonspeichern sieht man allenthalben. Den
eigentlichen Charakter der Landschaft machen aber die
zahllosen hochstämmigen Oelpalmen aus, die in den
vielen Galeriewäldern überall reichlich zu finden sind.
Daher ist Kebn auch das Land des Palmweines,
mit dem ich, und zwar sicts mit einer vorzüglichen
Sorte, reich beschenkt wurde. In Tshapuyi wurde
ganz besonders viel Textilindustrie getrieben. Jeder-
mann hatte eigentlich die Spindel in der Hand oder
saß am Webstuhl. Ich sah wirklich sehr hübsch ge-
musterte Stosfe, die den Reichthum ihrer Besitzer
ausmachen, aber augenscheinlich nicht zum Tragen
bestimmt sind; wenigsteus sah ich während meines
anderthalbtägigen Aufenthaltes in Tshapuyi keinen
Mann, der mehr als den nothdürftigsten Hüftschurz
getragen hätte.
Am 9. Mai blieb ich in Tshapuyi, wohin ich
mir die Häuptlinge der anderen Kebnorte bestellt
hatte, um durch einige Ermahnungen das Ansehen
Kwakus etwas zu stärken.
Um 5¾“ Uhr morgens brachen wir anderen Tages
schon auf, kamen, ohne uns dort aufzuhalten, gegen
7½¼ Uhr durch das ekwa 120 Hütten zählende Palave
und schlugen dann, um einen besonderen Steilabfall
zu umgehen, einen von der Wolf-Kling-Frangois-=
schen Route abweichenden Weg ein, so daß wir den
Weiler Kumasi rechts liegen ließen. Die Gegend
zeigte zwar einige uns begleitende Höhenzüge, war
aber im Allgemeinen eben oder nur leicht gewellt.
Gegen Mittag machten wir eine 1½ stündige Mittags-
pause und marschirten dann bis 8¼ Uhr abends,
wo wir den ersten Adeliweiler Kalabo erreichten.