Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

wie ich ihn auf keiner anderen Stelle des Gebirges 
getroffen habe. Dabei marschirten wir fast vier Tage 
durch Wald, und nichts ist geeigneter, Führer und 
Träger mißmuthiger zu machen, als ein Gebirgsmarsch 
durch Wald, wo die Schwierigkeit, vorwärts zu 
kommen, besonders groß ist. Sehr ermüdet bezogen 
wir um 3 Uhr Biwak am Flusse Pa. Ueber die 
Formation des Gebirges kann ich nichts angeben. 
Der dichte Wald gestattete keinen Ueberblick, und bei 
dem sich fortwährend windenden Pfade war auch 
unsere Marschrichtung schwer sestzustellen. 
Am nächsten Tage ging es im Walde abwechselnd 
bergauf und bergab in südöstlicher Richtung weiter. 
Drei Mal kamen wir an den Asuoko, blieben aber 
immer auf seinem rechten Ufer und erreichten gegen 
Mittag das zwar verlassene, aber noch mit allen 
Geräthen, wie Töpfen, Schemeln, Netzen u. s. w., 
ausgerüstete Dorf Dodo. 
Am 5. Mai überschrikten wir den etwa 40 Meter 
breiten Afuoko, kamen aber erst bei dem Weiler Dapa 
aus dem Walde und hielten gegen Mittag in dem 
unbedeutenden Dörschen Pampayos. 
Am nächsten Toge wandten wir uns nach Süden. 
Als wir endlich aus dem Walde heraustraten, sahen 
wir das Gebirge, das gerade zu unserer Linken eine 
Lücke aufwies, uns in einer Entfernung von etwa 
vier Kilomeler begleiten. Bald darauf erreichten wir 
das reichlich von Händlern besuchte Dorf Ahamausu. 
Alle diese Tribudörfer sind nur klein und unbedeu- 
tend. Einige theils runde und theils eckige Hütten, 
dazwischen die großen, hüttenartigen Thongefäße zur 
Aufnahme des hier viel gebauten Reis und drei oder 
vier höchst einfache Ställe für die Ziegen und Schafe 
zum Schutz gegen nächtliche Raubthiere. Ueber Let- 
tere wurde mir viel geklagt, und ich mußtte mein 
Pferd stets an meiner Hütte festbinden, statt es vor 
dem Dorfe grasen zu lassen. Hierbei sei bemerkt, 
daß auch zur Station mehrfach das Gerücht von der 
Ueberhandnahme der Raubthiere kam. Auf Bovis 
Farm wurde neulich ein Leopard geschossen, der vom 
Kopf bis zur Schwanzspitze 2,60 Meter maß, und 
gestern erlegte Akumasi am Gibia eine Löwin. Das 
Anyangadorf Okbandc ist auch durch ein Löwenpaar 
heimgesucht worden, welches nach und nach 10 Mann 
zerrissen hat, so daß die Bewohner in Massen aus- 
zuwandern anfingen, und zwischen Kratji und Dutuk- 
pennc hat ein Löwe vier Mann einer dort nächtigen- 
den Haussa-Karawane zerrissen. Doch das beiläufig. 
In Ahamausu fand ich für die Küstenhändler be- 
sondere überdachte Feuerstellen eingerichtet, in denen 
sie zu nächtigen pflegen. Der Schunggel mit Pulver 
und Gewehren wird immer noch stark betrieben, und 
wenige Tage vorher hatte ich noch fünf Faß Pulver 
und neun Gewehre beschlagnahmen können. 
Nachdem wir am folgenden Tage trotz Führers 
den Weg im Walde verloren hatten, kamen wir, meist 
in west-östlicher Richtung marschirend, gegen 9 Uhr 
an das Gebirge. Der Weg nach Kebu führt nicht 
durch die Lücke, welche ich auf dem Marsche von 
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Pampayos (oder auch Pampawiä genannt) nach 
Ahamausu für den Paß nach Kebu gehalten hakte, 
auch nicht durch eine andere etwas weiter sidlich 
gelegene Lücke, sondern hoch über den Kamm des 
Gebirges. Dieses ist nur etwa bis zu zwei Dritteln 
seiner Höhe bewaldet, dann kommt man auf den 
kahlen Kamm, der einen freien Ueberblick gestattet. 
Die Kette, auf der wir uns befinden, sällt steil nach 
Westen ab. Nach Osten geht sic in lanter einzelne 
Bergkuppen über, die nach Süden zu an Höhe ab- 
nehmen. Weiter nach Osten senkt sich dann dieses 
Bergland zum 20 Meter breiten Wawa, zu dem auch 
das weiter östlich gelegene Gelände abfällt. Zahl- 
reiche Waldstreifen deunten die zum Wawa aus dem 
Kebulande kommenden Wasserläufe an. Um 3½ Uhr 
nachmittags erreichten wir den Weiler Blumfu, dessen 
männliche Bevölkerung bei unserem Erscheinen sofort 
zu den Waffen griff, doch gelang es mir leicht, die 
Leute zu beruhigen. 
Schon eine halbe Stunde vor Sonncnaufgang 
marschirte ich am 8. Mai von Blumfu ab. Wir 
kamen durch die Dörfer Pente und Kottora und 
erreichten schon vor Mittag Tshapuyi, den Wohnort 
des von Stabsarzt Wolf eingesetzten Häuptlings 
Kwaku. Kebu ist ein sehr stark gewelltes und reich 
bewässertes Hügelland. Es ist dicht bevölkert und 
weist ziemlich große Dörser auf. Felder mit Hütten 
und Thonspeichern sieht man allenthalben. Den 
eigentlichen Charakter der Landschaft machen aber die 
zahllosen hochstämmigen Oelpalmen aus, die in den 
vielen Galeriewäldern überall reichlich zu finden sind. 
Daher ist Kebn auch das Land des Palmweines, 
mit dem ich, und zwar sicts mit einer vorzüglichen 
Sorte, reich beschenkt wurde. In Tshapuyi wurde 
ganz besonders viel Textilindustrie getrieben. Jeder- 
mann hatte eigentlich die Spindel in der Hand oder 
saß am Webstuhl. Ich sah wirklich sehr hübsch ge- 
musterte Stosfe, die den Reichthum ihrer Besitzer 
ausmachen, aber augenscheinlich nicht zum Tragen 
bestimmt sind; wenigsteus sah ich während meines 
anderthalbtägigen Aufenthaltes in Tshapuyi keinen 
Mann, der mehr als den nothdürftigsten Hüftschurz 
getragen hätte. 
Am 9. Mai blieb ich in Tshapuyi, wohin ich 
mir die Häuptlinge der anderen Kebnorte bestellt 
hatte, um durch einige Ermahnungen das Ansehen 
Kwakus etwas zu stärken. 
Um 5¾“ Uhr morgens brachen wir anderen Tages 
schon auf, kamen, ohne uns dort aufzuhalten, gegen 
7½¼ Uhr durch das ekwa 120 Hütten zählende Palave 
und schlugen dann, um einen besonderen Steilabfall 
zu umgehen, einen von der Wolf-Kling-Frangois-= 
schen Route abweichenden Weg ein, so daß wir den 
Weiler Kumasi rechts liegen ließen. Die Gegend 
zeigte zwar einige uns begleitende Höhenzüge, war 
aber im Allgemeinen eben oder nur leicht gewellt. 
Gegen Mittag machten wir eine 1½ stündige Mittags- 
pause und marschirten dann bis 8¼ Uhr abends, 
wo wir den ersten Adeliweiler Kalabo erreichten.
	        
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