Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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zweigen sie meistens in Taweta oder bereits Taita 
von der Noute nordwärts ab. Die frühere kom- 
merzielle Bedeutung Tawetas als Karawanen= 
sammelplatz ist in den leßten Jahren sehr zurück- 
gegangen. · 
Terrainschwierigkeiten hat die Mombasroute, da 
sie sich dauernd auf dem allmählich zum Kilima- 
ndjaro ansteigenden Platean bewegt, außer der kurzen 
Uebersteigung der Maunguberge nicht zu überwinden. 
Ihre gleichwohl erheblichen Kalamitäten resultiren 
aus der großen Wasserarmuth, die mit dem Vor- 
dringen ins Binnenland zunimmt. Meyer, der die 
Route in verschiedenen Jahreszeiten marschirte, giebt 
an, daß bis zu dem drei Tagereisen von der Küste 
gelegenen Tarohügel noch in der Trockenzeit an 
mehreren Stellen Regenwasser in Felslöchern und 
Sümpfen vorhanden sei; zwischen Taro und Maungn 
sehle es aber gänzlich, ebenso zwischen Maungun und 
Ndara, und weiterhin zwischen Taita und Taweta. 
Wie mir Herr Pôre supérieur Gommenginger 
mittheilte, haben die Engländer bei Taro Cisternen 
graben lassen, welche jedoch nicht das ganze Jahr 
hin durch Wasser halten. Sonst existiren an diesem 
Hügel nur in Sandstein eingebettete unbedeulende 
Wasserlöcher, sogenannte Ngurungas, die Meyer 
beschrieben hat. Weiteres Regenlochwasser findet sich 
auf der Höhe von Maungu und am westllichen Ab- 
fall des Ndarabergzuges. Aus dem Taitagebirge 
kommen zwei fließende Bäche, und erst bei Taweta 
erreicht man wieder Wasser im Lumifluß. Nur in 
der Regenzeit bilden sich vor Maungu und zwischen 
Taita und Taweta Sumpflachen. Möglichkeit zur 
Verproviantirung bietet nur das Küstenland, ferner 
die Ndara= und Taitaberge und endlich Taweta. 
Ueber den Karawanenbetrieb wurden mir die 
zuverlässigsten Nachrichten seitens der hiesigen fran- 
zösischen Mission, die in Mombas ihre Vertretung 
besitzt und von dorther einen geregelten Karawanen= 
verkehr unterhält. Das Trägermaterial wird aus- 
schließlich von Wataita gebildet. Die Leute sind 
durch die in Taita bestehende Station der Gesell- 
schaft zu jeder Zeit und in jeder beliebigen Zahl zu 
haben. Zeitweilig trafen in Kilema regelmäßig alle 
14 Tage Karawanen ein. Die Träger brauchen für 
die Strecke Mombas—Kilema 13 bis 14 Tage, bis 
Moschi kommt ein weiterer hinzu. Das ergiebt für 
die Mombasronte mittlere Tagemärsche von 21,2 km. 
Briefträger sollen den Weg in 6 bis 7 Tagen zurück- 
legen können. 
Im Allgemeinen lassen die Verkehrsverhältnisse 
der Mombasroute erkennen, daß die Wasserarmuth 
trot ihrer Kalamitäten eine gute Seite hat, indem 
sie beschleunigend auf die Reise einwirkt. Die Kara- 
wanen werden zu Gewaltmärschen durch die trockenen 
Steppentheile gezwungen. Keine der deutschen Routen 
leidet annähernd an ähnlichem Wassermangel wie diese. 
Das ist cin Vortheil, aber zugleich die Ursache ihrer 
im Allgemeinen kürzeren Tagereisen. 
  
Hinsichtlich der Wanga— Moschiroute habe 
ich über die erste Etappe von Wanga bis Mbaramu, 
dem Nordkap des Usambaragebirges, erfahren, daß 
sie gegenwärtig ihrer Unwirthlichkeit halber gemieden 
wird. Anfang der 60er Jahre wurde die Strecke 
von Baron v. d. Decken begangen, und danach habe 
ich sie auf der Karte eingetragen. Das Wasser- 
bedürfniß zwingt sie, in der Nähe des Umbaflusses 
zu bleiben, und veranlaßt dadurch die erhebliche Ver- 
längerung der sonst kurzen Entfernung Wanga— 
Mbaramu. In jüngster Zeit hat Dr. Erhardt, 
Mitglied der Expedition des Grafen Götzen, den 
Lauf des Umbaflusses kartirt, seine Routen waren 
aber größtentheils selbständige und bewegten sich 
nicht auf der Karawanenstraße. Wie mir Herr Holst 
mittheilte, führt aus dem Quellgebiet des Umba, der 
Mlalomulde, ein ziemlich direkter Pfad nach Wanga, 
der in nur wenigen Tagen zurückzulegen ist, jedoch 
in der Umbasteppe an großem Wassermangel leidet. 
Bekanntlich ist schon bei der früheren Grenzregulirung 
der Ort Wanga in die englische Interessensphäre 
gefallen, da die Grenze mit der Umbamündung ab- 
schneidet. Die seit der Kersten schen Aufnahme im 
Jahre 1863 bestehenden Zweifel an der Ausmündung 
des Flusses nördlich oder südlich der Stadt wurden 
durch Baumann gehoben. Es scheint der Verlust 
des Platzes für uns kein schwerwiegender zu sein; 
der Ort besibt nur einen schlechten Ankerplaß. Da 
die Bucht, wie Baumann sich überzeugte, durch 
Niffe behindert wird, so müssen größere Fahrzeuge 
etwa 2 km außerhalb der Umbamündung ankern. 
Dagegen möchte ich die Gelegenheit benußen, um 
auf den 12 km südlich von Wanga gelegenen deut- 
schen Hasenplatz Muoa (Gomanibami der Engländer) 
hinzuweisen, wo sich zur Zeit ein Nebenzollamt für 
Auslandsverkehr befindet. Binnenhandel betreibt 
Muoa kaum. Baumann hat die dortige Bucht 
untersucht und äußert sich sehr günstig über die 
Tiefenverhältbnisse. 
Von Mbaramu bezw. der dortigen Verpflegungs- 
station Muasi fährt die Route in einem starken oder 
1½ Tagemärschen fast ohne Wasser nach Gonja. 
Ein anderer Weg soll laut Baumann direkt nach 
Pare Vikombe (nördlich Gonja) hinübergehen und 
einige Wasserlöcher beim Hügel Ngurungani berühren. 
In Gonja bezw. Pare Vikombe stößt der Weg auf 
die Haupt-Kilimandjaroronte und wird bei Besprechung 
dieser weiter verfolgt werden. 
Die Tanga — Kilimandjarostraße, welche 
Usambara nördlich umgeht, vereinigt sich mit der 
vorher besprochenen in Mbaramu. Bis Buiti hat 
sie keinerlei Schwierigkeiten zu überwinden, da sie 
stets durch das bewohnte Digoland führt. Dicht 
jenseits Buiti erreicht sie den Südrand der Umba- 
sieppe, welche sie nun bis zum Kitivobezirk am Ober- 
lauf des Umba durchzieht. Auf dieser etwas über 
50 km langen Strecke herrschen sehr unsichere Wasser- 
verhältnisse; nur einige hohle Baobabs speichern im 
Innern Regenfeuchtigkeit auf. Der letzte sichere
	        
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