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zweigen sie meistens in Taweta oder bereits Taita
von der Noute nordwärts ab. Die frühere kom-
merzielle Bedeutung Tawetas als Karawanen=
sammelplatz ist in den leßten Jahren sehr zurück-
gegangen. ·
Terrainschwierigkeiten hat die Mombasroute, da
sie sich dauernd auf dem allmählich zum Kilima-
ndjaro ansteigenden Platean bewegt, außer der kurzen
Uebersteigung der Maunguberge nicht zu überwinden.
Ihre gleichwohl erheblichen Kalamitäten resultiren
aus der großen Wasserarmuth, die mit dem Vor-
dringen ins Binnenland zunimmt. Meyer, der die
Route in verschiedenen Jahreszeiten marschirte, giebt
an, daß bis zu dem drei Tagereisen von der Küste
gelegenen Tarohügel noch in der Trockenzeit an
mehreren Stellen Regenwasser in Felslöchern und
Sümpfen vorhanden sei; zwischen Taro und Maungn
sehle es aber gänzlich, ebenso zwischen Maungun und
Ndara, und weiterhin zwischen Taita und Taweta.
Wie mir Herr Pôre supérieur Gommenginger
mittheilte, haben die Engländer bei Taro Cisternen
graben lassen, welche jedoch nicht das ganze Jahr
hin durch Wasser halten. Sonst existiren an diesem
Hügel nur in Sandstein eingebettete unbedeulende
Wasserlöcher, sogenannte Ngurungas, die Meyer
beschrieben hat. Weiteres Regenlochwasser findet sich
auf der Höhe von Maungu und am westllichen Ab-
fall des Ndarabergzuges. Aus dem Taitagebirge
kommen zwei fließende Bäche, und erst bei Taweta
erreicht man wieder Wasser im Lumifluß. Nur in
der Regenzeit bilden sich vor Maungu und zwischen
Taita und Taweta Sumpflachen. Möglichkeit zur
Verproviantirung bietet nur das Küstenland, ferner
die Ndara= und Taitaberge und endlich Taweta.
Ueber den Karawanenbetrieb wurden mir die
zuverlässigsten Nachrichten seitens der hiesigen fran-
zösischen Mission, die in Mombas ihre Vertretung
besitzt und von dorther einen geregelten Karawanen=
verkehr unterhält. Das Trägermaterial wird aus-
schließlich von Wataita gebildet. Die Leute sind
durch die in Taita bestehende Station der Gesell-
schaft zu jeder Zeit und in jeder beliebigen Zahl zu
haben. Zeitweilig trafen in Kilema regelmäßig alle
14 Tage Karawanen ein. Die Träger brauchen für
die Strecke Mombas—Kilema 13 bis 14 Tage, bis
Moschi kommt ein weiterer hinzu. Das ergiebt für
die Mombasronte mittlere Tagemärsche von 21,2 km.
Briefträger sollen den Weg in 6 bis 7 Tagen zurück-
legen können.
Im Allgemeinen lassen die Verkehrsverhältnisse
der Mombasroute erkennen, daß die Wasserarmuth
trot ihrer Kalamitäten eine gute Seite hat, indem
sie beschleunigend auf die Reise einwirkt. Die Kara-
wanen werden zu Gewaltmärschen durch die trockenen
Steppentheile gezwungen. Keine der deutschen Routen
leidet annähernd an ähnlichem Wassermangel wie diese.
Das ist cin Vortheil, aber zugleich die Ursache ihrer
im Allgemeinen kürzeren Tagereisen.
Hinsichtlich der Wanga— Moschiroute habe
ich über die erste Etappe von Wanga bis Mbaramu,
dem Nordkap des Usambaragebirges, erfahren, daß
sie gegenwärtig ihrer Unwirthlichkeit halber gemieden
wird. Anfang der 60er Jahre wurde die Strecke
von Baron v. d. Decken begangen, und danach habe
ich sie auf der Karte eingetragen. Das Wasser-
bedürfniß zwingt sie, in der Nähe des Umbaflusses
zu bleiben, und veranlaßt dadurch die erhebliche Ver-
längerung der sonst kurzen Entfernung Wanga—
Mbaramu. In jüngster Zeit hat Dr. Erhardt,
Mitglied der Expedition des Grafen Götzen, den
Lauf des Umbaflusses kartirt, seine Routen waren
aber größtentheils selbständige und bewegten sich
nicht auf der Karawanenstraße. Wie mir Herr Holst
mittheilte, führt aus dem Quellgebiet des Umba, der
Mlalomulde, ein ziemlich direkter Pfad nach Wanga,
der in nur wenigen Tagen zurückzulegen ist, jedoch
in der Umbasteppe an großem Wassermangel leidet.
Bekanntlich ist schon bei der früheren Grenzregulirung
der Ort Wanga in die englische Interessensphäre
gefallen, da die Grenze mit der Umbamündung ab-
schneidet. Die seit der Kersten schen Aufnahme im
Jahre 1863 bestehenden Zweifel an der Ausmündung
des Flusses nördlich oder südlich der Stadt wurden
durch Baumann gehoben. Es scheint der Verlust
des Platzes für uns kein schwerwiegender zu sein;
der Ort besibt nur einen schlechten Ankerplaß. Da
die Bucht, wie Baumann sich überzeugte, durch
Niffe behindert wird, so müssen größere Fahrzeuge
etwa 2 km außerhalb der Umbamündung ankern.
Dagegen möchte ich die Gelegenheit benußen, um
auf den 12 km südlich von Wanga gelegenen deut-
schen Hasenplatz Muoa (Gomanibami der Engländer)
hinzuweisen, wo sich zur Zeit ein Nebenzollamt für
Auslandsverkehr befindet. Binnenhandel betreibt
Muoa kaum. Baumann hat die dortige Bucht
untersucht und äußert sich sehr günstig über die
Tiefenverhältbnisse.
Von Mbaramu bezw. der dortigen Verpflegungs-
station Muasi fährt die Route in einem starken oder
1½ Tagemärschen fast ohne Wasser nach Gonja.
Ein anderer Weg soll laut Baumann direkt nach
Pare Vikombe (nördlich Gonja) hinübergehen und
einige Wasserlöcher beim Hügel Ngurungani berühren.
In Gonja bezw. Pare Vikombe stößt der Weg auf
die Haupt-Kilimandjaroronte und wird bei Besprechung
dieser weiter verfolgt werden.
Die Tanga — Kilimandjarostraße, welche
Usambara nördlich umgeht, vereinigt sich mit der
vorher besprochenen in Mbaramu. Bis Buiti hat
sie keinerlei Schwierigkeiten zu überwinden, da sie
stets durch das bewohnte Digoland führt. Dicht
jenseits Buiti erreicht sie den Südrand der Umba-
sieppe, welche sie nun bis zum Kitivobezirk am Ober-
lauf des Umba durchzieht. Auf dieser etwas über
50 km langen Strecke herrschen sehr unsichere Wasser-
verhältnisse; nur einige hohle Baobabs speichern im
Innern Regenfeuchtigkeit auf. Der letzte sichere