Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Hochgebirgen bezieht, die in je höheren Lagen um so 
weniger einer solchen Alternation unterworfen sind, 
bewirlt, daß die Differenzen in seiner Wasserführung 
weniger hervortreten als sonst bei Tropenflüssen. 
Eine eigenartige Kompensation verursachen die Glet- 
scher und Schneefelder des Kibo, deren Schmelzwässer 
in der wärmeren Periode bedeutender sind als in 
der kühleren Regenzeit. Thatsächlich habe ich noch 
am Ende der trockenen Monate den Fluß sehr wasser- 
reich gefunden. 
Es ergiebt sich aus dieser Uebersicht, daß der 
Wasserstand des Pangani eine etwaige Schifffahrt 
kaum behindern dürfte, ganz gewiß nicht auf der 
Strecke von der Rougamündung bis zur Küste, deren 
Länge 342 km beträgt. Bevor wir aber diese Frage 
auch auf die Quellarme ausdehnen, wird es nüßlich 
sein, zunächst die zweite Bedingung für die Schiff- 
barkeit zu prüfen, welche in den Gefällsverhältnissen 
des Flusses liegt. 
Um diese zu verstehen, hat man sich zu vergegen- 
wärtigen, daß das innere Afrika ein mehr oder 
weniger hochgelegenes Plateauland darstellt, das sich 
im Allgemeinen nach Westen abdacht, an der Ostseite 
des Kontinents aber ziemlich schroff abbricht. Hierin 
hat es seinen Grund, daß die Ströme der Westseite, 
wie Niger, Kongo, Oranje, von der Küste bis weit 
ins Innere befahrbar sind, während die östlichen 
Flüsse — an und für sich kürzer — in Staffeln 
vom inneren Hochlande herunterstürzen und dadurch 
der Schifffahrt meist schon in geringer Entsernung 
von der Küste ein Ziel sehen. Wenn man eine Karte 
des östlichen Kontinents betrachtet, so sieht man, daß 
dieser gegenüber der Insel Madagaskar eine doppelte 
Ausbuchtung bildet, Mozambique und Gasaland um- 
fassend. Diese springen weit über die allgemeine 
Abbruchslinie des Binnenplateans vor, welche ziemlich 
geradlinig von Sansibar zur Delagoabai verläuft. 
Der Steilabsturz entfernt sich also in ihrem Bereich 
beträchtlich von der Küste, und daher konstatiren wir 
dort eine Ausnahme von der allgemeinen Regel, in- 
dem Rovuma und der Unterlauf des Sambesi ein- 
schließlich Schire weit hinauf schiffbar sind. Aber 
die Abbruchslinie, die sich im Norden durch den öst- 
lichen Abfall des Usambaragebirges markirt, tritt im 
Süden in dem Steilabsturz der Drakens= und Storm- 
berge (in Kapland und Transvaal) wieder nahe an 
die Küste, und daher haben diese Länder keine Flüsse 
mehr, die als erschließende Wasserstraße ins Innere 
führen. Die Divergenz zwischen Küste und Abbruchs- 
linie des Binnenplateaus beginnt, wie gesagt, im 
deutschen Schutzgebiete, darum bieten die südlichen 
Flüsse desselben, wie der Rufidji, ganz andere und 
günstigere Vorbedingungen für die Schifffahrt als 
die des Nordens, wozu der Pangani gehört. 
In Zusammenfassung dieser Thatsachen kann man 
also im Laufe der ostafrikanischen Flüsse drei Ab- 
schnitte unterscheiden, deren sorgfältige Beachtung zur 
Lösung der vorliegenden Frage führen wird. Es sind 
498 
  
1— 
. auf dem Binnenplateau verlaufende obere 
heil, 
der dem Stufenlande angehörige mittlere 
Theil, 
. der (mehr oder weniger unbedeutende) auf den 
flachen Küstenstrich entfallende untere Theil. 
Es erhellt ohne Weiteres, daß nur die unter 1. 
und 3. angeführten Abschnitte der Schifffahrt günstige 
Aussichten bieten können, daß sie durch eine stark 
geneigte, kataraktenreiche Zwischenzone voneinander 
getrennt werden. 
Ich habe nun auf Grund des bis heute vor- 
liegenden Materials, wobei mir wesentlich die Bau- 
mannsche Karte als Unterlage diente, ein Längs- 
profil des Panganiflusses entworfen, welches 
die oben abgeleiteten Verhältnisse zur Anschauung 
bringt. Zur Erklärung der Zeichnung ist Folgendes 
zu bemerken. Der Längenmaßstab ist 1: 1000 000, 
so daß 1 mm 1 km entspricht, die Ueberhöhung 
hundertfach (lem = 100 m). Die angegebenen 
Längen beziehen sich auf den zu einer geraden Linie 
ausgezogenen Flußlauf, nicht etwa auf eine Luftlinie 
zwischen dem oberen Ende und der Mündung. Die 
unten verzeichneten Distanzwerthe (in Kilometern) 
haben einen ziemlich weit links liegenden Nullpunkt, 
von dem sie sowohl flußab= wie aufwärts zählen. 
Dieser Nullpunkt bezeichnet die Einmündung des wichti- 
gen Rougaflusses, deretwa dieselbe Wassermenge zuführt, 
als sie der Pangani bis dahin besitzt. Da die Ein- 
mündungsstelle nicht genau festliegt, so habe ich einen 
benachbarten bekannten Lagerplatz (Marago ya Kombo) 
als Ausgangspunkt gewählt. Die Difsserenz ist nur 
geringfügig und ohne praktische Bedeutung. Der 
Flußlauf selbst wird durch eine Linie bezeichnet, 
welche die Stationen der Höhenmessungen geradlinig 
verbindet. Es kommen also die Unregelmäßigkeiten 
zwischen zwei benachbarten Stationen nicht zur Dar- 
siellung. Dieselben sind aber im Oberlauf, der uns 
hier vorwiegend interessirt, sehr unbedeutend, da sich 
der Fluß dort dauernd in der Ebene bewegt. Aus 
dem absoluten Gefällsbetrag in Kombination mit dem 
Abstand der einzelnen Messungsstationen wurden für 
diese Entsernungen durchschnittliche Neigungswerthe 
ermittelt, welche in Prozenten ausgedrückt am Fuße 
vermerkt sind und die Anzahl Meter bezeichnen, um 
welche der Fluß auf 100 m Horizontaldistanz fällt. 
Es ist dabei zu berücksichtigen, daß die Höhenmessungen 
sich nicht auf den Wasserspiegel, sondern auf das 
Ufer beziehen und im Allgemeinen den Lagerplätzen 
der Karawanenstraße entsprechen, die aber der Natur 
der Sache nach dicht am Fluß gelegen sind. Eine 
Ungenanigkeit scheint mir dadurch nur in der Gegend 
zwischen Buiko und Korogwe hervorgerufen zu sein, 
die bereits dem Stufenlande angehört, wo die Ufer 
sich ungleichmäßig über den Wasserspiegel erheben. 
Obwohl der Fluß zwischen Buiko und Mseni Schnellen 
bildet, würde das Gefälle nach der Baumannschen 
Karte auf 42 km nur 10 m betragen. Das ist 
unmöglich, und darum verlege ich, entgegen der Profil- 
—
	        
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