Hochgebirgen bezieht, die in je höheren Lagen um so
weniger einer solchen Alternation unterworfen sind,
bewirlt, daß die Differenzen in seiner Wasserführung
weniger hervortreten als sonst bei Tropenflüssen.
Eine eigenartige Kompensation verursachen die Glet-
scher und Schneefelder des Kibo, deren Schmelzwässer
in der wärmeren Periode bedeutender sind als in
der kühleren Regenzeit. Thatsächlich habe ich noch
am Ende der trockenen Monate den Fluß sehr wasser-
reich gefunden.
Es ergiebt sich aus dieser Uebersicht, daß der
Wasserstand des Pangani eine etwaige Schifffahrt
kaum behindern dürfte, ganz gewiß nicht auf der
Strecke von der Rougamündung bis zur Küste, deren
Länge 342 km beträgt. Bevor wir aber diese Frage
auch auf die Quellarme ausdehnen, wird es nüßlich
sein, zunächst die zweite Bedingung für die Schiff-
barkeit zu prüfen, welche in den Gefällsverhältnissen
des Flusses liegt.
Um diese zu verstehen, hat man sich zu vergegen-
wärtigen, daß das innere Afrika ein mehr oder
weniger hochgelegenes Plateauland darstellt, das sich
im Allgemeinen nach Westen abdacht, an der Ostseite
des Kontinents aber ziemlich schroff abbricht. Hierin
hat es seinen Grund, daß die Ströme der Westseite,
wie Niger, Kongo, Oranje, von der Küste bis weit
ins Innere befahrbar sind, während die östlichen
Flüsse — an und für sich kürzer — in Staffeln
vom inneren Hochlande herunterstürzen und dadurch
der Schifffahrt meist schon in geringer Entsernung
von der Küste ein Ziel sehen. Wenn man eine Karte
des östlichen Kontinents betrachtet, so sieht man, daß
dieser gegenüber der Insel Madagaskar eine doppelte
Ausbuchtung bildet, Mozambique und Gasaland um-
fassend. Diese springen weit über die allgemeine
Abbruchslinie des Binnenplateans vor, welche ziemlich
geradlinig von Sansibar zur Delagoabai verläuft.
Der Steilabsturz entfernt sich also in ihrem Bereich
beträchtlich von der Küste, und daher konstatiren wir
dort eine Ausnahme von der allgemeinen Regel, in-
dem Rovuma und der Unterlauf des Sambesi ein-
schließlich Schire weit hinauf schiffbar sind. Aber
die Abbruchslinie, die sich im Norden durch den öst-
lichen Abfall des Usambaragebirges markirt, tritt im
Süden in dem Steilabsturz der Drakens= und Storm-
berge (in Kapland und Transvaal) wieder nahe an
die Küste, und daher haben diese Länder keine Flüsse
mehr, die als erschließende Wasserstraße ins Innere
führen. Die Divergenz zwischen Küste und Abbruchs-
linie des Binnenplateaus beginnt, wie gesagt, im
deutschen Schutzgebiete, darum bieten die südlichen
Flüsse desselben, wie der Rufidji, ganz andere und
günstigere Vorbedingungen für die Schifffahrt als
die des Nordens, wozu der Pangani gehört.
In Zusammenfassung dieser Thatsachen kann man
also im Laufe der ostafrikanischen Flüsse drei Ab-
schnitte unterscheiden, deren sorgfältige Beachtung zur
Lösung der vorliegenden Frage führen wird. Es sind
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1—
. auf dem Binnenplateau verlaufende obere
heil,
der dem Stufenlande angehörige mittlere
Theil,
. der (mehr oder weniger unbedeutende) auf den
flachen Küstenstrich entfallende untere Theil.
Es erhellt ohne Weiteres, daß nur die unter 1.
und 3. angeführten Abschnitte der Schifffahrt günstige
Aussichten bieten können, daß sie durch eine stark
geneigte, kataraktenreiche Zwischenzone voneinander
getrennt werden.
Ich habe nun auf Grund des bis heute vor-
liegenden Materials, wobei mir wesentlich die Bau-
mannsche Karte als Unterlage diente, ein Längs-
profil des Panganiflusses entworfen, welches
die oben abgeleiteten Verhältnisse zur Anschauung
bringt. Zur Erklärung der Zeichnung ist Folgendes
zu bemerken. Der Längenmaßstab ist 1: 1000 000,
so daß 1 mm 1 km entspricht, die Ueberhöhung
hundertfach (lem = 100 m). Die angegebenen
Längen beziehen sich auf den zu einer geraden Linie
ausgezogenen Flußlauf, nicht etwa auf eine Luftlinie
zwischen dem oberen Ende und der Mündung. Die
unten verzeichneten Distanzwerthe (in Kilometern)
haben einen ziemlich weit links liegenden Nullpunkt,
von dem sie sowohl flußab= wie aufwärts zählen.
Dieser Nullpunkt bezeichnet die Einmündung des wichti-
gen Rougaflusses, deretwa dieselbe Wassermenge zuführt,
als sie der Pangani bis dahin besitzt. Da die Ein-
mündungsstelle nicht genau festliegt, so habe ich einen
benachbarten bekannten Lagerplatz (Marago ya Kombo)
als Ausgangspunkt gewählt. Die Difsserenz ist nur
geringfügig und ohne praktische Bedeutung. Der
Flußlauf selbst wird durch eine Linie bezeichnet,
welche die Stationen der Höhenmessungen geradlinig
verbindet. Es kommen also die Unregelmäßigkeiten
zwischen zwei benachbarten Stationen nicht zur Dar-
siellung. Dieselben sind aber im Oberlauf, der uns
hier vorwiegend interessirt, sehr unbedeutend, da sich
der Fluß dort dauernd in der Ebene bewegt. Aus
dem absoluten Gefällsbetrag in Kombination mit dem
Abstand der einzelnen Messungsstationen wurden für
diese Entsernungen durchschnittliche Neigungswerthe
ermittelt, welche in Prozenten ausgedrückt am Fuße
vermerkt sind und die Anzahl Meter bezeichnen, um
welche der Fluß auf 100 m Horizontaldistanz fällt.
Es ist dabei zu berücksichtigen, daß die Höhenmessungen
sich nicht auf den Wasserspiegel, sondern auf das
Ufer beziehen und im Allgemeinen den Lagerplätzen
der Karawanenstraße entsprechen, die aber der Natur
der Sache nach dicht am Fluß gelegen sind. Eine
Ungenanigkeit scheint mir dadurch nur in der Gegend
zwischen Buiko und Korogwe hervorgerufen zu sein,
die bereits dem Stufenlande angehört, wo die Ufer
sich ungleichmäßig über den Wasserspiegel erheben.
Obwohl der Fluß zwischen Buiko und Mseni Schnellen
bildet, würde das Gefälle nach der Baumannschen
Karte auf 42 km nur 10 m betragen. Das ist
unmöglich, und darum verlege ich, entgegen der Profil-
—