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darstellung, nach Buiko das Ende des flachen Ober-
laufes und nehme an, daß in Wirklichkeit entweder
der Punkt Mseni tiefer oder Buiko höher liegt. Die
übrigen Angaben der Tafel erklären sich selbst.
Was lehrt nun dieses Flußprofil? Es läßt die
zwar nicht überraschende, aber doch bisher kaum be-
achtete Thatsache erkennen, daß der Panganilauf aus
zwei gänzlich differenten Theilen besteht, die von der
Rougamündung gerechnet fast genau gleich lang sind,
deren Neigungswerthe sich aber verhalten wie 3:8.
Auf der 168 km langen Strecke Rouga—Buiko fällt
der Fluß von 750 auf 560, also um 190 m, im
weiteren, 174 km langen Laufe von Buiko bis zur
Küste von 560 auf O m! Darin spricht sich ein sehr
bemerkenswerther Gegensatz aus, der auch durch die
mittleren Gefälle von 0,129 Prozent gegenüber
0,322 Prozent ausgedrückt werden kann. Der ganze
Fluß zerfällt wesentlich in einen flachen Oberlauf
und einen steilen Unterlauf. Der früher als dritter
Typus angegebene küstennahe flache Abschnitt ver-
schwindet hier fast völlig, und in dieser Thatsache ist
es begründet, daß der Pangani bisher als unschiffbar
bezeichnet wurde. Der in die Mündung einfahrende
Schiffer erklärte bei Tschogwe, daß der Fluß weiter-
hin unbrauchbar sei, und damit fand sich die öffent-
liche Meinung ab.
Nachdem wir die oben aufgestellten Kardinal-
fragen im Prinzip entschieden haben, will ich unter
Hinzusügung einiger Details daraus die Konsequenzen
ziehen. Es wird sich zunächst immer nur um die
Stromstrecke vom Nouga abwärts handeln; was weiter
oben liegt, werde ich später besprechen.
Man darf mit einiger Sicherheit annehmen, daß
bezüglich der Wassermenge einer mit mäßig großen
Booten bezw. Flußdampfern betriebenen Schifffahrt
keine Schwierigkeiten entgegenstehen, daß auch die
jahreszeitlichen Disserenzen im Wasserstande einen
geregelten Betrieb kaum unterbrechen dürften. Anders
liegt die Frage bezüglich der Gefällsverhältnisse, und
wir wollen hier, um keine Zweisel aufkommen zu
lassen, von vornherein eine Verzichtleistung auf die
Strecke unterhalb Buiko aussprechen. Sollte sich
dieselbe noch theilweise als geeignet erweisen bezw.
durch technische Eingriffe schiffbar machen lassen, um
so besser. Es liegt aber in der Tendenz dieser Aus-
führungen, nach Möglichkeit nur mit positiven un-
zweifelhaften Thatsachen zu rechnen und unbegründeten
Illusionen, welche auf die Entwickelung der Dinge
nur nachtheilig einwirken können, vorzubeugen.
Ich lasse zunächst die Ansichten einiger als ur-
theilsfähig anerlannter Reisender folgen, auf die ich
um so größeren Werth lege, als sie selbst aus ihrer
Erfahrung keine praktischen Konsequenzen gezogen
haben, also an einer oplimistischen Darstellung kein
Interesse hatten. Baumann sagt:
„Von Aruscha südwärts durchfließt der Pan-
ganifluß tagereisenweit völlig unbewohnte regen-
arme Steppen. Der Fluß selbst ist beim Verlassen
der Kilimandjaroniederung etwa 40 Schritte breit,
reistend und von einzelnen Inseln durchsetzt, weiter
unten verengt er sich bis auf etwa 20 Schritte,
nimmt aber an Tiefe zu. Stromschnellen oder
Fälle giebt es zwischen Aruscha und Buiko keine,
so daß es immerhin möglich wäre, den Fluß auf
dieser Strecke zu befahren.“
. Höhnel äußert sich folgendermaßen:
„Der Panganifluß ist von der Mündung des
Rouga an ein 30 bis 50 m breiter, nicht unbe-
deutender Strom, der wohl zu allen Jahreszeiten
wasserreich genug sein würde, um ihn mit Booten
befahren zu können. Er hat jedoch auf seinem
wenig gewundenen Wege vom Jipesee zur Küste,
der in gerader Linie 380 km mißt, das bedeu-
tende Gefälle von 729 m zu überwinden, von
welchen überdies 560 m auf den letzten nur
160 km langen Lauftheil entfallen. Im Mittel-
laufe fließt er mit verhältnißmäßig wenig Strömung,
hat stellenweise sogar sumpfige Umgebungen, im
Unterlaufe hingegen bildel er eine fast ununter-
brochene Reihe von Stromschnellen, die ihn als
Verkehrsstraße unbrauchbar erscheinen lassen.“
Was v. Höhnel als Mittel= und Unterlauf be-
zeichnet, deckt sich im Wesentlichen mit den auf meinem
Profil als Ober= und Unterlauf bezeichneten Strom-
strecken. Die Zahlen weisen nur kleine Differenzen
auf. Der genannte Verfasser begründet sein negiren-
des Endurtheil mit den Schwierigkeiten des Unter-
laufes, auf den wir nach dem früher Gesagten auch
nicht reflektiren. Im Jahre 1883 marschirte Dr.
G. A. Fischer aus Sansibar längs des Pangani
nach Aruscha, um sich ins Massailand zu begeben.
Er kehrte auch auf dieser Route wieder zurück. Der
über seine Reise an die Geographische Gesellschaft zu
Hamburg erstattete Bericht ist, soweit er sich auf das
uns interessirende Gebiet bezieht, sehr kurz gehalten.
Doch geht aus dem Vergleich seiner Notizen mit
der von L. Friedrichsen bearbeiteten Nontenkarte
hervor, daß der Pangani zwischen Rouga und Buiko
au zwei Stellen (einmal nahe oberhalb Mikwajuni,
das andere Mal bei Mikotscheni unweit Buiko) starke
Strömung besißzt, die Fischer als Stromschnellen
bezeichnet. Desgleichen oberhalb Mikwajuni und
dicht bei Opuni sind Furten notirt, von denen die
letztere den ins Gebiet der Ssogony-Massai ziehen-
den Karawanen zum Uebergang dient. Bei Opuni
soll das Flußbett steinig sein. Durch diese Beobach=
tungen wird dargethau, daß lokale Störungen auf
der fraglichen Strecke nicht ausgeschlossen sind, und
daß dadurch wohl einige Korrektionen nothwendig
werden. Indessen beschränken sich solche Unter-
brechungen, wie mir Schundi, ein alter, jetzt in Ki-
boscho wohnender Karawanenführer, mittheilt, der
die Panganironte oft gemacht hat, auf ganz bestimmte
Stellen und ändern an dem Gesammtcharakter der
fraglichen Stromstrecke nichts. Eine andere bekannte
Furt liegt nahe oberhalb der Rougamündung, wo
die genannte Ronte den Fluß überschreitet, um nach
S