Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Eckhardt, Görcke und Höltermann. Verwundet 
sind Hauptmann v. Estorff und die Reiter Pollet, 
Reichel, Krause, Hohmann, Kluth, Baleke (9), 
Moser, Wischkon, Iben und Koht (5). Die 
Verwundeten befinden sich, wie weiter gemeldet ist, 
sämmtlich außer Lebensgefahr. Die verhältnißmäßig 
starken Verlusie, mit denen die Schutzkruppe ihren 
Erfolg zu erkämpfen hatte, erklären sich offenbar aus 
der starken, durch das Gelände begünstigten und 
durch Verschanzungen befestigten Stellung, welche die 
Witboois innehatten. Der oben erwähnte Bericht 
enthält eine genaue Schilderung der Naukluft, bei 
welcher Gelegenheit Major Leutwein betonte, er 
habe beim Anblick des steilen Zugangs zu der Kluft 
den Mannschaften seine slillschweigende Anerkennung 
nicht versagen können, daß es ihnen gelungen sei, in 
dem Gesecht vom 31. Jannar diese schwer zugäng- 
lichen Höhen zu ersteigen. 
Rus dem Bereiche der Wissionen und 
der Antishlaverei-Bewegung. 
Nach den Schilderungen des von seiner Be- 
sichtigungsreise aus Südwestafrika zurückgekehrten 
Missionsinspektors Dr. Schreiber macht sich im 
ganzen Norden des Namaqualandes noch die Wirkung 
der früheren Ranbzüge Hendrik Witboois geltend. 
Erst allmählich unter dem Schutze der Truppe be- 
ginnt das Land sich wieder zu bevölkern. Es besteht 
die Absicht, die aufgegebene Missionsstation Hoachanas 
wieder mit dem Missionar Judt zu besetzen. Gochas, 
dessen Missionar Rust verstorben ist, wird einstweilen 
von dem für Ovamboland bestimmten Missionar 
Stahlhnt geleitet. Der 14jährige Krieg mit den 
Hottentotten soll die Bevöllerung der Namaländer 
von 20 000 auf etwa 7000 bis 8000 herabgebracht 
haben. 
v In Windhoet fehlt noch immer ein Seelsorger. 
In Okahandya ist an Stelle des fast erblindeten 
und heimgekehrten Missionars Wiehe der Missionar 
Möller getreten. Der Missionar von Omarurn 
Dammert ist zur Zeit in Deutschland. 
Die Norddeutsche Missionsgesellschaft an der 
Goldküste und in Togo hat 1893 drei Missionare 
durch den Tod verloren. Sie besitzt 23 Stationen, 
davon 13 auf deutschem Gebiete. Es sind darunter 
drei Hauptstationen, um die sich die anderen gruppiren. 
Die Mission übt ihre Wirksamkeit in 187 Dörfern. 
In 51 davon wohnen schon Christen. In 15 sind 
Schulen, 13 davon nur für Knaben. Daneben be- 
steht eine Mittelschule und ein Seminar. Der Unter- 
richt in allen diesen Schulen wird nur in Evhe und 
in Englisch ertheilt. Es wurden 177 Taufen im 
Jahre 1893 vollzogen. 
509 
  
RAus fremden RKolonien. 
Englische Goldküste. 
In der Goldküstenkolonie hat den Sommer über 
eine außergewöhnliche Trockenheit geherrscht. Wäh- 
rend der Regenzeit ist nur an 23 Tagen Regen 
gefallen. An verschiedenen Stellen der Kolonie sind 
gleich wie in Deutsch-Togo Kaffeeplantagen angelegt 
worden, welche sehr gute Aussichten versprechen. 
Das Kabel der African Direct Telegraph Company 
ist in der Zeit zwischen Mai und August dicht bei 
Accra dreimal gebrochen, und die Drahtverbindung 
mit Europa war einmal drei Wochen lang unter- 
brochen. 
Pandel der Rapkolonie im Jahre 1895./) 
Südafrika siellt in seinem Bedarf an außer- 
afrikanischen Erzeugnissen und Fabrikaten, in seiner 
Abhängigkeit von dem europäischen Markte für den 
Absatz seiner eigenen Erzeugnisse und in der Wechsel- 
wirkung, die die einzelnen Gebietstheile in ihrer 
fortschreitenden Entwickelung aufeinander ausüben, 
ein einheitliches Wirthschaftsgebiet dar. Die wirth- 
schaftlichen Vorgänge in den einzelnen füdafrikanischen 
Staatswesen lassen sich nur im Zusammenhange mit 
denen in den Nachbargebieten beurtheilen. Hierzu 
bieten die handelsslatistischen Veröffentlichungen das 
Mittel dar, die von den Zollverwaltungen der Kap- 
kolonie, des Oranje-Freistaats, der südafrikanischen 
Republik und von Natal allerdings nicht nach über- 
einstimmenden Grundsätzen veranstaltet werden. Am 
reichhaltigsten und wichtigsten für diesen Gebrauch 
sind die Veröffentlichungen der Kapkolonie. In Ver- 
bindung mit denen von Natal gaben sie bisher ein 
für das Bedürfniß der europäischen Interessenten 
genügendes Gesammtbild der Haudelsbewegung in 
Südafrika, insofern nahezu der gesammte überseeische 
Waarenverkehr Südafrikas darin zahlenmäßig zur 
Erscheinung kam. 
Das Kapland zerfällt nach der Zollbehandlung, 
der die Einfuhr unterworfen ist, in vier Gebiete. 
Es sind dies: 
1. der südafrikanische Zollverein (Customs Union). 
Er besleht aus: 
a)der Kapkolonie und dem Oranje-Freistaat, 
seit dem 1. Juli 1889, 
b) Britisch-Betschnanaland, seit 1. Januar 1891, 
J)Basutoland, seit 1. Juli 1891, 
4) dem Protektorat Betschuanaland, seit 1. Juli 
1893; 
2. das Zollgebiet von Natal und Zululand mit 
gleichem Zolltarif und einheitlicher Verwaltung; 
3. Pondoland; 
4. das Gebiet der Chartered Company. 
  
*) Aus dem Deutschen Handelsarchiv 1894, S. 434 ff.
	        
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