Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Karte Mtondo verzeichnet ist. Die Einwohner des 
Dorfes erzählten mir, daß sie den Angriff jeden 
Augenblick erwarteten, da Mereres Leute ihr Lager 
kaum zwei Stunden weit aufgeschlagen hätten. Ich 
mußte befürchten, daß die Wasangu bei Nacht weiter 
marschiren würden; es war daher geboten, den Leuten 
meine Anwesenheit bekannt zu geben, ehe dies geschah. 
Leider waren ich und der größte Theil meiner Leute 
nicht mehr marschfähig, ich entsandte daher meinen 
Schawasch mit 10 Mann und ließ den Anführern 
Mereres sagen, daß ich ihnen befehle, nicht weiter 
zu gehen, da ich sie sonst meinerseits angreifen würde. 
Etwa um 7 Uhr hörte ich Geschrei vor der 
Boma und gleich darauf ein anhaltendes Schnell- 
seuer, ich lief hinaus und sah bei hellem Mondschein 
eine große Anzahl Menschen, verfolgt von den sechs 
mir verbliebenen Irregulären. Es waren Mereres 
Leute gewesen, welche beabsichtigt hatten, das Dorf zu 
stürmen und nun, die Uniformen der Soldaten er- 
kennend, in wilder Flucht davoneilten. Bei einem 
anderen Dorfe hatten sie bereits eine Anzahl Schafe 
geraubt, welche nunmehr in meine Hände fielen. 
Am späten Abend traf mein Schawasch ein, mel- 
dete, Merere wäre selbst im Lager, hätte große Angst 
und wolle sofort mit seinen Kriegern kommen, um 
mir Erklärung über seinen Kriegszug zu geben. 
Wirklich erschien auch Merere im Laufe der Nacht, 
mußte aber vor der Boma bis zum Tagesanbruch 
warten. Mereres Entschuldigungen, Erzählungen 
von Vieh= und Weiberraub, erwiesen sich sofort als 
Lügen. Er hatte beabsichtigt, nach dem englischen 
Theile von Urambia zu gehen, um den viehreichen 
Häupktling Niondo zu berauben. Nachdem ich Merere 
in Gegenwart der Wanyika gehörig heruntergemacht 
hatte, befahl ich ihm, sofort nach Utengure mit allen 
seinen Kriegern abzumarschiren, ich würde ihm auf 
dem Fuße folgen und in Utengure weitere Schauri 
machen. Willig gehorchte Merere, und nach zwei 
starken Tagemärschen, während welcher Zeit Mereres 
Nachhut uns stets in Sicht blieb, erreichten wir 
Utengure. Durch diesen Zug hat sich im ganzen Lande 
das Gerücht verbreitet, daß ich Merere geschlagen 
und bis nach Utengure getrieben hätle. In Utengure 
siellte ich Merere und den Seinen vor, daß wir nur 
dann Freunde bleiben könnten, wenn solche Raubzüge 
ein= für allemal unterblieben, und damit ihnen dies 
mehr einleuchte, verlangte ich eine Strafzahlung von 
20 Rindern und 100 Ziegen. Wie sehr die Wasangu 
unsere Macht fürchten und wie sehr sie unserer 
Unterstützung bedürstig, zeigt, daß die Strase inner- 
halb 24 Stunden bezahlt war. 
Ew. Excellenz Befehl, Träger zu senden, hat 
Merere nicht ausgeführt, er gab als Grund dazu an, 
daß die Heuschrecken mehrmals die Saaten vernichtet 
und seine Leute noch immer am Feldbau arbeiteten, 
außerdem wolle Kiwere, der seit dem Tode des alten 
Merere ihm feindlich gesinnt, seine Leute nicht mehr 
durchlassen. Ich muß allerdings bescheinigen, daß um 
Utengure herum die Ernten äußzerst gering sein werden. 
  
Von Utengure ging ich nach der Missiousstation 
der Herrnhuter am Rungwe, wo ich den Landkauf 
der Mission abschloß. An der Station ist fleißig 
gearbeitet worden und macht das Ganze einen über- 
aus günstigen Eindruck. . 
Vom Rungwe marschirte ich nach der Mission 
Mua-Kerere, wo eine ernstere Sache vorlag. 
Der Häuptling Mua Isotte — Euere Excellenz 
werden sich vielleicht der Landschaft dicht vor dem 
Aufsltieg nach dem Eltonpaß erinnern — hatte einem 
seiner Nachbarn eine größere Anzahl Vieh geraubt. 
Nachdem die Ermahnungen des Missionars Bung, 
das Vieh zurückzugeben, fruchtlos geblieben, wurde 
mir die Klage vorgelegt. Auf meine Aufforderung, 
das Vieh zurückzugeben, ließ er mir antworten, er 
kenne mich gar nicht, und auf meine Drohung, ihn 
zu strafen, antwortete er mir, ich solle nur kommen, 
er würde dann Merere zur Hülfe rufen. So leid 
es mir that, in Ukonde von den Wassen Gebrauch 
zu machen, war mir aber doch schon lange klar ge- 
worden, daß die Wakonde so lange vom Vieh= und 
Weiberraub nicht lassen würden, bis ich einmal eine 
tüchtige Lektion ertheilt hätte. 
Am 27. Mai ging ich nach Isotte, um den Häupt- 
ling zum Gehorsam zu zwingen. Bei meiner An- 
näherung griffen die Leute zu den Waffen und 
versuchten, sich meinem Eindringen ins Land zu 
widersetzen. Ich war gezwungen, das Zeichen zum 
Angriff zu geben. Nach kurzem, aber ziemlich bravem 
Widerstande rissen die Kerle mit Affengeschwindigkeit 
in die Berge aus. Wo keine Gefahr mehr vorhan- 
den, gesellten sich auch die Beraubten zu uns. Ich 
hatte sie bestellt, da ich mit meinen 16 Soldaten 
und 15 bewaffneten Trägern weder das Vieh auf- 
finden noch wegtreiben konnte. Der reguläre Soldat 
Selimani hatte sich, entgegen strengem Befehl, von 
der Hauptkolonne gelöst, wahrscheinlich um auf Naub 
auszugehen, traf auf eine stärkere Anzahl von feind- 
lichen Kriegern und wurde erstochen. Er hat sich 
jedenfalls gut vertheidigt, da später in seiner Nähe 
die Leichen dreier erschossener Eingeborener gefunden 
wurden. 
Von feindlicher Seite sind sieben Mann gefallen. 
Wahrscheinlich war meine Ankunft in Mua Kerere 
den Leuten zu Ohren gekommen, denn wir fanden 
verhältnißmäßig wenig Vich; dieses habe ich theil- 
weise an die Beraubten gegeben, theilweise für das 
Gouvernement eingezogen. 
Meine Soldaten, im Besonderen die Irregulären, 
haben sich ganz vortrefflich gehalten. 
Von Mua Kerere marschirte ich nach der Mission 
Manow, wo einige Streitigkeiten wegen Vieh und 
Weiber zu schlichten waren, aber die Sache von 
Mua-Isotu hatte bereits Wirkung gethan, da die 
Kläger meldeten, daß sie ihr Vieh bereits zurückerhalten 
und sich wegen der Weiber bereits vertragen hätten. 
In Manow mußte ich wegen heftigen Fiebers 
zwei Tage liegen bleiben, ich schickte meine Herde 
voraus. Leider war die Ebene überschwemmt, meine
	        
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