Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

In Indien,“) welches Land sehr lehrreiche und 
nachahmenswerthe Transportinstitutionen besitzt, wird 
der Ochse sowohl als Lastthier wie zum Ziehen 
verwandt. Er trägt 160 Pfund, wogegen 2 Thiere, 
800 Pfund ziehen. Seine Bewegungen sind aber 
sehr langsam (man rechnet im Allgemeinen nur 
2 englische Meilen pro Stunde); doch schätzt man 
ihn seiner großen Zugfähigkeit halber sehr hoch. In 
den Gebirgsländern Abessyniens dient der Ochse 
desgleichen als Last= wie auch als Zugthier. Seine 
größte Bedeutung aber gewinnt er in Sldafrika, 
wo ohne ihn die weiten Reisen durch futter= und 
wasserarme Einöden ein Ding der Unmöglichkeit 
wären. Ein hoher Bruchtheil seiner Leistungs- 
fähigkeit wird aber durch das bedeutende Gewicht 
des Wagens und durch die Unwegsamkeit und 
die Ungleichheit des Terrains in Anspruch genommen, 
daher die Thiere in einer langen Reihe von Paaren 
eingespannt werden. Neuere Daten über diese Art 
des Verkehrs stehen mir aus unserem südwest- 
afrikanischen Schubgebiete zur Verfügung.*) Dort 
geschieht derselbe auf ausgefahrenen Wegen, für 
deren Instandsetzung nur wenig geschieht. 14 bis 
18 Ochsen gehen vor einem Wagen, der eine Fracht 
bis zu 6000 Pfund aufnimmt. Wenn auch, wie 
hervorgehoben wird, dieses Beförderungsmittel den 
Trägern im tropischen Afrika vorzuziehen sei, so 
arbeitet es doch uur sehr langsam und kostspielig. 
Für die Strecke Walfischbai—Windhoek stellt sich 
der Zentner auf 15 bis 20 Mk., die Tour dauert 
gewöhnlich 2 Wochen. Rechnet man für die 
genaunte Route ekwa 300 km, so wirde sich für 
eine unserer Lasten (50 Psund) und 100 km der 
Frachtsat von 2½ bis 3½ Mt. ergeben, was der 
Hälste des jetzigen Preises entspricht. 
Man hat auch schon in Ostafrika dieses Ver- 
kehrsmiltel versucht. Dr. Stuhlman n sagt 
darüber:??*) „Bekanntlich sind vor einer Reihe von 
Jahren durch die englischen Missionsgesellschaften 
(Mackay, Hore) sowie durch einen französischen 
Händler, M. Philippe Broyon, Anstrengungen 
gemacht worden, den Transport der Waaren durch 
südamerikanische (soll wohl heißen „südafrikanische"? 
Anm. des Verf.) Ochsenwagen zu ermöglichen, leider 
sind sie aber sehlgeschlagen. Ohne vorher fertig 
gebaute oder wenigstens ausgehauene Wege mit 
diesen Fuhrwerken ins Innere zu gelangen, hat sich 
als unmöglich herausgestellt. Die Zugthiere halten 
die Anstrengungen nicht aus, angeblich soll auch die 
Tettelliege die Thiere stark angegrissen haben (92). 
Es wäre aber wohl möglich, daß man mit Karren, 
die durch Ochsen oder Esel gezogen werden, ins 
Innere vordringen kann, wenn man vorher eine 
leidlich gebahnte Straße aulegt. “ 
Bom Wickham, Military transports in India. 
om 
2 Wenscheift, Beilage der Nr. 23 des Deutschen Kolo- 
nialblaattes, 1 1893. 
) Mit Emin Pascha ins Herz von Afrika, 1893. 
551 
  
Faßt man nun die Frage eines Straßen- 
baues ins Auge, so ist es ein großer Unterschied, 
ob der Weg über regionale Entfernungen hin ins 
ferne Binnenland führen soll und die Route nur 
hin und wieder begangen wird, oder ob es sich wie 
hier um beschränkte Distanzen handelt, innerhalb 
welcher ein relativ lebhafter Verkehr zu erwarten 
steht. In letzterem Falle werden sich auch größere 
Anlagen bezahlt machen, die im ersteren unrentabel 
erscheinen müssen. Indessen ist weniger die Ent- 
semung in dieser Frage ausschlaggebend als das 
Terrain, die größeren oder geringeren Schwierig- 
keiten, welche sich der Tracirung entgegenstellen. 
Es muß nun von vornherein darauf aufmerksam 
gemacht werden, daß die Strecke Korogwe —Buiko, 
welche oben als besonders in Frage kommend 
bezeichnet wurde, wohl die ungünstigsten Terrain= 
verhältnisse der ganzen heutigen Kilimandjaroroute 
darbietet. Die von Korogwe bis über Masinde 
hinausführende Karawanenstraße ist zwischen Gebirge 
und Fluß eingezwängt. Der Uebergang der Ebene 
in die Berglehne ist ein so unvermittelter, daß in 
der nassen Jahreszeit Sumpfbildung stellenweise bis 
unmittelbar aus Gebirge reicht. Der Mkomasi hat 
auf der ganzen Strecke sumpfige Ufer; es kommen 
endlich zahlreiche Bäche hinzu, die von den Bergen 
sich in den Fluß ergießen und bei hohem Wasser- 
stande mehr oder minder schwierig zu passiren sind. 
Demgegenüber will es scheinen, als ob der Bau 
einer zu allen Jahreszeiten benußbaren Fahrstraße 
hier kaum ausführbar, zum mindesten mit unver- 
hältnißmäßigen Kosten verbunden sei. 
Es giebt nur einen Weg, diese Kalamitäten zu 
vermeiden. Er besteht darin, daß man die Straße 
auf das rechte Mkomasiufer verlegt. Um von 
Korogwe nach Buiko zu gelangen, musß man den 
Fluß doch an einer Stelle passiren. Thut man cs 
oberhalb Masinde, dort wo Lieutenant Könle die 
Brücke zu bauen beabsichtigte (bei Irambahindi), so 
verursacht dies insofern einen kleinen Umweg, als 
man nicht direkt auf Buiko marschiren kann, sondern 
den in seiner Höhe am Mkomasi befindlichen Manga- 
sumpf oberhalb umgehen muß. Würde man dagegen 
den Mkomasi unmittelbar an seiner Einmündung in 
den Pagani überschreiten, dort, wo es jetzt die nach 
Aruscha führende Karawanenstraße khut, so hat man 
weiterhin offenes Steppenland vor sich. Es verläuft 
jedoch zwischen Pangani und Mkomasi ein Höhenzug, 
der sich in mehrere Hauptkuppen (Ukunga-, Mafi-, 
Ngaiberg) auflöst. Die dazwischen liegenden Sättel 
sind flach; welcher von ihnen sich am besten zum 
Uebergang eignet, kann ich von hier aus nicht er- 
messen. 
Wenn die Terrainhindernisse durch eine Ver- 
legung der Straße vom linken auf das rechte 
Momasiufer erheblich vermindert werden, so ent- 
springt doch eine neue Schwierigkeit daraus, daß 
alle Ansiedelungen, darunter die Militärslation 
Masinde, auf der linken Seite liegen und insolge
	        
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