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der vom verstorbenen Professor v. d. Gabelentz
zusammengestellten Anleitung ein Handbuch der
Waschambaasprache zusammengestellt.
Nach aus Ostafrika eingetroffenen Nachrichten
hat der Stationsvorsteher von Langenburg Herr
v. Eltz im Juni d. Is. der im Nyassagebiete er-
richteten Niederlassung der Berliner evangelischen
Missionsgesellschaft (I) 14 befreite Sklavenkinder, die
aus englischem Gebiet stammten und zur Verschiffung
nach Kilwa gebracht werden sollten, zur Erziehung
übergeben. Die Gesammtzahl der von der Station
Langenburg den deutschen Missionen übergebenen
Sklavenkinder beträgt jetzt 112.
Pater Acker ist zum Provinzial der deutschen
Provinz der Bäter vom heiligen Geist in Ost-
afrika ernannt worden.
In der Zeitschrift des evangelischen Afrikavereins
„Afrika“ schreibt Superintendent Merensky über
ärztliche Missionsthätigkeit:
„Die deutsche evangelische Mission hat bisher
leider nur sehr wenige Missionsärzte aussenden können.
Nur die von deutschen Diakonissen bedienten Kranken-
häuser im Orient könnte man als deutsche Arbeits-
leistung dieser Art bezeichnen. In Kairo und Alexan-
drien, in Jernsalem, Beirut und Smyrna finden wir
diese trefflichen Hospitale, zu deren Unterhalt der
Johanniterorden bedeutende Beiträge zahlt. Ihnen
schließt sich das Asyl für Aussätzige in Jerusolem
an, welches unter der Pflege der Brüdergemeinde
steht. In Afrika hat die Basler Mission Aerzte in
ihren Dienst gestellt, und die ostafrikanische Missions=
gesellschaft hat bekanntlich in Dar-es-Saläm ein
Hospital begründet und mit großen Opfern bis jeßzt
erhalten, welches aber der Mission unter den Ein-
geborenen nur in sehr beschränktem Maße Dienste
leistet. In Afrika ist für Krante allüberall Luft,
Obdach und Nahrung leicht genug beschafft, so daß
Hospitale wohl zu entbehren sind. Die Eingeborenen
fühlen sich, auch wenn sie krank sind, am wohlsten
in der Hütte, auf der einfachen Matte im Kreise
ihrer Angehörigen. Aber das ist nothwendig, daß
dort jeder Missionar über ein möglichst hohes Maß
von ärztlichem Wissen verfügt. Die Behandlung von
Wunden und Schwären ist ja durch die aseptischen
und antiseptischen Methoden so unendlich vereinfacht,
daß man sie leicht erlernt. Unsere Missionare im
Kondelande haben Tag für Tag Krante zu behandeln.
Auf der Station Manow hatten sich an einem
Tage des Mai 70 Kranke zur Poliklinik eingesunden,
und mancher Missionar hat wohl vom Frühstück bis
zum Mittag hin mit der Absertigung von Hülfe-
suchenden dieser Art zu thun.
Wie gerne hätte die Berliner Missionsgesellschaft
den treuen Arbeitern einen wirklichen Arzt zur Hülfe
gesendet. Aber alle Bemühungen, einen solchen zu
gewinnen, sind bis jetzt leider vergeblich gewesen.
Arbeit für einen Arzt wäre reichlich vorhanden. Ihm
würde zunächst obliegen, auf der Station, wo er
seinen Wohnsitz hat, die tägliche Poliklinik der Ein-
geborenen zu besorgen. Kranke, deren Behandlung
ein größeres Maß von ärztlichem Wissen, z. B. einen
größeren chirurgischen Eingriff, erheischte, würden auch
von anderen Stationen dorthin gewiesen werden, und
durch das Studium der Krankheiten, an denen die
Eingeborenen leiden, würde ein solcher Arzt in der
Lage sein, den Missionaren für ihre Praxis die
werthvollsten Amveisungen zu geben. Welch dauern-
der Gewinn wäre es für die Wisssenschaft, welch
Gewinn für die farbigen Bewohner des Landes,
wenn auf diesem Wege die Krankheiten, an denen
die Afrikaner leiden, studirt und die Ergebnisse solchen
Studiums festgestellt werden könnten! Wir hören
z. B. dort immer wieder von neuen Hautkrankheiten,
die wahrscheinlich parasitärer Natur sind, die ein
weites Feld für solche Untersuchungen bieten würden.
Es erscheint auch nicht ausgeschlossen, daß, wenn solcher
Arzt den Arzueischatz der Eingeborenen untersuchte,
dort werthvolle Drogen gefunden würden, wie ja
Südamerika uns in der neueren Zeit mit solchen
Drogen, z. B. der Quebrachorinde, beschenkt hat.
Weshalb sollte nicht unter den Mitteln, welche die
Afrikaner gegen das Fieber gebrauchen, eine wirk-
same Arzuei gefunden werden? Die Missionare haben
einen Arzt auch für sich selbst dringend nöthig! Wenn
sie auch das Fieber und sonstige akute Krankheiten
zweckmäßig und erfolgreich behandeln können, solange
sie nicht mit Komplikationen verbunden sind, so treten
doch bei ihnen von Zeit zu Zeit schwere Erkrankungen
ein, und Veränderungen der Organe, welche meist
bald von ernsteren Folgen sind, werden nur durch
einen vollgebildeten Arzt zeitig genug erkannt und
wirkungsvoll behandelt werden können.
Die evangelisch-lutherische Missionsgesellschaft in
Leipzig blickt, nach der Zeitschrift „Afrika“, auf ein
glückliches Anfangsjahr im Dschaggalande am Kilima-
ndjaro zurück. Ihre unter der Leitung des in reifen
Jahren stehenden indischen Missionars Päsler aus-
gesandte Expedition kam auf der alten Karawanen-
straße Mombasa —Taweta durch englisches Gebiet
am 30. September v. Is. in Moschi an. Sie
gedachte sich dort auf dem Grundstück der ehe-
maligen englischen Mission (Ch. M. S.), das von
den Leipziger Missionaren rechtmäßig erworben wor-
den war, niederzulassen. Weil aber Kompagnieführer
Johannes um diese Zeit gerade das neue deutsche
Fort ausbaute, mit dessen Hülfe der eben besiegte
Meli von Moschi in Schach gehalten werden sollte,
wurden hier alle Arbeitskräfte der Eingeborenen zum
Holztragen und Banuen gebraucht. Die Missionare
sahen darum vorläufsig von diesem Orte ab und zogen
weiter westwärts in die Landschaft Madschame, wo
sie am 5. Oktober an das Ziel gelangten. Der dor-
tige junge Sultan Shangali kam ihnen überaus.