Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Gneiß und nach der allgemeinen Erfahrung zu 
massiven Bauten gut geeignet. Diese Depots schätzens- 
werthen Rohmaterials am oberen Ende der Schiff- 
fahrtsstrecke helfen über die Hauptschwierigkeiten der 
Stationsbauten hinweg. Es kommt hinzu, daß sich 
längs des Flusses eine Baumvegetation hinzieht, 
welche das nöthige Bauholz in unmittelbarer Nähe 
zur Verfügung stellt. Die Entnahme der erforder- 
lichen geringfügigen Holzmenge kommt gegenüber den 
früher geltend gemachten Bedenken kaum in Betracht; 
allenfalls könnte man den Bedarf von weiter strom- 
aufwärts gelegenen und vertheilten Punkten beziehen, 
die Stämme dann mit geringer Mühe verflößen. 
Der zur Mörtelbereitung weiter erforderliche Sand 
dürfte auch an Ort und Stelle zu beschaffen sein, 
da nach Baumann der Boden der oberen Pangani- 
niederung „oft mit grauem, manchmal fast schwarzem 
Sande“ bedeckt ist. Für leichtere Nebenbauten bietet 
sich in den Blattrippen der Raphiapalmen, die den 
Fluß begleiten, ein bequemes und properes Material; 
anßerdem möchte ich auf die Verwendung des Thones 
der in allen unseren Steppen sehr häufigen Termiten- 
hügel hinweisen. Ich verdanke die Anregung dazu 
einem lesenswerthen Schrifichen von Frih Bley, 
der aus diesem Thon mit Erfolg Ziegel gebraunt 
hat. Zur Dachdeckung würde wohl Wellblech zu 
importiren sein, woraus auch keine nennenswerthen 
Unkosten erwachsen, da die Baustellen an der Haupt- 
verkehrsstraße liegen. 
Bei dieser Gelegenheit soll der eventuellen Mög- 
lichkeit gedacht werden, den Pangani auch unterhalb 
Buiko zum Transport von Baumaterial für die nach 
Korogwe zu bauende Fahrstraße bezw. ihre Stations- 
häuser zu benutzen. Wenn auch durch Schnellen 
lotale Unterbrechungen bewirkt werden, so dürfte es 
sich vielleicht immer noch lohnen, die eingeschaltelen 
fahrbaren Strecken auszunutzen. Baumstämme können 
auch über reißende Stellen verflößt werden, wenn 
man Aufmerksamkeit darauf verwendet und die sich 
festsebenden wieder befreit. Da eine erheblichere 
Lichtung des Panganiuferwaldes mit Nachtheilen 
verbunden ist, so wäre zur Holzgewinnung und zum 
Transport der Bäume auch der bei Maurinu mün- 
dende Mkomasi heranzuziehen, auf dessen schöne 
Userbestände schon Fischer hingewiesen hat. 
An der Rongamündung empfiehlt sich die An- 
lage eines größeren Stapelplatzes. Hier schließt sich 
an die Schifffahrt der Transport durch Maulthiere. 
Es muß Gelegenheit geboten werden, Güter, mögen 
sie zur Aus= oder Einfuhr bestimmt sein, dort für 
kurze Zeit zu deponiren. Dazu kommt, daß der 
Schiffstrain an der Kopfstation voraussichtlich slets 
mehrere Tage liegen bleibt, seine Bemannung also 
ein Unterkommen verlangt. Bezüglich des Bau- 
materials dieser Rongastation gilt dasselbe wie für 
die weiter abwärts gelegenen; nur empfiehlt es sich, 
  
*) Deutsche Pionierarbeit in Ostafrika. 
) Verlin 1891. 
(VI. Hausbau) S. 103. 
603 
  
die Hölzer hier aus dem Ronga= und Weri-Weri- 
gebiet zu beziehen, da sich dort an die Erhaltung 
des Uferwaldes geringeres Interesse knüpft. Bau- 
steine können statt von dem flußabwärts gelegenen 
„nyumba ya mawe“ von der Nordwestecke Nguenos, 
vielleicht auch vom „Baumann-Hügel“ (beides Gneiß) 
bezogen und zu Wasser verfrachtet werden. 
Theilstrecke IV: Ronga— Kilimandjaro. 
(Ronga—Moschi 67½ km.) 
Die günstigste Verkehrsvermittelung auf dieser 
kurzen Landstrecke dürfte Transport durch Maul= 
thiere sein. Um ein Urtheil über die zweckmäßigste 
Gestaltung desselben, Wahl der Route u. s. w. zu 
erlangen, ist eine flüchtige Betrachtung der Verkehrs- 
verhältnisse am Kilimandjaro selbst nothwendig. 
Heute ist das in einem Halbring die Süd= und 
Ostseite des Berges umziehende Kulturland durch 
zahlreiche innerhalb der Landschaften verlaufende 
Pfade verbunden. Dazu kommt zur Verkehrsver- 
mittelung zwischen den äußeren Flügeldistrikten ein 
Weg, der sehr erheblich am Hange hinaufsteigt und 
in einer durchschnittlichen relativen Höhe von 2000 m 
oberhalb des Urwaldgürtels als sogenannter „neu- 
traler Verbindungspfad“ verläuft. Drittens zieht 
sich um den Südfuß des Berges von Taweta bis 
Kibongoto ein fast stets Steppenland durchquerender 
Pfad, der Seitenzweige in die einzelnen Kulturland- 
schaften hinausschickt, und den ich daher bei der 
Landesaufnahme als „unteren Verbindungspsad“ be- 
zeichnet habe. Eine Prüfung dieser drei Wegsysteme 
ergiebt die ausschließliche Qualisikation des leht- 
genannten zur Verwendung als Verkehrsstraße im 
europäischen Sinne. Die beiden anderen haben so 
erhebliche Steigungen zu überwinden, sei es infolge 
Durchquerung von Schluchten oder ihres Ansteigens 
am Hange überhaupt, daß sie nur für Fußgänger, 
und auch für diese in der nassen Jahreszeit nur 
schwierig passirbar sind. 
Sollte es zu einer Besiedelung des Kilimandjaro 
kommen, so wird eine Zertheilung in mehrere Kultur- 
centren unvermeidlich sein, da das Gebict doch 
großentheils schon heute bewohnt ist und nur hier 
und dort kulturfähiges Land in erheblicher Ausdeh- 
nung für europäische Ansiedelungen frei ist. Es er- 
giebt sich dann die Nothwendigkeit, alle diese Kultur- 
stätten durch ein zweckmäßiges Wegesystem an einen 
gemeinsamen Abführungs= und Zuführungskanal ihrer 
Produkte und auswärtigen Bedürfnisse anzuschließen. 
Diesem Erforderniß würde ein Ausbau des jetzigen 
unteren Verbindungspfades in zweckdienlicher Weise 
entgegenkommen, so zwar, daß ähnlich, wie es schon 
heute der Fall ist, an diese Ringstraße radiale, nach 
innen gerichtete Seitenzweige ausetzten. 
Die Ausführung dieses Vorschlages vorausgesetzt, 
würde cs sich nun darum handeln, den geeignetsten 
Punkt dieser Straße ausfindig zu machen, um ihn 
mit dem diesseitigen Ende der Panganischifffahrt zu 
verbinden. Dazu empfiehlt sich meiner Meinung
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.