werden sollen. Der Neigungswinkel der Straße
wird also stets ein relativ beträchtlicher bleiben, so
groß, daß das Befahren mit beladenen Fuhrwerken
bergwärts auf Schwierigkeiten stößt. Viel leichter
wird die Steigung überwunden, wenn man durch
Maulthiere, deren Eignung für gebirgiges Terrain
längst erprobt ist, die Lasten hinauftragen läßt. Da-
durch wird die Anloge glatter Fahrstraßen, die in
geneigtem Gelände stets mit großen Kosten verknüpft
ist, überflüssig; unvollkommenere und weitaus billigere
Wege werden genügen. Benutzt man also auf der
durch die Niederung führenden Strecke Wagen, so
wäre am Bergfuße eventuell ein nochmaliges Umladen
erforderlich, und das sollte in Rücksicht auf diese
schon in Korogwe, Buiko und Nonga bestehende
Nothwendigkeit vermieden werden.
Andererseits läßt sich nicht leugnen, daß die
günstigen Vorbedingungen der Kilimandjaroniederung
für Fuhrwerksbetrieb zu ihrer Ausnuhung auffordern
und daß andererseits gewisse Sperrgüter sich nur
schwierig durch Lastthiere befördern lassen.
Bespannung eventneller Wagen oder Karren würde
ich auch Maulthiere empfehlen, und befürworte da-
her, um diese praktisch wichtige Frage nach allen
Seiten hin klar zu stellen, einen doppelten Versuch
mit Maulthieren zum Tragen und zum Fahren. Es
gewinnen solche Fragen durch eine praktische In-
angriffnahme oft eine ganz andere Gestalt. „Probiren
geht über Studiren“, sagt eine alte Volksregel, und
ich selbst — obwohl ein Vertreter der leßteren Rich-
tung — glaube, daß sich dieser Erfahrungssatz in
der uns noch ungewohnten Kolonialwirthschaft oft
bewahrheiten wird.
Es sind noch einige Worte über die Mauflthiere
hinzuzufügen. Es ist bekannt, welche Schwierigkeiten
die Maulthierzucht bereitet. Nicht allein die Aus-
wahl der Eselhengste und Pferdestuten, die oft nicht
im selben Lande in geeigneter Qualität zu haben
sind, ersordert große Sachkenntniß und Aufmerksam-
keit, sondern die Zucht selbst ist eine der schwierigsten
der landwirthschaftlichen Thierproduktion. Dazu
kommt, daß die Maulthiere selbst unfruchtbar sind
und stets aus ihren Stammelementen neu gebildet
werden müssen. Es wäre indessen versehlt, sich durch
diese Hindernisse abschrecken zu lassen, denn was
andere Völker vollbringen und zu großem eigenen
Vortheil mit Nachdruck betreiben, können wir hoffent-
lich auch, vorausgesetzt, daß die allgemeinen Landes-
verhältnisse hier nicht ungünstiger liegen als dort.
Gleichwohl läßt die Erwägung, daß es sich zunächst
nur um einen Versuch hondelt, wieweit überhaupt
Maulthiere für den angestrebten Zweck geeignet sind,
den Ankauf von Thieren einer erprobten Nasse räth-
lich erscheinen. Die englische Regierung kaufte, wie
früher mitgetheilt, für den Zug nach Abessinien mehr
als 10 000 Maulthiere neu an; trauen wir uns
auch nur den hundertstlen Theil ihres Unternehmungs-
geistes zu und verschaffen uns aus Südafrika, dessen
Zuchtprodukt das für uns geeignetste sein dürfte,
Zur-
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100 Thiere, so ließe sich mit diesen zur Förderung
unseres Binnenlandverlehrs schon Vieles erreichen.
Die südafrikanischen Maulthiere stellen sich nach den
Erfahrungen der Engländer, die für den Sulukrieg
im Kaplande größere Ankäufe machten, auf durch-
schnittlich 160 Mark. “) Würden wir für 100 der-
selben einschließlich Zubehör (Packsättel u. s. w.)
50 000 Mark ausgeben, so scheint dies auf den ersten
Blick vielleicht viel; bedenkt man aber, daß wir jetzt
für Karawanentransporte im ostafrikanischen Binnen-
lande jedes Jahr mehrere Hunderttausend aufwenden,
so sollte der Vorschlag einer einmaligen Ausgabe
von genannier Höhe, die darauf hinzielt, diese Hundert-
tansende herabzudrücken, keine Bedenken übrig lassen.
Die Erfahrung lehrt, daß Maulthiere etwa mit dem
vierten Jahre dienstfähig werden und es bei guter
Behandlung bis zum 25. ja 30. Jahre bleiben
können. In Algier, wo Maulthiere im Militär-
dienst ausgedehnte Verwendung finden, erreichen die
mittelgroßen Thiere, die sich am besten bewährten,
häufig ein Dienstalter von 20 Jahren. Das ist sehr
bemerkenswerth und sollte uns ebenso sehr von Be-
denken vor dem Anlagekapital fernhalten wie zu
einer rationellen Durchführung des Versuches an-
spornen.
Es scheint troß der früher mitgetheilten Erfah-
rungen nicht räthlich, die Maulthiere am Kilimandjaro
zu stationiren, da ihnen das hiesige Klima während
eines großen Theiles des Jahres zu feucht sein
dürste. Schon in Rücksicht auf den direkten An-
schlußverkehr an die Panganischisse empfiehlt es sich,
in Nonga eime Maulthierstation anzulegen, für deren
Futterbedarf entweder an Ort und Stelle oder, falls
das Land zu dürr ist, in dem benachbarten Kultur-
land von Aruscha gesorgt werden kann. Es wären
aber stets einige Thiere in Rau zu belassen, viel-
leicht auch in Kahe, um bei irgend welchen Unregel-
mäßigkeiten nicht in Verlegenheit zu gerathen. In
Kahe müßte in ähnlicher Weise, wie es oben aus
Südamerika geschildert wurde, für die passirenden
Karawanen ein Unterkommen geschaffen werden. Die
Bewohner dieser Oase sind zum Futterbau anzuhalten.
Das Vorstlehende zusammenfassend, folge hier um-
siehende Tabelle.
Um einen Anhalt dafür zu bieten, in welcher
Zeitfolge sich die Küstentouren bewerkstelligen lassen,
dient der nachstehende Entwurf eines Fahrplaus.
Seine Ausstellung verursachte deswegen viel Kopf-
zerbrechen, weil von allen Beförderungsmitteln nur
ein einziger Train vorausgesetzt wurde, d. h. nur
ein Wagenzug, ein Schiffszug u. s. w. Eine ein-
fache Hinreise zum Kilimandjaro dauert 12, eine
Rückreise 11, zusammen 23 Tage. Gleichwohl wurde
*) Die nordamerikanisch gen. sind Fallehing billiger; der
dortige Durchschnittspreis eträgt n mler 350 Mark.
Wenn die Engländer ihrer *8 in u140i r mehr als das
Doppelte bezahlten, so waren sie eben einer Yankee-Spe-
kulation in die Hände gefallen.