haben, daß es sich nur um einen Raubanfall handelte.
Die Räuber hatten es auf die Kassen des Neben-
zollamtes und der Inder sowie das Geld des Akida
abgesehen. Glücklicherweise enthielt die erstere Kasse
nur 55 Pesas, den Indern sind allerdings gegen
2000, dem Akida etwa 500 Rupien geraubt worden.
Es befand sich an dem unbedeutenden Orte nur
ein Goanese mit drei Zollsoldaten, welche den zahl-
reichen, wohlbewaffneten Näubern nicht gewachsen
waren. Der Goanese wurde durch zwei Schüsse ver-
wundet, befindet sich aber auf dem Wege der Besse-
rung. Es sind jetzt in Kilwa wie an anderen ent-
legenen kleinen Nebenzollämtern einige Askaris
stationirt worden.
Ueber die Ermordung der deutschen Katurforscher
am ilimandiaro
berichtet Lieutenant Eberhard aus Moschi unter
dem 4. Oktober d. Is. Folgendes:
Dem Kaiserlichen Gonvernement melde ich ge-
horsamst, daß Dr. Lent und Dr. Kretschmer der
wissenschastlichen Station Marangun am 25. Seplem-
ber d. Is. in der Rombolandschaft Kerna (Häuptling
Leikturu) mit sieben Trägern übersallen und ermor-
det wurden.
Die Aussage des in nächster Nähe des Dr. Lent
gebliebenen Hauptangenzeugen, Boys Abdallah, ist
folgende:
Genannte Herren brachen am 24. September
nachmiktags von Marangu aus, marschirten nördlich
der Landschaften Mamba, Msai jun, Muika, Mengue,
Keni, Tschimbi, Mkun nach Kerna, woselbst sie außer-
halb der Landschaft Lager aufschlugen. Am Morgen
des Aufbruches und nach demselben begleiteten eine
große Zahl von Rombolenten innerhalb der Bananen
ihre Karawane. Sämmtliche Warombo waren mit
Speeren bewaffnet und zeigten eine feindliche Hal-
tung. Trotzdem marschirten die Herren weiter.
Dr. Lent hatte innerhalb Kerna den Weg nach Useri
verloren und fragte deshalb ein Romboweib nach
demselben. Die Frau lief unter großem Geschrei
davon. Inzwischen sammelten sich immer mehr Rombo-=
leute. Ein weiter rückwärts gehender Träger wurde
von den Warombo durch einen Speerstich verletzt.
Dr. Lent, der die Verwundung und die immer
drohender werdende Haltung der Romboleute sah,
rief diesen zu, daß er keinen Krieg wolle, sondern
nur, um das Land aufzunehmen, durchziehe und nach
Useri wolle. Er wolle ihnen zum Zeichen seiner
friedlichen Absichten Zeug u. s. w. geben, und warf
einem der Leule gleichzeitig sein Taschentuch hin.
Die Leute verlangten, daß Lent sein Gewehr nieder-
lege und ihnen die Hand gebe. Während Lent
ihrem Wunsche willfahrte, wurde er durch einen
Speerstich in die rechte Seite getödtet. Dr. Kretsch-
mer, etwas rückwärks von Leut, kniete nieder, schoß
einen der Warombo nieder und wurde dann ebenfalls
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ermordet. Von den fliehenden Trägern wurden sieben
niedergestoßen. Augenzeuge Abdallah nahm inzwischen
Lents Gewehr auf, schoß noch einmal auf die Warombo
und lief dann ebenfalls davon. Bezüglich der Be-
strafung der Leute erlaube ich mir auf beifolgenden
Bericht zu verweisen. Die beiden Leichen wurden
von den Rombos verbrannt, und konnte ich nur noch
deren Gebeine finden, die nach Marangu gebracht
und hier beigesetzt wurden.
Einen Theil der Lasten schickte Kinabo nach
Marangu zurück, ein Theil wurde während des Ge-
fechts gefunden, Verschiedenes ist noch ausständig.
Die von den beiden Herren mitgeführten wissen-
schaftlichen Aufzeichnungen konnten bis jetzt noch nicht
aufgefunden werden.
Ueber die Bestrafung der Warombos hat Lien-
tenant Eberhard unter dem 4. Okkober d. Is. aus
Moschi das Folgende gemeldet:
Am 26. September traf hier von der Siation
Marangu die Nachricht ein, daß Dr. Lent und
Dr. Kretschmer mit sieben Trägern am 25. Sep-
tember in der Rombolandschaft Kerua überfallen und
ermordet worden seien.
Am 27. September nachmittags brach ich, nach-
dem vorher die westlich Moschi gelegenen Landschaf-
ten aufgefordert wurden, Hülfstruppen zu stellen,
mit Herrn Dr. Widenmann und 38 Askaris nach
Marangu auf, woselbst die Nachricht von der Er-
mordung der beiden Herren bestätigt wurde.
Am 29. September marschirte ich nach Kinabos
Boma (Landschaft Mkun), woselbst die Hülfstruppen
sich auf erhaltenen Befehl hin zu versammeln hatten.
Hier trafen am gleichen Tage ein: die Häuptlinge
Meli, Mareale, Mbarnku, Sohn Fumbas von Kilema,
Koimbere von Mamba, Lingaki von Msai jun, Ciga
von Msai tshini, Madschele von Tschimbi, Ileto von
Keui, Mavere von Kondeni, Bararia von Muika,
Leikibona von Kerua (westliche Seite), Schundi und
Akida Seale von Sinna.
Die Gesammtzahl der Krieger mochte zwischen
2000 bis 2500 Mann, mit Gewehren und Speeren
bewassnet, betragen.
Am 30. September früh 6 Uhr brach ich von
Kinabo auf, marschirte durch die Landschaft Uschiri,
dann südlich Kerna (Leikibona) zwischen Kerna (Leik-
turn) und Mrau hindurch und griff von der Ost-
seite an.
Um 8 Uhr morgens begann der Angriff von
Seiten sämmtlicher Wadschagga. Ich hatte von vorn-
herein die Absicht, die Askaris, als zu gering an
Zahl und der Kampfesart der Warombo unkundig
(Krieg in unterirdischen Gängen und Höhlen), nicht
in das Gefecht zu führen, sie vielmehr als persönliche
Reserve zu benußen. Um 11 Uhr war die Boma
Leikturns genommen.