Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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Als Strafe für die Ermordung der beiden Euro- 
päer wurden drei gefangene Romboleute gehängt, ein 
großer Theil der Hütten niedergebrannt, Bananen- 
schamben niedergeschlagen und das auffindbare Vieh 
mitgenommen. 
Die Verluste betrugen nach Angabe Mareales 
auf feindlicher Seite etwa 104 Todte und viele 
Verwundete. Auf deutscher Seite 4 Mann todt und 
10 verwundet. Von den Askaris wurde Niemand 
verletzt. Für die Station wurden 20 Stück Rind- 
vieh und 53 Stück Kleinvieh erbeutet. 
Der Häuptling Leikturu ist nach Useri geflüchtet, 
welche Landschaft den Befehl erhielt, ihn sofort aus- 
zuliefern. 
Der Leikturn gehörige Theil der Landschaft Rombo- 
Kerna wurde zwischen den Häuptlingen Leikibona und 
Ngamene getheilt. 
Am 1. Oktober nachmittags traf ich wieder bei 
Kinabo, am 2. Oktober in Marangu, am 4. Oktober 
in Moschi ein. 
Ich erlaube mir noch hinzuzusügen, daß die be- 
straste Landschaft dieselbe ist, in welcher seiner Zeit 
Sergeant Schubert niedergestochen wurde. 
Die Wald- und Rulturverhältnisse in Deutsch-Oslafrika. 
Von Forstassessor Krüger. 
Um einen Ueberblick über die jetzt vorhandenen 
Waldverhältnisse in Deutsch-Ostafrika zu haben, ist 
es nothwendig, die Entstehung der Wälder ins Auge 
zu fassen. Man muß dabei die größeren Wald- 
komplexe in den Gebirgen, die einzelnen, kleineren 
und größeren Waldinseln der Ebene, die Galerie- 
wälder an den Bächen und Flüssen und die Man- 
grovewaldungen im Ebbe= und Fluthgebiet unter- 
scheiden. Untrügliche Merkmale weisen darauf hin, 
daß früher ein großer Theil der heutigen Kultur- 
länder, der Busch-, der Dorn= und grünen Baumsteppen 
mit Wald bestockt gewesen ist. Der zunehmenden 
Bebauung der Länder mußten die Bestände zum Opfer 
fallen. Nur einzelne kleinere Waldinseln, durch ihre 
günstige Lage geschüßt, die fruchtbaren Boden in den 
Flußthälern, die unzugänglicheren Theile der Gebirge 
vermochten Waldbestände zu bewahren. Die Gebirgs- 
hänge aber, wo sie der Kultur und dem ihr vorher- 
gehenden Brennen ausgesetzt waren, sind hier fast 
überall entwaldet. Nur einzelne mächtige Ueberständer 
von Holzarten, welche dem Feuer am meisten Wider- 
stand entgegensetzen konnten, zeigen uns die früheren 
Verhälmisse an. Auch die grlinen Waldsteppen, wie 
sie sich z. B. westlich vom Geringere zeigen, ver- 
danken dem Feuer ihre Entstehung. Wir müssen 
dabei immer ins Auge fassen, daß Deutsch-Ostafrika 
früher bedeutend mehr bevöllkert gewesen ist als jetzt. 
Ueberall finden wir Spuren früherer Kultur und 
Ueberreste alter Ansiedelungen. Noch vor nicht langer 
Zeit haben die Kämpfe in den Araberausständen, die 
Einfälle der Massai und Wahehe und die Streitig- 
  
keiten unter den Nachkommen des Königs Kimueri 
von Usambara die Bevölkerung decimirt. Ein großer 
Theil des sogenannten Urwaldes im Handeigebirge 
datirt erst aus dem Anfang der siebziger Jahre. 
Dann ist aber auch die Art und Weise, wie der 
Neger den Boden bebaut, Schuld daran, daß er im 
Laufe der Jahre unverhältnißmäsig große Strecken 
Landes urbar machen muß, um sich zu ernähren. 
Da er meist durchaus keine Düngung anwendet, so 
ist er gezwungen, je nach der Beschaffenheit des Bodens, 
alle 10 bis 20 Jahre ein anderes Stück Land in 
Angriff zu nehmen. Deutsch-Ostafrika besitzt eben 
nur im Alluvialgebiete einiger Flüsse Boden, der ein 
länger andauerndes Ausrauben gestattet. Fast alles 
Land im Gebiete der jüngeren Kalke bis tief in die 
Gebirge, dem Gneis, krystallinischen und Thonschiefer 
angehörend, ist schon mehrfach benußtes früheres 
Kulturland. Die mageren und weniger tiefgründigen 
Boden der jüngeren Kalke, des korallinischen und 
Jurakalkes, werden natürlich am frühesten ausgenutzt, 
besonders da sie in der Nähe der Küste gelegen sind 
und öfter der Benutzung anheimfallen. Das der Ruhe 
überlassene Land bedeckt sich in kürzester Zeit mit 
zum Theil undurchdringlichen Dornen und dichtem 
Gestrüpp. Soll es wieder benutz werden, findet wie 
bei der ersten Benutzung ein Abbrennen der Boden- 
decke statt. Darauf folgt ein oberflächliches Behacken, 
welches auf nur 6 bis 7 cm die Oberfläche lockert. 
Daß die leichteren Boden bei dieser Kulturweise 
schnell ermüden, liegt auf der Hand. Eine Folge 
dieser Kultur ist dann immer das Brennen, und wenn 
dasselbe, wie es noch meist geschieht, in das Wild- 
breunen ausartet, so haben wir die ganzen schädlichen 
Folgen desselben zu tragen, welche durch die Gou- 
vernements-Verordnung vom 12. Dezember 1893 zu 
beschränken gesucht sind. Ich kann nicht umhin, die 
Erläuterung dieser Verfügung hier noch einmal Platz 
finden zu lassen: 
„Das Wildbrennen, d. h. Abbrennen der Gräser 
und des Gestrüppes, um den Boden zur Kultur vor- 
zubereiten, hat für uns besonders auf ärmerem Sand- 
boden auf die Daner große Nachtheile im Gefolge. 
Die hauptsächlichsten davon sind: 
Schnelles Austrocknen des Bodens. Verhinderung 
jeder Humusbildung, die überhaupt schon in den 
Tropen erschwert ist. Zu schnelle Zersetzun der 
oberen Bodenkrume; bei oberflächlicher Bodenbearbei- 
tung und Wassermangel Verarmung des Kulturbodens 
und deshalb baldiges Wechseln der Kulturfläche. Ver- 
hinderung der Ausbildung von Bau= und Nutzholz, 
überhaupt von Holzbeständen, Beförderung von Dornen- 
und Gestrüppbildung, Versiegen der kleineren Bäche 
und Flüsse bald nach der Negenzeit, Bildung von 
reißenden Wildwässern in dieser, Zerstören von an- 
grenzenden Kulturen und Holzbeständen. 
Deshalb will das Gonvernement dem Wildbrennen, 
wo nur immer angängig, entgegentreten, obwohl es 
sich bewußt ist, mit dieser Maßregel anfänglich auf 
Schwierigkeiten, begründet in den althergebrachten
	        
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