Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Seiten, bis ein Brett von der gewünschten Stärke 
erzielt ist. Alles Andere fällt in die Spähne. Was 
man vom Baume nicht gebraucht, bleibt liegen und 
verfault. Und dies geschieht in einem Lande, wo 
die Nutzholzpreise ganz enorm sind und das Nutzholz 
in der Nähe der Städte und Stationen bald voll- 
ständig fehlen wird. Es wurde von vielen Seiten 
noch immer angezweifelt, ob Deutsch-Ostafrika Nutz- 
hölzer besäße, deren Verwendung sich verlohnte. Es 
sind ja sehr reichhaltige Pflanzensammlungen von 
Holst nach Deutschland gelangt, ohne daß aber, da 
Holst Gärtner war, gerade auf die Nutzholzfrage 
ein besonderes Gewicht gelegt werden konnte. Ich 
sammelte daher, so viel es meine durch die Ver- 
messungen, Einrichtung eines Katasters, Nutzgartens 
und verschiedene andere Arbeiten sehr in Anspruch 
genommene Zeit und meine Mittel gestatteten, die 
Nutz= und Fruchthölzer Usaramos und Usambaras. 
An Ort und Stelle prüfte ich die Hölzer, so gut es 
ging, auf ihre Verwendbarkeit, Schwere u. s. w. und 
stellte fest, wozu dieselben bei den Eingeborenen ver- 
wandt wurden. Dann schickte ich die Sammlung mit 
meinen Notizen an das botanische Museum, um dort 
die wissenschaftliche Klassifizirung vornehmen zu lassen. 
Ich beabsichtige, später dem Gouvernement in Dar- 
es-Saläm eine Nutz= und Fruchtholzsammlung zur 
Belehrung der Beamten zugehen zu lassen. Die von 
mir aufsgestellte und in der Gouvernements-Verord- 
nung vom 12. Dezember 1893 veröffentlichte Liste 
hat sich noch um die im Usambaragebirge gefundenen 
Hölzer vermehrt. 
Ich habe durch diese Sammlungen konstatirt, daß 
Deutsch-Ostafrika eine Menge Nutz= und Fruchthölzer 
besitzt, welche sich nicht nur für den Gebrauch im 
Inlande, sondern auch zum Theil für die Ausfuhr 
eignen. Schon jetzt exportirt man Mangrovenholz, 
die Boriti, und Ebenholz. Allerdings wird das 
afrikanische Holz im Lande selbst wenig gebraucht. 
Dies liegt aber zum Theil an dem mißlichen Trans- 
port und daran, daß den Holzverhältnissen im Innern 
keine oder wenigstens nicht die genügende Aufmerk- 
somkeit geschenkt werden konnte. 
In den Kaffeeplantagen im Handeigebirge liegen 
Hunderttausende von werthvollen Höhern und ver- 
faulen, während die Pflanzer sich überseeische Bretter 
von der Küste mit einer Rupie per laufenden Meter 
durch Träger bringen lassen. Diese Bretter kommen 
dabei größtentheils nicht einmal aus Deutschland, 
sondern aus Schweden und Rußland. Es fehlen 
Säögen und Leute, die sie handhaben können. Dabei 
ist die vorzüglichste Wasserkraft reichlich vorhanden. 
Es soll ja später, wie ich höre, das Holz verwerthet 
werden, dann sind aber die jett geschlagenen Stämme 
unbrauchbar. Einige Versuche, Bretter für den Be- 
darf zu schneiden, werden allerdings mit Javanen 
gemacht, aber was will das besagen. Die Pflanzer 
selbst trifft hier keine Schuld, sie sind eben Pflanzer 
und keine Holzindustriellen. Von den Vorständen der 
betreffenden Gepilschaften muß etwas geschehen und 
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zwar bald. Es ist in Afrika nicht so viel Wald vor- 
handen, daß wir derartig wirthschaften können. Je 
länger gewartet wird, je mehr geht verloren und je 
lostspieliger, ia unmöglicher wird ein Eingriff der 
Regierung. Die ganzen Plantagenanlagen müßten 
nach einheitlichem Prinzip unter Leitung der Re- 
gierung geschehen. Die für die Plantagen geeig- 
neten Oertlichkeiten müßten im Großen abgesteckt 
werden und den Pflanzern durch eine Verordnung 
die Pflicht auferlegt werden, die Spien und steilen 
Hänge bewaldet zu lassen, ebenso die Bach= und 
Flußthäler nicht vollständig zu entwalden. Ebenso 
sollten die Bestände, welche als reine Schutzwaldungen 
aufzufassen sind, ausgeschieden und nach forstmänni- 
schen Prinzipien unter Leitung eines höheren Forst- 
mannes bewirthschaftet werden. Aehnlich müßten die 
Waldinseln und zur Ansamung bezw. Aufforstung 
geeignete Flächen in der Nähe der Städte und An- 
siedelungen ausgeschieden werden. Am besten wäre 
es ja, wenn dieselben direkt Forstleuten unterstellt 
würden. Soweit dies aber nicht angängig, hätte 
man dabei im Sinne der Verordnung vom 12. De- 
zember 1893 zu verfahren. Auch für die Mangroven- 
bestände wäre eine staatliche, sorstmännische Beauf- 
sichtigung dringend geboten. Im Allgemeinen nahm 
man immer an, daß die Mangrovenbestände unaus- 
rottbar wären und für Hunderte von Jahren noch 
hinreichendes Holzmaterial böten. Die Mangrove 
hat außer ihrem Holzwerthe noch andere Eigen- 
schaften, welche ihre Erhaltung sehr werthvoll machen. 
Sie ist es, welche mit ihrem weitverzweigten Luft- 
wurzelsystem den Schlamm, welchen die Flüsse mit 
sich führen, festhält. Allmählich erhöht sich durch 
Blatt= und Baumanfall die Schicht. Sie ragt über 
daos Niveau der Springfluth hervor, die Mangroven 
treten zurück und machen anderen Holzarten Plaz, 
und ein Stück fruchtbarer Marschboden ist gewonnen. 
Ohne die Mangroven würden die Flüsse an ihren 
Mündungen vollständig und in kurzer Zeit ver- 
schlammen; sie wirken wie künstliche Schlammbuhnen 
und halten in der Mitte stets eine tiefere Fahrrinne 
offen. Die Mangroven erzeugen nicht etwa Fieber, 
sondern sie schwächen die Wirkungen der großen 
Schlammsammlungen dadurch, daß sie befestigen, er- 
höhen und decken, ab. Ohne Mangroven würden 
die Mündungen der Flüsse auf meilenweiten Umkreis 
überhaupt vollständig unbewohnbar sein. Das wird 
mir Jeder zugeben, der Gelegenheit gehabt, sich in 
Morästen, die den Einwirkungen der Tropensonne 
freigelegt sind und über denen dieselbe in strahlender 
Klarheit brütet, längere Zeit aufzuhalten. Die ab- 
wechselnd steigenden und fallenden Meeresniveau- 
verhältnisse an der Ostküste, jetzt ist wieder ein 
Steigen der Meeresoberfläche zu bemerken, sollten 
uns nun erst recht veranlassen, die Flußmündungen 
ihres Mangrovenschutzes nicht zu berauben. Was 
geschieht aber? Ohne Weiteres dringen durch die 
mannigfachen Kanäle die Neger ein, schlagen zehn 
Stämme herunter, um einen guten zu erhalten, ohne
	        
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