zu berücksichtigen, ob Nachwuchs vorhanden; im
Gegentheil, den Nachwuchs durch die hineingeworfenen
Stämme, welche die Fluth zum Spielball nimmt,
zerstörend. Es ist selbstverständlich, daß die Ränder,
als am leichtesten erreichbar, auch am meisten der
Zerstörung ausgesetzt sind. Im Innern dagegen,
wohin man bei vernünftiger Entnahme der Bäume
ohne jede Schwierigkeiten gelangen könnte, verfanlen
und vermodern die reifen Stämme. Welches Holz-
material hier verwüstet wird, ist kaum zu sagen.
Das Doppelte bis Vierfache würde bei forstmännisch
geregelter Hauung aus den Beständen genommen
werden können, ohne denselben zu schaden, während
sie jetzt ihrer sicheren Zerstörung entgegengehen. Die
leichte Verschiffbarkeit, welche die Zerstörung um so
schneller und sicherer macht, würde die Mangroven-
bestände zu einer dauernden und sicheren Einnahme-
quelle machen können.
Wenn die Mangroven nicht bald völlig von den
Küsten verschwinden sollen, so müßte das Reich auch
die Bewirthschaftung und Fällung dieser Mangroven-
wälder in die Hand nehmen. Es würden dadurch
dem Reiche nicht unbedeutende Einnahmen zufließen.
Ich schätze die nubcbringenden Mangrovenbestände
an der Küste, deren Gebiet durch richtige forstliche
Maßregeln sich ohne Schwierigkeit verdoppeln ließe,
auf etwa 60 000 ha. Dies würde bei geregelter
forstlicher Bewirthschaftung jährlich namhafte Ein-
kznahmen abwerfen.
Jetzt bringt die Schlaggebühr auf die Boriti
jedes Jahr ein paar Tausend Mark ein. Die Man-
grovenwälder werden systematisch verwüstet. Der
angerichlete Schaden ist unberechenbar, dabei herrscht
an der Küste oft großer Mangel an Boritis.
In den Waldinseln haben wir im Allgemeinen
aber alte Waldbestände vor uns, welche troß der sie
umgebenden Brände sich im Innern oft noch Urwald-
charakter bewahrt haben. Dasselbe findet theilweise
bei den breiteren Galeriewäldern statt. Der nach-
weisbare Privatbesit, der in die anzuschonenden
Striche fällt, könnte ausgeschieden werden, und würden
die Besitzer als Arbeiter oder Aufseher gut zu ver-
wenden sein.
Ein Waldschutzgesetz, welches jeden geschlossenen
Waldbestand der Privatforsten, Gesellschaften und
Kommunen der Staatsaufsicht unterstellte, würde von
großem Segen sein. Um den Holztransport durch
die Usambara= Eisenbahn nutzbringend zu gestalten,
gehört vor allen Dingen ein gut angelegtes, fahr-
bares Wegenetz, womöglich mit Waldbahnverbindung.
Bei Waldbahnverbindung würden auch die Kaffee-
plantagen ihre Erträge billiger mit der Bahn be-
fördern. Die Anlage von Wald= bezw. Feldbahnen
würde übrigens in den Handeibergen auf keine großen
Schwierigkeiten stoßen. Die zu bewälltigenden Felsen
sind alle, wie schon früher erwähnt, sehr verwittert
und können auch in den meisten Fällen umgangen
werden. Ebenso sind die Uebergänge über den Sigi
durch das an Ort und Stelle vorhandene Stein-
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material bald herzustellen. Zum Flößen sind weder
der Sigi, seine Nebenbäche, noch der Pangani sehr
geeignet, auch ist der Transport der Hölzer an die
Flüsse durch die Steilheit der Osthänge erschwert.
Riesen würden nur an wenigen Stellen angelegt
werden können. Am meisten ist aber dem Flößen
die Schwere der Hölzer hinderlich. Die meisten
guten Nutzhölzer des Usambaragebirges, welche ich
daraushin untersuchte, halten die Wasserprobe nicht
aus, sie sinken im Wasser. Wenn nun auch leichtere
Floßhölzer zum Tragen vorhanden sind, so würde
diese Flößerei doch bei dem niedrigen Wasserstande
erst bedeutende Schleusenanlagen nöthig machen. Auch
würden die Felsen und Klippen im Flußbett der ge-
bundenen Flößerei an und für sich schon Hindernisse
mannigfacher Art bereiten, die nur durch gründliche
Regulirung des Strombettes zu beseitigen wären.
Selbst der Reger weiß wohl, daß Waldboden
eine längere Zeit seiner Bebanung Stand hält, da
er von seinem Raubbau noch unberührt ist, deshalb
bebaut er ihn mit Vorliebe. Leider sind diese jung-
fräulichen Stellen im Verhältniß zu dem schon seit
Jahrhunderten benußten Boden sehr geringe.
Wenn sie auch noch der Negerkultur, dem Wild-
brennen, anheimfallen, so hat jeder Waldbau, jede
Erziehung von Nutzholz aufgehört, und die Feuchtig-
keitsverhältnisse werden sich noch ungünstiger gestalten
als bisher. Hier heißt es retten, was noch zu retten
ist. Aber nur baldige Hülfe kann nützen.
Jetzt giebt es noch überall gute Nutzholzstämme,
welche durch natürliche Verjüngung fortgepflanzt
werden können. Fehlen sie erst, so wird sehr schwer
und nur durch große Geldopfer Abhülfe geschaffen
werden können. Wie bei uns in Deutschland, sucht
auch hier in den Tropen der Wald stets das ihm
genommene Terrain wieder zu gewinnen, und
bei der meist großen Samenmenge und dem Fehlen
der bei uns so schädlichen Fröste, dem unver-
gleichlich schnelleren Wachsthum würde schon ein
Jahrzehnt der Schonung und fachmännischen Beauf-
sichtigung genügen, um brauchbare Nutholzstämme
zu erziehen. Darauf müßte allerdings der Haupt-
werth gelegt werden, Nutzholzwaldungen zu erhalten.
Meine Untersuchungen haben allerdings ergeben, daß
eine Menge Nutzhölzer vorhanden sind, aber es ist
auch selbstverständlich zu gleicher Zeit eine große
Anzahl zur Verwerthung unbrauchbarer Stämme in
jedem Bestande. Diese müssen allmählich heraus-
gezogen werden, um den Nutbhölzern Platz zu machen.
Nur regelmäßig bewirthschaftete Nutzholzwaldungen,
nicht Urwaldungen, können uns nüben. In den
Bachthälern und dem Oberlauf der Flüsse sowie in
den Galeriewäldern würde allerdings der Charakter
des Schutzwaldes vorherrschend sein.
Die zur Holzuuhung bestimmten Stellen müssen
bestimmt, möglichst abgegrenzt und vor dem Wild-
brennen durch Beaufsichtigung, Wege und Gräben
geschübtzt werden.