Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

zu berücksichtigen, ob Nachwuchs vorhanden; im 
Gegentheil, den Nachwuchs durch die hineingeworfenen 
Stämme, welche die Fluth zum Spielball nimmt, 
zerstörend. Es ist selbstverständlich, daß die Ränder, 
als am leichtesten erreichbar, auch am meisten der 
Zerstörung ausgesetzt sind. Im Innern dagegen, 
wohin man bei vernünftiger Entnahme der Bäume 
ohne jede Schwierigkeiten gelangen könnte, verfanlen 
und vermodern die reifen Stämme. Welches Holz- 
material hier verwüstet wird, ist kaum zu sagen. 
Das Doppelte bis Vierfache würde bei forstmännisch 
geregelter Hauung aus den Beständen genommen 
werden können, ohne denselben zu schaden, während 
sie jetzt ihrer sicheren Zerstörung entgegengehen. Die 
leichte Verschiffbarkeit, welche die Zerstörung um so 
schneller und sicherer macht, würde die Mangroven- 
bestände zu einer dauernden und sicheren Einnahme- 
quelle machen können. 
Wenn die Mangroven nicht bald völlig von den 
Küsten verschwinden sollen, so müßte das Reich auch 
die Bewirthschaftung und Fällung dieser Mangroven- 
wälder in die Hand nehmen. Es würden dadurch 
dem Reiche nicht unbedeutende Einnahmen zufließen. 
Ich schätze die nubcbringenden Mangrovenbestände 
an der Küste, deren Gebiet durch richtige forstliche 
Maßregeln sich ohne Schwierigkeit verdoppeln ließe, 
auf etwa 60 000 ha. Dies würde bei geregelter 
forstlicher Bewirthschaftung jährlich namhafte Ein- 
kznahmen abwerfen. 
Jetzt bringt die Schlaggebühr auf die Boriti 
jedes Jahr ein paar Tausend Mark ein. Die Man- 
grovenwälder werden systematisch verwüstet. Der 
angerichlete Schaden ist unberechenbar, dabei herrscht 
an der Küste oft großer Mangel an Boritis. 
In den Waldinseln haben wir im Allgemeinen 
aber alte Waldbestände vor uns, welche troß der sie 
umgebenden Brände sich im Innern oft noch Urwald- 
charakter bewahrt haben. Dasselbe findet theilweise 
bei den breiteren Galeriewäldern statt. Der nach- 
weisbare Privatbesit, der in die anzuschonenden 
Striche fällt, könnte ausgeschieden werden, und würden 
die Besitzer als Arbeiter oder Aufseher gut zu ver- 
wenden sein. 
Ein Waldschutzgesetz, welches jeden geschlossenen 
Waldbestand der Privatforsten, Gesellschaften und 
Kommunen der Staatsaufsicht unterstellte, würde von 
großem Segen sein. Um den Holztransport durch 
die Usambara= Eisenbahn nutzbringend zu gestalten, 
gehört vor allen Dingen ein gut angelegtes, fahr- 
bares Wegenetz, womöglich mit Waldbahnverbindung. 
Bei Waldbahnverbindung würden auch die Kaffee- 
plantagen ihre Erträge billiger mit der Bahn be- 
fördern. Die Anlage von Wald= bezw. Feldbahnen 
würde übrigens in den Handeibergen auf keine großen 
Schwierigkeiten stoßen. Die zu bewälltigenden Felsen 
sind alle, wie schon früher erwähnt, sehr verwittert 
und können auch in den meisten Fällen umgangen 
werden. Ebenso sind die Uebergänge über den Sigi 
durch das an Ort und Stelle vorhandene Stein- 
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material bald herzustellen. Zum Flößen sind weder 
der Sigi, seine Nebenbäche, noch der Pangani sehr 
geeignet, auch ist der Transport der Hölzer an die 
Flüsse durch die Steilheit der Osthänge erschwert. 
Riesen würden nur an wenigen Stellen angelegt 
werden können. Am meisten ist aber dem Flößen 
die Schwere der Hölzer hinderlich. Die meisten 
guten Nutzhölzer des Usambaragebirges, welche ich 
daraushin untersuchte, halten die Wasserprobe nicht 
aus, sie sinken im Wasser. Wenn nun auch leichtere 
Floßhölzer zum Tragen vorhanden sind, so würde 
diese Flößerei doch bei dem niedrigen Wasserstande 
erst bedeutende Schleusenanlagen nöthig machen. Auch 
würden die Felsen und Klippen im Flußbett der ge- 
bundenen Flößerei an und für sich schon Hindernisse 
mannigfacher Art bereiten, die nur durch gründliche 
Regulirung des Strombettes zu beseitigen wären. 
Selbst der Reger weiß wohl, daß Waldboden 
eine längere Zeit seiner Bebanung Stand hält, da 
er von seinem Raubbau noch unberührt ist, deshalb 
bebaut er ihn mit Vorliebe. Leider sind diese jung- 
fräulichen Stellen im Verhältniß zu dem schon seit 
Jahrhunderten benußten Boden sehr geringe. 
Wenn sie auch noch der Negerkultur, dem Wild- 
brennen, anheimfallen, so hat jeder Waldbau, jede 
Erziehung von Nutzholz aufgehört, und die Feuchtig- 
keitsverhältnisse werden sich noch ungünstiger gestalten 
als bisher. Hier heißt es retten, was noch zu retten 
ist. Aber nur baldige Hülfe kann nützen. 
Jetzt giebt es noch überall gute Nutzholzstämme, 
welche durch natürliche Verjüngung fortgepflanzt 
werden können. Fehlen sie erst, so wird sehr schwer 
und nur durch große Geldopfer Abhülfe geschaffen 
werden können. Wie bei uns in Deutschland, sucht 
auch hier in den Tropen der Wald stets das ihm 
genommene Terrain wieder zu gewinnen, und 
bei der meist großen Samenmenge und dem Fehlen 
der bei uns so schädlichen Fröste, dem unver- 
gleichlich schnelleren Wachsthum würde schon ein 
Jahrzehnt der Schonung und fachmännischen Beauf- 
sichtigung genügen, um brauchbare Nutholzstämme 
zu erziehen. Darauf müßte allerdings der Haupt- 
werth gelegt werden, Nutzholzwaldungen zu erhalten. 
Meine Untersuchungen haben allerdings ergeben, daß 
eine Menge Nutzhölzer vorhanden sind, aber es ist 
auch selbstverständlich zu gleicher Zeit eine große 
Anzahl zur Verwerthung unbrauchbarer Stämme in 
jedem Bestande. Diese müssen allmählich heraus- 
gezogen werden, um den Nutbhölzern Platz zu machen. 
Nur regelmäßig bewirthschaftete Nutzholzwaldungen, 
nicht Urwaldungen, können uns nüben. In den 
Bachthälern und dem Oberlauf der Flüsse sowie in 
den Galeriewäldern würde allerdings der Charakter 
des Schutzwaldes vorherrschend sein. 
Die zur Holzuuhung bestimmten Stellen müssen 
bestimmt, möglichst abgegrenzt und vor dem Wild- 
brennen durch Beaufsichtigung, Wege und Gräben 
geschübtzt werden. 
 
	        
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