Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Tanzmeister wiederum ein Zeichen, und Alle springen 
mit beiden Beinen zugleich in die Höhe, manche etwa 
1 m hoch. Dabei geht Alles nach dem Takte der 
Trommel und in ziemlicher Regelmäßigleit. Nun 
gehen Alle unter Knixen und Nicken zurück, und das 
Spiel beginnt mit manchen Variationen von Neuem. 
Der Tanzmeister geht mit gezücktem Schwerte einher 
und hält die Ordnung aufrecht. Wenn Einer nicht 
nach dem Takte der Trommel seine Schritte regelt, 
erhält er eins über, geschieht dies öfters, so wird er 
weggejagt. 
Nachdem der King eine kleine Stärkung zu sich 
genommen und sich einige Zeit an dem Treiben seiner 
Leute ergötzt hatte, zog er mit ihnen wieder ab. 
Im Ganzen sind seit dem zweijährigen Bestehen 
der Mission in Lome, Togo und Adjsido Stationen 
errichtet worden. Nur letßtere erfreut sich eines 
Wohnhauses, das den hiesigen klimatischen Verhält- 
nissen etwas entspricht. Leider ist es aber noch 
nicht ganz fertig. Mit jeder Station ist eine Schule 
verbunden, worin im Ganzen über 200 Schüler 
Katechese und Unterricht erhalten; 60 Zöglinge 
werden auf Kosten der Mission erzogen. Es sind 
bis jetzt über 100 Erwachsene nach vorhergegangenem 
Unterricht und über 1000 Heidenkinder getauft 
worden. 
Leider hat aber die Schuldenlast der Togo- 
mission bereits eine bedenkliche Höhe erreicht. 
  
RAus fremden Rolonien. 
Lage der Rongogesellschaften. 
Nach den letzten Berichten macht der Bau der 
Kongobahn befriedigende Fortschritte. Eine baldige 
Eröffnung des Betriebes bis zum 80. Kilometer ist 
zu erwarten. Auch der Gesundheitszustand an der 
Strecke hat sich bedeutend gehoben, und die Arbeiter- 
frage darf als gelöst betrachtet werden, da sich jetßt 
an Ort und Stelle Arbeiter in genügender Anzahl 
anwerben lassen. Da ferner das Terrain beim Fort- 
schreiten des Baues keine Schwierigkeiten bietet und 
wenig Brücken und andere Kunsibauten erfordert, so 
hoffen die leitenden Techniker, im nächsten Jahre dem 
200. Kilometer nahe zu kommen. 
Nicht so Günstiges läßt sich über die Lage der 
übrigen Gesellschaften melden: 
1. Die „Compagnie des Produits du 
Congo“, welche hier am 3. Oktober d. Is. ihre 
ordentliche Generalversammlung abhielt, hat eine 
Dividende nicht vertheilen können. 
2. Der Viehstand der „Compagnie des 
magasins généraux“ auf der Kongoinsel 
Mateba hat durch die Einfuhr von verseuchtem Rind- 
vieh aus dem deutsch-südwestafrikanischen Schußgebiete, 
welche eine ungewöhnlich hohe Sterblichkeit im Ge- 
folge hatte, nur einen verhältnißmäßig geringen Zu- 
wachs erfahren (Eunde 1892: 1987, Ende 1893: 
639 
  
2148 Stück). Die Zahl der Faktoreien ist von drei 
auf sieben gestiegen, aber deren Umsatz bis jetzt un- 
befriedigend geblieben, während die allgemeinen Un- 
kosten erheblich gewachsen sind. 
3. Die „Socicté anonyme belge pour 
le commerce du Hant-Congo“ hat ihre 
ordentliche Generalversammlung am 17.Oktober d. Js. 
abgehalten. Ihre Geschäfte leiden unter ungünstigen 
Handelskonjunkturen. Auch von Unglücksfällen wurde 
die Gesellschaft heimgesucht: ihr Lager von Kautschuk 
und europäischen Handelswaaren in Stanley Falls 
verbrannte während des Araberausstandes, und meh- 
rere ihrer Schiffe gingen auf dem Kongo verloren. 
Sehr erschwert wurde der Transport ihrer Waaren 
durch die Unruhen in der Gegend der Livingstone- 
fälle, aus welcher sich die Träger rekrutiren. Der 
Trägerlohn für die Strecke von Matadi bis zum 
Stanley-Pool, der vor zwei Jahren noch 30 Frcs. 
für die Last betrug, ist auf 44 Frcs., der durch- 
schnittliche Einkaufspreis des Elfenbeins um 1250 Frcs. 
für die Tonne gestiegen, während deren der euro- 
päische Verkaufspreis in den letzten drei Jahren von 
über 20 000 Frcs. auf 13 000 Frcs. gefallen ist. 
Angekauft wurden: 1892 90, 1893 113½ Tonnen 
Elfenbein, 1892 125, 1893 167 ½ Tonnen Kaut- 
schuk. Hauptsächlich der Kautschukgewinnung sollten 
die von dem kürzlich verstorbenen Direktor der Ge- 
sellschaft, Major Parminter, gegründeten neuen 
Faktoreien im Kassaigebiet dienen. Ende 1892 waren 
deren 34, Ende 1893 83 vorhanden. Die Anlegung 
dieser Faltoreien hat das Budget der Gesellschaft 
mit 560 000 Frcs. belastet. 
Da andere Waaren den theueren Transport nicht 
lohnen, beschränkt die Gesellschaft ihre Handelsthätig- 
keit auf Elfenbein, Kautschuk und Kopal. Der Rein- 
gewinn des Jahres 1893 betrug unter den angedeu- 
teten ungünstigen Verhältnissen nur 310 000 Frcs. 
Eme Duwidende wurde nicht vertheilt, sondern 
300 000 Frcs. als Spezialreserve sestgelegt. 
Sululand im Jabre 1895. 
Die Einnahmen des Jahres 1893 mit 43 666 
Pfd. Sterl. überstiegen die des Vorjahres mit 
42 432 Pfd. Sterl. um 1234 Pfd. Sterl.; die 
Mehreinnahme erklärt sich vorzugsweise aus der 
durch das Anwachsen der Bevölkerung bedingten 
Erhöhung des Betrages der Hüttensteuer. Die Aus- 
gaben mit 38 854 Pfd. Sterl. übersteigen die des 
Vorjahres mit 33950 Pfd. Sterl. um 4901 Pfd. Sterl. 
und findet diese Mehrausgabe ihre Erklärung im 
Wesentlichen in der Neueinrichtung des Verwaltungs- 
distrikts Ubombo sowie in der Ausführung von 
Wegebauten und der Vermessung der Landesgrenze 
zwischen Zululand und der südafritanischen Republik. 
Die Gesammtbilanz der Verwaltung in Aktivis und 
Passivis schloß am 31. Dezember 1898 mit einem 
Ueberschuß des ersteren ab in Höhe von 37 668 
Pfd. Sterl.
	        
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