Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

von Dar-es-Saläm gelegenen Inseln Bongoyo, 
Mbudya und Fungu-Vasin bildeten die natürliche 
Basis für die äußeren Dreieckspunkte, während für 
die Linie der inneren Dreieckspunkte an der Küste 
bezw. auf dem dicht hinter derselben aufsteigenden 
Höhenzuge sich geeignete Plätze finden ließen. Hin- 
gegen war die Aufstellung und gegenseitige Sichtbar- 
machung der Triangulationsbaken mit erheblichen 
Schwierigkeiten verknüpft. An dem Strande nördlich 
von Dar-es-Saläm, der aus 8 m hohen, steil ab- 
fallenden Korallenklippen besteht, war während des 
Südwestmonsuns überhaupt nicht zu landen. Es 
mußten daher die Bakenmaterialien über Land nach 
dem beabsichtigten Punkte transportirt werden, zu 
welchem Zwecke vorher erst ein Weg mit Buschmesser 
und Axt durch den dichten Busch zu bahnen war. 
Behufs Sichtbarmachung der einzelnen Baken 
untereinander erwies sich mehrfach das Schlagen von 
Durchhauen für nothwendig, ein mühseliges Geschäft, 
das in einem Falle — es handelte sich um den 
Durchhau auf der Insel Bongoyo — mehrere Tage 
beanspruchte. 
Unter diesen Umständen schritt die Triangulations-= 
arbeit nur langsam vorwärts, wurde zeitweise zwecks 
Ausführung militärischer Aufgaben des Kreuzerdienstes 
unterbrochen und war, als Verfasser im Jannar 1892 
an Bord kam, erst bis Mbudya, also etwa bis zur 
Hälfte des Weges nach Bagamoyo gediehen. 
Ende Januar 1892 trat S. M. S. „Möwe“ zur 
Erholung und zu Reparaturzwecken eine Reise nach 
Bombay an. Nach der Rückkehr von dort wurden 
Ende April die Vermessungsarbeiten wieder auf- 
genommen. Mit dem Aufhören der Inseln wurde 
der weitere Ausbau des Triangulationsnetzes schwie- 
riger. Die äußere Linie der Dreieckspunkte mußte 
nunmehr an den Strand, die innere auf den etwa 
zwei Stunden landeinwärts gelegenen Höhenzug ver- 
legt werden, und es ergab sich die Nothwendigkeit, 
zur Aufstellung der Binnenlandsbaken und zur Win- 
kelmessung von dort aus größere, auf längere Zeit 
detachirte Expeditionen zu entsenden. 
Immerhin wurde die Triangulation Ende Juni 
1892 bis zur Kinganimündung mit gutem Erfolge 
durchgeführt. Die auf diese Weise festgelegten Fix- 
punkte ergaben hinsichtlich der Gestalt der Küsten- 
konturen nur geringe Abweichungen von der englischen 
Karte. Es sollte nunmehr mit der Einzelaufnahme 
dieser Küstenstrecke begonnen werden. Bevor dieselbe 
jedoch in Angriff genommen worden war, wurde 
vom Reichs-Marine-Amt angeordnet, daß zunächst 
eine Vermessung der bisher noch unvermessenen Küsten- 
strecken im nördlichen Theile des deutschen Schutz- 
gebietes ausgeführt werden solle, und zwar ohne 
Zugrundelegung einer Triangulirung mittelst einer 
sortlaufenden Dreieckskette. 
Hierbei kam in erster Linie in Betracht die Küste 
von Usambara, und zwar nördlich von Tanga bis 
zur englischen Grenze und südlich dieses Hafens bis 
Pangani. Es wurde zunächst der nördliche Theil 
652 
  
dieses Küstenstriches, von der Insel Kwale bis zur 
englischen Grenze, welcher auf der englischen Seekarte 
nur punktirt und mit dem Vermerk „ganz unbekannt“ 
angegeben war, in Angriff genommen. Derselbe be- 
stand im Wesentlichen aus zwei großen Buchten, der 
Moabucht und der Mansabucht, und einer dazwischen 
liegenden, etwa 8 Sm. langen Halbinsel, Gomani 
genannt. Das Schiff ging Anfang August zunächst 
nach der Moabucht, um von hier aus die Vermessung 
zu beginnen. 
Ein Anschlußpunkt an die englische Karte fand 
sich in dem Kap Kungunganda, auf welchem außer- 
dem Breitenbestimmungen mit dem großen Universal- 
instrument vorgenommen wurden. Lettere ergaben 
eine Differenz von etwa 157 gegen die Breite der 
englischen Karte. Am südlichen Ufer der Bucht 
wurde auf dem bei Niedrigwasser trocken fallenden 
Korallenriff eine Basis von etwa 1000 m Länge mit 
dem gewöhnlichen Stahlmeßband gemessen und sodann 
eine Reihe von Punkten an den Ufern der Bucht 
durch Kleintriangulation festgelegt. Die Winkelmessung 
stieß hierbei, da die Bucht durchgängig von dichten 
Mangrovesümpfen umgeben war, auf nicht uner- 
hebliche Schwierigkeiten. Man konnte nur bei Nie- 
drigwasser arbeiten, und auch dann war der Gebrauch 
von festen Instrumenten, Theodoliten u. s. w. wegen 
des sumpfigen Bodens häufig ausgeschlossen. Es 
wurden in diesen Fällen die Dreieckswinkel mit sorg- 
fältig verbesserten Sextanten gemessen und durch 
häufige Wiederholungen der Messungen eine aus- 
reichende Genauigkeit erzielt. 
Die Aufnahme der Landkonturen geschah hier 
wie auch später, wo dies möglich war, in der Weise, 
daß ein bezw. mehrere Boote bei Hochwasser an der 
Strandlinie entlang fuhren und auf alle hundert 
Meter, sowie an besonders bemerkbaren Punlten 
ihren Ort durch Winkelmessung nach den auf der 
anderen Seite der Bucht sichtbaren, durch Triangu- 
lation festgelegten Objelkten bestimmten. 
Neben der Bestimmung der Strandkonturen wurde 
eine ungefähre Topographie des Küstenstrichs bis 
ekwa 2 Sm. landeinwärts ausgeführt. Es handelte 
sich hierbei im Wesentlichen um die Festlegung der 
zahlreichen, bei Beschaffung von Lebensmitteln in 
Frage kommenden Dörfer. 
Die Lothungen wurden ohne besondere Schwierig- 
leit nach dem Pothenotschen Prinzip ausgeführt. 
Bei Aufstellung von Pegeln kamen die an Bord 
vorhandenen Wattbohrer sehr zu statten. 
Nach beendigter Aufnahme der Moabucht wurde 
die Mansabucht in analoger Weise vermessen. Dieser 
früher gänzlich unbekannte, nur von einem Europäer, 
dem Afrikareisenden Banmann, besuchte Meerestheil 
ist entschieden als einer der besten Häfen des Schutz= 
gebietes zu betrachten. Er hat stilles Wasser, eine 
absolut ungefährliche, keinerlei Seezeichen benöthigende 
Einfahrt und ungefähr den vierfachen Platz für tief- 
gehende Schiffe wie Dar-es-Saläm. S. M. Kreuzer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.