„Seeadler“ hat später hier seine Torpedoschießübung
abgehalten.
Einige Schwierigkeiten bereitete die Festlegung des
Küstenstrichs zwischen den beiden genannten Buchten,
der Halbinsel Gomani.
Die Vermessung des unbekannten Küstenstrichs
nördlich von Tanga wurde, einschließlich der See-
lothungen, in einem Zeitraume von drei Monaten,
bis Mitte November 1892, zu Ende geführt. Es
war nun noch der südliche Theil der Usambaraküste
von Tanga bis Pangani übrig.
Zunächst trat eine längere Pause in der Ver-
messung ein. Ende November erfolgte der Besatzungs-
wechsel, und die neue Mannschaft mußte im Schisss-
dienst, in der Takelage und am Geschüt ausgebildet
werden. Anfang Jannar wurde eine vorläufige Re-
kognoszirung des zu vermessenden Gebietes vor-
genommen, und von dieser zurückgekehrt, trat S. M.
S. „Möwe“ am 24. Januar 1893 die programm-
mäßige Erholungsreise nach Bombay an. Nach
erfolgter Rückkehr von dort Ende April mußte zu-
nächst die gesechtsmäßige Schießübung abgehalten
werden, und als dann die Vermessung von Neuem
beginnen sollte, trat an Bord eine Fieberepidemie
von solcher Heftigkeit auf, daß das Schiff zu sechs-
wöchentlichem, unthätigem Aufenthalt vor Sansibar
verurtheilt war. Erst Anfang Juli begab sich S.
M. S. „Möwe“ auf das Vermessungsgebiet nach
Tanga. Dieser Hafen, der einen vorzüglichen An-
schlußpunkt an die englische Karte in Gestalt einer
von den Engländern seiner Zeit erbauten Säule bot,
wurde zum Ausgangspunkt der Vermessung gewählt.
Es wurde an der Südseite des Hafens eine Basis
von etwa 700 m Länge gemessen und von den End-
punkten derselben die Triangulation begonnen.
Die Triangulation, welche von der Basis be-
ginnend aus dem Hasen von Tanga heraus und
dann südlich längs der Küste bis zur Panganibucht
durchgeführt wurde, bot insofern ekwas Bemerkens-
werthes, als sie durchweg mittelst Heliotropen zur
Ausführung gelangte.
Die Triangulation von Tanga nach Pangani
wurde in einem Zeitraume von zehn Wochen fertig-
gestellt.
Während der Herstellung des Dreiecksnetzes in
der Taugabucht wurde ein Plan des Hafens von
Tanga im Maßstabe 1:2500 anfgenommen. Zwar
war der Hafen bereits seiner Zeit von den Englän-
dern vermessen worden, jedoch nur als Theil der
ganzen Bucht und in so kleinem Maßstabe, daß ein
zum ersten Mal dort einlaufendes Schiss sich nur
schwer orienltiren konnte. Sodann machte auch die
steigende Bedeutung des Platzes, welcher der Aus-
gangspunkt der ersten ostafrikanischen Eisenbahn ist,
eine genauere Aufnahme wünschenswerth.
Bei dieser Hafenaufnahme geschah die Orts-
bestimmung der Lothwürfe nicht wie gewöhnlich
mitlelst Doppelwinkelmessung vom Boot aus, sondern
durch feste Theodolitstationen am Lande.
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Die Detailvermessung der Küstengewässer von der
Südspitze der Insel Yambe bis zur Panganibucht
ging ohne erhebliche Schwierigkeiten von statten.
Für das Schiff boten sich hierbei gute Ankerplätze
in der Mwambanibucht und hinter den weiter südlich
gelegenen Rissen, so daß es in den meisten Fällen
möglich war, das zur Vermessung detachirte Personal
des Abends wieder an Bord zu nehmen.
Die Lothungen innerhalb der Riffe wurden fast
durchweg mittelst des Dampfkutters ausgeführt, da
für das Schiff in dem von Untiefen durchsetzten
Fahrwasser nicht Naum genug zum Manövriren war.
Die Vermessung der Usambaraküste von der
Nordgrenze unseres Gebietes bis zur Panganimün=
dung wurde in der geschilderten Weise nach an-
gestrengter Arbeit bis zum 10. November 1893
vollendet. Die gestellten Aufgaben waren gelöst, die
Lücken der englischen Seekarte, welche die Navigation
an der für unsere Handelsinteressen überaus wichtigen
Usambaraküste wesentlich erschwerten, ausgefüllt.
vorschläge zur verbesserung der verbindung des
Rilimandzjarogebiets mit der Rüfsle.
Von Dr. Karl Lent.
(Schluß.)
Wie gering die derzeitige Zuverlässigkeit des
Binnenverkehrs überhaupt ist, erweist der Betrieb
der Güterbeförderung. Ohne vom Thema abschwelfen
zu wollen, will ich, da die Gelegenheit nahe liegt,
ein darauf bezügliches Beispiel anführen. Im Mai
vorigen Jahres setzte ich mich in der Absicht, die
Sache zu beschleunigen und dem Etat der wissen-
schaftlichen Station einige Ausgaben zu ersparen, mit
einem Verwandten in Verbindung, welcher Besißer
einer chemischen Farbenfabrik in Deutschland ist, und
ersuchte ihn, mir einige Kisten Oelfarbe für unsere
Anlagen zukommen zu lassen. Derselbe ging darauf
bereitwilligst ein. Die Sachen verliesßen laut Kon-
nossement am 19. Juli mit dem Dampfer „Reichs-
tag“ der Deutschen Ostafrika-Linie Hamburg und
wurden am 22. August in Tanga gelöscht. Im
September erhielt ich vom dortigen Bezirksamt das
betrefsende Konnossement zugesandt, in welchem seitens
der Zollbehörde der Vermerk eingetragen war:
„Die Kisten können verabfolgt werden nach Aussage
des Herrn Zollvorstands Broschell.“ Obwohl da-
mit die Formalitäten erledigt waren, und nun dem
Bezirksamt die Beförderung der Güter nach dem
Kilimandjaro zufiel, so wandte ich mich doch, durch
frühere Erfahrungen veranlaßt, im Oktober nochmals
schriftlich an dasselbe mit dem Ersuchen, mir die
Kisten baldmöglichst zukommen zu lassen. Diese sind
nun bis heute nicht eingetrofsen. Es ist inzwischen
wieder Mai geworden, also ein Jahr seit meiner
Bestellung verstrichen, die große Regenzeit hat
wiederum begonnen und die der Witterung ausgeseßzten
Holzbauten gehen ihrem Verfall entgegen. Wann