Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

waren 114 Hektar mit Baumwolle bepflanzt, 50 Hektar 
waren behufs Erweiterung der Pflanzung vom Busch 
geklärt und zum Theil gebrannt; mit 50 weiteren 
Hektar soll dies noch im Laufe des Jahres geschehen. 
Die erste Ernte des Jahres 1892 wurde Anfang 
Juli vollendet, die zweite gegen Ende des September 
begonnen. Daraus sind 12 156 Pfund Lintbaum- 
wolle gewonnen, welche in Bremen verkauft worden 
ind. 
Im Jahre 1893 waren bis August 86 500 Pfund 
Rohbaumwolle gesammelt; 40 000 Pfund wurden 
von der zweiten Ernte erwartet. Lintbaumwolle 
von der ersten Ernte ist im Betrage von 6330 Pfund 
bereils in Liverpool angelangt und dort zu günstigem 
Preise verkauft worden. 
Bei der Pflanzung ist beobachtet worden, daß 
vormaliger Waldboden, von dem eingesprengte Stücke 
in dem Pflanzungsterrain sich befinden, für die 
Kultur sich weniger eignet. 
Die Anpflanzung und Pflege von Kokospalmen 
in den Baumwollfeldern ist fortgesetzt worden. Im 
Ganzen sind etwa 13 000 junge Pflanzen vorhanden. 
Die Maisernte hat im Jahre 1892 11,.000 Kilo- 
gramm ergeben. 
Auf der Station sind im Durchschnitt der zwölf 
Monate von Juni 1892 bis dahin 1893 206 Ar- 
beiter beschäftigt worden, mit wenigen Ausnahmen 
Melanesier. Erfreulicher Weise melden sich in neuerer 
Zeit auch Eingeborene aus der nächsten Umgebung, 
z. B. von Matupi, zur Arbeit auf der Pflanzung. 
Der Gesundheitsstand der Arbeiter war in der 
oben angegebenen Zeit fast durchweg gut, zum Theil 
vorzüglich. Im November 1892 traten mit dem 
Nordwest-Monsun leichte Fieber auf. Schon im 
Dezember konnte der Gesundheitsstand wieder als 
vorzüglich bezeichnet werden. Für die günstigen 
Gesundheitsverhältnisse spricht, daß im ganzen Jahre 
nur vier Todesfälle vorkamen. 
Die Gebäude der Station liegen in zwei Gruppen, 
von denen die eine (Kokopo) am Strande der Blanche- 
Bai, die andere auf dem dahinter aufsteigenden 
Hügellande (Vunatali) sich befindet. In der ersteren 
sind 30 Baulichkeiten, in der letzteren 21 Banten. 
Ein großes Baumwoll-Lagerhaus und ein Ginhaus 
(zum Reinigen der Baumwolle mittels gins sowie 
zum Pressen und Packen derselben) wurden im 
Mai d. J. fertiggestellt. Die Aufstellung der zum 
Betriebe der Gins dienenden Lokomobile sowie dreier 
Gins fand im Juni statt; ein vierter Gin wurde 
von Konstantinhafen übergeführt. 
In Kokopo hat sich bis Anfang dieses Jahres 
der Stationsvorsteher besunden, während in Vunatali 
der Siß des Gerichts und des K,iserlichen Richters 
war. Die Ausdehnung der Baumwollpflanzung hat 
eine wechselseitige Verlegung nöthig gemacht. 
Der VBiehstand in Herbertshöhe beträgt 1 Pferd, 
3 Kühe und 3 Kälber. 
Erwähnenswerth ist noch, daß der Ertrag an 
Kopra im Bismarck-Archipel im Jahre 1892 sehr 
  
50 — 
reichlich gewesen ist. Von den Firmen in Ralum, 
Miolo und Matupi sind über 2000 Tons aus- 
geführt worden. 
Astrolabe- Kompagnie. 
Die Astrolabe-Kompagnie *) hat sich weiter enl- 
wickelt und an Ausdehnung wie an innerer Kraft 
zugenommen. Die Schwierigkeiten lagen vornehmlich 
in der Beschaffung der erforderlichen Arbeitskräfte, 
insbesondere von chinesischen und malayischen Kulis, 
deren der Tabakbau nicht entrathen kann, und in 
der zeitweilig ungünstigen Gestaltung der Gesund- 
heitsverhältnisse, welche theis durch klimatische, theils 
durch die Aufnahme von Kulturarbeiten auf bisher 
unbebautem Boden, zum Theil auch durch Unzu- 
länglichkeit der Vorbeugungs= und Heilmittel ent- 
standen ist. 
Die Anwerbung von chinesischen und malayischen 
Kulis in Singapore und Java fand Hemmnisse in 
der Abneigung der Laudesbehörden gegen Gestattung 
der Ausführung, für welche als Grund die Entlegen- 
heit von Neu-Guinea und die Ungewihheit über die 
Lage und die Behandlung der Kulis angegeben 
wurde. Durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes. 
ist eine Aenderung der Ansichten dahin erreicht. 
worden, daß die Anwerbung von chinesischen Ar- 
beitern in Singapore in einem dem Bedürfnisse. 
entsprechenden Umfange für die nächsten Jahre ge- 
sichert ist und auch in Niederländisch-Indien im 
Aussicht genommen werden kann. Es sind außerdem- 
Einleitungen getroffen, um auch in China selbst Be- 
zugsquellen für Arbeitskräfte zu eröffnen. Anderer- 
seits ist auf den Pflanzungen durch Anstellung eines 
erfahrenen Arztes, durch Erweiterung der Hospital- 
einrichtungen und durch Verbesserung der Wohnungs- 
und Ernährungsverhältnisse Vorkehr getroffen, in der 
Folge den Ausbruch von Krankheiten nach Möglichkeit. 
zu verhüten und deren Ausbreitung einzudämmen. 
Daß die natürlichen Bedingungen für das Gedeihen. 
des Tabaks, soweit es von der Beschaffenheit des 
Bodens und der Witterung abhängt, in günstigster 
Weise erfüllt werden, hat die Erfahrung jedes Jahres 
seit Beginn der Kultur in sleigendem Maße heraus- 
gestellt. Gelingt es, wic nach dem Vorgesagten 
anzunehmen, die ausreichende Menge von Arbeits- 
kräften zu beschaffen und leistungsfähig zu erhalten, 
so dürsen die Grundlagen für eine gute Entwickelung 
des Unternehmens als gesichert angesehen werden. 
In der am 29. Dezember v. J. abgchaltenen 
ordentlichen Generalversammlung der Antheilseigner 
wurden die in der konstituirenden Versammlung 
erstmalig gewählten Direktoren und Revisoren wieder 
gewählt. 
In der örtlichen Leitung ist eine Aenderung 
dahin eingetreten, daß die Hauptadministration von 
Herrn v. Puttkamer auf Herrn Kurt v. Hagen 
  
  
*) Siehe Kol.-Vl. 1892, S. 82. "
	        
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