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sich zur Flucht; die vor mir kämpfenden Lihuhn
sohen nach Südost, diejenigen, die vor dem von
Lieutenant Bennecke kommandirten Flügel gekämpft
bo#tten, flohen in nördlicher Richtung. Die Fliehenden
wurden verfolgt, bis sie im Busch verschwunden
woren. Die Lihuhn sind vollständig zersprengt worden.
Wir nahmen nun von dem sehr großen, etwa
300 Meter langen Lager Besitz, in dem mindestens
500 bis 600 Leute gelagert hatten; als wir uns
in Lager einen Augenblick erholten und im Begriff
waren, das Lager und die Vorräthe zu verbrennen,
sommelten sich die Lihuhn in einer Entfernung von
etwa 500 Meter noch einmal, verschwanden aber
nach einigen Salven. Da wir Alle durch den schnellen
anstrengenden Marsch und das Gefecht bei der ko-
lossalen Mittagshitze ermüdet waren, bezog ich eine
Bereitschaftsstellung in einem nach allen Seiten über-
sictlichen Terrain, da die Lihuhu allem Anschein
nach noch einmal angreifen wollten, und rastete
eiwa 30 Minuten.
Da ein weiterer Angriff unterblieb, wurden nun-
mehr alle Lebensmittel, etwa 300 bis 400 Lasten,
Mehl, Fische u. s. w. verbrannt, soweit sie nicht von
den Soldaten mitgenommen wurden.
Da die Lihuhu und Mafiti bis auf einzelne
Versprengte endgültig verschwunden und ausgerissen
waren und ich annehmen durfte, durch dieses sieg-
reiche Gefecht den beabsichtigten Raubzug und Einfall
der Lihuhn in den Kafakibezirk verhindert zu haben,
marschirte ich quer durch die Steppe ohne Weg, nach
dem Kompaß, in der Richtung auf den Rufidji ab.
Um 4 Uhr bezog ich Lager am Südostende des
Nserekerasees und bin heute um 12⅛ Uhr mittags
hier angekommen.
Die von den Lihuhu am Mhatesee# gefangenen
Fischer sind allem Anschein nach während des Ge-
sechtes entlommen, bis auf einen, der gefallen ist.
Die Verluste des Feindes ließen sich nicht genau
feststellen, da die ganze Steppe brannte; in unmittel-
barer Nähe des Lagers sind zehn Todte gefunden
worden; zahlreiche Blutspuren lassen auf viele Ver-
wundete schließen.
Die Soldaten haben sich durchweg sehr gut be-
nommen; die Feuerdisziplin war selbst in einigen
sehr kritischen Momenten eine gute.
Arbeiterverhältnisse.
Ueber das Befinden der in Deutsch-Ostafrika zur
Plantagenarbeit eingeführten asiatischen Kuli berichtet
der Kaiserliche Bezirksamtmann zu Tanga v. St.
Paul-Illaire:
1. Plantage Aguelo. Dieselbe erhielt im
vorigen Jahre 109 Kuli, welche nur in rein land-
wirthschaftlichem Betriebe, und zwar im Kafseebau,
beschästigt werden.
Von diesen 109 Leuten sind bisher 7, 6 Männer
und 1 Weib, gestorben. Sämmtliche Verstorbenen
sind kränklich, zum Theil schwindsüchtig hierher ge-
kommen. Der Gesundheitszustand ist ein durch-
aus guter. Nach Aussage des Plantagenverwalters
Rowehl sollen die Leute bei ihrer Ankunft in er-
schreckender Weise an Syphilis gelitten haben und
zum Theil über und über mit ekelhaften Geschwüren
bedeckt gewesen sein. Jetzt giebt es nicht einen Mann
mehr, der daran litte. Die Kuli müssen unter
Anderem wöchentlich einmal ein Vollbad nehmen.
Viel tragen zur Erhaltung des guten Gesundheits-
zustandes die geräumigen, luftigen und trockenen
Wohnungen bei. Dysenterie und perniziöse Fieber
sind unter den Arbeitern nicht vorgekommen.
Der mexikanische Dollar wird zu 2 Rup. 14 Pesa
gerechnet. Ersparnisse machen nur die Chinesen, von
denen einzelne nicht unbedentende Summen zurück-
gelegt haben sollen. Die Javanen verbrauchen ihr
ganzes Geld für Kleidung und Wohnung, die sie sich
reichlicher und besser beschaffen als die Chinesen. Die
Verwaltung übernimmt, falls es gewünscht wird, die
Absendung der ersparten Gelder an die Angehörigen
der Kuli durch das Postamt zu Tanga. Was die
Stimmung der Kuli anbetrifft, so ist zu bemerken,
daß nach Ansicht Rowehls der größte Theil der
Leute nach Ablauf des Kontraktes freiwillig auf der
Plantage bleiben wird. Schon jetzt hat sich eine
ganze Anzahl bereit erklärt, einen neuen Kontrakt
einzugehen.
Zu erwähnen ist noch, daß von der Plantage
Nguelo noch kein Kuli desertirt ist, trotzdem sie wohl
wissen dürften, wie schwer ein Wiedereinfangen sein
würde.
2. Plantage Derema erhielt seinerzeit 109
javanische Kuli, davon 97 Arbeiter, 4 Ausseher,
10 Weiber und 3 Kinder, sowie 75 chinesische Kuli,
darunter 3 Aufseher. Die Arbeiter werden auch hier
lediglich im Plantagenbau beschäftigt. Gestorben sind
bisher von den Javanen 6 Leute, von den Chinesen 8,
und zwar an mitgebrachten Krankheiten.
Der Gesundheitszustand ist ein guter. Die
Unterkunftsräume sind durchaus genügend, besonders
in den neuen Häusern, die praktisch und sauber her-
gestellt sind. Der mexikanische Dollar wird auch
hier zu 2 Rup. 14 Pesas gerechnet. Die Möglich-
keit, Geld nach Hause zu schicken, ist den Leuten ge-
geben, doch wurde bisher kein Gebrauch davon ge-
macht, da sie fast ohne Ausnahme Spieler sind, die
alle etwaigen Ersparnisse bei Gelegenheit verspielen,
so daß ihnen nichts bleibt, ihre Angehörigen in der
Heimath zu unterstützen.
Bei einer kürzlich durch das Bezirksamt vor-
genommenen Revision wurde festgestellt, daß die Kuli
auf beiden Plantagen keinerlei Klagen vorzubringen
hatten. Ebenso waren die Plantagenleiter sehr zu-
frieden mit dem Betragen der Leute wie mit ihrer
Arbeitsamkeit. Sämmtliche Kuli sahen gesund aus.