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in Usekke) kamen wir nachts um 2⅛ vor das Ikuru
von Konko. Wir waren erwartet oder unterwegs
beobachtet worden, jedenfalls war Alles zur Verthei-
digung fertig. Wir stießen auf eine Ecke des
riesigen Ikurus, dessen Dach hier nach einigen Salven
erstiegen wurde. Als wir uns oben ausgebreitet
hatten, das Geschütz oben war und wir den Gegner
aus dem nächsten Hofe zu vertreiben uns bemühten,
erhielt ich, flach auf dem Dache liegend, drei Schüsse.
Da ich sehr viel Blut verlor und an der ganzen
rechten Seite momentan wie gelähmt war, übergab
ich Lientenant v. Bothmer das Kommando und
legte mich hinter die eroberte Tembe zum Ausruhen
hin (3 Uhr). Eine halbe Stunde später erhielt
Lieutenant v. Bothmer an derselben Stelle zwei
Schüsse in den Kopf und war sofort todt. Auch
Dr. Preuß erhielt einen Pfeilschuß, der ihn jedoch
nicht kampfunfähig machte. Lieutenant Halliersch
übernahm nun das Kommando, Dr. Preuß den
ersten Zug. Von dem Geguer, der außerordentlich
zäh hielt, mußte der große Tembenkomplex nun
Zoll für Zoll abgerungen werden. Die Kompagnie
focht in einer durchschnittlichen Distanz von 10 bis
20 Schritt pom Gegner bis nachmittags 12⅛ Uhr
gegen die mehrere Hundert Mann starken Verthei-
diger, die aus Wangwana, Waniamwesi, Makimbu,
Wahehe u. s. w. bestanden und sehr gut schossen.
Wo nur Einer ungedeckt war, hatte er einen Schuß
weg. Durch Anbrennen und langsames Nachrücken
auf den Dächern waren um 12½ auch die letzten
Vertheidiger herausgedrängt und entflohen in die
Wälder. Zum Schluß erhielt Lieutenant Halliersch
noch einen Prellschuß ans Bein und Unteroffizier
Richter einen Streisschuß an den Kopf. Die Kom-
pagnie, die durchschnittlich 140 Patronen per Kopf
verschoß, hatte 6 Todte und 24 Verwundete, außer-
dem noch mehrere mit unbedeutenden Streisschüssen.
Von Europäcr-Boys wurden zwei verwundct, von
den Wamba Ruga-Ruga, die sich sehr gut benahmen,
2 Todte und etwa 6 Verwundete. Die Wagogo
benahmen sich feige, sie haben nicht viel verloren,
nur Masomapia mit seinen Leuten war siets in
erster Linie mit den Soldaten. Es ist zweifellos,
daß ohne das tadellose Verhallen der Kompagnie
der Angriff schon in den ersten Stunden abgeschlagen
wäre. Unsere Verluste beweisen, wie gekämpft ist.
Europäcrn wie Soldaten gebührt uneingeschränktes
Lob, die Waniamwesi haben sich beinahc noch besser
benommen als die Sundanesen.
Leber einen öug nach Rubanda
berichtet Kompagnieführer Langheld unter dem
26. September 1894 aus Muanza:
Euer Excellenz habe ich die Ehre über meine
Expedition zur Bereisung des mir unterstellten Be-
zirtes Folgendes ganz gehorsamst zu melden:
Am 11. Juli verließ ich die Station Buloba.
Da sich die Expedition zunächst im Bezirk jener
Station bewegte, begleitete mich Herr Lieutenant
Richter. Außer uns beiden Europäern bestand die
Expedition aus 51 Soldaten, 92 Trägern, einem
3,7 cm Geschüß.
Bis zur Araberniederlassung Kitengule begleitele
uns der mit der Leitung der Station Bukoba-
während der Abwesenheit des Herrn Lieutenants
Nichter beauftragte Herr Lieutenant v. Rappard,
um die dortigen Verhältnisse kennen zu lernen. Der
Ort hat sich seit dem vorigen Jahre wieder bedeu-
tend vergrößert. Es macht mir den Eindruck, als
ob einige schlechte Elemente, die Grund haben, in
Tabora, Udjidj oder an der Küste Schulden halber
oder anderer Vorkommnisse wegen nicht ihren Auf-
enthalt zu nehmen, im letzten Jahre hier eingewandert
sind. Natürlich hatten die Leute eine große Anzahl
Schauris zu erledigen, die sich meist um Kleinig-
keiten handelten. Ueber die Erhebung von Zöllen
seitens der Engländer in Uganda und die Sperrung
des Karawanenweges in Buddu berichte ich Ener
Excellenz getrennt.
Am 17. Juli marschirten wir von Kitengule ab.
An demselben Tage kehrte Herr Lieutenant v. Nap-
pard nach Bukoba zurück.
Der Marsch führte uns über das Karagwe-
gebirge, über Mtagata zur Landschaft Iwanda, wo
wir die Kagera überschritten. An den heißen Quellen
von Mtagata rastete ich einige Tage, um einige
Nashörner zu schießen und dadurch die Karawane
mit Fleisch zu verpflegen. Auf unserem Vormarsch
war die Bevölkerung meist weggelaufen. Die wenigen
zurückgebliebenen Einwohner gaben als Grund dafür
an, daß allgemein der Glaube verbreitet wäre, wir
lämen, um Krieg zu machen, da der Sultan Kakieto
von Karagwe eine Forderung, die ein Araber an
ihn hatte, und welche zu erfüllen ich ihm im vorigen
Jahre befohlen hatte, noch nicht ersüllt hatte. Ich
erklärte den Leuten, daß sie deshalb keine Furcht zu
haben brauchten, da ich dem Sultan noch einmal
Frist zur Erledigung gegeben hätte. Der Sultan
becilte sich übrigens, meine Forderung zu erfüllen, so
daß ich keinen Grund zum Einschreiten hatte.
Es handelte sich um eine Schuldenforderung.
Ein Araber Ferhan ben Iszman, genannt Li=
pilepile, hatie dem Sultan eine größere Anzahl
Stosse vor längerer Zeit für Elsenbein bezahlt, das
Letztere aber nicht erhalten, da der Sultan angeblich
leins hätte. Ich entschied, daß der Sultan einen
entsprechenden Werth in Vieh herauszahlen sollte,
doch hatte er durch Ausflüchte und Versprechungen
den Araber seit dem vorigen Jahre hingehalten.
Am 25. und 26. Juli überschritten wir die
Kagera und durchzogen bis zum 13. August die
Länder Mpororo und Uthumbi, deren Sultane
Kasiliwombo, Lugulama, Kalassi, Makobolo,
Mulamila auf ihr Verlangen Schußbriefe von mir
erhielten. Ich beabsichtigte westlich bis zum Msum-