Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

3. Die unter dem Einfluß der Fetischpriester 
mit aller Strenge beigetriebene Fetischsteuer, welche 
jeder Jakrimanen, der als Middleman in der Land- 
schaft Benin Handel zu treiben beabsichtigt, vor Be- 
ginn seines Handelsbetriebes in der Form einer 
jährlichen, überaus hohen Lizenzgebühr an den König 
von Benin zu entrichten hat. Neben dieser Steuer 
erhebt der König nicht selten noch außerdem im Laufe 
desselben Jahres weitere Gebühren von den Middlemen. 
Wird die Entrichtung derselben verweigert, so unter- 
sagt der König einfach die Fortsetzung des Handels- 
betriebes oder sucht sich auch durch Einfälle in das 
Gebiet der Jakrilente schadlos zu halten. 
4. Die mangelnde Einsicht der Eingeborenen, 
daß die Preise der Produkte an den Marktplätzen 
der Weißen naturgemäß häufigen Schwankungen 
unterliegen. Sobald die weißen Händler ihnen ent- 
sprechend dem gesunkenen Preisstande auf dem heimath- 
lichen Markte einen niedrigeren Preis bieten, ziehen 
sie es meistens vor, die Waare solange zurückzuhalten, 
bis der Preis sich wieder gehoben hat. Der Bericht 
verspricht sich eine Besserung hierin, sobald Lesen 
und Schreiben unter den Jakrilenten eine größere 
Ausbreitung gefunden hätten und dieselben dann im 
Stande wären, über den europäischen Preisstand der 
Landeserzeugnisse ans den Zeitungen sich zu unterrichten. 
5. Schließlich der Versuch zweier weißer Händler, 
ohne Vermittlung der Jakrilente unmittelbar mit den 
Benin= und Soboleuten in Beziehung zu treten. Die 
Jakrilente haben diesen Versuchen natürlich den leb- 
haftesten Widersland geleistet und insbesondere den 
Soboleulen jeden unmittelbaren Handelsverkehr mit 
den Weißen auf das Strengste untersagt. Der Vize- 
konsul räth dringend davon ab, dem an sich wün- 
schenswerthen Vordringen der weißen Händler durch 
Gewaltmaßregeln Vorschub zu leisten, da hierdurch der 
Handel auf lange Zeit aufs Schwerste geschädigt werden 
würde; er verspricht sich einen Erfolg nur von allmäh- 
licher sictiger Weiterentwickelung jener ersten Versuche. 
Wie bereits erwähnt, wurden bisher aus dem 
Distrikt im Wesentlichen nur Palmöl und Palmkerne 
und nur gelegentlich auch Gummi und Elfenbein 
ausgeführt. Der Bericht führt indeß daneben noch 
eine große Anzahl anderer unmittelbarer Naturprodukte 
des Distrikts auf: Kopal, Gummi arabikum, Kur- 
kuma (lurmerik), Weihrauch, Pflanzenfasern ver- 
schiedenster Art, Mahagoni und mannigfache Hart- 
hölzer. Auch wird der künftige Anbau von Tabak, 
Kakao und Kaffee als lohnend und aussichtsvoll be- 
zeichnet. Der Vizekonful hofft bei weiterem Vor- 
dringen der weißen Händler und insbesondere nach 
Einrichtung von Missionsstationen, an denen es in 
dem Distrikt bisher noch gänzlich sehlt, die Einge- 
borenen allmählich für die Fortschritte der Kultur 
zu gewinnen und so nach und nach die gesammten 
reichen Schätze des Landes, welche zur Zeit bei der 
niedrigen Kulturstufe der eingeborenen Bevölkerung 
nur zum allergeringsten Theile ausgenutzt werden, 
für den Verkehr zu erschließen. 
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Rämpfe der Engländer gegen den Däuptling Nanna 
von Brohemie am Beninfluß (Niger-Coast.pProtectorate). 
In der amtlichen „London Gazette“ vom 24. De- 
zember v. Is. sind die Berichte des Chefs des eng- 
lischen Geschwaders der westafrikanischen Küste, 
Kontre-Admiral Bedsord, und des Kaopitäns 
Powell, Kommandant des Kriegsschiffes „Phoebe“ 
über die im August und September v. Is. statt- 
gehabten Kämpfe gegen den Häuptling Nanna von 
Brohemie veröffentlicht. Die feindliche Haltung dieses 
Häuptlings gegen die Regierung des Niger-Coast-- 
Protectorate zwang die Engländer zu militärischem 
Einschreiten, da Nanna von seinem schwer zugäng- 
lichen, zwischen dichten Mangrovewäldern, zahl- 
reichen Kreeks und Sümpfen gelegenen Hauptdorfe 
Brohemie aus das ganze Mündungsgebiet des 
Beninflusses beherrschte. Zu diesem Zwecke lief zu- 
nächst das Kriegsschiff „Alecto“ unter dem Kom- 
mando des Lientenants zur Sec Heugh in den Benin- 
fluß ein. Lientenant Heugh versuchte am 25. August 
v. Is., indem er mit einem Dampfkutter den 
Brohemie-Kreek hinauffuhr, die Lage des Hauptdorfes 
Nannas und dessen Widerstandsfähigkeit zu erkunden, 
wurde jedoch mit Geschützfener empfangen und ge- 
langte nur unter Verlusten mit knapper Noth zur 
„Alecto“ zurück. Am 26. August erschien das 
Kriegsschisf „Phoebe“ unter Kapitän Powell an 
der Ausmündung des Brohemie-Kreeks, wo sich auch 
der siellvertretende Generalkonsul des Niger-Coast- 
Protectorate, Mr. Moor eingefunden hatte. Da 
die Rekognoszirungen ergaben, daß das Dorf Nannas 
an einem, mindestens eine Meile langen, schmalen 
Kreek oder besser Graben gelegen war, der an ver- 
schiedenen Stellen durch Batterien Nannas beherrscht 
wurde, so schien nur ein Angriff von der Landseite 
aus möglich. Kapitän Powell ließ daher, nach- 
dem er die zu dem Dorse führenden Wasserläufe, 
um die Zufuhr von Lebensmitteln und Munition zu 
verhindern, abgesperrt hatte, am 28. August auf dem 
linken User des Kreeks einen Trupp Arbeiter landen, 
welcher unler militärischer Bedeckung durch den 
Mangrovewald einen Weg schlug. 
Am 29. August wurde mit einer kombinirten 
Truppe von Haussasoldaten, dem Landungskorps der 
„Phoebe“ und dem Raketen-Detachement der „Alecto“ 
unter Mitführung eines 7-Pfünders und zweier 
Maximgeschüße der Angriff auf Brohemiedorf ver- 
sucht. Zuerst ging Alles gut. Der Weg durch den 
Busch wurde glücklich zurückgelegt, ein Verhau, der 
mit 23 Kanonen armirt und durch einen vorliegenden 
Wasserlauf gedeckt war, wurde, ohne Widerstand zu 
finden, genommen, und die Engländer gelangten in 
die unmittelbare Nähe des Dorses. Etwa 200 Yards 
vor den ersten Häusern mußte ein Kreek, breiter und 
tiefer als die übrigen, überschritten werden. Um die 
Geschütze hinüber zu schaffen, wurden Bäume gefällt 
und eine Brücke geschlagen. Einige Häufer wurden 
mit Sturm genommen, andere in Brand geschossen;
	        
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