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zester Zeit mit meinen Waaren zu Ende sein, mußte
ich sobald als möglich von Sanserni loskommen und
sämmtlichen Dolmetscher und 28 Lagosleute, welche
sich auf den Markt begeben wollten, von den Ka-
ließ daher dem Häuptling mittheilen, daß ich sort pullahs in die Häuser gelockt und dort gesangen ge-
müsse, und setzte den Tag des Abmarsches für alle
Fälle auf den 12. Mai fest. Unter den nichtigsten
setzt. Daß Cornelius auch hierbei seine Hand im
Spiele hatte, bewies der Umstand, daß allein der
Vorwänden versuchte man, mich anfangs zu halten; Vorubaheadman, welcher des Englischen nicht mächtig
erst als Amalamn sah, daß er mich durch nichts mehr
bestimmen könne, zu bleiben, warf er die freund-
schaftliche Maske ab und ließ mir sagen, unter diesen
Umständen würde er mir nicht gestatlen, sein Reich
zu passiren, sondern ich müsse nach Yok zurückgehen.
Darüber wollte ich mich mit ihm in keinen Disput
einlassen. War auch der Weg über Tibati nach
Ngaundere mir nun verschlossen, so hoffte ich doch,
allein die Straße nach Banyo zu finden und auch
von hier aus mein Ziel zu erreichen, und erllärte
mich auch deshalb anscheinend mit Allem einverstanden.
Selbstverständlich mußte ich nun, um keinen Verdacht
zu erregen, Cornelius mit seinen Leuten mit mir
nehmen und bestimmte für jeden Fall den 15. Mai
als Tag des Abmarsches. Als ich an diesem Morgen
erwachte, um mich reisefertig zu machen, erschien
Musa und theille mir mit, daß während der Nacht
acht der in der etwas entfernteren Hütte Schlasenden
von den Eingeborenen gesangen worden seien; zu-
gleich hätte aber der uns befreundete Seriki u Kasua
zu ihm gesandt und uns warnen lassen, nicht den
Weg nach Yoksö einzuschlagen, da die Kapullahchefs
Leute in den Busch vorausgesandt hätten, um auf
uns zu schießen. Diese und Cornelius hätten die
ganze Nacht berathen, und ich sollte Leßterem
mißtrauen.
Mein Entschluß war rasch gefaßt. Ich konnte
natürlich nicht weg, ohne vorher meine Leute zurück-
erhalten zu haben, und zugleich mußte ich mich aber
Cornelius' versichern. Ich ließ also das Lager be-
setzen, Patrouillen gehen und ging mit Häring, um
Cornelius und seine Leute zu entwaffnen. Als der
schuldbewußte Feigling mich mit dem Revolver in
der Hand auf seine Hütte zukommen sah, entwich er
und slellte sich unter den Schutz des Lamido. Ich
versammelte nun die ganze Expedition in unserem
Gehöfte und sandte zum Häuptling und ließ meine
Leute zurückverlangen. Als uns nun das seige Voll
gefechtsbereit fand, verlegten sie sich auf Unterhand-
lungen. Der Lamido sandte Agia und ließ mir
sagen, er bedauere das Vorkommniß unendlich, Alles
sei gegen sein Wissen und Willen geschehen, und bis
Mittag würden meine Träger, welche auf eine Farm
gebracht worden seien, wieder bei mir sein; ich möchte
Alles vergessen, meinen Leuten wieder gestatten, den
Markt zu besuchen, er wolle mir ja nun, wohin
immer ich wünsche, Führer stellen. Froh, diese
peinliche Situation beenden zu können, habe ich zum
ersten aber auch zum lebten Male den Worten eines
Afrikaners Glauben geschenkt, und nun wurde gegen
mich ein Anschlag ausgeführt, so heimtückisch und
hinterlistig, wie ihn eben nur ein Schwarzer ersinnen
kann. Im Lause des Tages wurden nämlich meine
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war, mit dem ich mich also direkt nicht verständigen
konnte, nicht gefangen worden war, während sämmt-
liche englisch sprechenden Leute sehlten. Nun war ich
lahm gelegt. 6ê65
Während wir nun berathschlagten, wos wir
angesichts der peinlichen Situation beginnen sollten,
kam Musa zurück, der vom ersten Kapullah=
häuptlinge gefangen worden, jedoch durch Ver-
mittelung des alten Seriki u Kasua, welcher ebenso
wie die Fullahs das Vorgehen der Kapullahs miß-
billigte, befreit worden war. Durch ihn setzte ich
mich mit den Fullahs, von denen uns unsere Feinde
absichtlich ferngehalten hatten und welche aus Aerger
über diese Vernachlässigung bisher eine reservirte
Haltung uns gegenüber einnahmen, in Verbindung.
Durch ihre Unterstützung, speziell durch diejenige des
Yerima, des Bruders des Lamido, eines blutjungen,
eher einem Malayen als einem Neger gleichsehenden
Fullah, gelang es mir, im Laufe von acht Tagen
meine Leute zurück zu bekommen, und nun hatte ich
wieder Boden unter den Füßen. Jetzt konnte das
Gehpalaver wieder beginnen, das ich nun mit aller
Rücksichtslosigkeit durchführte. Cornelius, dessen An-
schlag gegen uns mißlungen war, schürte indeß unent-
wegt weiter. Er stellte dem Lamido vor, wie ge-
sährlich es sei, uns weiterziehen zu lassen, denn nun
würden wir um so sicherer zurückkommen, um Nache
zu nehmen und ihn und sein Volk zu vernichten.
Thatsächlich wurde auch einmal nachts ein Ueberfall
geplant, der lediglich an unserer Wachsamkeit scheiterte.
Da nun Amalamn einsehen mochte, daß er mich nicht
mehr länger halten könne, theilte er mir mit, daß
ich am 27. Mai gehen könne und er mir Führer
mitgeben würde. Am Abend des 26. überbrachte
mir sein Abgesandter drei kleine Elfenbeinzähne und
einen elenden Klepper mit zerrissenem Sattel und
Decke als Abschiedsgeschenk und entboten mich zu ihm.
Begleitet von Musa, ging ich zur Königsburg, wäh-
rend ich von unseren Hütten bis dahin eine Anzahl
meiner Leute als Relaisposten aufgestellt hatte; es
war wohl ein gewagter Schritt, mich nach all dem
Vorgefallenen wehrlos in die Höhle des Löwen zu
begeben. Aber ich war der verantwortliche Führer
der Expedition, ich durfte diesem Gesindel kein Zeichen
der Furcht geben, und außerdem würde mein Nicht-
erscheinen dem Lamido nur einen willkommenen Grund
zur Verschleppung der Angelegenheit gegeben haben.
In der Palaverhalle, beim düsteren Scheine eines
Holzfeners, umgeben von den mich feindlich anblicken-
den Kapullahs, kraf ich den Lamido, und mit dürren
Worten theilte er mir seinen Entschluß mit. Da er
sowohl mit dem Emir von Yola als mit dem Lamido
von Ngaundere auf gespanntem Fuße lebe, wünsche