Verschiedene Mittheilungen.
Botanische Sendungen aus den Schutzgebieten.
Aus dem tropischen Afrika erhielt das botanische
Museum in den letzten Monaten drei wichtige und
interessante Sammlungen.
Die eine wurde von Herrn Grafen v. Götzen
dem Museum übergeben und stammt von dem Kirunga-
vulkan in Ruhanda, den der genannte Reisende auf
seiner vorjährigen großen Reise durch Centralafrika
bestieg. Die Flora des Berges, soweit sie sich aus
der vorliegenden Sammlung, die allerdings nur etwa
140 Nummern umfaßt, erkennen läßt, zeigt die
engsten Beziehungen zu derjenigen des Kilimandjaro,
noch mehr zu derjeuigen Abessiniens.
Die zweite Sammlung ist von Dr. Stuhlmanm
auf seiner Reise von Dar-zes-Saläm nach dem Uluguru-
gebirge in den Monaten September bis Dezember
1894 angelegt worden. Sie ist wieder, wie die
früher von dem Neisenden übersandten Sammlungen,
sehr umfangreich und infolge von zahlreichen Novi-
täten von hervorragendem Interesse. Außerdem ist
sie aber besonders werthvoll durch die genauere An-
gabe der Standortsverhältnisse und durch eine zu
gleicher Zeit übersandte zusammenfassende Uebersicht
über die Bodenverhältnisse und die Zusammensetzung
der Vegetation des durchreisten Gebietes. Diese
letztere ist in den botanischen Jahrbüchern Bd. XXl.
abgedruckt worden.
Die dritte Sammlung, von beträchtlicher Arten-
zahl, ist in der Umgebung der Station Yaunde von
den Herren Zenker und Staudt zusammengebracht
worden und war begleitet von gegen 100 farbigen,
von Herrn Zenker ausgeführten Abbildungen von
Pflanzen, die in vortrefflicher Weise den Habitus
und zum Theil Blüthenanalysen der gesammelten
Pflanzen wiedergeben und bei der Bestimmung und
Beschreibung der Pflanzen von großem Werthe sein
werden.
Herr Staudt befindet sich jetzt in der Station
Lolodorf und ist bereits auch dort für das botanische
Museum thätig, was um so erfreulicher ist, als der
bisher daselbst stationirte Gärtner aus diesem viel-
versprechenden Gebiete nichts eingesendet hat.
Von Herrn nr. Preuß, dem Direktor des bo-
tanischen Gartens in Viectoria, ist eine Sendung
lebender Pflanzen aus Kamerun angemeldct.
VVVVWVVWVVVVVVYVTWVNTVVVYVYYTVYNYTVTYVYNYVVVVVVVWVv
Tikterarische Besprechungen.
Karte von Deutsch-Ostafrika in 29 Blatt
(68 X 86 cm) und acht bis zehn Ansatzstücken im
Maßstab 1: 300 000. Konstruirt und gezeichnet
unter Leitung von Dr. N. Kiepert. Im Auftrage
und mit Unterstützung der Kolonial-Abtheilung des
Auswärtigen Amtes herausgegeben von der geo-
graphischen Verlagshandlung Dietrich Reimer.
304
Die für ihre Zeit vorzügliche englische Karte von
Ostafrika von Ravenstein war durch die in den letzten
Jahren ganz bedeutend fortgeschrittene Kenntniß der
geographischen Verhältnisse von Deutsch-Oslafrika
veraltet und außerdem längst vergrissen, so daß Exem-
plare trotz aller Bemühungen nicht mehr aufzutreiben
waren. Die namentlich aus dem Schutzgebiete selbst
sich geltend machende andauernde Nachfrage nach
Karten legte den Gedanken nahe, statt die Aufnahmen
der einzelnen Reisenden, besonders die von Emin
und Stuhlmann in einzelnen zusammenhanglosen
und deshalb für alle Verwaltungszwecke völlig un-
brauchbaren Routenkarten zu veröffentlichen, an die
Herausgabe einer neuen Karte von ganz Deutsch-
Ostafrika heranzutreten. Die Schwierigkeiten, welche
sich der Ausführung der Idee entgegenstellten, waren
keine geringen. Nachdem die sehr wesentliche Korten-
frage für die nächste Zeit wenigstens durch Kaiser-
liche Munifizenz und das Entgegenkommen der Ko-
lonialverwaltung in Deutschland wic in Ostafrila
selbst ihre befriedigende Erledigung gefunden hatte,
handelte es sich dann darum, für das Innerc einige
festliegende Punkte zu gewinnen, an die die immer
zahlreicher und unter immer wachsender Theilnahme
des Offizierkorps der Schutztruppc einlaufenden Nou-
tenanfnahmen mit einiger Sicherheit angeschlossen
werden konnten. Denn es ist klar, daß ohne einige
solche Punkte die Herausgabe der Karte eines so
umfangreichen Gebietes, namentlich in einem so großen
Maßstabe, wie 1: 300 000 immerhin schon ist, zur
Unmöglichkeit wird, wenn die Gefahr naheliegt, daß
durch jede neue Bestimmung die geographische Länge
wesentlich verschoben und damit die ganze Situation
der Karte über den Haufen geworfen werden kann.
Durch die Beobachtungen von Rindermann, Spring
und auch von Baumann in Tabora und an ver-
schiedenen Punkten des Ufers des Victoria Nyansa
war nnn glücklicherweise gerade in jener Zeit eine
Unterlage geschaffen, auf der mit einiger Sicherheit
die von der Küste nach diesen Gebieten laufenden
zahlreichen Ronten zu einem geographischen Gesammt-
bilde vereinigt werden konnten. Bis jetßzt sind vier
Blätter der Karte erschienen: Eyassi-See, Tura,
Tabora und Mwansa. Während das ersigenannte
Blatt nicht viel Neues bietet gegenüber der Bau-
mannschen Karte, da aus diesem Gebiet wesentlich
neues Material noch nicht vorlag — das Original-
material der Graf Gößenschen Expedition war noch
nicht eingetrossen und O. Neumann hat leider von
seiner sonst so erfolgreichen Reise keine topographischen
Aufnahmen mitgebracht —, ist die Bedentung jedes
weiteren Blattes sozusagen in geometrischer Progression
gewachsen. Mit einem wahren Bienenfleiß ist alles
nur irgendwie erreichbare Material von Dr. Kiepert
und seinen Mitarbeitern, den Herren Sprigade und
Moisel, zusammengetragen worden, keine Mühe ist
gescheut worden, um die zahlreichen Schwierigkeiten,
welche das Material und die durch frühere Bearbeiter
nnabsichtlich in dasselbe hineingetragenen Irrthümer