Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

boten, zu überwinden und eine möglichst vollständige 
Karte des Gebietes herzustellen. Daß jede neue 
Route Veränderungen und Verbesserungen derselben 
mit sich bringen muß, darüber sind sich die Bearbeiter 
selbst sicher am klarsten, aber es galt endlich einmal 
eine Gumdlage zu schaffen, auf der das noch so 
lückenhafte Kartenbild Deutsch-Ostafrikas neu aufgebaut 
werden kann. Zunächst ist die Herausgabe der 
Blätter Urundi, Karagwe u. s. w. in Anssicht ge- 
nommen, welche hauptsächlich die Ergebnisse der 
Stuhlmannschen und Graf Götzenschen Expedition 
bringen werden. Das für die Küstenblätter vor- 
liegende Material ist ganz bedeutend und erfordert 
gerade deshalb eine so sorgfältige Bearbeitung und 
Kontrole durch eine wenn auch nur rohe trigono- 
metrische Aufnahme, daß an einen Abschluß der be- 
treffenden Blätter bisher noch nicht gedacht werden 
konnte, da fortwährend neue Fragen auftauchen, die 
durch Rückfragen an Ort und Stelle erledigt werden 
müssen. Das namentlich durch Dr. Stuhlmanns 
unermüdlichen Eifer über weite Strecken des Wami- 
und Kinganiflußgebietes gelegte Dreiecksneb von Pei- 
lungen ermangelte bisher noch einer ganz gesicherten 
Verbindung mit einigen genau festgelegten Küsten- 
punkten. 
How to live in tropical Alrica. Aguide 
to tropical bygiene by J. Murray N. D. 
Einer kurzen Einleitung über die politische Ein- 
theilung Afrikas folgt zunächst eine Schilderung seiner 
klimatischen Verhältnisse mit Rücksicht auf die in sanitärer 
Hinsicht in Betracht kommenden Faktoren. Als solche 
werden Reinheit der Luft, Temperatur, Luftseuchtigkeit 
und Regenfall, Besonnung, Luftverdünnung, Ozongehalt, 
Wind, Elektrizität, Bodenbeschaffenheit und Vegetation 
bezeichnet und in allgemeinen Zügen kurz besprochen. 
Verfasser unterscheidet mit Dutroulaut sechs Zonen 
in Afrika, die nördliche subtropische, gemäßigt durch 
den Einfluß des Mittelmeeres, die Saharazone, 
charalterisirt durch extreme Temperaturschwankungen, 
die Sudanzone mit einem dem indischen entsprechen- 
den Klima; die eigentliche Aequatorialzone, die von 
der Guinea= und Kongoküste nach Mozambique und 
Sansibar im Osten reicht, die Zone der südlichen 
Wüsten, die mit geringen Modifikationen der Sahara 
entsprechende klimatische Verhältnisse bietet, und das 
Kapland mit einem der afrikanischen Mittelmeerküste 
entsprechenden Klima. 
Es folgen einige kurze Angaben über Küstenent- 
wickelung, mittlere Erhebung (3500 Fuß in der süd- 
lichen, 1500 Fuß in der nördlichen Hemisphäre), 
allgemeine physikalische Gestaltung, Gebirgsformation 
und Seenbildung. Eine Tabelle giebt ein übersicht- 
liches Bild der llimatischen Verhältnisse einzelner 
afrikanischer Orte, an denen metcorologische Beobach- 
tungen angestellt werden. 
Kap. 3 bis 14 sind der Besprechung der Malaria- 
krankheiten gewidmet, alle anderen Krankheiten des 
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tropischen Afrika, welche, wie Dysenteric, Leberleiden, 
Hautkrankheiten und verschiedene Zoonosen, eine sehr 
große praktische Bedeutung für den eingewanderten 
Europäer haben, werden leider gar nicht berücksichtigt. 
Im 31. Kapitel werden die Beziehungen der 
Malaria zur physikalischen Beschaffenheit eines Ortes 
und seinen klimatischen Verhältuissen besprochen. Von 
Bedeutung ist die Erhebung über dem Meer. Felkin 
hält eine Erhebung über 4000 Fuß für immun, Ver- 
fasser bezeichnet dieselbe mit Recht als zu niedrig, 
selbst die Kilimandjarostation in 5600 Fuß Höhe hat 
sich als nicht frei von endemischer Malaria erwiesen. 
Wo, wie an vielen Punkten tropischer Gebirge, be- 
deutende Erhebung mit einem kühlen, dabei regneri- 
schen und nebeligen Klima verbunden ist. sind Fieber-- 
rückfälle eine häufig beobachtete Erscheinung. In dem 
immer seuchten afrikanischen Urwald ist Malaria 
selten, im Gegensatz zu einigen deshalb verrufenen 
Wäldern Indiens. Zur Beschränlung der Malaria= 
erkrankungen ist Vorsicht bei der Wahl des Nieder- 
lassungsortes von besonderer Bedeutung, Drainage 
des Bodens, Anpflanzung von Schattenbäumen, eine 
dichte Vegetationsdecke ist der beste Schutz gegen 
Infektion vom Boden aus. Morgen= und Abendzeit 
sieht der Verfasser als besonders gefährlich an und 
räth, während derselben im Hause zu bleiben. Mit 
den Erfahrungen des Referenten stimmt das nicht 
völlig überein. Es ist eine schematische Skizze einer 
für eine tropische Malariagegend geeigneten Wohnungs- 
anlage beigefügt: Ein durch dichten Busch gebildetes 
Rechteck schließt Anlagen ein, welche von hohen Bän- 
men beschattet werden. Die Wohnungen im Innern 
dieser Anlagen sind ebensalls im Nechteck angcordnet, 
ihre Innenseiten führen auf einen central gelegenen 
schattigen Hofraum. Der vorbeifließende Fluß liegt 
in Lee, die vorherrschenden Winde werden durch 
zwischenliegende Gehölze abgehalten. Im Hause selbst 
empfiehlt Murray ein stetig, namentlich aber nachts 
brennendes Feuer als Schutzmittel gegen Malaria; 
es soll nicht allein gegen nächtliche Erkältung schützen, 
sondern auch durch seine Wärme Krantheitskeime 
anziehen und zerstören. Kalte Bäder werden Neu- 
ankömmlingen widerrathen, nach dem Bad soll der 
Körper mit Limonensaft abgerieben werden, um etwa 
anhaftende Krankheitserreger zu tödten, auch Chinin= 
einreibungen in die Hant werden zu diesem Zweck 
empfohlen. Während man der Wirksamleit dieser 
Schutzmittel gegenüber ziemlich sleptisch sich verhalten 
wird, verdient die Hervorhebung der großen hygie- 
nischen Bedeutung körperlicher Bewegung in den 
Tropen volle Zustimmung; auch was Versasser über 
die Wichtigleit angemessener Unterhaltung, guter Lel- 
türe sowie eines gleichmüthig heiteren Temperaments 
als relativer Schutzmittel gegen Malaria sagt, ist 
beachtenswerth. 
Bei der Besprechung der Rassendisposition wird 
die in vielen Gegenden der Tropen gemachte Erfah- 
rung bestätigt, die die Angehörigen der in ihrer 
engeren Heimath nicht selten der Malaria gegenüber
	        
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