Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Cholera am Roihen Meere. 
Durch Verfügung der Regierung in Vombay 
vom 6. d. Mts. ist vom 3. v. Mts. ab bis auf Wei- 
teres in den Häsen von Aden, Perim und der 
Somaliküste gegen Herkünfte von der arabischen Küste 
des Rothen Meeres wegen Cholera Quarantäne an- 
geordnet worden. 
Perschiedene WMittheilungen. 
Ostafrikanische Kutzpflanze. 
Ueber eine aus Reunion wildwachsende und auch 
kultivirte Pflanze, Fahamc genannt, deren Blätter 
zur Theebereitung Verwendung finden, äußert sich 
Herr Professor Dr. Sadebeck folgendermaßen: 
Die Stammpflanze ist Angrecum fragrans, eine 
epiphytische Orchidacce (Orchidee), welche im Gebiet 
der Mascarenen sehr verbreitet ist und sich auf 
Bäumen leicht kultiviren läßt. 
Die Blälter dieser Pflanze gelangen unter dem 
Namen Faham= oder Fa-am-Thee, auch „Thee von 
Bourbon“ genannt, in den europäischen Handel. Sie 
riechen nach Cumarin (etwas weniger stark als unser 
Waldmeister), schmecken etwas wie bittere Mandeln 
und werden in gleicher Weise als Abkochung benutt, 
wie die Blätter des chinesischen Thees (Thea viridis). 
Ob der auf diese Weise hergestellte Fa-am-Thee in 
der That so heilkräftig ist gegen Lungenleiden, wie 
man früher mehrfach behauptete, kann ich nicht ent- 
scheiden; in Frankreich dient er aber häufig gleich 
dem chinesischen Thee als angenehmes Getränk 
(dà Pfund ekwa 4 Frcs.). Auch in Hamburg findet 
man diesen Thee, aber es scheint nicht, daß derselbe 
geeignet ist, sich im Welthandel eine Stiellung zu 
crobern. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß der Fa- 
am-Thee als Genußmittel in den Tropen nicht sehr 
zu schäßen sei, und ich glaube, Kulturversuche solcher 
Nuptzpflanzen, welche so leicht und fast gänzlich kosten- 
los eingeführt werden können, muß man doch wohl 
empfehlen. 
DPühnereler in Ostafrika. 
Ostafrila hat wenigstens in seinen Innendistrikten 
großen Ueberfluß an Eiern. Trotzdem sind die Eier, 
wie die Zeitschrift „Unter dem rothen Kreuz“ meldet, 
dort nicht als Nahrungsmittel gekannt oder beliebt, 
sie haben nur allein Werih als Brutobjekt. Die 
Eingeborenen benöthigen nämlich ungezählter Mengen 
Federvieh zu ihren Zaubermilteln, zu ihrer Medizin- 
und Wahrsagekunst. Soweit die Eier also nicht als 
Fortpflanzungsmittel in Belracht kommen, bleiben sie, 
geringschätig behandelt, dort ruhen, wohin gerade 
die gackernde Henne sich gemüßigt gefunden hat, sie 
in Busch oder Sand zu legen. Seitdem nun aber 
die Europäer ihren Geschmack an den bis dahin so 
  
werthlos angesehenen Eiern kundgethau haben, werden 
sie jebt mit Vorliebe von den Herrschern Inner- 
afrikas den Weißen als Gastgeschenk geboten. Leider 
hat nun aber solche Munifizenz ihre zwei Seiten, 
indem die dargebrachten Eier meist vorher unbeachtet 
siundenlang der glühenden Tropensonne ausgesetzt im 
Freien gelegen haben und total verdorben, vielleicht 
nur noch für einen Chinesengaumen eine Delikatesse 
sind. So haben die Europäer, trotz der groszen, 
davon herbeigeschleppten Onantitäten, doch nicht den 
Vortheil von dem Eierreichthum, den er ihnen unter 
anderen Verhältnissen bieten könnte. Kam es z. B. 
doch vor, daß unter einem Posten von über 400 Eiern, 
die ein Häuptling an der Westküste des Victoria= 
Sees mit großem Pathos als Gastgeschenk heran- 
schaffen ließ, sich gerade nur ein Schock brauchbar 
erwies. 
Ueber Derstellung von Desen in Afrika 
bringt „Unter dem rothen Kreuz“ folgende Nach- 
richten: 
In Kamerun wird Palmwein benutzt, welcher, 
sofort nach Sonnenaufgang in Gährung übergehend, 
einen unserer Bierhese durchaus gleichkommenden 
Sauerstoff (Mmbo) ergiebt. Mit Mmbo gesäuerter 
Brokteig, zwei Tage in Wasser gelegt, giebt dann 
den für feineres Backwerk nöthigen Sauerteig. 
In Ostafrika braucht man statt der Hefe Pombe, 
das aus der Negerhirse (Mtama) gewonnene Bier. 
Um solches zu erhalten, wird das Mtama erst zum 
Keimen gebracht, dann gedörrt, gemahlen und mit 
recht reichlichem Wasserzusatz gekocht: 36 bis 46 Stun- 
den gegoren und hierauf durchgeseiht. Damit ist 
die höchst angenehm schmeckende und wenigstens für 
Neger sehr berauschend wirkende Pombe fertig, und 
diese Pombe giebt dann als Zusaß zum Brotteig 
die prächtigste Hefe. 
  
VVVVVVVVVVVVVVV YVV VVVVVVVVVVVVV 
Tilteratur-Perzeichnik. 
Vittrolff, N., Der Krieg in Deutsch- Südwestafrika. 60 Pf. 
Verlag von J. J. Reiss in Karlsruhe. 
Deutsch-Ostafrika. WMissenschaftliche Forschungoresultate 
über Land und Leute unseres ostafrikanischen Sphut- 
gebietes und der angrenzenden Länder. 
1. Lieserung. M. 10% 
Verlin, D. Reimer. 
d'Albéeu, A. L., La France au Dahemep- G#ee 
115 grav. ct 3 Dartes. 
Paris, Hachette & Gr. 
Swayne, I. C. G., Seventeen trips throngh Somali- 
land. 8 sh. 
London, R. Ward. 
Joffre, J., Opérations de la colonne Jollre avant ct 
apros Voccupation de Tombouctou. Av. 3 pl. 2 Fres. 
Paris, Berger- Levrauli & Cie.
	        
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