— 361 —
Cholera am Roihen Meere.
Durch Verfügung der Regierung in Vombay
vom 6. d. Mts. ist vom 3. v. Mts. ab bis auf Wei-
teres in den Häsen von Aden, Perim und der
Somaliküste gegen Herkünfte von der arabischen Küste
des Rothen Meeres wegen Cholera Quarantäne an-
geordnet worden.
Perschiedene WMittheilungen.
Ostafrikanische Kutzpflanze.
Ueber eine aus Reunion wildwachsende und auch
kultivirte Pflanze, Fahamc genannt, deren Blätter
zur Theebereitung Verwendung finden, äußert sich
Herr Professor Dr. Sadebeck folgendermaßen:
Die Stammpflanze ist Angrecum fragrans, eine
epiphytische Orchidacce (Orchidee), welche im Gebiet
der Mascarenen sehr verbreitet ist und sich auf
Bäumen leicht kultiviren läßt.
Die Blälter dieser Pflanze gelangen unter dem
Namen Faham= oder Fa-am-Thee, auch „Thee von
Bourbon“ genannt, in den europäischen Handel. Sie
riechen nach Cumarin (etwas weniger stark als unser
Waldmeister), schmecken etwas wie bittere Mandeln
und werden in gleicher Weise als Abkochung benutt,
wie die Blätter des chinesischen Thees (Thea viridis).
Ob der auf diese Weise hergestellte Fa-am-Thee in
der That so heilkräftig ist gegen Lungenleiden, wie
man früher mehrfach behauptete, kann ich nicht ent-
scheiden; in Frankreich dient er aber häufig gleich
dem chinesischen Thee als angenehmes Getränk
(dà Pfund ekwa 4 Frcs.). Auch in Hamburg findet
man diesen Thee, aber es scheint nicht, daß derselbe
geeignet ist, sich im Welthandel eine Stiellung zu
crobern. Damit ist jedoch nicht gesagt, daß der Fa-
am-Thee als Genußmittel in den Tropen nicht sehr
zu schäßen sei, und ich glaube, Kulturversuche solcher
Nuptzpflanzen, welche so leicht und fast gänzlich kosten-
los eingeführt werden können, muß man doch wohl
empfehlen.
DPühnereler in Ostafrika.
Ostafrila hat wenigstens in seinen Innendistrikten
großen Ueberfluß an Eiern. Trotzdem sind die Eier,
wie die Zeitschrift „Unter dem rothen Kreuz“ meldet,
dort nicht als Nahrungsmittel gekannt oder beliebt,
sie haben nur allein Werih als Brutobjekt. Die
Eingeborenen benöthigen nämlich ungezählter Mengen
Federvieh zu ihren Zaubermilteln, zu ihrer Medizin-
und Wahrsagekunst. Soweit die Eier also nicht als
Fortpflanzungsmittel in Belracht kommen, bleiben sie,
geringschätig behandelt, dort ruhen, wohin gerade
die gackernde Henne sich gemüßigt gefunden hat, sie
in Busch oder Sand zu legen. Seitdem nun aber
die Europäer ihren Geschmack an den bis dahin so
werthlos angesehenen Eiern kundgethau haben, werden
sie jebt mit Vorliebe von den Herrschern Inner-
afrikas den Weißen als Gastgeschenk geboten. Leider
hat nun aber solche Munifizenz ihre zwei Seiten,
indem die dargebrachten Eier meist vorher unbeachtet
siundenlang der glühenden Tropensonne ausgesetzt im
Freien gelegen haben und total verdorben, vielleicht
nur noch für einen Chinesengaumen eine Delikatesse
sind. So haben die Europäer, trotz der groszen,
davon herbeigeschleppten Onantitäten, doch nicht den
Vortheil von dem Eierreichthum, den er ihnen unter
anderen Verhältnissen bieten könnte. Kam es z. B.
doch vor, daß unter einem Posten von über 400 Eiern,
die ein Häuptling an der Westküste des Victoria=
Sees mit großem Pathos als Gastgeschenk heran-
schaffen ließ, sich gerade nur ein Schock brauchbar
erwies.
Ueber Derstellung von Desen in Afrika
bringt „Unter dem rothen Kreuz“ folgende Nach-
richten:
In Kamerun wird Palmwein benutzt, welcher,
sofort nach Sonnenaufgang in Gährung übergehend,
einen unserer Bierhese durchaus gleichkommenden
Sauerstoff (Mmbo) ergiebt. Mit Mmbo gesäuerter
Brokteig, zwei Tage in Wasser gelegt, giebt dann
den für feineres Backwerk nöthigen Sauerteig.
In Ostafrika braucht man statt der Hefe Pombe,
das aus der Negerhirse (Mtama) gewonnene Bier.
Um solches zu erhalten, wird das Mtama erst zum
Keimen gebracht, dann gedörrt, gemahlen und mit
recht reichlichem Wasserzusatz gekocht: 36 bis 46 Stun-
den gegoren und hierauf durchgeseiht. Damit ist
die höchst angenehm schmeckende und wenigstens für
Neger sehr berauschend wirkende Pombe fertig, und
diese Pombe giebt dann als Zusaß zum Brotteig
die prächtigste Hefe.
VVVVVVVVVVVVVVV YVV VVVVVVVVVVVVV
Tilteratur-Perzeichnik.
Vittrolff, N., Der Krieg in Deutsch- Südwestafrika. 60 Pf.
Verlag von J. J. Reiss in Karlsruhe.
Deutsch-Ostafrika. WMissenschaftliche Forschungoresultate
über Land und Leute unseres ostafrikanischen Sphut-
gebietes und der angrenzenden Länder.
1. Lieserung. M. 10%
Verlin, D. Reimer.
d'Albéeu, A. L., La France au Dahemep- G#ee
115 grav. ct 3 Dartes.
Paris, Hachette & Gr.
Swayne, I. C. G., Seventeen trips throngh Somali-
land. 8 sh.
London, R. Ward.
Joffre, J., Opérations de la colonne Jollre avant ct
apros Voccupation de Tombouctou. Av. 3 pl. 2 Fres.
Paris, Berger- Levrauli & Cie.