Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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Machrichten aus den deulschen Schuhgebieken. 
Deutsch-Dlkafrika. 
Perlfischerei. 
Das Kaiserliche Gouvernement hat die Perl- 
fischerei an der Küste südlich von Mikindani, vom 
Misetekrick bis zum Kap Mwambo, an den Araber 
Hamed bin Ali verpachtet. 
  
Togv. 
Ueber Ackerbau und biebz-ucht im Adelilande 
berichtet der früher in Bismarckburg thätig gewesene 
Landwirth Conradt Folgendes: 
Von Feldfrüchten sind der Ndams (Dioscorca 
sp.) und der Maniok (Aauibot utilissima), serner 
Mais (Zen mays), Guineakorn, eine Hirseart und 
die sehr ölhaltige und geröstet sehr angenehm 
schmeckende Erdnuß (Arachis hypogaca) zu nennen. 
Auch Gebirgsreis (Oryza sp.) wird stellenweise ge- 
pflanzt, während ich Zuckerrohr nicht vorfand, obwohl 
es an der englischen Goldküste vorkommen soll. 
Ferner konnte ich vereinzelt Baumwolle und 
Indigo, der zum Blaufärben ihrer Gewebe benutzt 
wird, feststellen, während von Gewürzen besonders 
der kleinschotige rothe Pfesfer vorkommt. Auch 
eine kleine Zwiebel gedeiht dort sowie zwei Arten 
Bohnen und eine kleine Erbse, serner noch eine 
Kürbisart. 
Von Früchten sind es besonders die zwei Arten 
Bananen, die recht zahlreich vorkommen und sehr 
wohlschmeckend sind, serner Ananas, Papaya, eine 
lleine Citrone und schon vereinzelter die Oelpalme 
(Elasis guinensis), die jedoch hier meistens zu 
Speisesett und zum Palmwein benutßt wird. Als 
Hauptausfuhrartikel dient aber der Kautschuk, der 
getrocknete milchige Saft einer Schlingpflanze (Lau- 
dolphia species), die hier in den zahlreichen Fluß- 
wäldern noch viel vorkommt, doch wird es wohl 
kaum viel mehr als zehn Jahre dauern, bis diese so 
werthvolle Pflanze durch den stetigen Naubbau im 
Adelilande fast ausgerottet sein wird. 
Auf ihren Farmländereien machen die Adeli zu- 
erst das Holz und Gras zu Beginn der Trockenzcit 
herunter und breunen es ab, worauf sie dann das 
Land mit ihren Hacken durcharbeiten und zu Beginn 
der Regenzeit bepflanzen. Der Yams und der Maniok 
wird in etwa 1 m nach allen Seiten abstehenden 
Haufen, die einen Fuß hoch sind, gepflanzt, worauf 
häufig noch einige Bohnen hineingesteckt werden, dann 
wird das Land, wenn nöthig, rein gehackt. Die 
Ernte findet meistens im August und September 
statt, wo noch bei der Yamsernte besondere Feierlich- 
keiten slattfinden. Es muß nämlich jeder Farmbesitzer 
die ersten Yams seines Feldes dem Priester bringen, 
der damit dem Fetisch opfert und dann erklärt, daß 
  
die Ernte stattfinden kann, worauf erst geerntet 
und gegessen werden darf, was unter Schießen, 
Tanzen und Trinken meist einige Tage dauert. 
Leider scheinen die Adeli den Werth des Düngers 
nicht zu kennen, sondern benutzen ihn höchstens so, 
daß sie aus einem Brei desselben rings um die ein- 
zelnen Farmen einen Streifen gießen, was nach ihrer 
Vorstellung die Antilopen, die den Farmen oft großen 
Schaden zusügen, abhalten soll. Zur Reifczeit wacht 
daun meistens ein Familienmitglied auf der Farm, 
um sowohl vier= als auch zweibeinige Diebe abzu- 
halten. 
Auch Viehzucht wird bei ihnen getrieben, natür- 
lich nur recht primitiv, doch würde man bei etwas 
intensiverer Wirthschaft und Fütterung jährlich 
Tausende von Rindern und anderem Vieh züchten 
und exportiren können, wenn man die schon an und 
für sich guten Vieharten noch mit Maniok, Mais und 
dergleichen füttern würde, ebenso auch Anbauversuche 
mit subtropischen zarten Futterkräutern machen würde. 
Von Vieh haben die Adeli ein größeres und 
kleineres Rind, ferner zwei Arten Schafe, Ziegen. 
Auch das Pferd wird von Salaga und den Tschau- 
tscholändern in einer größeren und kleineren Art ge- 
halten. Auf der Station warf eine Stute ein ganz 
schönes Füllen. Meistens haben die Pferde keinen 
schönen Kopf, sind jedoch sehr dauerhaft, es giebt 
jedoch auch recht schön gebaute Pferde. Schweine 
werden in allen Ortschaften, theils sogar in Menge 
gehalten und sind, obgleich ganz ohne Pflege, sehr 
fruchtbar. Auch bei den Schafen und Ziegen trifft 
das zu. 
Nun giebt es noch eine Menge Hühner, seltener 
Perlhühner und Enten; Tauben und Truthühner 
gedeihen auch, wie ich es aus cigener Erfahrung 
weiß, sehr gut. Ich hatte sogar augenfällige Beweise, 
wie durch Pflege und Fütterung die einheimischen 
Rassen verbessert werden. Durch Import einiger guter 
Hühner würde man natürlich noch bessere und 
schnellere Erfolge haben. 
Endlich wäre noch eine ordinäre Sorte von 
Hunden und auch eine Hauskaße zu erwähnen; mit 
dem Import großer, guter Rassehunde sollte man 
vorsichtig sein, da sic sehr viel Pflege bedürfen und 
sehr leicht eingehen. Ich halte noch Dachshunde und 
gewöhnliche, nicht zu kurzhaarige Haushunde für am 
geeignetsten für die Tropen. Dachshunde vermehren 
sich ganz gut und bleiben wachsam und munter. 
  
Ueber die Thierwelt des Dinterlandes 
berichtet derselbe Berichterstatter Folgendes: 
An Affen giebt es etwa fünf bis sechs Arten, 
darunter einen sehr großen Pavian, der selbst Menschen
	        
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