Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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dringen der Hereros in das Skaprevier einen Damm 
entgegensetzen soll. Am 21. d. Mts. hoffe ich dann 
in Windhoek einzutreffen. 
Waarenversorgung des Schutzgebietes. 
Wie der Kaiserliche Landeshauptmann unter dem 
12. Juni d. Is. berichtet, werden im Schutgebiete, 
seit eine regelmäßige direkte Dampferverbindung mit 
Deutschland besteht, alle Waaren, welche in Deutsch- 
land ebenso gut und billig oder besser als ander- 
weitig zu haben sind, von dort bezogen. 
Bei häufigeren deutschen Dampfschiffsverbindungen 
und Ausdehnung der Fahrten bis Lüderitzbucht dürften 
die deutschen Waaren binnen Kurzem sogar den Markt 
fast ausschließlich beherrschen. Ein wie großer Um- 
schwung in dieser Beziehung zu Gunsten der Waaren- 
einfuhr aus Deutschland in der letzten Zeit eingetreten 
ist, beweist am deutlichsten der immer steigende 
Wechselverkehr mit Deutschland. 
Indeß sind unter den über Deutschland bezogenen 
Waaren eine Reihe Erzeugnisse ausländischer In- 
dustrie. Hierher gehören vor Allem die hier sehr 
verbreiteten Cordstoffe bester Qualilät, Stahlwaaren 
u. s. w., die englischen Ursprungs sind. Andere Ar- 
tikel werden immer noch fast durchweg aus Kapstadt 
bezogen. Darunter sind in erster Linie der in Amerika 
verfertigte, bei den Eingeborenen so beliebte Platten- 
tabak, ferner Wellblech, welches bei gleichem Preise 
stärker als das aus Deutschland bezogene sein soll, 
und die besseren Mehlsorten zu nennen. 
Die besseren Sorten der Cordstoffe werden des- 
halb aus England bezogen, weil angeblich die deutsche 
Industrie die gleichen Qualitäten nicht zu liefern 
vermag. Bei dem dornbuschreichen Lande und dem 
starlen Temperaturwechsel ist aber die Cordstoff- 
kleidung hier ganz besonders geeignet und hat sich 
auch bei den Eingeborenen, vor Allem den Hereros, 
sehr eingebürgert. Gule englische Cordstoffe werden 
daher von ihnen ungemein gern gekauft und jeder 
geforderte Preis ohne Besinnen gezahlt. 
Nächstdem dürfte auch der hier so sehr bevorzugte 
amerikanische Plattentabak ein Artikel sein, den die 
deutsche Tabakindustrie vielleicht ebenso gut und billig 
herzustellen vermöchte wie die amerikanische. Der 
deutsche Plattentabak wird bis jetzt von Eingeborenen 
gar nicht gekauft. Ein konkurrenzfähiges deutsches 
Fabrikat müßte außer gleicher Güte und gleichem 
Geschmack auch äußerlich in Form und Etikett der 
Probe gleichen. 
Die Bewohner des nördlichsten Theiles des Schut- 
gebietes, die Opambos, werden übrigens noch immer 
sast ausschließlich vom portugiesischen und englischen 
Gebiete aus mit Waaren versehen, unter denen Waffen, 
Munition und Alkohol die größte Rolle spielen. 
Was die Qualität der Waaren angeht, so gilt 
in gleicher Weise für alle Bewohner des Schutz- 
gebietes — Weiße wie Eingeborene — die Thatsache, 
  
daß gute Waaren immer den besten Absatz finden 
und verhältnißmäßig höheren Verdienst abwerfen als 
Sachen mittelmäßiger oder geringer Qualität. Mit 
schlechten Waaren wird in der Regel kein Preis 
erzielt, der zu den hohen Fracht= und Transportkosten 
im Verhältniß steht. In dieser Beziehung ist viel 
gesehlt. Nach Afrika sollten nur wirklich gute, ja 
allerbeste Sachen eingeführt werden. Dieser Grund- 
satz hat ganz besondere Geltung für den Handel 
unter den 
A. Hereros. 
Sie kaufen grundsätzlich nur gute und starke 
Sachen und haben ein sehr scharfes und richtiges 
Urtheil über die Qualität derselben. Für beste Sachen 
zahlen sie aber auch anstondslos die höchsten Preise. 
Von den unter den Hereros gangbaren Artikeln sind 
hervorzuheben: 
1. Anzüge, vornehmlich von grauem und gelbem 
Cord allerbester Qualität; weiße Cordhosen sind auch 
beliebt, dagegen finden schwarze Cordanzüge wenig 
Absatz. Da die Hereros durchweg große Leute sind, 
so sind die Anzüge dementsprechend anzufertigen. 
Fast durchweg wird von den Agenten hierin gefehlt. 
Schnitt des Jaquekts wie bei der Kaiserlichen Schutz- 
truppe, mit Steh= oder Umlegekragen und Horn- 
knöpfen. Außer dem guten grobrilligen Cord — am 
besten englisches Fabrikat — wird auch der sogenannte 
Bedfordcord gern gekauft. Für die getauften und 
auf Missionsstationen wohnenden Leute sind auch 
Tuchanzüge — graugestreift und von dunkler Farbe — 
willkommen, jedoch auch hier nur guie Sachen; des- 
gleichen Unterzeug von Leinen und Wolle. 
2. Schuhe, starke Feldschuhe, bis zum Knöchel 
reichend, zum Schnüren oder Einhalen, große und 
flache Absätze. Vornehmlich werden Schuhe von 
Naturfarbe gelauft, jedoch tragen die Platzhereros 
auch gern schwarze und schön gearbeitete Schuhe. 
Großes Maßz. 
3. Hüte für Männer von grauer Farbe, steisem 
Filz mit sehr breitem Rand; schwarze Hüte finden 
auch Absatz. 
4. Hemden für Männer von Flanuell, recht groß, 
mit auffälligem Muster, für die ärmeren Leute auch 
billigere. 
5. Hosenträger mit Gummizug und einfacher 
Schnalle, auf deren Stärke ganz besonders gesehen 
wird. 
6. Strümpfe von Wolle und Baumwolle, recht 
roß. 
7. Kopftücher, nicht zu bunt, am besten blau 
mit weißen Streisen oder dergleichen Muster; auch 
rothe Tücher finden, da von den Hercros als Ab- 
zeichen um den Hut getragen — Partei des Ober= 
kapitäns Samuel Maharero —, guten Absaß. 
8. Gürtel von Gummi und Leder, letztere breit 
und mit einigen kleinen Taschen versehen. 
9. Hutschleier, weiß mit blauen, grauen oder 
gelblichen Streifen.
	        
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