Von dort führte uns am folgenden Tage ein
Marsch von nur wenigen Stunden zur Station, die
wir nach einmonatiger Abwesenheit wohlbehalten
erreichten.
Regierungsschule.
Auf Vorschlag des Lehrers Koebele ist ein be-
sonders gut beanlagter und vorgebildeter, etwa
sechzehnjähriger eingeborener Schüler der oberen
Klasse der Regierungsschule Edmund Wilson als
Hülfslehrer angestellt worden. Es ist dadurch er-
möglicht, eine vierte Schulklasse einzurichten.
Deuksch-Südwelkafrika.
Ursprung der Rämpfe mit Witbooi.
In der Zeitschrift „Globus“ hat ein Herr Hein-
rich Kleinschmidt einen Artikel über die Witbooi-
Wirren veröffentlicht, worin besonders behauptet wird,
daß Hendrik Witbooi seiner Zeit im Begriff gewesen
wäre, die deutsche Oberherrschaft infolge eines ihm
gestellten Ultimatums anzuerkennen, daß aber, bevor
er seine Unterwersung noch hat anzeigen können,
unvermuthet von der deutschen Schutztruppe Horn-
kranz angegriffen worden sei. Dieses vor= und un-
zeilige Vorgehen des Majors v. Frangois hätte
den ganzen Krieg entfacht.
Der frühere interimistische Landeshauptmann hat
über den vorstehenden Artikel sich in der nachstehen-
den Weise amtlich geäußert:
Der Verfasser des Artikels Heinrich Kleinschmidt
ist der Sohn des verslorbenen Namamissionars gleichen
Namens, der eine Hottentottin, und zwar eine nahe
Verwandte des Moses Witbooi, Vaters von Hendrik,
zur Frau hatte. Kleinschmidt hat seine Erziehung
im Elternhause und in Elberfeld genossen. Mit dem
Beginn der Thätigkeit der deutschen Kolonialgesell-
schaft für Südwestafrika trat er in ihre Dienste
und befindet sich in dieser Stellung noch daselbst.
Diese Angaben dürften genügen, um die zahlreichen
Irrthümer in dem Artikel zu verstehen, die auf
eine tendenziöse Beeinflussung der ösfentlichen Meinung
berechnet sind. Gegenüber der Wärme, mit der
der Verfasser für seinen Verwandten Witbvoi ein-
tritt, ist das abfällige Urtheil über die bisher in
dem Schutgebiete thätigen Regierungsorgane so eigen-
thümlich, daß es nur von Jemand gesällt werden
konnte, der Einiges weiß, im Uebrigen aber der
Sache viel zu fern steht, um eine unparteiische und
zutreffende Kritik üben zu können. Es würde mich
zu weit führen, im Augenblick auf alle in dem Ar-
tikel berührten Punkte einzugehen; ich beschränle mich
deshalb auf die Richtigstellung der Ursachen und
Gründe, die eine Bekriegung Witboois nothwendig
machten.
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Anfang des Jahres 1898 begab ich mich nach
Hornkranz, um Witbooi zu eröffnen, daß das Vieh-
rauben nunmehr ein Ende haben müsse, und ihn zur
Annahme der deutschen Schutzherrschaft zu veran-
lassen. Witbooi erbat sich in letzterer Beziehung
Ueberlegungszeit, die ihm bewilligt wurde. Eine
Antwort blieb aber aus, trotzdem er verschiedentlich
daran erinnert wurde. Dahingegen war Witbooi
während der von ihm erbetenen und wiederholt ver-
längerten Ueberlegungsfrist eifrigst bemüht, Waffen
und Munition aufzukaufen, besonders lebhaft in der
Zeit, als es den Eingeborenen mehr und mehr zur
Gewißheit wurde, daß sie in kurzer Frist aus ihrem
Eigenthum von deutschen Ansiedlern und deren Ge-
folgschaften verdrängt werden würden, und als eine
derartige Erregung hierdurch unter mehreren Stämmen
erzeugt war, daß diese sich zum gemeinsamen Bunde
gegen die deutsche Schutzherrschaft vereinten. Bald
darauf sand auch in Rehoboth eine Versammlung
der Großen der Hereros, Bastards und Witboois
statt, in welcher über die zur Abschüttelung der
deutschen Schußherrschaft erforderlichen Schritte be-
rathschlagt wurde. Ein schnelles Handeln war aus
diesem Grunde nothwendig, und konnte sich dieses
aus politischen Gründen nur gegen die Witboois
richten, abgesehen davon, daß die öffentliche Meinung
sich von jeher für ein Vorgehen gegen Witbooi aus-
gesprochen hakte. Aus diesem Grunde ist der unver-
muthete Ueberfall von Hornkranz erfolgt.
Ueber die gesundbeitlichen Verhältnisse des Schutzgebietes
berichtet Dr. Karl Dove in „Petermanns Mitthei-
lungen“-Folgendes:
Malaria, diese gefürchtete Geißel aller Tropen-
länder, fehlt in ihren schweren Formen dem Gebiete
sast ganz. Selbst in Otjimbingne, wo sie am
stärksten und häufigsten auftritt, ist von Fällen mit
tödtlichem Ausgange nichts bekannt. Interessant aber
für den Arzt dürfte eine Beobachtung sein, welche
man in diesem Orte gemacht haben will, daß nämlich
nach anhaltendem Nordwinde (also einem aus dem
ungesunderen Ovambolande herankommenden Winde)
die Krankheit häufiger und stärker auftrete als sonst.
In dem Hochlande um Windhoek sind nur sehr
wenige Fälle von leichter Malaria bei den neu aus
Europa dorthin gekommenen Ansiedlern und Soldaten
zur Beobachlung gelangt; einige davon waren offenbar
nur durch die erste intensive Umarbeitung des Jahre
hindurch brachliegenden und in der Nähe der Quellen
stark durchfeuchteten Gartenlandes veranlaßt.
Schwer und nicht sellen mit tödtlichem Ausgange
tritt dagegen die Malaria in der Gegend von Go-
babis im Kalaharigebiete auf. Indessen betrefsen
diese Fälle die Angehörigen eines der verkommensten
Stämme der ohnedies sehr wenig widerstandsfähigen
hottentoltischen Rasse. Ob das Fieber in gleich ge-