Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

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die industrielle Thätigkeit der eingeborenen Jünglinge 
herbeigeführt worden, die in Pflege und Unterricht 
der Mission stehen. Durch sie ist auch eine neue 
Kapelle errichtet worden, die über 200 Leute faßt. 
Seitdem haben sich verschiedene Eingeborene von 
auswärts hergezogen und sich unter die auf der Sta- 
tion geltende Ordnung gestellt. Sie besuchen die 
Gottesdienste, schicken ihre Kinder in die Schule und 
haben sich verpflichtet, den Sonntag zu heiligen. 
Inzwischen hat auch Missionar Steggall das 
Matthäus-Evangelium in die dortige Landessprache 
übersetzt und damit die vier Evangelien vervollstän- 
digt. Die Episteln St. Johannis sind bereits gedruckt. 
Jetzt sind die beiden ersten Bücher Mosis und die 
Apostelgeschichte in der Bearbeitung. Mit Hülfe eines 
Missionsschülers wird auch eine Ausgabe des Markus- 
Evangeliums in der Massaisprache vorbereitet. 
In Uganda hat das Missionswerk in der letzten 
Zeit auffallende Fortschritte gemacht. Seine Ausdeh- 
nung von der Hauptstadt Mengo in die umliegenden 
Provinzen hat sich außerordentlich schnell vollzogen. 
Drei derselben sind nun mit ständigen Missionaren 
besetzt und etwa 131 eingeborene Evangelisten und 
Lehrer stehen auf 85 Stationen — davon 20 außer- 
halb des eigentlichen Uganda. Eine Anzahl derselben 
werden von der eingeborenen Kirche unterhalten. In 
den Landbezirken giebt es jeßt mindestens 200 Ge- 
bände für öffentlichen Gottesdienst und Unterricht. 
von denen die zehn größten etwa 4500 Personen 
fassen. In ihnen versammeln sich allsonntäglich nicht 
weniger als 20 000 Andächtige. An den Wochentagen 
sind es auch etwa 4000 Personen (die der Hauptstadt 
nicht gerechnet), die sich zu Gottesdienst und Unter- 
richt einfinden. Auf der Busiinsel, wo sich drei Ka 
pellen befinden und zwei Lehrer arbeilen, stehen un- 
gefähr 2000 Eingeborene im Unterricht. Während 
des letzten Jahres haben über 800 Erwachsene (gegen 
170 im Vorjahr) die heilige Taufe erhalten und 
noch stehen 1500 Katechumenen im Taufunterricht. 
Unter den Getauften befanden sich auch einige Mo- 
hammedaner. Dieses rapide Wachsthum des Wertes 
hat dic englisch-kirchliche Mission veranlaßt, ihr Ar- 
beiterpersonal in Uganda zu verstärken. Es sind 
deshalb im letzten Herbst vier neue Missionare dahin 
abgegangen, zehn andere sind jetzt unterwegs; unter 
den letzteren sind fünf Damen, die erslen weiblichen 
Missionsarbeiter, die von der Gesellschaft nach dem 
ferneu Uganda ausgesandt werden. Bei der Ankunft 
von Bischof Tucker sollen einige weitere Eingeborene 
die Ordination erhalten. Aber auch die römisch- 
katholische Mission sucht ihrem Werl am Victoria- 
Nyansa neue Stützen zu geben: denn nachdem Uganda 
unter die englische Schutzherrschaft gestellt ist, hat 
der Papst dem Lande einen englischen Bischof gegeben. 
Er soll seinen Siß in Mengo haben, während in 
Rubaga ein zweiter, französischer Bischof residiren 
und einc eigene bis Unjoro reichende Diözesc regieren 
soll. Der bisherige Bischof Hirth aber soll an der 
Spitze einer Schaar von französischen Priestern das 
  
südliche Gebiet innerhalb der deutschen Interessensphöre 
als „apostolisches Vikariat des Oberen Nil“ unter 
sich haben. 
Die Mission der alten Berliner Missionsgesellschaft 
Berlin 1 am Nyassa ist nach dem in „Afrika“ mit- 
getheilten letzten Jahresberichte im vergangenen Jahre 
vor Schaden und Rückschlägen behütet worden. Hier, 
wo vor vier Jahren noch keine evangelische Mission 
bestand, arbeiten nun auf vier Stationen acht Berliner 
Missionare, von denen drei verheirathet sind. Die 
beiden Handwerker Norig und Krause, die sich 
der Gesellschaft auf drei Jahre verpflichtet hatten, 
sind in die Heimath zurückgekehrt, nachdem sic vorher 
noch sieben Monale lang im Dienste der Kolonial= 
Regierung beschäftigt waren. Sie haben in Langen- 
burg ein Regierungsgebäude aufgeführt. Da die 
Anlegung neuer Stationen geplant wird, sind im 
Mai wieder zwei Handwerker, der Tischler Harnoß 
und der Zimmermann Thiele, ausgesendet worden. 
Das Dampfboot „Paulus“, welches im vorigen Jahre 
hinausgesendet wurde, thut bereits seit Februar seinen 
Dienst. Es ist auf der Station Ikombe eingestellt, 
wo die Missionare mit vieler Mühe und großen 
Kosten einen Hasen hergestellt haben. Es mußten 
tüchtige Steinwälle errichtet werden, um einen sicheren 
Ankerplatz zu schaffen. Das Boot bewährt sich vor- 
trefflich, es ist stark gebaut und praktisch eingerichtct. 
Es ist den Missionaren gelungen, in den Fluß Lufira 
damit einzulaufen und eine Strecke den Fluß hinauf- 
zudampfen bis zu dem ersten Dorf des Häuvtlings 
Muomkonja. So ist den Missionaren der Dienst 
au den Ufern des Sees sehr erleichtert. 
Der vor zwei Jahren ausgesandte Missionar 
Barkemeyer in Neu-Guinea ist Zeitungsnachrichten 
zusolge plötzlich gestorben. 
Rus fremden Kolonien. 
Ueber Sululand im Jahre 1#894 
entnehmen wir Nr. 137 der englischen Jahresberichte 
über die Kolonien folgende Mittheilungen: 
Die Einnahmen im Jahr 1894 betrugen 
45 592 Pfd. Sterl. gegen 43°666 Pfd. Sterl. im 
Vorjahr. Die Hauptquelle der Einnahmen ist die 
Hütten= oder Gebäudesteuer, welche fortdauernd mit 
großer Pünktlichkeit bezahlt wird. Jedes Jahr ver- 
läßt sogar eine große Anzahl von Eingeborenen das 
Zululand, um in den Nachbarstaaten Arbeit zu suchen, 
um die Mittel zur Zahlung der Steuern zu erwerben. 
Erheblich zugenommen haben auch die Einkünfte aus 
Post und Telegraph; diese Zunahme ist hauptsächlich 
dem Verlauf von Postwerthzeichen zuzuschreiben. 
Von den hieraus gelösten 1380 Pfd. Sterl. sind 
ungefähr 530 Pfd. Sterl. von Briefmarkensammlern 
gezahlt worden.
	        
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