Contents: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

Von dort führte uns am folgenden Tage ein 
Marsch von nur wenigen Stunden zur Station, die 
wir nach einmonatiger Abwesenheit wohlbehalten 
erreichten. 
Regierungsschule. 
Auf Vorschlag des Lehrers Koebele ist ein be- 
sonders gut beanlagter und vorgebildeter, etwa 
sechzehnjähriger eingeborener Schüler der oberen 
Klasse der Regierungsschule Edmund Wilson als 
Hülfslehrer angestellt worden. Es ist dadurch er- 
möglicht, eine vierte Schulklasse einzurichten. 
  
Deuksch-Südwelkafrika. 
Ursprung der Rämpfe mit Witbooi. 
In der Zeitschrift „Globus“ hat ein Herr Hein- 
rich Kleinschmidt einen Artikel über die Witbooi- 
Wirren veröffentlicht, worin besonders behauptet wird, 
daß Hendrik Witbooi seiner Zeit im Begriff gewesen 
wäre, die deutsche Oberherrschaft infolge eines ihm 
gestellten Ultimatums anzuerkennen, daß aber, bevor 
er seine Unterwersung noch hat anzeigen können, 
unvermuthet von der deutschen Schutztruppe Horn- 
kranz angegriffen worden sei. Dieses vor= und un- 
zeilige Vorgehen des Majors v. Frangois hätte 
den ganzen Krieg entfacht. 
Der frühere interimistische Landeshauptmann hat 
über den vorstehenden Artikel sich in der nachstehen- 
den Weise amtlich geäußert: 
Der Verfasser des Artikels Heinrich Kleinschmidt 
ist der Sohn des verslorbenen Namamissionars gleichen 
Namens, der eine Hottentottin, und zwar eine nahe 
Verwandte des Moses Witbooi, Vaters von Hendrik, 
zur Frau hatte. Kleinschmidt hat seine Erziehung 
im Elternhause und in Elberfeld genossen. Mit dem 
Beginn der Thätigkeit der deutschen Kolonialgesell- 
schaft für Südwestafrika trat er in ihre Dienste 
und befindet sich in dieser Stellung noch daselbst. 
Diese Angaben dürften genügen, um die zahlreichen 
Irrthümer in dem Artikel zu verstehen, die auf 
eine tendenziöse Beeinflussung der ösfentlichen Meinung 
berechnet sind. Gegenüber der Wärme, mit der 
der Verfasser für seinen Verwandten Witbvoi ein- 
tritt, ist das abfällige Urtheil über die bisher in 
dem Schutgebiete thätigen Regierungsorgane so eigen- 
thümlich, daß es nur von Jemand gesällt werden 
konnte, der Einiges weiß, im Uebrigen aber der 
Sache viel zu fern steht, um eine unparteiische und 
zutreffende Kritik üben zu können. Es würde mich 
zu weit führen, im Augenblick auf alle in dem Ar- 
tikel berührten Punkte einzugehen; ich beschränle mich 
deshalb auf die Richtigstellung der Ursachen und 
Gründe, die eine Bekriegung Witboois nothwendig 
machten. 
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Anfang des Jahres 1898 begab ich mich nach 
Hornkranz, um Witbooi zu eröffnen, daß das Vieh- 
rauben nunmehr ein Ende haben müsse, und ihn zur 
Annahme der deutschen Schutzherrschaft zu veran- 
lassen. Witbooi erbat sich in letzterer Beziehung 
Ueberlegungszeit, die ihm bewilligt wurde. Eine 
Antwort blieb aber aus, trotzdem er verschiedentlich 
daran erinnert wurde. Dahingegen war Witbooi 
während der von ihm erbetenen und wiederholt ver- 
längerten Ueberlegungsfrist eifrigst bemüht, Waffen 
und Munition aufzukaufen, besonders lebhaft in der 
Zeit, als es den Eingeborenen mehr und mehr zur 
Gewißheit wurde, daß sie in kurzer Frist aus ihrem 
Eigenthum von deutschen Ansiedlern und deren Ge- 
folgschaften verdrängt werden würden, und als eine 
derartige Erregung hierdurch unter mehreren Stämmen 
erzeugt war, daß diese sich zum gemeinsamen Bunde 
gegen die deutsche Schutzherrschaft vereinten. Bald 
darauf sand auch in Rehoboth eine Versammlung 
der Großen der Hereros, Bastards und Witboois 
statt, in welcher über die zur Abschüttelung der 
deutschen Schußherrschaft erforderlichen Schritte be- 
rathschlagt wurde. Ein schnelles Handeln war aus 
diesem Grunde nothwendig, und konnte sich dieses 
aus politischen Gründen nur gegen die Witboois 
richten, abgesehen davon, daß die öffentliche Meinung 
sich von jeher für ein Vorgehen gegen Witbooi aus- 
gesprochen hakte. Aus diesem Grunde ist der unver- 
muthete Ueberfall von Hornkranz erfolgt. 
  
Ueber die gesundbeitlichen Verhältnisse des Schutzgebietes 
berichtet Dr. Karl Dove in „Petermanns Mitthei- 
lungen“-Folgendes: 
Malaria, diese gefürchtete Geißel aller Tropen- 
länder, fehlt in ihren schweren Formen dem Gebiete 
sast ganz. Selbst in Otjimbingne, wo sie am 
stärksten und häufigsten auftritt, ist von Fällen mit 
tödtlichem Ausgange nichts bekannt. Interessant aber 
für den Arzt dürfte eine Beobachtung sein, welche 
man in diesem Orte gemacht haben will, daß nämlich 
nach anhaltendem Nordwinde (also einem aus dem 
ungesunderen Ovambolande herankommenden Winde) 
die Krankheit häufiger und stärker auftrete als sonst. 
In dem Hochlande um Windhoek sind nur sehr 
wenige Fälle von leichter Malaria bei den neu aus 
Europa dorthin gekommenen Ansiedlern und Soldaten 
zur Beobachlung gelangt; einige davon waren offenbar 
nur durch die erste intensive Umarbeitung des Jahre 
hindurch brachliegenden und in der Nähe der Quellen 
stark durchfeuchteten Gartenlandes veranlaßt. 
Schwer und nicht sellen mit tödtlichem Ausgange 
tritt dagegen die Malaria in der Gegend von Go- 
babis im Kalaharigebiete auf. Indessen betrefsen 
diese Fälle die Angehörigen eines der verkommensten 
Stämme der ohnedies sehr wenig widerstandsfähigen 
hottentoltischen Rasse. Ob das Fieber in gleich ge-
	        
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