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die industrielle Thätigkeit der eingeborenen Jünglinge
herbeigeführt worden, die in Pflege und Unterricht
der Mission stehen. Durch sie ist auch eine neue
Kapelle errichtet worden, die über 200 Leute faßt.
Seitdem haben sich verschiedene Eingeborene von
auswärts hergezogen und sich unter die auf der Sta-
tion geltende Ordnung gestellt. Sie besuchen die
Gottesdienste, schicken ihre Kinder in die Schule und
haben sich verpflichtet, den Sonntag zu heiligen.
Inzwischen hat auch Missionar Steggall das
Matthäus-Evangelium in die dortige Landessprache
übersetzt und damit die vier Evangelien vervollstän-
digt. Die Episteln St. Johannis sind bereits gedruckt.
Jetzt sind die beiden ersten Bücher Mosis und die
Apostelgeschichte in der Bearbeitung. Mit Hülfe eines
Missionsschülers wird auch eine Ausgabe des Markus-
Evangeliums in der Massaisprache vorbereitet.
In Uganda hat das Missionswerk in der letzten
Zeit auffallende Fortschritte gemacht. Seine Ausdeh-
nung von der Hauptstadt Mengo in die umliegenden
Provinzen hat sich außerordentlich schnell vollzogen.
Drei derselben sind nun mit ständigen Missionaren
besetzt und etwa 131 eingeborene Evangelisten und
Lehrer stehen auf 85 Stationen — davon 20 außer-
halb des eigentlichen Uganda. Eine Anzahl derselben
werden von der eingeborenen Kirche unterhalten. In
den Landbezirken giebt es jeßt mindestens 200 Ge-
bände für öffentlichen Gottesdienst und Unterricht.
von denen die zehn größten etwa 4500 Personen
fassen. In ihnen versammeln sich allsonntäglich nicht
weniger als 20 000 Andächtige. An den Wochentagen
sind es auch etwa 4000 Personen (die der Hauptstadt
nicht gerechnet), die sich zu Gottesdienst und Unter-
richt einfinden. Auf der Busiinsel, wo sich drei Ka
pellen befinden und zwei Lehrer arbeilen, stehen un-
gefähr 2000 Eingeborene im Unterricht. Während
des letzten Jahres haben über 800 Erwachsene (gegen
170 im Vorjahr) die heilige Taufe erhalten und
noch stehen 1500 Katechumenen im Taufunterricht.
Unter den Getauften befanden sich auch einige Mo-
hammedaner. Dieses rapide Wachsthum des Wertes
hat dic englisch-kirchliche Mission veranlaßt, ihr Ar-
beiterpersonal in Uganda zu verstärken. Es sind
deshalb im letzten Herbst vier neue Missionare dahin
abgegangen, zehn andere sind jetzt unterwegs; unter
den letzteren sind fünf Damen, die erslen weiblichen
Missionsarbeiter, die von der Gesellschaft nach dem
ferneu Uganda ausgesandt werden. Bei der Ankunft
von Bischof Tucker sollen einige weitere Eingeborene
die Ordination erhalten. Aber auch die römisch-
katholische Mission sucht ihrem Werl am Victoria-
Nyansa neue Stützen zu geben: denn nachdem Uganda
unter die englische Schutzherrschaft gestellt ist, hat
der Papst dem Lande einen englischen Bischof gegeben.
Er soll seinen Siß in Mengo haben, während in
Rubaga ein zweiter, französischer Bischof residiren
und einc eigene bis Unjoro reichende Diözesc regieren
soll. Der bisherige Bischof Hirth aber soll an der
Spitze einer Schaar von französischen Priestern das
südliche Gebiet innerhalb der deutschen Interessensphöre
als „apostolisches Vikariat des Oberen Nil“ unter
sich haben.
Die Mission der alten Berliner Missionsgesellschaft
Berlin 1 am Nyassa ist nach dem in „Afrika“ mit-
getheilten letzten Jahresberichte im vergangenen Jahre
vor Schaden und Rückschlägen behütet worden. Hier,
wo vor vier Jahren noch keine evangelische Mission
bestand, arbeiten nun auf vier Stationen acht Berliner
Missionare, von denen drei verheirathet sind. Die
beiden Handwerker Norig und Krause, die sich
der Gesellschaft auf drei Jahre verpflichtet hatten,
sind in die Heimath zurückgekehrt, nachdem sic vorher
noch sieben Monale lang im Dienste der Kolonial=
Regierung beschäftigt waren. Sie haben in Langen-
burg ein Regierungsgebäude aufgeführt. Da die
Anlegung neuer Stationen geplant wird, sind im
Mai wieder zwei Handwerker, der Tischler Harnoß
und der Zimmermann Thiele, ausgesendet worden.
Das Dampfboot „Paulus“, welches im vorigen Jahre
hinausgesendet wurde, thut bereits seit Februar seinen
Dienst. Es ist auf der Station Ikombe eingestellt,
wo die Missionare mit vieler Mühe und großen
Kosten einen Hasen hergestellt haben. Es mußten
tüchtige Steinwälle errichtet werden, um einen sicheren
Ankerplatz zu schaffen. Das Boot bewährt sich vor-
trefflich, es ist stark gebaut und praktisch eingerichtct.
Es ist den Missionaren gelungen, in den Fluß Lufira
damit einzulaufen und eine Strecke den Fluß hinauf-
zudampfen bis zu dem ersten Dorf des Häuvtlings
Muomkonja. So ist den Missionaren der Dienst
au den Ufern des Sees sehr erleichtert.
Der vor zwei Jahren ausgesandte Missionar
Barkemeyer in Neu-Guinea ist Zeitungsnachrichten
zusolge plötzlich gestorben.
Rus fremden Kolonien.
Ueber Sululand im Jahre 1#894
entnehmen wir Nr. 137 der englischen Jahresberichte
über die Kolonien folgende Mittheilungen:
Die Einnahmen im Jahr 1894 betrugen
45 592 Pfd. Sterl. gegen 43°666 Pfd. Sterl. im
Vorjahr. Die Hauptquelle der Einnahmen ist die
Hütten= oder Gebäudesteuer, welche fortdauernd mit
großer Pünktlichkeit bezahlt wird. Jedes Jahr ver-
läßt sogar eine große Anzahl von Eingeborenen das
Zululand, um in den Nachbarstaaten Arbeit zu suchen,
um die Mittel zur Zahlung der Steuern zu erwerben.
Erheblich zugenommen haben auch die Einkünfte aus
Post und Telegraph; diese Zunahme ist hauptsächlich
dem Verlauf von Postwerthzeichen zuzuschreiben.
Von den hieraus gelösten 1380 Pfd. Sterl. sind
ungefähr 530 Pfd. Sterl. von Briefmarkensammlern
gezahlt worden.