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möchte. Indessen habe ich den haolizeineeiser Reiher,
der als Lootse so wie so S. „Möwe“ bis
Ebon begleiten müßte, zur 2 der amtlichen
Geschäfte nach Ebon und den Sekretär Senfft zur
Erledigung der amtlichen und richterlichen Geschäfte
nach Naurn gesandt.
Für den Besuch des Schußgebietes durch ein
deutsches Kriegsschiff bin Euerer Durchlaucht ich um
so dankbarer, als das Kommando desselben, was in
seinen Kräften stand, gethan hat, um meinen Wünschen
im Interesse der Kaiserlichen Verwaltung entgegen-
zulommen.
Deutsch-Meu-Gninea.
Tod des Forschungereisenden Ehlers.
Telegraphischer Meldung zufolge ist der For-
schungsreisende O. Ehlers bei seinem Versuche einer
Durchquerung Neu-Guineas verunglückt. Der Ver-
storbene, welcher ursprünglich Landwirth war, hat
wiederholt Deutsch-Ostafrika besucht und alsdann eine
erfolgreiche Reise durch Indien von Bombay bis nach
Tonkin ausgeführt. Nachdem ein Versuch, eine
Gesellschaft zur Zähmung oflafrikanischer Elefanten
zu bilden, gescheitert war, trat er eine neue For-
schungsreise nach Ceylon, Hinterindien und der Süd-
see an, von der glücklich, wie er hoffte, bald
zurückzukehren, ihm nicht beschieden gewesen ist.
Ueber einzelne seiner Weltfahrten hat der Verblichene
amüsante Darstellungen hinterlassen, die einen weiten
Leserkreis gefunden haben.
Rus dem Berriche der Misstonen und
der Ankishlaverei-Bewegung.
Durch Urtheil des Kaiserlichen Bezirksamtes zu
Dar-es-Saläm vom 10. Seplember 1895 ist unter
Zuziehung von drei Eingeborenen als Beisitzern der
Eingeborene Muni Tschumu wegen Todtschlages und
Menschenraubes zum Tode und zu 3 Jahren Zucht-
haus verurtheilt worden.
Das Urtheil ist vom Kaiserlichen Gouverneur zu
Dar-es-Saläm bestätigt.
Englischen Beitungsnachrichten zufolge ist der
englische Missionar G. W. Atlay im Gebiete der
Magwangwara im Nordosten des Nyassasees er-
mordet worden.
Berichten aus Deutsch-Oslafrika zufolge wurde
im Oktober in Bagamoyo eine Karawane der eng-
lischen Kirchen-Missionsgesellschaft zusammengestellt,
welche unter Führung eines Missionars nach Nassa
am Viltoria-Nyansa gehen und ein bereits in Baga-
moyo eingetroffenes Stahldampfboot nach dem See
bringen sollte.
Ein zweifelloser Uebelstand im Missionswesen,
schreibt der bekannte österreichische Reisende O. Lenz
in seinen „Wanderungen in Afrika“ S. 91, der auch
bei vorurtheilsfreien Missionaren anerkannt werden
muß, ist der, daß die Vertreter verschiedener Be-
kenntnisse oft auf einem und demselben relativ kleinen
RNaume gleichzeitig wirken, daß man Gegenden
trisst, wo Katholiken, Protestanten und Anglikaner,
letztere wieder in zahlreichen Sekten nahe bei ein-
ander wohnen.. Das sind Uebelstände, welche das
Missionswesen diskreditiren und den zahlreichen
Feinden nur Veranlassung zu steten Anklagen geben..
In dieser Beziehung sollten internationale Verein-
barungen die Angelegenheit regeln. Uebrigens
können die Verhältnisse jetzt dadurch besser werden,
daß der größte Theil Afrikas politisch aufgetheilt ist
und daß in den einzelnen Kolonial- und Schut-
gebieten nationale Missionsstationen errichtet werden;
dadurch wird auch die Unzukömmlichkeit abgeschafft,
daß deutiche Missionare englisch oder französische
Missionare deutsch lehren.
Rus fremden Kolonien.
Aus Britisch-Centralafrika.
In Zomba, dem Sitze der Verwaltung von
Britisch-Centralafrika, erscheint neuerdings außer dem
Amtsblatt „British Central Alrica Gazette“ eine
zweite periodische Zeitschrist unter dem Titel: „Cen-
tral African Planter“ zur Förderung der Interessen
des Landbaues.
Lage der portugiesischen Rolonien im Jahre 1894.
Die Einfuhr Portugals zur Wiederausfuhr nach
den Kolonien hat betragen 1893 3768, 1894 3400
Kontos. Die Abnahme beläuft sich also auf 368 Kon-
tos, woran Baumwollengewebe allein mit 279 Kontos
betheiligt sind. Einen Theil dieses Ausfalls hat die
einheimische Industrie gedeckt, doch beträgt die Mehr-
ausfuhr von Baumwollengeweben portugiesischen Ur-
sprungs überhaupt nur 160 Kontos, so daß entweder
der Bedarf der Kolonien gesunken ist oder an-
genommen werden muß, daß der Rest von den
Produktionsländern direkt nach Afrika befördert
worden ist.
Die Ausfuhr von Produkten der Kolonien er-
reichte 1894 7123 Kontos gegen 1893 6146 Kontos.
Es ist also eine Zunahme von 977 Kontos gegenüber
dem „Voriahre zu verzeichnen.
Die Ausfuhr von Gummi (Kautschuk) ist um
219 Kontos, Kakao sogar um 788 Kontos gestiegen.
Diese Zunahme datirt aus den ersten Monaten des
Jahres 1894, in denen sie, bis Ende Juni, 1300
Kontos erreicht hatte, wovon im zweiten Halbjahr,
gegen das entsprechende von 1893, 300 Kontos wie-
der verloren gegangen sind. Es war also ein Rück-