Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

sehen; es wurde selbst nicht der Versuch gemacht, 
die fast ganz ohne Aufsicht in der Nähe der Stadt 
herumweidenden zahlreichen Rinderherden wegzu- 
treiben. 
Da ein großer Theil der Verwundeten vor- 
läufig nicht transportfähig war, da ferner das Fort- 
schaffen der Leute, eventnell das Tragen der Ver- 
wundeten eine so große Trägermenge erforderte, daß 
die gesammte Expedition gar nicht marschfähig zu 
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machen war, so wurde beschlossen, eine Theilung 
vorzunehmen. Mit der 3., 4., 
dem gesammten erbeuteten Elsenbein und einem Theil 
der gefangenen Weiber und Kinder und des erbeu- 
teten Viehs wurde der Rückmarsch nach Kilossa 
angetreten. 
Ablösung der dortigen 8. Kompagnie verbleiben, die 
3. und 4. Kompagnie mit den dann freigewordenen 
Trägern wieder nach Kuirenga zurückkehren. Die 
5. und 6G. Kompagnie sowie das Dcetachement der 
7. Kompagnie sollten vorläufig ein festes Lager in 
der Nähe von Kuirenga beziehen. Nachdem die 3. 
und 4. Kompagnie nach Kuirenga zurückgekehrt wäre, 
sollten die 5., GC. Kompagnie und das Detachement 
der 7. mit den Verwundeten, dem Rest der Bente 
und der Gesangenen gleichfalls den Marsch nach 
Kilossa antreten, die 3. und 4. Kompagnic in nörd- 
licher Richtung nach Muhalala marschiren, woselbst 
die 4. Kompagnie eine neue Station aulegen und 
von wo dic 3. Kompagnie den Marsch nach Mpapna 
antreten soll, um die dortselbst garnisonirende 9. Kom- 
pagnie abzulösen. Nach erfolgter Ablösung sollen 
die 9. und 9. Kompagnie sowie die 7. Kompagnie 
aus Ulanga, welche von Kilossa aus von der 5. ab- 
gelöst werden soll, zur Küste zurückkehren. Die 
6. Kompagnie hat den Befehl erhalten, von Kilossa 
nach Abgabe der Gefangenen und des erbeuteten 
Viehs gleichfalls nach Ulanga zu marschiren und von 
dort unter nochmaliger Durchstreisung des Schabruma. 
gebietes sich nach Langenburg zu wenden und in 
dieser Station als Besatzung zu verbleiben. 
Die 3., 4. und 12. Kompagnie traten demnach 
am 3. November unter meiner Führung den Marsch 
nach Kilossa an. Es wurde nicht auf dem Ein- 
marschwege zurückgekehrt, sondern der Weg über 
ilossa genommen, einmal, weil ersterer außer- 
ordentlich beschwerlich war, serner, weil von Kilossa 
der Transport der Sachen nach der Küste nur die 
halbe Entsernung hatte wie von der Ulangaslation, 
und weil es wichtig erschien, auch diesen Theil von 
Uhehe zu durchkrenzen. Die 5. und 6. Kompagnie 
sowie das Detachement der 7. Kompagnie, verstärkt 
durch einen Offizier und zwei Unteroffiziere vom 
Stabe, mit dem schweren Geschütz und zwei Maxim- 
beschützen, unter Befehldes Kompagnieführers Fromm, 
verblieben in der Nähe von Kuirenga. Dieselben be- 
zogen ein Lager in einer Tembe ungefähr zwei 
Stunden davon entfernt, welche zur Vertheidigung 
vollständig eingerichtet wurde. Ein ferneres Ver- 
bleiben in Kuirenga selbst erschien unthunlich, erstens 
12. Kompagnie und 
weil die Ausdehnung desselben zur Vertheidigung 
durch 2½ Kompagnien zu groß war, und außerdem, 
weil mit Sicherheit anzunehmen war, daß der Auf- 
enthalt dortselbst sehr bald ein ungesunder und un- 
erträglicher werden würde, da die Verscharrung der 
verschiedenen Kadaver auch der gefallenen Thiere 
doch nur eine oberflächliche hatte sein können. 
Der Marsch der 3., 4. und 12. Kompagnie 
am 3., 4. und 5. November ging ungestört von 
stalten. Am 5. November wurde das Schlachlfeld 
passirt, auf welchem seinerzeit die Vernichtung der 
Zelewski-Expedition stattfand. Noch zahlreich herum- 
Die 12. Kompagnie sollte dortselbst zur 
  
  
liegende Schädel und menschliche Gerippe gaben 
Zeugniß von dem erbitterten und blutigen Kampf, 
der dortselbst stattgefunden hatte. 
In der Nacht vom 5. zum 6. lag das De- 
tachement in und um eine Tembe bei Mage, kurz 
vor dem Aufstieg zu dem großen Bergrücken, welcher 
am anderen Tage überwunden werden sollte. 
Gegen 6 Uhr trat die Spiße der Kolonne den 
Marsch aus dem Lager an. Nach Durchschreitung 
eines kleinen Wasserlaufs, nach welchem ein leichter 
Aufstieg erfolgte, war die Tôte ungefähr 1800 m 
vom alten Lager entsernt. Ein Theil der Träger 
und die Kompagnie der Queue war noch im Lager 
versammelt. In dieser Sitnation fielen an der Tote 
zuerst einzelne Schüsse; der Tetenzug marschirte auf, 
der zweite Zug desgleichen und drang in das hier 
beginnende niedere Gebüsch ein. Bis dahin war der 
Weg auf einem lichten Höhenrücken frei und über- 
sichtlich gewesen; unten linls, ungefähr 500 m ent- 
fernt, sand sich ein kleines Thal, welches nicht ein- 
gesehen werden konnte und wohin die Seitenpatrouillen 
bei der Nähe des Lagers noch nicht gekommen waren. 
Sehr bald wurde das Feuer der Teétenkompagnie 
heftiger, so daß ich den 3. Zug, welcher mittlerweile 
bei mir aufmarschirt war, zur Verlängerung der 
Kompagnie in die rechte Flanke gleichfalls in das 
Gebüsch entsandte. Der Zug war kaum in dasselbe 
eingetreten, auch befanden sich die anderen beiden 
Züge der Kompagnie höchstens 100 Schrilt von 
mir im Gebüsch ab, als von linls aus dem vorher 
erwähnten kleinen Thal ein dichter Schwarm von 
ungefähr 400 bis 500 Wahehekriegern hervorbrach 
und sich im langsamen Trabe auf die Trägerkolonnc, 
welche unmittelbar hinter der Tetenkompagnie folgte, 
warf. Die Träger warsen sofort ihre Lasten fort 
und stürzten auf dem gekommenen Wege in regel- 
loser Flucht zurück, den an ihrer Quene marschirenden 
Feldwebel Witte mit sich reißend. Dieser Strom 
traf die Tôte der 4. Kompagnie, welche gleichfalls 
von links, wenn auch nur schwach, angegrissen wurde 
und mit Feuer diesem Angriff gegenübertrat, so daß 
der Gegner hier sehr bald seinen Angriff ausgab. 
Die gegen die linke Flanke der Trägerkolonne 
vorbrechenden Feinde durchbrachen dieselbe, ohne nur 
den Versuch zu machen, die fortgeworfenen Lasten 
(sast nur Elfenbein) aufzunehmen; geringes Feuer, 
welches sie von der Tete her erhielten, beachteten sie
	        
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