Full text: Deutsches Kolonialblatt. VI. Jahrgang, 1895. (6)

ist das Blatt sehr edel und breit und von einer 
Type. Die Farben sind durchgängig heller als im 
vergangenen Jahre, so daß die Erzielung eines guten 
Preises erwartet werden darf. Der Siephansorter 
Tabak zeichnet sich besonders durch sein geringes 
Gewicht aus. Für 1895 werden sich, falls es ge- 
lingt, die nöthige Anzahl guter chinesischer Feldkulis 
und Javanen rechtzeitig vor der Regenzeit den 
Pflanzungen zuzuführen, wozu Aussicht vorhauden 
ist, die Erträgnisse auch in der Quankität wieder 
günstiger stellen. Stephansort würde dann seinen 
Betrieb über den Mingimfluß in der Richlung auf 
Konstantinhafen ausdehnen, wo prachtvolles Land 
vorhanden ist, und soll diese Station etwa 350 Felder, 
Erima etwa 150 Felder anlegen. Folgende Zu- 
sammenstellung über die Vertheilung des Personals 
auf die einzelnen Betriebe Ende März 1894 giebt 
ein Bild von deren Gestaltung: 
Europäer Melanesen Maladen Chinesen 
PMlanzung Siephansort 4 2 
u- 161 
  
  
4 
m . 1 95 31 2 
- VYomiba 2 39 32 84 
Atapfabrik Friedrich 
Wilhelmshafen 1 98 43 — 
Hauptadministration u. 
entralhospital 8 13 100 37 
Summe 20 702 431 519 
Seit obigem Termin ist das Personal um weitere 
vier Beamte verstärkt worden. In der Küstenbucht 
bei Erima, in welcher der Postdampfer löscht und 
ladet, ist eine stärlere Landungsbrücke erbaut worden, 
die sich gut bewährt. Eine Feldbahn ist zwischen 
Erimabucht und der Pflanzung im Betrieb und soll 
nach Stephansort weiter gesührt werden. Der Versuch 
altes, bereits schon einmal mit Tabak bepflanzt ge- 
wesenes Land für eine zweite Ernte in Anspruch zu 
nehmen, wird, nachdem eine umsangreiche Probe in 
diesem Jahre nach Onalität wie Quantiläl vorzüg- 
liche Resultate ergeben hat, für die Pflanzungsperiode 
1894,95 in noch größerem Maßstab in Stephansort 
auf 100, in Erima auf 30 Feldern wiederholt werden. 
In Bezug auf die verwendele Saat ist es von 
Interesse, zu bemerken, daß Erima 1894 mit in 
Stephansort gezüchteter Saat und mit Sumatrasaat 
gepflanzt hat. Die Stephansorter Saat hat sich gut 
bewährk, während die Sumatrasaat nicht gleich gut 
aufkam. Stephansort hat ausschließlich mit seiner 
eigenen Saat gepflanzt, die sich als gut erwiesen hat. 
In Bezug auf den Einfluß des Bodens auf die 
Qualität des Tabaks hat man die Erfahrung gemacht, 
daß der auf höheren Lagen gebaute Tabak schöner 
und besser ausfällt als der in Niederungen gepflanzie, 
welcher nicht so reine Farben, weniger Oelgehalt und 
mehr Spickel aufweist. 
Das Verhältniß zu den Eingeborenen der Astro- 
labe-Ebene ist seitens der Unternehmungen der Astro- 
labe-Kompagnie andauernd ein freundliches und 
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friedliches. Die Eingeborenen der Bogadjimdörfer 
Klein-Lulu, Groß-Lulu, Sarrar oder Gaorima und 
Poom haben ihr Wesen völlig verändert. Das früher 
stark zur Schau getragene Mißtrauen ist vollständig 
verschwunden, ein bei den Unruhen vor drei Jahren 
ins Innere geflüchteter, angesehener Dorfältester ist 
zurückgekehrt. Mit Hülfe des Missionars Hoff- 
mann von der Rheinischen Missionsgesellschaft ist es 
gelungen, die Eingeborenen zu verschiedenen Dienst- 
leistungen zu gewinnen; sie brachten Wegläufer wieder 
ein, lieferten Pflänzlinge von Taro, Bambus und 
Yams, schleppten schwere Hölzer zum Schennenbau 
aus dem Busch und erklärten sich bereit, Wald zu 
schlagen. Auch die Bewohner des Dorfes Gorima 
zeigen sich wohlgesinnt und arbeiten willig für die 
Atapfabrik Maraga. 
Nus dem Brreiche der Missivnen und 
der RAnkisklaverei-Bewegung. 
Die halbjährige Versammlung des Centralvor- 
" standes des Afrikavereins deutscher Katholiken fand 
  
am 12. Dezember v. Is. unter Vorsitz des Land- 
gerichtsdirektors Reichensperger in Köln statt. 
Im Laufe des Jahres 1894 hat der Verein Ein- 
nahmen von über 107 000 Mark gehabt. Herr 
Kanonikus Professor Hespers erstattete Bericht über 
die Arbeiten der Missionsgesellschasten in den deut- 
schen Schutzgebieten und hob besonders hervor, daß 
in allen der Gesundheitszustand sich erheblich gebessert 
hat. Der Centralvorstand beschloß, 30 000 Mark 
für die afrikanischen Missionen und für die Aus- 
bildung deutscher Missionare den Gesellschaften zu 
überweisen. Eine Summe von 105 000 Mark ist 
für dieselben Zwecke von dem Vereine am 5. Juni 
1894 bewilligt worden. 
Am 6. Januar fand in der Dom-Interimskirche, 
Oranienburgerstraße, die Abordnung des Missionars 
Bernhard Maaß von der evangelischen Missions- 
gesellschaft für Deutsch-Ostafrika (Berlin III) statt. 
Missionar Maaß soll sich nach Kisserawe in Usaramo 
begeben, um dort in die Missionsarbeit unter den 
Wasaramo eingeführt zu werden und später die von 
dem Vorstande der Gesellschaft beschlossene Gründung 
der Missionsstation Maneromango zu übernehmen. 
Die englische Universitäten-Mission hat im vorigen 
Jahre schwere Verluste erlitten. Das Gebiet der 
Mission ist 1893 in zwei Sprengel zerlegt worden. 
Bischof Smythies hatte die Leitung der Stationen 
auf Sansibar und im deutschen SchuWgebiete, Bischof 
Wilfrid Hornby diejenige des Myassagebictes er- 
halten. Der Leptztere, welcher Juni 1898 mit 
7 Missionaren dort eintraf, ist aber bereits mit 4 
davon wegen Krankheit nach England zurückgekehrt 
und hat sein Amt niedergelegt. Die drei anderen
	        
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