Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

Ich marschirte dann auf meiner Reise einige 
Tagemärsche längs des Flusses nach Osten und kon- 
statirte das Anschwemmungsgebiet des Flusses als 
ein mindestens ebenso versprechendes als das Delta 
des Rufiyi. Der reiche schwarze Boden, der, selbst 
auf weitere Strecken vom Flusse entfernt, leicht zu 
bewässern ist, hat fraglos eine große Zukunft. Der 
Strich ist auch bevölkert und wir marschirten tage- 
lang in ununterbrochenen Mais-, Hirse= und Reis- 
feldern. 
Ich wandte mich dann nach Nordosten und ging 
durch das südliche Usaramo nach Dar-es-Saläm 
zurück. Auch auf dieser Strecke sand ich, wo immer 
der Boden hügelig wurde, leidlich bevölkerte reiche 
Gegenden. Ich hatte die Freudc, auf der ganzen 
Reise zu konstatiren, daß die Züchtigung der Masiti 
und der Einfluß der Stationen Ulanga und Kisaki 
vollkommen friedliche Verhältnisse in dem Gebiete 
geschaffen haben, dessen Einwohner früher in steter 
Angst vor den Einfällen kaum ihr Leben zu fristen 
wagten. Die Wasaramo haben sich seit fünf Jahren 
in dem Gefühl der Sicherheit bedeutend ausgedehnt 
und in vielen Gegenden sogar schon eine gewisse 
Wohlhabenheit wiedererlangt, die selbst durch die 
Heuschreckenplage der lezten Jahre nicht erheblich 
gestört worden ist. Ich habe die Ueberzeugung ge- 
wonnen, daß die Gefahr der Rückkehr der Heu- 
schreckenplage keine breunende ist. Die letzten beiden 
Ernten waren gut ausgefallen, und die kleinen 
Schwärme von Heuschrecken, die ich noch hier und 
da antraf, scheinen mir der nicht mehr drohende Rest 
der Plage zu sein, und nehme ich an, daß der Regen 
dieses Jahres auch diesen Rest vernichten wird. 
Auf Grund der während der Reise gewonnenen 
Eindrücke werde ich darauf hinzuwirken fortsahren, 
daß die Bezirksämter in einen näheren Verkehr mit 
den Eingeborenen ihres Bezirks treten, die Häupt- 
linge zu überwachen, vor Allem aber auch An- 
forderungen zu stellen an die Eingeborenen, die 
denselben klar machen, daß sie für den Schutz, den 
sie von uns genießen, auch Gegenleistungen zu er- 
legen haben. Vorläufig können wir als Gegenleistung 
nur Schaffung und Aufrechterhaltung guter Wege 
von den Eingeborenen fordern. 
von den Anbauversuchen in Usambara. 
Der Landwirth Eick berichtet über Versuche auf 
der Kulturstation in Usambara Folgendes: 
Die sämmtlichen Pflanzungen haben stark unter 
den Heuschrecken gelitten, besonders die Kartoffeln, 
die sich gerade in ihrem Hauptentwickelungsstadium 
befanden. Trotzdem war der Ertrag noch immer 
zufriedenstellend, besonders da ein Theil derselben 
bis auf die Strünke aufgefressen war. Die Vege- 
tationsdauer betrug vom 21. November bis Anfang 
Februar also nur 2¼ Monate, wonach auf drei bis 
vier Ernten im Jahre mit Sicherheit zu rechnen ist. 
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Die Erbsen haben weniger von den Heuschrecken 
als von der Dürre zu leiden gehabt, und sind infolge- 
dessen etwas ungleich reif geworden. Sie wurden 
am 16. Dezember gesäet und sind am 3. März 
abgenommen, ihre Vegetationsdauer betrug also 
2⅛ Monate. Das etwas geschrumpfte Aussehen 
muß wohl an der Saat liegen, da diese der bei- 
gegebenen Probe genau gleich ist. 
Weizen, der am 16. Dezember gesäet ist, beginnt 
jetzt gelb zu werden; Gerste, am 17. Dezember aus- 
gesäet, schießt jetzt in die Aehren; Hafer steht sehr 
voll und schön im Blatt, scheint jedoch eine kürzere 
Entwickelungsperiode zu haben; Roggen hat die Dürre 
schlecht überstanden, war jedoch in der Saat so 
schlecht, daß ich von vornherein kein Vertrauen zu 
demselben hatte; Mais war zum größten Theil ver- 
dorben, die wenigen aufgegangenen Pflanzen fangen 
jetzt an zu reisen; für Luzerne und Klec scheint der 
Boden besonders geeignet zu sein. Die vor etwa 
drei Wochen gemachte Kartoffelaussaat steht viel 
besser als die erste, da hin und wieder Gewitter 
den Pflanzen die nöthige Feuchtigkeit zuführten; sie 
zeigen infolgedessen ein üppiges Aussehen im Kraut, 
ohne daß man von einem „Inskrautschießen“ sprechen 
könnte. 
Ramerun. 
Ueber seine zum Sweck einer Vvoruntersuchung des 
oberen Sanagalaufes unternommene Expedition 
(Mit einer Karte.) 
berichtet der Stationschef von Edea, Premierlieutenant 
v. Brauchitsch, Folgendes: 
Edea, den 19. Februar 1896. 
Am 25. Dezember v. Is. marschirte ich in Be- 
gleitung des Lieutenants Schmidt und Expeditions- 
meisters Thoms mit 154 Trägern und 15 Soldaten 
von Edea ab und erreichte die Uebergangsstelle bei 
Sakebayeme nach siebentägigem, für die Träger recht 
anstrengendem Marsche am 2. Januar 1896. Der 
Weg, welcher bis Mangana fast ausschließlich durch 
Farmen und Ortschaften führt, ist stellenweise recht 
schlecht, doch ließe sich hier leicht durch Wegräumen 
der vielen über den Weg liegenden Baumstämme 
Wandel schaffen. 
Die Gegend ist reich bevölkert und gut bebaut, 
und betreiben sowohl Edea= wie Manganaleute einen 
schwunghaften Handel mit den angrenzenden Bekoks. 
Weiter oberhalb Mangala führt der Weg fast aus- 
schließlich nur durch dichten Urwald, welcher zahl- 
reiche Elefantenspuren aufweist. 
Die Mangalalente, welche mir bis Sakebayeme 
als Träger dienten, waren schlau genug, aus nahe- 
liegenden Gründen die Expedition nicht durch ihre 
Ortschaften zu führen, wichen vielmehr geschickt den- 
selben aus und führten mich auf begangenem Wege 
nördlich der alten Route nach Sakebayeme. Auf 
der ganzen Strecke passirte ich nur ein kleines 
Mangaladorf Matol.
	        
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