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Nebenbei bemerkt, herrscht bei den Bakokos die
Sitte, daß die Ortschaften mit dem Tode ihres
Häuptlings sowohl ihren Namen als auch den
früheren Standort wechseln; daraus erklärt sich die
Verschiedenheit der Angaben der einzelnen Expeditions-
führer. Ich hatte wiederholt auf der Route, welche
sich stellenweise dem Sanaga nähert, Gelegenheit,
mir ein Bild von der Beschaffenheit des Flußbettes
zu machen, und war es nicht überraschend, nur
Schnellen vorzusinden, zumal das Rauschen des
Wassers weithin hörbar war.
In Sakebayeme, wo ich am 2. Jannar an-
langte, war ich genöthigt, bis zum 8. zu verweilen.
Hier erfuhr ich von Eingeborenen, daß der Fluß
auch weiter oberhalb selbst für Kanus nicht befahr-
bar sei — ich mußte also schon der Schonung des
Bootes wegen, welches ein häufiges Zusammensetzen
und Auseinandernehmen nicht gestattet, die Re-
kognoszirung mittelst Kanus auszuführen suchen. Zu
diesem Zwecke sandte ich 11 meiner Träger nach
Edca mit dem Auftrage, ein größeres Kanu über
die Edeafälle stromaufwärts bis Sakebayeme zu
bringen; denn außer den beiden Fährkanus, welche
ihrer ungeschickten Bauart und des enormen Ge-
wichtes wegen sich nicht verwenden ließen, stand mir
kein anderes Fahrzeng zu Gebote. Ich mußte so-
mit wohl oder übel so lange am Orte verbleiben, bis
mir über das Fortkommen des Kanus nähere Nach-
richten zugingen. Obwohl ich den Aussagen der
Eingeborenen, betreffend den Flußlauf des Sanaga,
welcher sowohl hier wie von allen übrigen auf
meiner Tour berührten Volksstämmen nur „Lom“
genannt wird, Glauben schenkte, hielt ich es dennoch
für unbedingt nothwendig, mir einige Gewißheit über
die thatsächliche Beschaffenheit desselben zu ver-
schaffen, und sandte infolgedessen Lieutenant Schmidt
in Begleitung einiger Träger und Soldaten nach dem
einen Tagemarsch weiter oberhalb gelegenen Bekok-
orte „Mpim“, um hier nähere Erkundigungen ein-
zuziehen.
Schmidt, welcher am 4. Januar aufbrach,
kehrte auf meine Veranlassung bereits am 8. wieder
zurück. Zunächst berührte er bei der Mündung des
von den Ndungebergen kommenden Eköheflusses den
Sanaga, welcher dort, wie mir berichtet, bei einer
Flußbettbreite von 1000 bis 1500 m zwischen zahl-
reichen Inseln hindurchfließt und kleinere Fällc von
etwa 1 m bildet. Weiter oberhalb fand Schmidt
den Fluß ruhiger fließend und war der Ansicht, daß
hier das Boot zur Weiterfahrt Gelegenheit haben
würde. In Mvpim erreichte Schmidt zum zweiten
Male den Sanaga, wo er weder Schnellen noch
Wasserfälle konstatirte. Ich wäre nun zweifellos
mit der Karawane nach Mpim aufgebrochen, wenn
Schmidt in seinem Bericht nicht darauf hingewiesen
hätte, daß der Transport der Bootslasten. über die
steilen Hänge der Ndungeberge die größten Schwierig-
keiten bereiten würde.
Ich marschirte darauf am 9. unter Zurücklassung
des Lieutenants Schmidt, welcher mit Kanu folgen
sollte, nach der von ihm bezeichneten Stelle östlich
des Eköheflusses, welche ich nach zwei Stunden er-
reichte. Hier ließ ich die Karawane auf dem Wege
zurück, um mich selbst zum Flusse zu begeben. Mit
Hülfe einiger Träger gelang es mir, am Ufer ent-
lang durch den dichten und steil zum Flusse abfallen-
den Busch, wohl eine Stunde lang, mich durch-
zuschlagen. Auf dieser Wegstrecke konnte ich, da der
Strom infolge der vielen vorgelagerten Inseln und
Felsblöcke stellenweise bis auf 20 m zusammen-
gedrängt wird und hier in rasender Geschwindigkeit
fließt, keine für Zusammensetzung des Bootes günstige
Stelle finden. Oberhalb dieses Kataraktengebietes
fließt der Sanaga wieder ruhig, bis dann etwa nach
3000 m von Neuem Schnellen auftreten. Ungefähr
300 m oberhalb dieser Schnellen am Njambeaufer,
gegenüber der Kanulandestelle der Ndogodjes, bezog
ich Lager, woselbst auch bald darauf die Karawane
eintraf. Hier entschloß ich mich, am nächsten Tage
mit dem Zusammensetzen des Bootes zu beginnen.
Am 12. war dasselbe zusammengesetzt. und zu
Wasser gelassen, und konnte ich am Nachmittag eine
Reknognoszirungsfahrt unternehmen. Leider mußte
ich nach einstündiger Fahrt, welche glatt und ohne
Zwischenfall verlief, die Weiterfahrt aufgeben, da
wiederum Schuellen auftraten. die des starken
Stromes wegen nicht passirt werden konnten.
Der Sanaga, welcher sich hien mehr W—ê
HOstsüdost wendet, theilt sich in zwei Arme und um-
tne 2 km lange, bewaldete Insel. Oberhalb
dieser tritt wieder das alte Kataraktengebiet auf,
Wasserfälle wechseln ab mit Schnellen und bieten
der Schifffahrt ein unüberwindliches Hinderniß.
Ich war also genöthigt, trotz der günstig lauten-
den Berichte des Lieutenants Schmidt, das Boot
wieder auseinanderzunehmen und zum Weitertrans-
Crichten.
vort hernn Expedition den Weitermarsch antreten
konnte, mußte ich den von Schmidt als unpassirbar
bezeichucten Weg rekognosziren. 4
Ich ließ die Expedition unter Thoms zurück und
marschirte am 13. zu diesem Zwecke auf Mpim zu.
Nach einer Stunde hatte ich bereits die Ndunge-
berge überschritten und das am Nordabhange sanber
angelegte Njambeadorf erreicht. Der Weg steigt
anfangs steil an und führt später durch eine tiefe
Schlucht um die Hänge der Ndungeberge herum.
Hier bieten auf dem Wege liegende Baumstämme
wohl ein Hinderniß, jedoch ein so unbedeutendes,
daß ich gar keine Bedenken trug, hier mit der
Expedition zu folgen. Mpim erreichte ich nach
weiterem ¾ stündigem Marsch.
Das sauber gehaltene Dorf, welches in Form
eines Rechtecks gebaut, besteht aus 30 bis 35 Hütten,
welche ihrer Bauart nach sich absolut nicht von denen
der übrigen Bakokos unterscheiden. 4
Der alte Weiberkönig Mpim (derselbe verfügt
nur über 8 Mann und etwa 30 Weiber), welcher