Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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Nebenbei bemerkt, herrscht bei den Bakokos die 
Sitte, daß die Ortschaften mit dem Tode ihres 
Häuptlings sowohl ihren Namen als auch den 
früheren Standort wechseln; daraus erklärt sich die 
Verschiedenheit der Angaben der einzelnen Expeditions- 
führer. Ich hatte wiederholt auf der Route, welche 
sich stellenweise dem Sanaga nähert, Gelegenheit, 
mir ein Bild von der Beschaffenheit des Flußbettes 
zu machen, und war es nicht überraschend, nur 
Schnellen vorzusinden, zumal das Rauschen des 
Wassers weithin hörbar war. 
In Sakebayeme, wo ich am 2. Jannar an- 
langte, war ich genöthigt, bis zum 8. zu verweilen. 
Hier erfuhr ich von Eingeborenen, daß der Fluß 
auch weiter oberhalb selbst für Kanus nicht befahr- 
bar sei — ich mußte also schon der Schonung des 
Bootes wegen, welches ein häufiges Zusammensetzen 
und Auseinandernehmen nicht gestattet, die Re- 
kognoszirung mittelst Kanus auszuführen suchen. Zu 
diesem Zwecke sandte ich 11 meiner Träger nach 
Edca mit dem Auftrage, ein größeres Kanu über 
die Edeafälle stromaufwärts bis Sakebayeme zu 
bringen; denn außer den beiden Fährkanus, welche 
ihrer ungeschickten Bauart und des enormen Ge- 
wichtes wegen sich nicht verwenden ließen, stand mir 
kein anderes Fahrzeng zu Gebote. Ich mußte so- 
mit wohl oder übel so lange am Orte verbleiben, bis 
mir über das Fortkommen des Kanus nähere Nach- 
richten zugingen. Obwohl ich den Aussagen der 
Eingeborenen, betreffend den Flußlauf des Sanaga, 
welcher sowohl hier wie von allen übrigen auf 
meiner Tour berührten Volksstämmen nur „Lom“ 
genannt wird, Glauben schenkte, hielt ich es dennoch 
für unbedingt nothwendig, mir einige Gewißheit über 
die thatsächliche Beschaffenheit desselben zu ver- 
schaffen, und sandte infolgedessen Lieutenant Schmidt 
in Begleitung einiger Träger und Soldaten nach dem 
einen Tagemarsch weiter oberhalb gelegenen Bekok- 
orte „Mpim“, um hier nähere Erkundigungen ein- 
zuziehen. 
Schmidt, welcher am 4. Januar aufbrach, 
kehrte auf meine Veranlassung bereits am 8. wieder 
zurück. Zunächst berührte er bei der Mündung des 
von den Ndungebergen kommenden Eköheflusses den 
Sanaga, welcher dort, wie mir berichtet, bei einer 
Flußbettbreite von 1000 bis 1500 m zwischen zahl- 
reichen Inseln hindurchfließt und kleinere Fällc von 
etwa 1 m bildet. Weiter oberhalb fand Schmidt 
den Fluß ruhiger fließend und war der Ansicht, daß 
hier das Boot zur Weiterfahrt Gelegenheit haben 
würde. In Mvpim erreichte Schmidt zum zweiten 
Male den Sanaga, wo er weder Schnellen noch 
Wasserfälle konstatirte. Ich wäre nun zweifellos 
mit der Karawane nach Mpim aufgebrochen, wenn 
Schmidt in seinem Bericht nicht darauf hingewiesen 
hätte, daß der Transport der Bootslasten. über die 
steilen Hänge der Ndungeberge die größten Schwierig- 
keiten bereiten würde. 
Ich marschirte darauf am 9. unter Zurücklassung 
  
des Lieutenants Schmidt, welcher mit Kanu folgen 
sollte, nach der von ihm bezeichneten Stelle östlich 
des Eköheflusses, welche ich nach zwei Stunden er- 
reichte. Hier ließ ich die Karawane auf dem Wege 
zurück, um mich selbst zum Flusse zu begeben. Mit 
Hülfe einiger Träger gelang es mir, am Ufer ent- 
lang durch den dichten und steil zum Flusse abfallen- 
den Busch, wohl eine Stunde lang, mich durch- 
zuschlagen. Auf dieser Wegstrecke konnte ich, da der 
Strom infolge der vielen vorgelagerten Inseln und 
Felsblöcke stellenweise bis auf 20 m zusammen- 
gedrängt wird und hier in rasender Geschwindigkeit 
fließt, keine für Zusammensetzung des Bootes günstige 
Stelle finden. Oberhalb dieses Kataraktengebietes 
fließt der Sanaga wieder ruhig, bis dann etwa nach 
3000 m von Neuem Schnellen auftreten. Ungefähr 
300 m oberhalb dieser Schnellen am Njambeaufer, 
gegenüber der Kanulandestelle der Ndogodjes, bezog 
ich Lager, woselbst auch bald darauf die Karawane 
eintraf. Hier entschloß ich mich, am nächsten Tage 
mit dem Zusammensetzen des Bootes zu beginnen. 
Am 12. war dasselbe zusammengesetzt. und zu 
Wasser gelassen, und konnte ich am Nachmittag eine 
Reknognoszirungsfahrt unternehmen. Leider mußte 
ich nach einstündiger Fahrt, welche glatt und ohne 
Zwischenfall verlief, die Weiterfahrt aufgeben, da 
wiederum Schuellen auftraten. die des starken 
Stromes wegen nicht passirt werden konnten. 
Der Sanaga, welcher sich hien mehr W—ê 
HOstsüdost wendet, theilt sich in zwei Arme und um- 
tne 2 km lange, bewaldete Insel. Oberhalb 
dieser tritt wieder das alte Kataraktengebiet auf, 
Wasserfälle wechseln ab mit Schnellen und bieten 
der Schifffahrt ein unüberwindliches Hinderniß. 
Ich war also genöthigt, trotz der günstig lauten- 
den Berichte des Lieutenants Schmidt, das Boot 
wieder auseinanderzunehmen und zum Weitertrans- 
Crichten. 
vort hernn Expedition den Weitermarsch antreten 
konnte, mußte ich den von Schmidt als unpassirbar 
bezeichucten Weg rekognosziren. 4 
Ich ließ die Expedition unter Thoms zurück und 
marschirte am 13. zu diesem Zwecke auf Mpim zu. 
Nach einer Stunde hatte ich bereits die Ndunge- 
berge überschritten und das am Nordabhange sanber 
angelegte Njambeadorf erreicht. Der Weg steigt 
anfangs steil an und führt später durch eine tiefe 
Schlucht um die Hänge der Ndungeberge herum. 
Hier bieten auf dem Wege liegende Baumstämme 
wohl ein Hinderniß, jedoch ein so unbedeutendes, 
daß ich gar keine Bedenken trug, hier mit der 
Expedition zu folgen. Mpim erreichte ich nach 
weiterem ¾ stündigem Marsch. 
Das sauber gehaltene Dorf, welches in Form 
eines Rechtecks gebaut, besteht aus 30 bis 35 Hütten, 
welche ihrer Bauart nach sich absolut nicht von denen 
der übrigen Bakokos unterscheiden. 4 
Der alte Weiberkönig Mpim (derselbe verfügt 
nur über 8 Mann und etwa 30 Weiber), welcher
	        
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