Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

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importirenden Staaten von fünfter zu vierter Stelle 
vorgerückt; in den übrigen Kolonien hat es sich die 
zweite Stelle bewahrt bezw. erstritten. 
Nach Deutschland wurde exportirt von 
Kapland . für 66 000 Pfd. Sterl. 
Lagos 362 000 
der Goldküste = 105 000 - 
Sierra Leone = 89 000 
Der Export von Kapland ist hiernach ziemlich 
zurückgegangen, während der andere gestiegen ist. 
Basutoland im Jahre 1394/95.") 
Nach dem Jahresberichte des Resident Com- 
missioner über Basutoland für die Zeit vom 1. Juli 
1894 bis 30. Juni 1895, welcher kürzlich als Par- 
lamentsvorlage erschienen ist, sind die inneren poli- 
tischen Verhältnisse dieser englischen Kolonie zur Zeit 
befriedigende. Die früheren Streitigkeiten zwischen 
dem Oberhäuptling Lerothodi und seinem jüngeren 
Bruder Maama, bei denen es fast zum Kriege ge- 
kommen wäre, sind durch Vermittelung des Resident 
Commissioner in einer Versammlung der Häuptlinge 
des Landes zu Gunsten des Oberhäuptlings friedlich 
beigelegt, und es ist dadurch das Ansehen des Ober- 
häuptlings neu befestigt. Lerothodi ist seitdem eifrig 
bestrebt, seinen Pflichten als Oberhäuptling, die Wohl- 
fahrt seines Volkes zu fördern, nachzukommen, und 
unterstützt die englische Regierung in der Ausübung 
der Strafrechtspflege; er beabsichtigt sogar die Grün- 
dung einer Industrieschule. Besondere Aufmerksamkeit 
muß die Regierung der Landfrage widmen, welche 
in der Zukunft durch das beständige Anwachsen der 
Bevölkerung infolge natürlicher Vermehrung und 
Einwanderung bei dem kriegerischen Charakter der 
Basutos den Anlaß zu ernsten Unruhen zu bieten 
droht. Die Bevölkerung wird jetzt auf 250 000 
Köpfe geschätzt gegen etwa 211 000 im Jahre 1891. 
Herrenloses kulturfähiges Land ist nicht mehr vor- 
handen; es wird deshalb schon ein Theil des zum 
Weideland bestimmten Bodens nach und nach in 
Acker umgewandelt, obwohl das Weideland bei dem 
jeigen großen Viehreichthum der Eingeborenen kaum 
noch ausreicht. Der Mangel an Land bildet ferner 
den Grund der beim Tode eines Häuptlings fast 
regelmäßig zwischen seinen Kindern entstehenden 
Streitigkeiten. Ein Theil der als industriell bekannten 
Bevölkerung findet Beschäftigung in den Minen- 
distrikten, viele suchen auch alljährlich Arbeit in den 
Nachbarstaaten zu erhalten. Zu diesem Zweck wurden 
im Jahre 1894/95 25 384 Pässe ausgestellt gegen 
20 000 im vorhergehenden Jahre. Durch den zu- 
nehmenden Gebrauch landwirthschaftlicher Maschinen 
in den Ackerbaugegenden des Orange-Freistaates 
wird aber dort die Arbeitsgelegenheit für die Basu- 
tos immer mehr verringert. 
Der Handel ist im laufenden Jahre gegen früher 
erheblich zurückgegangen, hauptsächlich infolge des 
*) Vergl. „Deutsches Kolonialblatt“ 1895, S. 282. 
  
schlechten Ausfalles der letten Ernte. Der Werth 
der Ausfuhr während des Jahres 1894 betrug 
83 407 Pfd. Sterl., gegen 103 608 Pfd. Sterl. im 
Jahre 1893; die Einfuhr im Werthe von nur 
68 674 Pfd. Sterl. ist um 29 326 Pfd. Sterl. ge- 
ringer als die im Jahre 1893. 
Dagegen versprach die bevorstehende neue Ernte 
einen überaus reichen Ertrag, namentlich an Mais 
und Negerkorn, zu liefern. 
Der im Jahre 1893 im Basutolande zum ersten 
Male unternommene Versuch einer landwirthschast- 
lichen Ausstellung, welcher mit finanzieller Unter- 
stützung seitens der Regierung in Mafeteng stattfand, 
ist im Jahre 1894 wegen des günstigen Erfolges 
an verschiedenen Orten wiederholt worden. Man 
hofft hierdurch die Basutos, die sich gegen Neuerungen 
im Allgemeinen ablehnend verhalten, an einen ratio- 
nelleren Betrieb der Landwirthschaft, insbesonderc an 
den Anbau besserer und ertragreicherer Bodenprodukte 
zu gewöhnen. Ein Erfolg ist insofern schon zu ver- 
zeichnen, als mehrere eingeführte Dampfdreschmaschi 
von den Eingeborenen im vergangenen Jahre viel 
benutzt wurden. 
Was die Verwaltung des Landes anbetrifft, so 
sind die Einnahmen gegen das Vorjahr wiederum 
etwas gestiegen. Sie betrugen zusammen 44. 627 
Pfd. Sterl., die Ausgaben 43 064 Pfd. Sterl. Die 
Hüttensteuer ergab 21905 Pfd. Sterl. (gegen 21579 
Pfd. Sterl. im Vorjahre); sie wurde für 44 677 
Hütten entrichtet, im Jahre 1893/94 für 40 629 
Hütten. Das im Vorjahre neu eingeführte Verfahren, 
die Hüttensteuer unter Mitwirkung der Häuptlinge 
in dem Zeitraume von zwei Monaten beizutreiben, 
hat sich gut bewährt. Die Einnahmen aus dem 
Postwesen betrugen 1071 Pfd. Sterl. (gegen 1032 
Pfd. Sterl. im Vorjahre), wovon 175 Pffd. Sterl. 
auf die Telegraphengebühren entfallen; die Ausgaben 
für die Post beliefen sich auf 1934 Pfd. Sterl. In 
administrativer Beziehung untersteht das Postwesen 
dem Generalpostmeister in Kapstadt. 
Das Missionswerk im Basutolande hat im ver- 
gangenen Jahre weitere Fortschritte gemacht. Die 
Zahl der von den Missionaren geleiteten Schulen 
ist auf 144 gestiegen, die Zahl der Schüler auf 
7543; im Vorjahre waren es 135 Schulen mit 
6937 Schülern. Die von der Regierung für die 
Unterhaltung der Schulen gewährte Beihülfe betrug 
3799 Pfd. Sterl. (im Vorjahre 3608 Pfd. Sterl.). 
Mit Erfolg verwenden die Missionare große Mühe 
auf die Unterweisung der Jugend in den verschie- 
denen Handwerken. 
Der Gesundheitszustand war gut, abgesehen da- 
von, daß in zwei Gegenden die Blatternepidemie 
herrschte; es kamen jedoch nur wenige Todesfälle 
infolge der Epidemie vor. Zur Unterdrückung der 
Seuche sind die nöthigen Vorsichtsmaßregeln ge- 
troffen, namentlich hat die Impfung weitere Fort- 
schritte gemacht. Es sind schon etwa 32 000 Ein- 
geborene geimpft worden. Die Impfung wird
	        
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