Full text: Deutsches Kolonialblatt. VII. Jahrgang, 1896. (7)

An diesem Tage wurde nur bis 10 Uhr vor- 
mittags marschirt, da bei den vielen Dörfern und 
starkem Anbau eine fühlbare Bestrafung bei schnellerem 
Vorgehen nicht durchführbar gewesen wärc. In dem 
Dorfe Eiembon wurde das Lager aufgeschlagen. 
Hier wurde beim Wasserholen einer unserer 
Yaundeträger durch einen Flintenschuß schwer ver- 
wundet. Von den Patrouillen wurden viele ab- 
seits der Straße gelegene Dörfer, aus denen 
beschossen wurde, verbrannt, wobei durch Pulver- 
explosion zwei Soldaten Brandwunden davontrugen. 
Am folgenden Tage ging um 3 Uhr vormittags 
eine Patrouille von zwei Zügen unter meiner Führung 
in nördlicher Richtung ab, da in Entsernung von 
zwei Stunden viele große Dörser im Busch lagen, 
die tags zuvor die Patrouillen lebhaft beschossen hatten. 
Die im Morgengrauen eingeleitete Umzingelung 
glückte nicht vollständig, da die Ungeduld einiger 
Soldaten den Feind munter machte. Einen Todten 
ließen die Yaundes auf dem Platz liegen, während 
sie feuernd und vom Feuer verfolgt in den Busch 
entwichen. Ein Soldat wurde hierbei leicht ver- 
wundet. An demselben Abend trommelten die Yaundes: 
Der Weiße marschire noch schneller als der Schwarze, 
Alle sollen recht weit fort flüchten. 
Am 10. galt es, tüchtig zu marschiren, um am 
sfolgenden Tage mit frischen Kräften zum Dorfe des 
buckeligen Ombasamissoko gelangen zu können. In 
den ersten Stunden blieb die Marschkolonne unbe- 
lästigt. Gegen Mittag erhielt die Spitze Feuer, und 
wurde auch in die Träger hineingeschossen. Nach 
dem Passiren eines auf einer Höhe gelegenen Dorfes 
bekam die Avantgarde heftiges Feuer, welches er- 
widert wurde. Der Marsch wurde darauf fortgesetzt 
und wurden Seitenpatrouillen vorgenommen. Hier- 
durch wird bei dem dichten Busch der Vormarsch 
sehr verzögert, und ich bemerke im voraus, daß ich 
Seitenpatrouillen immer erst dann entsendet habe, 
wenn besondere Umstände es nöthig erscheinen 
ließen. Wir gelangten erst um 5 Uhr abends 
nach Bromoge, wo uns auch an der Wasserstelle 
Feuer empfing. Dort blieben wir während der 
Nacht. 
Am 11. früh erfolgte unter feindlichem Feuer 
der Abmarsch von Bromoge. Gegen 8 Uhr vormittags 
kamen wir in die Nähe des Dorses von Ombasamissoko. 
Hier wurde noch im Wald der Zug des Unteroffi- 
ziers Müller aus der Marschkolonne rechts heraus- 
genommen und gegen die wahrscheinliche Rückzugslinie 
des Feindes entsendet. Zwei andere Züge wurden 
in der Front entwickelt. Währenddem hörten wir, 
wie die Kriegstrommel des Ombasamissoko seine 
Leute zum Kampfe herbeirief. Die in der Front 
vorgehenden Züge fanden keinen Widerstand, wohl 
aber seuerte der Zug des Unteroffiziers Müller 
auf die YMa#indes, die nach kurzer Gegenwehr die 
Flucht ergriffen. Diesseits hatten sich 2 Soldaten 
durch Hineingerathen in Fallgruben verletzt. 
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–— 
Das Dorf des Ombasamissoko wurde nunmehr 
für ein längeres Verweilen eingerichtet und die vor- 
handene umfangreiche Fenz, der leichteren Bewachung 
wegen, verkleinert und verstärkt. Um nun Ombasa- 
missoko gründlich zu strafen, beschloß ich, mehrere 
Tage hier zu bleiben und durch Patrouillen, die zu 
allen Tageszeiten entsendet wurden und auch über 
Nacht ausblieben, dem Feinde Abbruch zu thun. 
Erst am letzten Tage stöberte die Patrouille 
des farbigen Feldwebels Zampa das Versteck des 
Ombasamissoko auf, der dem Anschein nach bereits 
Noth gelitten hatte. Es fanden sich in diesem 
Versteck keine Nahrungsmittel, nur abgenagte 
Knochen lagen herum. Vieh schlachtet bekanntlich 
der Schwarze nur in großer Noth. Die Davon- 
eilenden geriethen bei ihrer weiteren Flucht in 
das Feuer einer anderen Patronille, welche ihnen 
Verluste an Menschen und Vieh beibrachten. 
Das Medizinhorn des Ombasamissoko wurde 
hierbei erbeutet. Jeden Abend ließ ich auf 
der vorgefundenen Palawertrommel austrommecln, 
Ombasamissoko sei an dem ganzen Kriege Schuld: 
mun sei sein ganzer Besitz vernichtet und Keiner solle 
ihm Unterkunft gewähren. Da der Häuptling bei 
seinen Landsleuten nicht beliebt sein soll, ist es nicht 
ausgeschlossen, daß ihm seine eigenen Leute Verlegen- 
heiten bereiten. « 
Am 15. wurde der Marsch nach dem Niong 
angetreten. Die am Njong wohnenden Elamas, die 
mit ihren Kanus das Uebersetzen besorgen, hatten 
zur Zeit dem Premierlieutenant Bartsch trommeln 
lassen, daß sic keinen Krieg wollten. Ich verschonte 
daher ihre Dörfer und Pflanzungen, obgleich keine 
Kanus zur Stelle waren, da sie wahrscheinlich ge- 
zwungen die Kanus versteckt hatten. 
Als das mitgeführte Faltboot mit 4 Soldaten 
sich nun dem rechten Njong-fer näherte — der 
Fluß ist an der Stelle über 100 m breit —, wurde 
von dort ein überaus heftiges Feuer abgegeben. Der 
am diesseitigen Ufer dazu bereit gestellte Zug er- 
widerte dasselbe sosort, auf den Pulverrauch zielend, 
und räumte der Feind in kurzer Zeit seine Stellung 
am Fluß. Der das Boot führende farbige Unter- 
offizier Capsteif hatte, obschon das Fahrzeug dreimal 
von Geschossen durchlöchert wurde, sich vom Weiter- 
fahren nicht abhalten lassen und war der Erste am 
jenseitigen User. Hier hatten die Yaundes, im 
Busch versteckt, aus starken Baumstämmen Schützen- 
stände erbaut, in die sie Scharten eingeschnitten 
hatten; da sie jedoch hierzu meist trockenes Holz 
genommen hatten, waren die Deckungen schon 
von den Geschossen des X/71 glatt durchschlagen 
worden. 
Da beim weiteren Suchen nur ein obendrein 
schadhaftes Kann gefunden wurde, so hielt das Ueber- 
setzen lange auf. Erst am späten Abend befand sich 
die ganze Expedition auf dem rechten Ufer, wo in 
dem Ort Atenagegaqun das Lager aufsgeschlagen
	        
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